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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.11.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189211132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921113
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-11
- Tag 1892-11-13
-
Monat
1892-11
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.11.1892
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I.Beilage zu Nr. 265.-12. Jahrg Die jeden Wochentag Abend erscheinende Leitung Sächsischer Landes - Anzeiger (Cyrmnitzer Geiirral - Anzeiger) tostet monatlich LS Pfg. in Chemnitz frei HauS. Mit dem Extra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch monallich 35 Psg. in Chemnitz frei HanS. Außerhalb Chemnitz Znlrag. monatl.löPf. Bei de» Postanstalle» ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Beiblatt LnstigeS Bilderbuch zu beziehen für 35 Psg. monallich. (Nr. 5580» 10. Nachtrag zur Postlistc.) Sonntag, 13. November L8S2. Anzeigenpreis: S gespaltene Corpulzeil« (ca. 9 Silben fassend) oder deren Stau« 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle logcspalteu» Pelitzeile ca. ll Silben fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Bei wiederholter Aufnahme entsvre<ic»d billiger. — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern. BerlagS-Anstalt von Alexander WiedL Buchdrucker«, Chemnitz. Theatcrstraße S Hohen Tübingen. Ein Gedenkblatt zum 30. Todestage (13. Nov.) Ludwig Nhlands. Von Ernst Steinle. Nachdruck verboten. I» die blaue Luft ragte da- graue Schloß Lichtenstein. Ringsum hoben sich die eigcnthiimlichen Bergformationen der rauhe» Alb scharf vom Helle» Himmel ab. Unten im Thal wogten frisch- grüne Saale» und die Dörfchen blickten alle wie frischgewaschen an bei» dunkeln Land ihrer Obstbänme. Am Horizont zog sich, eine Silberschlange, der Neckar hin, nud Helles Sonnenlicht fluthete über die sommersrische, schwäbische Landschaft. - Wir sprangen von FelSklippe zu Felsklippe den steilen Hang hin ab, »>» noch zur Mittagszeit Pfnlliuge» zu erreichen und im Erker des Hirsche», wo einst Stnrmfeder becherte, einen kräftigen Imbiß zn nehmen. Tüchtig schritten wir zu über die moosigen Gründe am schattigen Bcrgabhang und wunderten »nS selbst, wie rüstig unsere Füße vorwärts strebten. Da fing einer von uns — er hatte den Kneipnamen Troubadour, weil er allfranzösisch studirte und so schöne lange Locken trug — zit declamiren an: ES hing ihm an der Seiten Ein Trin'gesäst von Bnx. Gewaltig könnt' er schreite» Und war von hohen: Wuchs. Und »u» zog das ganze Gedicht vom Schenken von Limburg vor meiner Seele vorüber, dieses hohe Lied der Fußwanderung, dieses^-ideale Jägcrlicd. I» der Schule von unverständigen Lehrern gequält, hat man eS mcmorirt, ohne je a» seine Schönheiten gedacht zn haben. Und doch, welche Slimmnng, welche wunderbare Kraft, welch' süße Melodie in diesen Versen. Er raunt ans eine Hinde So Heist und hastig vor, Daß ihn sei» Jagdgesinde Im wilden Forst verlor. Bei einer kühle» Quelle, Da macht er endlich Halt, Gczieret war die Stelle Mit Blumen mannigfalt. Hier dacht er sich zn legen Zu einem Mittagsschlas, Da rauscht eS i» den Hagen Und vor ihm stand der Graf. Man muß »nsern Troubadour — er ist jetzt in einem kleinen schwäbischen OberamlSstädtchen Gymuasialprosessor — mit feiner schönen Stimme diese Verse begeistert haben declamiren hören, um zu erkennen, daß Uhland ein großer Dichter war. Dreißig Jahre ist er heute todt, und hente tauchen die allen Bilder ans fröhlicher Universüätszeit vor mir auf, wo.'mir die Dichterkcaft des sangesfrohen Schwaben so recht nahe ans Herz ge legt wurde. Ich besitze ei» altcS Commcrsbnch, das mir mein Tübinger Philister vermachte, als ich schied. Uhland hat es ihm selbst dcdicirt mit der Widmung: »Meinem lieben Hausburschen . . Seit jenem Tage schaute ich de» schmutzigen Pcrgamentband immer wie ein Heiligthnm a», und deshalb gab ihn mir der alte Philister mit a»f de» Lebensweg. Seit jener Fahrt nach dem Lichtenstein, wo mir das Verständ- »iß für Uhlands Genie anfgcgangen, jbetrachtcle ich auch die alte Burg Hohcntübinge» mit ganz anderen Angen. Das ganze Schwabe»la»d habe ich durchstreift, um die Ställen z» sehe», die der herrliche Dichterfürst besungen. Und in unsere:» Tübingen selbst, überall die Erinnerung an unseren verehrte» Altmeister: dort das Frankreich beim Ausbruch der Revolution 1789 und Graf Mirabea«. Vortrag des Herrn vr. B. Pohlmeyer ans Berlin im „Kanfmänni scheu Verein" zu Chemnitz, am 10. November >892. Herr vr. Pvhlmcyer ist der geborene Vortragende. Bei ihn: gesellen sich z» eincm ausgiebige», nie versagenden Organ jene innere treibende Kraft und jener eindringliche Ton sittlicher Ucberzcugung, die ihre Wirkung nie verfehlen. Dazu kommt ein sicheres Urtheil, das sich anf klaren Verstand und gründliche Studien stützt, so daß die Hörer nicht bloß gepackt und mit sorlgerisse», sonder» auch tüchtig belehrt und aufgeklärt werden. Das Thema war so recht geeignet für den Redner, um in seinen Ausführungen dem Publikum einen Spiegel vorznhaltcn, den» unsere Zeit hat so manches, was sie der Zeit vor Beginn der fran- zösischen Staatsnmtvälznng vergleichen läßt, n»d manche Töne konnle er anschlngen, die wie eine Warnnug in die Gewissen und Herzen der Gegenwart klangen. — Zimüchst deutete Herr vr. Pvhlmcyer darauf hin, daß die Grundform des sogenannten centralen Staates i» Frankreich geboren und von dort verbreitet worden ist. Aber in dem Staat Friedrichs des Großen beispielsweise wurde die Idee der absoluten Monarchie viel tiefer und vvlkslhümlicher erfaßt, als wie drüben in: Westen, wo die feudale» Privilegien das alle Köni'gth:»» vernichtete» und wo der Vvlkscharaktcr »ach seiner natürlichen Anlage stets zwischen Zügellosigkeit und Despotie schwankte. Um die Grundursachen der knnfiigen Umwälzung klar zu legen, griff Redner ans den eigentliche» Schöpfer der absoluten Königsmacht, auf Richelieu, zurück und erörlerle »ach gebührender Würdigung seiner Verdienste, wie der vierzehnte Ludwig leichtes Spiel gehabt habe, indem er das Erbe des großen Staatsmannes antrat und, unterstützt von seinem tüchtigen Colbcrt, die Nalionalidee mii der Avsolulie der Herrschast Hand in Hand gehen ließ. Erst nach Colberts Tob ging Alles zurück, weil Ludwig nunmehr den Staat seinem Hof unterstellte, ewige Eroberungskriege führte, eine schänd liche Mailressenwirthschaft einrcißcu ließ, durch die Vertreibung der Hugenotte» die blühende Industrie Südsraukrelchs zerstörte und so ein gut Theil beitrug zur Z«rütt»»g des Heeres, zur Verarmung des Volkes »nd zur Verlotterung der Sitte». Unter seinem Nachfolger Ludwig XV. wurde es aber »och weit schlimmer. Da begann der sittliche und wirthschaftliche Bankerott der Krone, da versank das Königthum vollends im Schlau»» schäm- losesten Dirnen- und MaitressenlhnmS; und das zu Grunde gerichtete Volk schimmle in Ivilder Erbitterung auf, daß eine Revolution schon prächtige Portal von Hoheniüb »gen, drüben in der Universität der Saal, wo er gelehrt, das HanS, das Zimmer, wo er gearbeitet, alles bringt Einem de» Dichter näher. Dazu erzählte der alte Philister so oft von dem bescheidene» Manne mit dem gütige», häß- lichen Gesicht, der so süße Weise» sang. Ich will heule keine littcrarische Würdigung von dem Manne gebe», der mit seiner Leyer die Herzen des deutschen Volkes so mächtig gerührt, ich will auch nicht erzählen, wann er geboren, wen er gehcirathet, wann immatrikulirt ». s. w., da» steht in jeder Litleratnrgeschichte, lediglich von Uhland will ich rede», von Uhland, dem Dichter der Jugend, dem Manne von Stahl, der stets treu seiner deinvkralische» Ueberzeiignng sich trotzdem die Achtung und Verehrung seiner politischen Feinde errang. „Tic Treue sei der deutschen Volkes höchster Schmuck, So hört' ich sagen und ich glaub' rS fest." Diese Verse aus seinem nnvergleichliche» Drama „Ernst von Schwaben" sind die Charakteristik seines ganzen Wesens, da- bis in die geheimste» Falten seines Innern deutsch war. Er war kein Freund der Antike, da» deutsche Alterthnm zog ihn in seine» Zauberkreis, hier fand er lebensvolle Bilder, eine reiche Phantasie und gewaltige Conflicte. Dabei studirte er mit Eifer die Sage» und Geschichte seines Schwabcnlaiides und viele der schönste» Gedichte sind die Früchte dieser Arbeit. Sie habe» alle einen so herzig einfachen Ton wie der ganze Man» einfach war. Diese gesunde Schlichtheit bewahrte ihn vor der Unklarheit der Romantiker, denen er doch durch seine Stoffe und Tendenzen wenigstens geistig angchörte. — — — Wie ost habe ich seiner gedacht, wenn ich ans seinem Lieblings- plätzche» am Nordabhang von Hohenlübi'ngcn stand und hi'nanSbliclte, wo hinter der Kirche von Nentlingen der massige Berg anfragl, der die Ruine von Achcilm trägt. Wir sind hinaufgeklcttert bei Sonnen schein und Wi'ulcrschnee, um uns an geweihter Dichlerstätle zu be geistern. Das Schwabenlaud mit seiner stille» Poesie, seine» heimlichen Thälern und rauschende» Wasserfälle» ist so recht eigentlich die Heimath der deutschen Dichter. Ost habe ich Heine gezürnt um seine» Vers: „In Schwaben, da ist die Dichtcrschnle Gar lieb: Gcschöpschcn und Tröpfchen, Auf kleinen Stühlchen sitzen sie dort, Fallhütchc» auf den Köpfchen-" Auf Uhland kann da» nicht Anwendniig finden; diese knorrige Natur, dicscr alte Eichenstamm kan» nicht mit dem gleichen Maße gemessen werde» wie die andern, die ihm nachfolgtcn, Gustav Schwab, Carl Mayer und Morste. Aber Heine hat mit seinem Spottver» etwas Nichtiges gefühlt. Schwabens Dichter könne» nur ans Schwabens Natur erklärt werde». Sie habe» sich Alle satt getrunken an dem Sonnenschein ihrer herrliche» Berge, die den goldene» Schillert»«:: trage», und früh klingt in ihre Kindheit die Sage der Heimalh und regt ihre Phantasie mächtig an. Uhland ist »nd bleibt der Liebling der deutsche» Jugend, weil er so ganz deutsch, so ganz Manu war. Nie n»d vor Niemand beugte er de» stolze» Nacken, er war von einer Schroffheit, die unbeirrt ihre» Weg vorwärts ging. Mit seiner Ucbcrzengmig hielt er nie zurück, obwohl er sie Nicmandem aufdrängtc. An seinen Freunden hing er unverbrüchlich fest und treu, »nd wie sie von ihm »nr durch den Tod getrennt wnrdc», so hielt auch er zn ihnen bi- znm letzten Athemzug. Einem Frenndschaftsdienst auch fiel er scbst znm Opser. Am 23. Februar 1862 starb sei» Freund Kerner in WcinS- berg. Trotz strenger Kälte reiste der 75jährigc Uhland an sein Grab, er wollte den Freund im Tode nicht verlasse». TaS gab seiner Gesundheit den erste» Stoß. Im Sommer welkte er langsam hi», bis er am 13. November die müde» Augen für immer schloß. Er war ein Mann, nehmt Alles nur in Allem. jetzt unansbleiblich schic», wenn der gewaltsamen Selbsthilfe nicht durch weise und energische Staatshilfe gesteuert wnrde. Darüber war sich auch der zwanzigjährige, im Jahre 1774 zur Negierung gelangte sechzehnte Ludwig klar, aber ihm gebrach eben die liefe Einsicht und die energische Thalkraft, um die Folgerungen daraus ziehe» zn können. Trotz vieler gute» Eigenschaften, trotz seines sittlich »nantastbare» Wandels vermochte er die Auflösung von Recht, Sitte, Gesetz und Glaube» i»> Volk nicht mehr anfjiihaltcn, trotz seines redlichen Willens hat er die Verwirrung nur noch vermehrt. Und wenn auch seine junge, i» blühender Schönheit prangende und von Lebenslust beseelte Gemahl:» Marie Antoinette energischer und befähigter war, so fehlte ihr doch die Erfahrung und Lebensreife, um ihre» schlaffen, langsame», inconsc- guentcn Gemahl z» leiten. Außerdem haßte das französische Volk die Habsburger!»; sie war der schändlichsten Verleumdung und den niedrigste» Kabalen der Hofpariei ansgesctzt, und die berüchtigte Halsbandgcschichte, an der die Arme völlig schuldlos war, mußte ihr völlig de» Hals brechen. Ludwigs Bestrebungen, de» Niedergang des Staates aiifznhallen, waren so lange von gutem Erfolg begleitet, als die Neformpläne seiner edel» und fähigen Minister Maleshcrbcs und Turgot Aussicht hatten, durchzndringen; als sic aber mitte» in ihrem glänzenden Wirke» ihre» Gegnern am Hof, im Adel und in den Parlamenten weichen mußten, war die Entscheidung nahe gerückt und die Revolution »naiisblciblich, denn alle folgenden Minister stürzte» Frankreich »nr noch tiefer in das Verderben, »nd der Einzige, der im Stande ge wesen wäre zn helfe», der Graf Mirabeau, scheiterte a» seiner Vergangenheit, an der Ungunst der Verhältnisse und starb, ehe der entsetzliche Ausbruch erfolgte. Dieser wurde befördert durch den Geist, den die nordamerikanischen Freiheitskriege über Europa ver breitete» und durch die von dort nach Frankreich heimkehrendc» Männer, die ein ganzes Kapital von Geist, Kraft und Liberalismus »iltbrachtc». Die im August 1768 erfolgte Einberufung der Ncichsstände be deutete so recht eigentlich das Signal znm demnächst lvsbrechcnde» Sturm, n»d des AbboS Sieyes Schrift: „WaS ist der dritte Stand?" beantwortete diese Frage mit „»zweifelhafter Deutlichkeit: Ter dritte Stand ist in Wahrheit die Nation! Damit war da» entscheidende und lösende Wort gesprochen, für das der Abgeordnete von Aix »nd Marseille, Graf Mirabea», mit dem ganze» Gewicht seiner genialen Persönlichkeit cintrat. Dieser Mann, der «Hedem in alle» Staatsgesängnissen gesessen, dessen Namen am Galgen gestanden, dem man jedes ehrenrührige Verbrechen uachgesagt, rang sich al» beredter, Kirchliches. Jesuitische Wunderkure». Hat Frankreich seine LonrdcSgrotle, wo die Jungfrau Maria die Ivundcrbarsten Heilungen bewirkt, hat Deutschland seinen heilige» Nock i» Trier, dessen oft »nr flüchtige Berührung von so manche» körperlichen Gebrechen urplötzlich befreit, warum sollte nicht auch Oesterreich-Ungar» mit einem solchen Mittel gesegnet sein, welche-. Dank den Einflüsse» der »»erklärliche» Wunder, in allen körperliche» Erkraukiiugsfällcil auch dort, wo der Arzt und die Arznei nicht mehr helfe» können, sofort die vollständige Genesnng herbciführt? Beispiel« hiervon stehen »ach Belieben zur Verfügung. „Der Sendbote des göttlichen Herzens Jesu, eine Monalsschrist des Gebets-Apostolates und d:r Andacht zum heiligsten Herzen, mit Genehmigung der geistlichen Oberen hcransgegebe» von Priester» der Gesellschaft Jesu" (Jnnsbrnck, Druck und Verlag von Fel. Rauch, 1892), von Mitgliedern de- Jesuitenordens hcransgegeben, kommt nicht in Verlegenheit, derartige Wundcrknrcn in der bunteste» AbwechSlnng seinen Lesern vvrznsührc», wobei die beglaubigte» TankeSbezeugnngk» der Gerettete», wie auch bei andere» Gcheimmitlcln üblich, natürlich nicht auSblcibe». Ans dem Bereiche dieser Wnndetkuren sei hiermit Einige» znm Beispiel erwähnt: „Es sind jetzt ungefähr zwei Monate, da wurde ich z» einem an der DiphthcritiS schwer erkrankten Knabe» geruscn" — so erzählt der Jesuilcnbrnder — „um ihm schleimigst die letzte Oclnng zu spende». Ich kam und traf de» Knaben den: Ersticken nahe. Der anwesende Arzt erklärte, da könne nur ein offenbares Wunder helfen. Groß war der Jammer der Eller», groß aber auch ihr Vertraue». Sie riefen in inständige:» Gebete um Hilfe und gelobte» Andachten und Wallfahrte» und im Falle der Erhörnng Veröffentlichung im „Sendboten". Und siehe, die Erslicknngsansälle ließe» »ach; der Knabe bekam wieder das völlig geschwundene Bewußtsein, und i» wenigen Tagen schon hatte er sich soweit erholt, daß er daS Bett verlassen konnte." Mit dem Bruder dieses geheilten Knaben ging es folgendermaßen auch in ganz merkwürdiger Weise zn: : i „Dieser hatte infolge des heftigen Keuchhustens, der in diesem Jahre in nnscrer Gegend — Innsbruck — geherrscht hatte, die Sprache vollständig verloren. Es wurde der Arzt zu Nathe gezogen und seine Anordnung pünktlich befolgt; aber vergebens. Der Arzt 'konnte schließlich nichts anderes, als erklären, der Verlust der Sprach« sei Folge einer Lähmung, »nd da sei nicht mehr zu helfen. Damit schien die Sache abgctha». Aber inzwischen ereignete sich die aiissallcnde Heilung de» an DiphthcritiS erkrankten Brndcr», von dem ich soeben berichtet habe, und das gab den Elter» Mnth, sich auch für das der Sprache beraubte Kind an dar göttlich- Herz Jesu zn wenden. Den», dachten sic, hat das göttliche Herz dort geholfen, so kan» cs auch hier helfe». Und eS.hat geholfen. Nach wiederhollcn »ciintägigc» Andachten ert iclt der Knabe mit einem Mal« die Sprache zurück und redet jetzt wieder laut, rein und deutlich." Einer Mutter werde» dann mehrere wunderbare Erzählungen i» den Mund gelegt: „Unsere Elternfiende war sehr getrübt, denn »nser Kind, ein Knabe, kam mit einem große» Gebrechen! zur Welt. Es war nämlich ei» Füßchen beim Kniegelenke verkehrt gewachsen» sodaß energischer, staatsklnger »nd tüchtiger Volksvertreter in der Folg« so sehr empor, daß er der Liebling des Volkes, der gute Genius de» Slaales, der beste Nalhgebcr des Königs wnrde »nd daß man ihm, als er 1791 starb, ein Begräbnis) i»> Panlheon bcrcilcte, wie eS kein Monarch je glänzender erhallen. Der drille Stand war also die Repräsentation der wahren Macht der Nalio», und so riß er sich von den beiden ersten Stände», dem Adel und der Geistlichkeit, los »nd constitnirlc sich als National versammlung, die der Negierung den Fehdehandschuh hinlvars. Als aber diese zu:» Schutz des Königs Triippenanhänfimge» veranlaßte und einen Staatsstreich plante, stieg die Wnlh der Massen anf de» Gipfel und machte sich am 14. Juli 1789 im Bastill eil st nrm fürchterlich Luft. DaS war das schreckliche Flaniwen- zeiche» der Revolution. Der König wurde gezwungen, den letzten Rettungsanker seiner Macht in der Nationalversammlung zu suche», in deren Schoß er flüchtete; aber das dämonische Mißtrauen, die bestialische Gewallthäligkeit der Masse» waren geweckt, »nd da man die drohendsten Anzeichen immer noch zn leicht nahm, gingS »»auf haltsam i» Frankreich von Ueberstürzung zn Uebcrslürznng de», Ab grund entgegen. Mille» in der schwe>sie» Krisis starb Mirabea», und mit ihm brach die letzte Stütze des Königlhnms zusammen. — Die Radikalen aber waren befriedigt; sein Tod war ein großer Gewinn snr sie. Der Tag seines Scheidens, der 18. April 179 l, bildet eine» wichtige» Abschnitt in der Geschichte der französischen Revolution, denn fortan schwankt das Staatsschifs stcnerlos anf den stürmischen Woge».... An diese Ausführungen, die der gewandte Redner in oft dra matischer Lebendigkeit aneinander reihte, knüpfte er schließlich die Frage: WaS hat Frankreich und was haben wir ans dieser wel!« geschichtliche:: Tragödie z» lernen? Er läßt die Geschichte selbst anlworlcn, indem er „achzttweise» suchte, wie die ewige Partei- zersplitterimg, die fortwährend sich wiederholenden Nevolntioiien in Frankreich die verderblich.» Folgen jener großen blutige» Umwälzniig seien, in der Frankreich seine Todeswnnde empsangcn habe, a» der es einmal verblute» müsse. So aber, meint er, erfüllt sich das Wort, da» der große Mirabea» i» prophetischer Voraussicht auf seinem Sterbebette gesprochcn:, Beklagt dir Monarchie, sie stürzt mit mir in'S Grab, und »ach meinem Tod wird sich die Parieiwuth in Ihr Gewand theilen; denn mein Vaterland wird sterben und zu Grunde gehen an seiner inner» Fäulnis) I — Wen» aber der Vor tragende es sei»«» Hörern selbst überließ, die Nutzanwendung für Nnser Volk an» seine» rindringliche» Schilderungen zu zieh««, so hatte er völlig recht. La»ga*dnuernder Beifall mocht« ihm bestätig daß sein« Worte mächtige» Anklang gefunden. - L. li?.
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