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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.11.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189211111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-11
- Tag 1892-11-11
-
Monat
1892-11
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.11.1892
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Di« Eoneert-Siittger-Gesellschaft Rainer Zun. aus Achensee in Tirol wird von morgen Freitag Abend an in, »Bellevue- coneertiren. Die Leistungen dieser Gesellschaft werde» alr vorzügliche künstlerische Darbietungen gerühmt, eS sei deshalb ans diese Conccrle angelegentlichst aiifinerksam gemacht. —k. Brandbericht. In einem Laden in der Zschopauerstraße sing das Petroleum in dem Oelbehälter Jener. ES entstand ein nicht ' »mbeträchllicher Brand, der indeß noch rechtzeitig gelöscht werden konnte — Gestern Vormittag waren in einem Mnsterzimmer an der Becker firaße Schachteln mit Muster» in Brand geralhe». Das Jener wurde bald erstickt. — Am Dienstag Abend gegen 11 Uhr war ans dem Nrnsttidter Markte das Dach einer hölzernen Bude in Brand gerathen. Die in dem Gasthaus zur Linde slationirte JahrmarktSfenerwchr, welche sich ans Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr zusammen setzt, beseitigte bald jede weitere Gefahr. —* Nnsall. Gestern Mittag in der 12. Stunde fuhr ei» Fteischerlehrling mit einem Hnndegeschi'rr von der Ufer- »ach der Oststraße. Aus dem Wage» saß ein 7jähriger Knabe. Bei einer Stpaßenbiegiing fiel der Wagen nin und der Junge heraus. Hierbei erhielt derselbe mehrere stark blutende Wnncen am Kopf und sol . außerdem innerliche Verletzungen erhalte» haben. —* Diebe. Bor einigen Tagen tauschte» zwei unbekannte MSnuer bei einem hiesige» Trödler ein Paar Schnürschuhe gegen eine »cufilberne Uhr ein. Später ergab «S sich, daß das Tausch objtct einem in Kappel wohnhafte» Strumpfwirker gestohlen worden war. Der Criminalpolizei gelang cS, die beide» Burschen, zwei Am streichcr, gestern hier sestzunehmen. Dieselben waren des Diebstahls geständig. —* Gestohlen wurden in der Nacht zum 8. d. M. aus einer an der Gartcnstrabe stehenden Spielwaarenbnde für circa 30 Mark Epielwaarc», als: Pistolen, Figuren, Möbel, Armbrüste „nd Kami» kästen; am 8. d. M. Abends auf dem Nenstädter Markt von einem Beckanssstand vo» Musikinstrumenten eine sogenannte böhmische Zieh Harmonika mit gelbem Rand, gelbem Griff» ohne Claviatur, im Werth von 4 Mk. 60 Pf., weiter von einem Porzellanwaarenverkanfsstand am Antousplatz am 7. d. M. Abends gegen. 9 Uhr vier Kaffeekanne» von Porzellan, mit goldener und bunter Verzierung, vier Sahnen gießrr, vier Zuckerdosen in, Gesammtlverth von 15 Mark. —* Festgenommen wnrde gestern ein von der Staatsanwalt- schüft Bliimenthal wegen Körperverletzung steckbrieflich verfolgter Stein- Metz aus Kleinlauterbach in Bayern, ei» vom Stadlrath Meißen behnsS Strasvcrbnßnng steckbrieflich verfolgter Barbier a»S Berlin und ei» aus Sachsen ansgewieieuer Dienstknccht ans Böhme». Stadtthcater. Mittwoch, de» 9. November: „Ein niibeschriebenes Blatt", Lust spiel in 4 Aufzüge» von Paul Heyse. Fünfte Neuheit! — Wär'S »icht Paul Heyse, der's geschrieben, das seichte Lustspiel hätte wohl kaum irgendwo das Lampenlicht der weltbedeuten de» Bretter geschaut. So aber ,nacht cs die Runde selbst über eine Reihe der bevorzugten Bühnen Deutschlands. Der Raine des gefeierten Dichters flößt eben Vertraue» rin, und überdies zwingt der karge und mangelhafte Zufluß au echten Gaben der heitern Mnse die Direktoren, in ihrer Verlegen heit zu den verzweifeltste» Mitteln zu greifen. Schon in der Besprechung des Schauspiels „Wahrheit?" wurde hier ge äußert, daß Paul Heyse bin streitbarer Held sei in der dramatischen Arena. Indessen war jener Wasfengang gegen die Iüngstdentschcii immer noch von leidlichem Erfolg begleitet; das Stück intercssirtc, und über manche Schwächen half der ainnuthigc Geist und eine gewisse poetische Kraft des bernhmtenlEr- zählerö hinweg- — I» der vorerwähnten Neuheit aber lassen uns auch diese Vorzüge ziemlich i»> Stich. Der Verfasser greift zwar hinein in-Z moderne Gescllschastslcbcn, um sich seine Kampsobjelte hcransznholen, gegen die er daun seine Massen cinlegt; — aber diese Massen geinahen an harmloses , Linderspirlzeng »nd das Ganze verläuft in ein sehr oberflächliches Plänkeln. Zm Grunde weiß man nicht recht: wendet sich Heyse gegen die Absondcrtich- kciteu »nd Verkehrtheiten moderner lieber- und Verbildung oder gegen die Frömmelei und Scheinheiligkeit und was daraus Erbauliches für Familie und Gesellschaft hcrvorblüht, — kurzum er greift eben nicht In die Tiefe; seine Satire gebt über ei» glattes und flaches Geplauder nicht hinaus, und weder die verdrehte Hildegard in ihrer lindischc» Emauzipationswiith, »och die ein fältige Clara, dieses eigentliche „unbeschriebene Blatt," noch der weibliche pharisäische ZionSwächter, die Gcheimrathl» Blcjsing, sammt ihrer halb un zurechnungsfähigen Freundin vom Lande, noch auch die beiden Freier sind lebensfähige und lebenswahre geselljchastliche Type». Heyse hat sie sämmltich für de» vorliegende» Zweck ohne Ernst und dichterische Bethätignng zusamiueu- koustrnirt, nm sie nach meist nnerquicklichem, oft salbaderndem, selten au- »imhigcm Geplauder cnt'prcchend z» gruppiren und das Ganze schließ».!, in überflüssiges Wohlgefallen anssnlvscu. Es geht in dem Stück oft unheimlich harmlos zu; wird doch sogar von einem lockern Assessor mit einer frommen Einfalt vom Lande in kuhwarmer Milch Brüderschaft getrunken! Zuweilen aber bestrebt sich der Verfasser anch pikant z» werden, »nd dann läßt er seine Personen ganz vergnügt durch den Sumpf patschel», daß die Schmiibtropfe» nur so nmherspliyc». Das ganze Machwerk aber erpreßt den, gclänjchten Zuschauer die Klage: O Heyse, warum hast Du »ns das getha»? — Ucbrigcns verstand cs besonders Frl. Kosska als Hildegard der Sache einige ergötzliche und ansprechende Seiten abzugewinnc». Sie hatte sich prächtig in die Nolle der eingebildete» Emanzipirtcn hiueingelebt und verstand es ebenso mit seinem weiblichen Takt, die von Ihren, Uebcl durch die Liebe Geheilte sympathisch zu gestalten. Nur in der scclijchcn Wandlung selbst ver fuhr sic etwas sprungweise. — Herr Ulrichs verlieh dem ehrliche» Land- jimkcr Anr.l von Wardcnscls ein frisches, treuherziges Wesen »nd wurde nur mimmer zu schwerfällig »nd pathetisch in seinem Vortrag. Auch die morali che» Standrcden des Liebhabers müssen noch natürlich und wie selbst verständlich ans dein Innern komme». — DaS zweite Pärchen, die Inudlich- idyllische Cl .ra n»d der Leiehtsnß H»go, war in den Händen dcS Frl. Adler i»iv dcS Herrn Ncnbcrt ganz gut aufgehoben, wenn anch letzterer etwas nüchtern spielte. Frl. Vach war in der Darstellung der scheinheiligen, salvr.drrndc» ttonsislorialralhstochtcr und Gchcimrathswtttwc Messing köstlich »nd hals durch ihr fertiges Spiel au.h »och über die zweifelhafte Gestalt der Frau von Kalter» mit ihrer »olhgcdrnngcncn Vertretung hinweg. Tie einzige lebenswahre Rotte im Stück ist die alt- schalkhafte n»d liebenswürdige Tante Christiane, die auch durch FrauLissö mit gcwiuiiender Natürlichkeit vermittelt wurde. Herr Grosse dagegen gab sich vergeblich, Mütze, seine» Johann ans dem Eonsslenrkastcn leidlich z>isa»»nenziistoppel» — Die Gesantmtansführiiiig selbst war von Herr» Direktor Jesse sehr ge schmackvoll und flott in Scene gesetzt. D. W. Strafkammer - Verhandlungen-Chemnitz. 9./1l. Sonderbare Diebstahlsobjecte. In der Nacht des 30. Aug d. I. entwendete drr erst 20 Jahre alte, aber trotz seiner Jugend schon mehrfach mit dem Strafrichter in Berührung gekommene Bergmann Michael Constaiiti» Fiedler ans Hesselbach in Bayern, zuletzt in Lclsnitz wohnhaft, ans dem Garten des Gasthofs >» Stclzcndorf 6—7 Stück Vier- — gläscr »nd ein Stück Leder vo» etwa 1 Meter Größe. I» der Nacht vom 16. zm» 17. September lockte er einen im Hoframn des FlcischermeistcrS L. in Zwönitz befindlichen großen Bcrnhardincrhnnd im Wcrthe vo» 30 Mark aic sich, welche» er in Stollberg eine», Obsipächtcr für 5 Nil. zm» Kause an- bol. Da dieser ans das verdächtige Geschäft vorsichtigerweise nicht entging, so begab sich Fiedler ohne Anstrag zu dessen Ehefrau, welcher er vor- spiegelte, ihr Mann habe den Hund für 10 Mk. gekauft und bereits 1 Mk. daraus angezablt, er wolle ihn aber für 9 Mk. lassen, wen» ihm die Frau die rcstircnden 8 Mk. sofort anszahte. Dieser übrigens sehr wahrscheinlich klingende Schwindel gelang den» auch »nd Fiedler erhielt das verlangte Geld. Wegen Rückfallsdiebstahls in 9 Fällen, verbunden mit Betrug, er kannte die Strafkammer gegen Fiedler ans 10 Monate Gefängniß »nd 2 Jahre Ehrenrechtsvcrlnst- Ei» Nngeberdiger. Ein ziemlich langes Sündenregister führte den i»> Jahre 1866 geborenen, bisher mir polizeilich vorbestraften Agenten Hermann Ferdinand Max Hilter ans Chemnitz ans die Anklagebank In der Nacht znni 6. September d, I. beleidigte Hiller ohne jede Ver anlassung ans hiesiger Jacobstraße den Wächter der Reviers und störte hierbei die nächtliche Rnbo, leistete anch dem Beamte» bei Vornahme der ihm hieran angekündigten Arrelnr erhebliche» Widerstand. Endlich nach der Bezirks- Polizeiwache verbracht, machte er sich dort der Beleidig»»« dcS Schutzmannes schuldig, welcher seine Persönlichkeit fcststellen wollte. — Am Nachmittag« des IS. September d. I. befand sich Hillrr in einem an hiesiger Klosterftraß« gelegenen Restaurant- Dort führte er sich trotz wlrderholier Mahnungen seitens des Wirthes nnd der Kellnerin so ungebührlich auf, daß er schließlich mit Gewalt a» die Lust gesetzt werde» mußte- Hierbei erfaßte der wüthende Mensch die Kellnerin bei de» Haaren und riß ihr ein ganzes Bündel der selben ans dem Kopfe, was dieser nicht geringe Schmerzen verursachte. As ch» hieraus cin Schutzmann an Polizeistelle sistire» wollte, leistete drr rabiate M-nsch so heiligen Widerstand, daß noch «I» zweiter Schutzmann zur Unter stützung herbeigeholt werden mußte. Angesichts der entstandenen Menschen ansammlung überhäufte Hiller diese beiden Beamten mit den gröbsten Schimpfredeu »nd forderte die Zuschauer zu seiner Befreiung ans. Der Ge richtshof schenkte der Behaupt,i»g Hiller's, daß er sinnlos betrunken ge wesen sei, Glauben und vcrnrthcille ihn wegen Beamtenbelcidignng, Wider stand gegen die Staatsgewalt nnd Körperverletzung, verbunden mit grobem Unfna, zn einer Geldstrafe vo» 340 Mk., a» deren Stelle im Falle der Uncinbrmgliidkeit 68 Tage Gefängniß treten, wegen Err:g»»g rnhe- störcndc» Lärms und grobe» Unfugs aber außerdem zu 2b Mk. Geld«, event. ü Tage» Haftstrasc. Cholerabericht. Die offi'ci'ellc Erklärung Hamburgs als senchenfreie Siadt dürste im Lause dieser Woche noch erfolgen. — Für die Negnlirung de» Fahrwassers der Elbe im Hambnrgcr Stadtgebiet sollen aufs Neue über 8 Millionen Mark angewendet werden. Aus den» fernen Westet». Ein Deutscher, welcher i» jüngster Zeit de» westlichen Theil der Vereinigten Staaten von Nordamerika besucht hat, schildert die deutschen Ansiedler in Grand-Island, dem Centrnm der nord- amerikanischen Rübenzucker-Industrie, folgendermaßen: War der erste Eindruck in Grand-Island recht wenig verlockend, so nehme ich doch »ach viertägige», Aufenthalt die angenehnistcu Erinnerungen mit hin weg, denn hier, wie überall, sind es die Mensche», die das Leben angenehm machen, und ich fand davon hier recht viele von guter, treuer deutscher Art, die sich bemühten, mir den Aufenthalt behaglich zu niachcn. Die frohen Stunden, die ich hier ii» Li'ederkranz verlebte, wo deutsche Weisen erklangen und ineislerhaft gesungen wurde», zähle ich zu den schönste» meiner bisherigen Reise. Das Dentschlhn», Lberwicgt hier, und was sonst so selten ist, die Deutschen sind stolz auf ihr Deulschthum nnd pflege» nnd hegen cs, auch die Kinder bleibe» deutsch. Ich möchte sagen, schon von Weitem sicht man es, lvo der Deutsche seinen Fuß h,»gesetzt hat, denn wo die Farmhäuscr an« schattige» Bäumen hcrvoringe», lvo fruchtbringende Obst- bännie in reicher Zahl -gedeihen, wo Wege und Raine mit Weidcnbnschen besetzt sind, da kan» man den Herrn ruhig anf deutsch anreden nnd wird znmeist seine plattdeutsche Antwort er halte». Der echte Dankee setzt seine Holzhütte mitte» in die Wüste, und je weiter mau nach dem Westen geht, üm so mehr kann man das beobachte», er läßt die Wüste, wie sie ist, und schattenlos ragt das svnnendnrchglühte Hans ans der Prairie hervor. Für ihn ist der Grund und Boden nicht die zukünftige Heimstätte seiner Kinder, »»der» eine Quelle möglichst schnellen ErlvcrbS. Ist die Gelegenheit zn günstigem Verkauf geboten, so verläßt er die Stätte, wo er jahre lang gearbeitet, und sucht anderswo schnell und flicht reich zu werden, denn „to malcs mons^" ist hier das einzige Lvsuiigsivort. Wie anders die Denlschen. Ich machte am Sonntag früh eine Fahrt durch's Land, besuchte manchen Farmer nnd war am Nachmittag auf dem „Old Scltler'Clnb", d- h. ans der regelmäßigen Vereinigung der ersten Ansiedler, die allmonatlich bei einem anderen Farmer ab- gchaltcn wird. Vor mehr als 30 Jahren waren sie als die Erste» in die baumlose Prairie gekommen mit leeren Hände» nnd leeren Tasche»; mit den Indianern zusammen haben sie den Büffeln »achgcstellt, aber sie hatten anch angesangen, ihre Hcimath zn gründe», nnd heute können die meisten dieser alten Siedler auf ein „behagliches Heim", aus eine stattliche Farm, auf reichen Besitz herabblickcn nnd stolz sagen: nicht vo» unseren Vätern habe» wir es mühelos ererbt, sondern mit eigenen chniielige» Händen haben wir es erarbeitet nnd Alles geschaffen, was Sie hier sehen. Alles! Das alte Blockhaus stand »och, in dem der Farmer, auf dessen Hof die Versammlung stand, den ersten Schutz in der Wildnis; gefunden, aber stattliche Gebäude, ein weiter, schattiger Park und Obstgarten umgeben es und Hunderte vo» wohlgenährten Rindern trieb der Cowboy aus den Weiden zur Koppel, als wir in den Hof einfuhre». Da war kein langes Fragen, woher und wes halb, auf gut plattdeutsche Art ward man willkommen geheißen. Spät am Abend, im. Hellen Mondenschein, fuhren wir »ach Hanse, nnd ich hatte einen tieferen Blick in die Verhältnisse thu» lönnen, als »>c»iche»i Reisenden vergönnt ist. Viele der anwesenden Farmer wurden auf 50—100,000 Dollar geschätzt — in ehrlicher Arbeit er worben, dabei bleiben sie, was sie waren, treue Arbeiter, nnd ich gestehe gern» ich hatte rechtcn Respect vor diese» Leuten, als ich anf der Heimfahrt bei einem der ältesten Farmer cinkehren mußte nnd, im bequeme» Schankelftuhl in dem eleganten Empsangszimmer sitzend, die Töchter am Klavier wirklich gut spielen hörte und mir der Hausherr erzählte, daß er vor 37 Jahren ohne welches Vermögen hierher gekommen sei nnd noch heule mit diesen seinen Kindern die ganze große Wirth- schaft selber führe. Ein anderer Farmer nannte 700 Acre-, etwa 280 Hektar, sein eigen und obwohl er selbst Weinbau trieb und ausgedehnte Bienenzucht hatte, war er mit zwei handscstcn Söhne» nnd einem Knecht gezwungen, das Ganze, wenn anch größlenlheils im Weidebclrieb, selbst zu bcwirthschaften. Mnn sieht, was deutscher Ftciß und deutsche Ausdauer vermögen. De» späteren Ansiedlern, die Las Land von Spelnlaulen kaufen mußten und noch heute 10 nnd mehr Prvccnt Zinsen zahle», svll's freilich nicht so gut gehen. Das Großkapital und die Spekulaiivnslust richten i» Amerika un endlich viel aufstrebende Krast zn Grunde, und ein Wunder ist cs nicht, wenn der Farmer sich gegen die Monopole der Eisenbahnen, der Trusts, der Großhändler anflehnt. Doch davon ein ander Mat — mein Weg führt mich weiter zn den Mormonen, nach dem Gold laut» Kalifornien. Französische Befestigungsbauten gegenüber dev deutschest Grenze. Ans Paris kommen folgende Angaben über die in der That großartigen Befestigungsbauten in den französische» Grcnzbezirken: Unausgesetzt sind die Franzosen seit dem letzten großen Kriege be müht gewesen, mit allen Mittel» die Kri'egsvorbercitnng in den festen Plätzen zu betreiben. Arbeiten, die sonst der Armirnng im Kriegs satte Vorbehalten bleibe», werden dort bereits im Friede» ausgeführt. Eine große Anzahl von Ponzerlhürmen hat in den Werken von Paris nnd der Ostgrenze Aufstellung gefunden. Ein ausgedehntes System von Schmalspurbahnen sichert i» de» Festungen di« Ver bindung der einzelnen Werke »ntercinander und erleichtert die schnelle Durchsührnng der Armirnng. Die ganze Ostgrenze ist mit einem Netz von oder - nnd uiitcrirdischcn elektrischen und von optischen Tele graphen bedeckt, die sämmtlich mit de» Festungen und Sperrforts in Verbindung stehen und den Nachrichtendienst unterstütze». Immer noch wird an den Befestigungen weiter gearbeitet, jede neue Combi- »atiou über die mögliche Angriffsrichtnng des Gegner- ruft den Ban von neuen Werken hervor. Seit dem letzte» Feldzüge sind neu erbaut worden : 1) um Verdun: 16 große Fort-, 20 kleinere, sturmfreie Werke, eine große Anzahl von Zwischenbatterieen nnd kleineren, bisher nicht sturmfrei ansgrbauteu Werken; 2) nm Tont: 14 große Fort-, über 100 kleinere Werke und Batterie««r 31 um Spinal: IS große Fort- und über 50 kleiner« Werke und Batterie«»; der Bai« einer Umwallung steht bevor; 4) »in Belfort: «iu äußerer Gürtel vou 12 großen Fort», mehr als doppelt so viel Heinere, dauernde Werke, dazu eine Anzahl vo» Anschluß- nnd Zwischenbälleriee», im Ganzen 50 Werke. An» dem zum diesjährigen srauzösischen MilitärEtat vorgelegten Bericht de» Abg. Cochery a» die Pariser Z)cpulirte»ka»»»kr geht hervor, daß seit dem Jahre 1871 rnnd 18 Milliarden, also acht- zehntauseiid Millionen, für Zwecke der Laudarmee — die großen Ausgaben der Marinekammer besonder-, verwandt worden sind. Einen Hanptposten davon bilden die Ansgaben für den immer weiteren Ansbau der französischen LandcSbesestignng. In gleicher Weise wie der Umfang hat auch die Bedeutung der Brsestignugs. anlageu mit der Zeit eine wesentliche Acnderung erfahre». Heute scheint rS den Franzosen nicht sowohl daraus anzukoninicn, durch eine zusammenhängende Linie von festen Plätzen ihre Mobilmachung zn sichern, als vielmehr darauf, unter dem Schutze dieser Werke ihren Aufmarsch möglichst nahe an die deutsche Grenze z» verlegen. Schon Ende der siebziger Jahre ist anscheinend diese veränderte Auffassung zur Geltung gekommen. Der Bail der Werke von Fronard und Pont St. Vincent, sowie de» FurtS Manonviller, alle drei in „u- »littelbarcr Nähe der deutschen Grenze, denten darauf hin. I» der französischen Litteratnr tauchen ähnliche Betrachtungen immer wieder auf, schließlich lasse» eine Reihe vou Befestigungen, die in feldkriegS- »iäßiger Weise bei Nancy auf beiden Meurthe-Ufern angelegt worden sind, mit Wahrscheinlichkeit ans derartige AiigrisfSabfichien schließen. Unausgesetzt scheint die Aufmerksamkeit der Franzose» aus diesen Punkt gerichtet zn sein, n»d noch in neuester Zeit ist der völlige Umba» des Forts Manonviller den modernen Anforderungen entsprechend in Angriff genommen worden. Dev Kohlen-Bevgvart im Zwickanev Revier im Jahve 18S1. Unter dieser Ucberschrift schreibt die „Deutsche Kohlen-Zeitung": „Die Zahl der ii» Betriebe befindlichen Kohlen-Bergbane im Zwickaner Reviere ist nach de», Berichte der Handels- nnd Geivcrbc- kaiiimer i» Planen »»veräiidcrt mit 19 dieselbe wie ii» Vorjahre ge blieben. Vo» de» 65 Schächte» hatten 13 eine Teufe von welliger als 100, 14 eine solche vo» 100 bis 199, 17 eine solche von 200 bis 299, 8 eine solche von 300 bis 399, 5 eine solche von 400 bis 499, 1 eine solche von 600 bis 599, 4 eine solche von 600 bis 699, 3 eilie solche von beziehungsweise 730, 711 nnd 705 m. Vo» den gangbaren Schächten dienten 47 hauptsächlich zur Förderung, 15 zur Wetterführung und 3 zur Wasserhaltung. Die Zahl der bei den Schächten vorhandenen Maschinenanlagen betrug 276 mit 11601 Pferdekräfte». Die ini'ttlere tägliche Belegschaft betrug 10547, von denen 7867 unter Tage beschästigt wurden. Die Arbeits-Löhne und Gehalle der Beamten betrugen 11612826 Mk. Was die Production der scimiiilliche» Zwickaner Werke betrifft so betrug die ' 1890 1891 Kohlen-Prodncloil 2254029667 kg 2 317 710 524 IcA Cocs-Prodnclio» 60208015 » 66740950 - Brikett-Fabrikation 1116 600 St. 1382 300 St. Ans den Selbstverbranch an Kohlen für den Berkwerksbelriet einschließlich Haldeii-Verlust kommen 255803441 kg. Der Gesammt- werth der Steinkohlen-Production betrug imJahre 1890:2243S905M, im Jahre 1891 dagegen 13113 475 Mk. Die Cocs-Productiv» ist gegen daS Vorjahr nm 10,85 pTt. gestiegen. Es waren hjersür 7 Werke mit 177 Cocsöfe» im Gange; der Verkanfswcvth betrug 1135 739 Mk. Die gesammte Briket-Pcoduction ist ans 1382 300 St. gestiegen, der Gesammtwerlh auf 27 605 Mk. Ans Nah und Fevir. — Kleine Mitthetlttttgen. Nach Berichten aus Jaffa, dem Hafen von Jerusalem, wurde daselbst das Boot eines Livyd. dampfers, das 25 Passagiere landen wollte, von einem Windstöße ningeworfen, wobei 12 Reisende ertranken. Die übrige» Passagiere konnten gerettet werde». — Die Schulden bei de», Krach der Gebrüder N o » a ch e r (Roiiacher-Theater). in Berlin betragen 1,200,000 Mark. Die Lieferanten haben entweder nichts oder nur einen sehr geringen Theil ihrer Fordern»ge» erhalte». — Der viel genannte Ei»g«bore»e>i-Häi>ptliiig Bell aus Kamerun wird zum ko»n»e»den Frühjahr in Altona zum Besuch erwartet. — De» Erstickungstodt durch Gaseinathniiiug haben in eine,» Hanse in der Alexandriiienstraße i» Berlin ein Portier und seine Frau erlitte». — Ei» Güter-Eilzng mit Pferde» »nd Schweinen ist in Mähren entgleist. 15 Waggons stürzten vom Bahndamm herab. Ei» Pferdewärtcr wnrde g tödtct. — Gegen einen Berliner Rechtsanwalt versuchte eine dortige Frau ei» glücklicherweise mißlungenes Oleum-Attentat, weil der Bedrohte ihr einen Proceß verloren hatte. — Eine Hosliefevatttcttrechmuig. Viel besprochen wird in Weimar die Weise, wie sich ein Großherzoglicher Hoflieferant die Festtage an» Anlaß der goldenen Hochzeit des Grvßherzvgs vo» Weimar zu Nutze gemacht hat. Es waren bei ihm aus dem Ge folge dev Königinnen der Niederlande drei Officiere als Gäste der Frau Großherzogin einqnartirt worden. Die Herren bewohnte» je zwei Räume n»d hatten, da sie natürlich a» den Diners ii» Schlosse theilnahnien, außer de», Frühstück keinerlei Verpflegung im Hanse. Trotzdem reichte der Qnarliergcber für den fünftägige» Aufenthalt der Officiere eine Rechnung ein, die das Sümmchen von 4600 Mk. betrug. Die Hofhanptkasse Ivcigerte sich, die Forderung zn be gleiche», und ans Wunsch der Frau Großherzogin wnrde eine genaue Spezificirung der Rechnung verlangt. Auf diese Weise in die Enge getrieben, gab der Hoflieferant nun vor, cs seien ihm für tausend Mark Möbel ruinirt worden. Er dürste aber anch damit wenig Glück habe», denn die holländische» Officiere haben sich schwerlich irgend welchen Unfug in ihren Quartieren zn Schulde». kv»»»«n lassen. — Eine „lerktviirdige „Badegeschichte". Ein Arzt wurde kürzlich zu einem Bauer in der Nahe von Spandau gerufen» der an eine», typhösen Fieber litt. Der Arzt verordnet- dem Kranke» u. A. auch ein kaltes Bad. Am nächste» Tage kam er wieder »nd hörte, daß das kalte Bad dem Kranken schlecht bekommen wäre, er sei s.ist todt. Die weitere Nachfrage ergab Folgendes: In Ermangelung einer Badewanne hatte man de» Kranken an einem Stricke in den Brunne» hin ab gelassen. Als er das Wasser spnrie, schlug er um sich, so daß der Strick zerriß. Man holte eine Leiter nnd einen neue» Strick, und so dauerte das Bad wohl drei Viertel stunden. Der Arzt verordnet« rasch tüchtige Abreibungen, und nach kurzer Zeit konnte er sich davon überzeugen, daß da» Fieber voll ständig verschnmndm und der Kranke außer aller Gefahr war. — Schreckliches Geschick. Ueber den bereit« mitgetheilteu Untergang der nordamerikaiiischeil Walfischbark „HeleiflMmc" im Arktische» Meer wird noch berichtet: Dar Schiff, auf der Jagd auk einen Walfisch begriffe», wurde vom Strome erfaßt und zwischen zwei Eisberge getragen» an denen es zerschmetterte. E» sank sofort und
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