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Liese verbreitetste unparteiisch« «Sgttch« Zeit««- kostet monatlich 25 Pfg. in Chemnitz frei in- Hau». Mit dem Extrabeiblatt Lustig«» Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich 88 Pfg. (in Chemnitz frei ins Hans); außerhalb Chem» Nitz Zutrage» monatlich 15 Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur Mit dem Extra-Bciblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen sürSS Pfg. monatlich. (Nr. 5580 10. Nachtrag zur Postliste.) Telegr.-Adresse: Generalanzeiger. Fmisbrechstclle Rr. ISS. Sächsischer Landes- General für Umgegend. »Kr. 263. — 12. Jahrgang. — I Verlags-Anstalt: Alexander Wiede. Chemnitz, Theaterstraße ö. Anzeiger «uzeigenpret»: «gespaltem LorpnSzeile («a. SSilbe» fafseubl oder deren Raum 1? Pfg. — ' Bevorzugte Stelle («gespaltene Petitzeile ca. 11 Silben fassend)- 30 Pfg. Bei wiederholter Auf« nähme billiger. — Anzeige» könne» mir bis Vormittag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordert!. Ausgabe: Wochentags Abend» (mit Datum de» nächsten Tage»). — Die Anzeigen finden ohne Preisansfchlag zngleichBer« breitinig durch die Chemnitzer Eisenbahn'Zeitmlg. Freitag, 11. November 1892. Amtliche Anzeigen. Heute Freitag, Vormittag von 9 Uhr ab, fob im Ructious- faale de» Justizgebändes hier eine große Partie Pfandsiticke, »aimtttlich Möbel, Spiegel, Bilder, Ncgulatenre, Leihhausscheine, 17 Bd Brockhtinö Couversations-Lexikon, 1 Bd., ca. 160 Blatt, Allegorien und Em bleme. 1 Bd., ca. 100 Blatt, Banornainentc Berlins, 1 Bd. Paul Decker'S Fürst!. Banmcistcr, 1 Parti« div. Schriften, Herrcn-Anzngsstoffe, 15 Stück grünes und blaues Tuch. Bellcidnngsgegcnstände, 300 Stück Capotlc», Vor- hänge, Bettstellen und Matratze», Schatullen, Ladentische, Ncgale, Schreib tische, Pickte, l Bücherschrank, 1 Eisschrank, Holzsessel, Fonrniere, Malerial- waaccn, Holzpantoffel, 15,000 Stück Cigarre», Cigaretten, Rauch-, Schnnpf- »nd Kautabake, 1 Oelapparat, 1 Bterapparatreiniger, 20 Hängelampen, Blechwaarcn, Nähmaschinen, 2 Linoninaschine», 1 Eckenansstoßmaichine, 1 Drahtschließmaschine, 1 Stanze, 1 Prägpresse, 1 Veschncidemaschine, 1 Brücken- nnd 2 Tafelwaagen, 210 Eckkacheln, 160 Kachelbacke», Osenrohre, Fricßc nnd Simse, 3 Pferde, 1 Landauer, l America!», 1 Fleischtransport- wage», 2 Kastenwagen, 1 Nüstwagen, 1 Rennschlitten, 1 Haitdwagen u. A. »i. öffentlich versteigert werden. Nctuar Berger, Gerichtsvollzieher b- d. Kötiigl. Amtsgericht Chemnitz. Politische Nttnvschatt. " Chemnitz, den 10. November. Deutsches Reich. — Bom Kaiseryose. Der Kaiser wohnte am Dienstag Vor mittag in Kiel der Vereidigung der Marinerekrutcn bei. Nach der Vereidigung hielt der Kaiser, wie nachträglich bekannt wird, eine kurze Ansprache an die Rekruten, in der er sie, hinweisend ans die Heiligkeit de» Eides, zur Treue gegen den obersten Krieg-Herrn er- »inhnte» jener Tilgend, die schon die alten Germanen geziert hätte. Dann brachte Viccädmiral Knorr, der Chef der Ostseestatio», da» Hoch ans de» Kaiser ans. Am Mittwoch früh begab sich der Kaiser an Bord des Flaggschiffes »Baden". und ging, begleitet von den Panzerschiffen „Bayern" nnd „Würltembcrg" nnd den Avisos „Greif" und „Meteor" m» 10 Uhr in See, ans der der Monarch kurz vor 1 Uhr nach Kiel zurückkehrtc» »>» sich mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, sowie dem Admiral v. D. Goltz nach der Jensen« brücke zn begeben. Von dort fuhr der Kaiser per Bah» »ach Griinen- thal zur Besichtigung der Canalbrücke. Der Kaiser und die Kaiserin, welche ihrer Schwester in Grttnholz eine» Besuch abstattete, werden heute, DonnerSiag, wieder im Neuen Palais eintresfe». — Eröffn««- des prenßischen Landtags. Im Ritter-s , _. , . ... , .. . saale des Berliner Schlosses erfolgte am Mittwoch Vormittag 12 Uhr ohne Erlanbmß eine ll-me Arreststrase erhalten. Das ,ollte mal die Eröffnung de- preußischen Landtags durch den Ministerpräsidenten Grasen Enlenbnrg. Vorher fand i» üblicher Weise Gottesdienst für die evangelischen Mitglieder in. der Dom-Jnteri'mskirche, für die katholische» in dcr Hedwigskirche statt. Znr Eröffnung, für welche ans räumlichen Gründen der Zutritt des Publikums ausgeschlossen blieb, hatten sich die Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses im Rittcrsaale versammelt, vor weichen der Ministerpräsident die Thronrede verlas. Die Verlesung wurde schweigend ausgenommen. Mit einem Hoch aus den Kaiser schloß dcr ccremvnielle Act. Die Thronrede bietet, wie schon seit Jahre», auch diesmal keinerlei Ueber- r,schnng. Trotz ihre- nicht unerheblichen Umfanges beschränkt sie sich doch ans die für Preußen znr Zeit wichtigste Frage der Finanzen und sieht besonders von einer Darlegung über die auswärtige Politik gänzlich ab. Ans die Letztere einzugehen, wird späterhin Sache der Neichstagsthronrede sei». — Preußisches Herrenhaus. 1. Sitzung vom 9. November. Il/, Uhr. Die Sitzung wurde von dem Vicepräsidenten Frhrn. von Manlenssel, da dcr Präsident Herzog von Natibor dnrch Erkrankung am Erscheinen verhindert war, mit einem Hoch ans de» König eröffnet, in welches die Versammlung begeistert einslimmte. — Zu provisorische» Schriftführern wurden die Herren v. Ncincrsdorff, v. Mitzing, Hammer und v. d. Osten berufen. In das Herrenhaus sind neu be rufe»: Fürst von Fürstenbcrg, v. Klcist-Netzow, Herr Kohli (Bürger meister von Thor»). Ter nnnmchr erfolgende Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 90 Mitglieder». Darauf erfolgte ans Antrag des Prinzen von Hohenlohe-Jngclfiiigen die Wahl des bisherige» Präsidiums» sowie der Schriftführer dnrch Zuruf. — Nächste Sitzung: Donncrstag, Mittag 12 Uhr. Tagesordnung: Geschäftliche Mit- iheilnngen, Vereidigung der neueingelretene» Mitglieder» Antrag Adickas. — Preußisches Abgeordnetenhaus. 1. Sitzung vom 9. November. IV« Uhr- Die Sitzung wurde von dein bisherigen Präsidenten v. Koller mit einem Hoch ans de» König eingeleitet, indem des Ministeriums fehlten, nichts Besonderes. — Der Herzog Von er der Ehrfurcht, Trene nnd Ergebenheit gegen den Allerhöchsten Marlborongh wurde am Mittwoch Vormittag im Blenheim-Palast Träger der Krone Ausdruck gab. Die Wahl des Präsidenten» der beiden Vicepräsidenten, sowie dcr Schriftführer wurde ans morgen anbecaumt. Tagesordnung: Steuer-Vorlagen. — Vom Fürste»» Bismarck. In den „L. N. N." ver« öffenllicht Rechtsanwalt Hans Blum einen Nachtrag zn seinem Bis marck-Interview, in welchem er sich gegen die Ausführungen der officiösen Presse, und namentlich gegen die „Nordd. Allg. Ztg." wendet, welche sagte, die Militärvorlagc bezwecke gar. nicht, wie Fürst Bismarck anzunchme» scheine, die sofortige erhebliche Vcrmehrnng des Friedensstaudes des Heeres, sondern etwa erst i» 18 Jahre» werde »nscr Heer bei Annahme dcr Militärvorlagc dem sranzösischcu und russische» Heere gewachsen sei». Herr Blum bemerkt, aus keiner von ihm miigetheillen Aenßernug BiSmarck's sei aus die ihm dnrch die „N. A. Z." impntirte Ansicht zn schließe,,. Vielmehr habe Fürst Bismarck, wie er (Blum) jetzt ergänzend Nachträgen wolle, eingehendst im Lause dcr Unterhaltung dargelcgt, daß die von dcr Miliiärvorlage voransgescheiie Vermehrung der Streitkräste erst in 20—25 Jahre» zu erreichen sei. — Die General-Dttperintendettte« der evangelischen Landes« kirche, welche ans Anlaß des Streites um das Apostolikum zusammen- tretcn sollte», werden, wie verlautet, »»»mehr Milte dieses Monats in Berlin ihre Berathungen abhalten. — Aer „Deutsche Reichsanzeiger" veröffentlicht die Er nennung des Landrcilhes von Klitzitig z»»l Reichsbank»Dircctor, sowie die Aushebung der bisherigen Cholera-Control-Sialiou Stralau bei Berlin. — Die Einberufung eines dentschconservativen Partei tages »ach Berlin ist jetzt der „Post" zufolge definitiv beschlossen worden. Tie Bekanntgabe des Termins dürste in de» nächsten Tage» erfolgen. — Dev Papst hat an einen französischen Abb6 Kämmerer, der ein Werk über das katholische Leben in Deutsch land geschrieben hat, einen Brief gerichtet, in welchen, sich die folgende Stelle findet: „Wiederholt haben Wir auch das herrliche Beispiel einträchtiger Festigkeit gelobt, welches da» katholische Deutschland unter Führung ausgezeichneter Männer schon seit langer Zeit giebt." — Anläßlich des jetzt znr Berathnng stehenden Reichs-Stnchengesttzes werde» die Interessenten des Lumpen Handels a» die NeichSregiernng eine motivirte Eingabe richte», dnrch welche der vollständig »»gehinderte Verkehr von Lumpen auch bei eiulretende» Seuchen gefordert werden soll. — Nettes Torpedoboot. Bei den in diesen Tagen abge hallenen Probefahrten eines neuen Torpedoboots, welches für die russische bezw. italienische Marine auf den Werste» von Schichcm in Elbing erbaut wurde, ist es gelungen, eine bisher beispiellos da stehende Geschwindigkeit zn erziele», indem das Boot bei einstündigcr Dauerfahrten offener See durchschnittlich 27,4 Seemeilen (fast 7 geographische Meilen) znrücklegte. Mit dieser stannenswerthen Leistung, so sagt man sich offen, ist man allerdings au der Grenze der Mög lichkeit angekomme». Oesterpeich.Unganr. — In Pest ist die schon lange drohende Minister- Krisis jetzt zum Ausbruch gekommen. Premierminister Gras Szapary ist mit dem gesammten Kabinet zurückgetrcte», wird aber bis znr Neubildung des Kabincis die Amtsgeschäfte führen. Die Krisis gilt als außerordentlich verwickelt. — Kaiser Alexander von Rußland hat seine Zustimmung gegeben» daß der Thronfolger Nikolaus auf der Heimreise von Achen »ach Petersburg in Wien eine» Besuch absiattet. Der in Olmiitz nengewählte Fürsterzbischof vr. Kvhn soll in seine» ersten Lcbenstagen noch Jude gewesen sei». Jedenfalls war sein Vater, zeitweise Tagelöhner, ein getaufter Jude. — Der tschechische Ranfbold Bosack, der in de» Straßen von Prag gegen Deutsche Nevolverschüsse absenerte, hat lediglich wegen Wassentragens ohne Erlaubniß eine kleine Arreststrase erhalten. ein Deutscher gethan haben. — Znr Mittisterkrists in Pest wird von dort berichtet, daß die alleinige Ursache Meinungsverschiedenheit wegen Ei'nsiihruiig der obligatorischen Civilehe ist, welcher Maßregel der Kaiser Franz Joseph nicht beipflichte. Frankreich. — Vom westafrikanische«» Kriegsschauplätze in Dahomey meldet der Oberst Dvdds neue heftige Kämpfe. Er hat die an greifenden Schwarzen allerdings znrückgeworfen, ist aber selbst nicht Weiler vorwärts gekommen. Die Zahl der Fieberkranken in seiner Expedition ist sehr groß. Spanien-Portugal. — Bon der spanisch-portngiefischen Grenze werden revolutionäre Putsche gemeldet. Von beiden Seiten sind Trnppe» anfgebotc», um die zersprengten Hansen zu verhindern, neue Anhänger zu sammeln. Belgier». — In verschiedenen belgischen Städten gab es am Mitt woch neue Tumalle ans Anlaß der Demonstrationen für die Ein führung des allgemeinen Wahlrechts. Die Behörden mußten ein- schreiien. Da eine Verstärkung der Bewegung zu erwarten ist, sollen allgemeine Anordnungen für das ganze Land getroffen werde». In den Kainmeru in Brüssel, welche über die Verfasst,,igSfrage zu entscheiden haben werden, werden z,machst formale Angelegenheiten erledigt. Grotzbritannien. In London fand an» Mittlvoch unter gewaltiger Theilnah.nie der Zug des neuen Lordmayvrs durch die City stalt, welcher seinem Amtsantritt vorangeht. Einige Socialisten, welche Tumulte verursache» wollten, wucdcii sofort sistirt. Die Reden bei dem folgenden Bankelt boten, weil die hervorragendsten Mitglieder bei Wvodstock in seinem Bett tvdt aufgefunden. Rnsjland. — Die Cholera geht in Russisch-Polen erheblich zurück. Eine neue Zunahme ist in den südöstlichen Bezirken des Reiches zn verzeichnen. Die Epidemie hat sich selten so lange in die kalte Jahreszeit hineingehaltcn, wie in diesem Jahre. — Die Zölle ans Luxusgegenstättde, Düngemittel, Hopfen, Tabak solle» erhöht werde». Amerika. Die Wahl Clevelaudö zum Präsidenten der Ver einigten Staate» von Nordamerika an Stelle des Generals Harris«» wird von der Bevölkerung mit lebhaftem Beifall aufge- nommcn. Man hofft zuversichtlich, daß mit der bisherigen Ans- bentungs-Polilik der republikanischen Partei nunmehr gründlich auf geräumt werden wird. Der heutige Präsident Harriso», der von der republikanischen Partei ausgestellt war, ist also unterlege». Cleveland, für welchen auch die Deutschen stimmte», Irilt sein Amt zm» Beginn des nächste» Jahres an. Die Niederlage der republikanische» Partei ist lediglich ans ihre Mißwirthschaft, die sich besonder- bei der be rüchtigten Mac-Kinley-Btll offenbarte, zurückznfnhre». Cleveland ist von Uanleesehlern auch nicht frei, aber er ist doch persönlich ein ehr> licher Manu» der während seiner früheren Amlsperiode »ach Kräften bemüht war, aller Currnption z» steuern. Besonders kann sich die deutsche Industrie zu seiner Wahl freue», den» Cleveland ist ent schiedener Gegner der berüchtigten Zollsperre. . Die Dynamit-Explosion in Paris. Ganz Paris ist in größter Aufregung wegen des von nn» bereit-. gestern erwähnten neue» anarchistische» Bombenattentates in der N»e de» Bo»S Enfants, dem am Dienstag ein halbes Dutzend Polizeibeamle zum ff Opfer gefallen sind. Die näheren Umstände sind nn» allerdings ' derartig, daß den Beamten »„bedingt Fahrlässigkeit vorgeworfeu. , werden muß. Die Polizisten finde» den verdächtige» Gegenstand auf " offener Straße vor de», Bureau der Bcrgwcrksgesellschast von Car« niaux, argwöhne» sofort Dynamit, tragen aber trotzdem den Fund auf das Polizeicvmniissariat, wo die Explosion erfolgt, Tod und Verderbe» verbreitend, die Wände des Hauses anscinanderreißenh. - Die Polizei hat bisher keine Spur der Attentäter gefunden. Die Bergleute in Carmanx prvtcstiren gegen jede Verbindung ihrerseits mit dem Verbrechen. Die Zeitungen schiebe» je nach ihrer Pärtcl- stclliing dcr Regierung, der Polizei, fremde» Anarchisten die Schuld ^ zu; Negierung und Polizei sollen wieder einmal zu saumselig ge- wesen sei». In der. Depittirlenkammer hat der Ministerpräsident ff Loubet sofort erklärt, er Ivcrde die schärfste» Maßregeln znr Unter drückung des Anarchismus treffe». Die Sitzung wnr außerordentlich aufgeregt, weil die Monarchisten de» Republikanern vorwarf«», st« hätten durch ihre Nachgiebigkeit gegenüber den Socialisten da» Ver brechen heralifbeschworcn. Und damit e» nun an gar nicht- fehlt, hat der Pariser Gaulois bereits ausfindig gemacht, der Attentäter , sei ei» junger Mann mit deutschem Accent. Alles Ungemach, welche» Frankreich erlebt, rührt bekanntlich von diesen Deutsche» her. lieber das Attentat liege» »och 'folgende Einzelheiten vor: Die Dhnamitbombe wurde von einem Beamten eine- WechsclniaklerS, welcher geschäftlich bei der Bergwerksgesellschaft von Carmanx zu , x thiln hatte, an der Schwelle des BnreanS bemerkt. Dcr Kassittr der Gesellschaft ließ den Hauswart holen,, welcher das Zeitungsblattz mit welchem die Bombe umlvickelt war, vorsichtig auSeinanderfaltete nnd einen gußeisernen Topf vorfand, der mit dem Deckel auf der Diele lag. Unter dem Deckel bemerkle der HanSwart ein weiße» , Pulver» daß er für Dynamit hielt. Inzwischen waren zwci Polizisten herbeigeeilt, welche die Bombe aufs Cvmmissariat brachten. Wie daselbst die Explosion erfolgte, kvnnle bisher nicht ermittelt werden, da kein einziger Angenzenge am Leben blieb. Die Annahme, die Bombe sei mit einem Uhrwerk« versehen gewesen, wird für unrichtig - gehalten. Die Sachverständige» vcrmnthen, es dürfte ein: sogenannte Bombe L i-6iiv6i'8<rir>siit gewesen sein, in welcher beim UmstürM ffM eine allmähliche Mischung der explosiblen Stoffe vor sich geht. Zwischen dem Zeitpunkte, Ivo die Bombe vor dcr Thür der Aciien- gesellschast niedergelegt worden war, und der Explosion dürften ettpa 20 Minuten vergangen sei». Bei der Explosiv» wurden auch mehrere Hausbewohner durch GlaSsplitter verletzt. Vier Personen winden sofort gctödtet. Ei» fünftes Opfer, dessen Tod mittelbar dnrch die Explosion verursacht wurde, war der Unterbrigadier Henriot, welcher in, Lanjschritt nach dcr Unglücksställe eilte und vor dem Hause vom Schlage gerührt niedersiel. lieber das entsetzliche Ercigniß wird von anderer Seite ge schrieben: Die Wirkung dcr Explosion war unbeschreiblich, die Deto nation glich einem hundertfachen Kanonenschuß. Nachdem sich der Ranch verzogen Halle» gewahrte man, daß mehrere Fenster mit ihren Nahmen herausgeriffcii waren, und durch die Feiisterhöhlcu sah ma» den geborstenen Estrich, dessen Thcile sich als schmale Brücken über den leeren Raum spannte», lieber diese Brücken drang man in die Zimmer, welche ein Bild namenlosen Grauens darbotc». Die Wände nnd Decken waren dick mit Blut bespritzt, ma» stolperte über loS- gerissene Gliedmaße», und in unentwirrbare» Haufen tage» Trümmer von Holz, Mauerwerk, Papier, Kleidcrreste und Stücken Mensche»- fleischcs umher. Die Gasarme waren zu Spiralen verbogen, um einen derselben schlangen sich menschliche Gedärme. Ter Leichnam des Bnreaudieiiers Garin war vollständig ver kohlt. Garin hinlerläßt eine junge Frau, welche jeden Tag ihrer Entbindung enlgegensieht und, als sie bas Unglück erfuhr, in Wahn sinn verfiel. lieber die Tragweite der Catastrophe kann man »och nicht Rechen schaft geben, da unter den Trümmer» vielleicht »och weitere Opfer verborgen sind. Ter Couimissar Poree war fünf Minuten vor der Explosion frühstücken gegangen; den, verdankt er seine Rettung. DaS Polizciamt befinde! sich im zweiten Stockwerk des Hanse», und »iir dem Umstande, daß die nnteren Räume gerade nnvermiethct sind, ist es znznschreibc», daß das Verbreche» nicht von »och schwereren Folgen begleitet ist. ChLmmtzep Stadt-Anzeiger. Dt» -«und- unI-c-S »lall«» wilde» «lucht, u»S wichtige Begebe,ch-tten gINIgtl mttjilNetl«.' Chemnitz, 10. November. — Titel-Verleih»»«»-. Dem zeitherigen Referendar bei», Köuigl. Landgerichte Chemnitz, Herrn O>'. Wilhelm Nndols H a r »isch, ist nach dcr Bestimmung unter V der Verordnung vom 20. Febr. 1867. das Prädikat „Assessor" erthcilt worden. — Der Personenverkehr ans den« Hanptbahnhofe an läßlich des Jahrmarktes war diesmal etwas lebhafter, als im Vor jahre nnd belief sich in Ankunft nnd Abgang zusammen am Sonntag auf 29,540 Personen gegen 27,110 im Vorjahre, stieg am Montage auf 33,590 Personen gegen 32,200 im Vorjahre, um naturgemäß am Dienstag zu fallen und zwar auf 24,740 Personen gegen 23,620 im Vorjahre. Es ergiebt die- für alle drei Berichlstage einen Ge- sanimtverkehr von 87,870 Personen gegen 82,930 im Vorjahre. — Der Chemnitzer Arbeiterverein feiert nächste» Montag Abend von »/,8 Uhr an im Saale des „Tivoli" seine 25jährige Stistungsseier, verbunden mit Commers und Ball. —o—v. Die Baptistengemeittde, welche seit einiger Zeit einen Betsaal ans der Briickeustrahc No. 36 ermielhet hat, eryält am nächsten Sonntag den Besuch eines NeiscpredigerS aus Magdeburgs; derselbe wird a» diesem Tage und am Montage ösfentliche Vorträge halten, in welchen er das Thema „Frauennnssion" behandeln wird.