Volltext Seite (XML)
116 größeren Verkehr. Trotzdem litten die Arbeiter w e n i g e r Nachtheile als die Fabricanten. Im Ganzen wurden wenig oder gar keine Arbeiter ent lassen, die Arbeitslöhne auch nur hier und da um ein Unbedeutende- ge mindert. Natürlich waren die Verkaufspreise empfindlich gedrückt- Und nur diejenigen Geschäfte, welche fich mit Lieferung de- Bedarfes an Leinen und Handtuchzeugen für die Heere, die Spitäler und die GefangenendepotS befaßten, machten eine Ausnahme. Da aber nur ein verschwindend kleiner Theil dieser Artikel im hiesigen Bezirke producirt wurde, so ging auch dieser durch den Krieg erzeugte großartige Bedarf ohne bessernden Einfluß an dem Geschäftsgänge des Bezirks vorüber Da- orientalische Geschäft mit bunten Köpern, welches bereit- im Vorjahre unter der Ungunst der Verhältnisse ein bescheidene- gewesen war, wurde durch den Krieg ebenfalls vollständig lahm gelegt. Die Türkei, mir der Ausfuhre ihrer Bodemrzeug- niff« hauptsächlich auf Frankreich angewiesen, sah sich durch den Krieg der Möglichkeit umfasstnder AuSfuhre beraubt. Auch von Ostindien wird in der Branche nur Ungünstiges berichtet. Einen entschieden günstigen Einfluß übte der Krieg auf die Tuchfabrication und die Strumpfwaaren- fabrication aus. — Aus dem den Lederwaaren gewidmeten Ab schnitte heben wir nur die von den Gerbern geführten Klagen hervor, daß die Forstverwaltungen zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Gerberei nehmen. Da- Steigen der Einfuhre an Holzborke und Gerberlohe ver bunden mit der Abnahme der AuSfuhre scheint diese Klagen allerdings zu begründen. Nach den amtlichen Tabellen de- Hauptzollamtes Zittau betrug die Einfuhre von Oesterreich 1869: 32,904 Ctr., 1870: 43,168 Ctr.; die AuSfuhre dagegen 1869: 539 Ctr., 1870: 290 Ctr. In groben Leder waaren hat fich die Einfuhre von Oesterreich bedeutend vermehrt, die Aus- führe dagegen stark verringert. — Was Holzwaaren betrifft, so wollen wir nicht unterlassen, auf die Seitendorfer Hölzpantoffelfabrication auf merksam zu machen, welche jährlich ca. 50,000 Paar Pantoffeln im Wertht vr>n ca. 8500 Thrr. producirt. Das Steigen der Rohstoffpreise hat i» letzterer Zeit diese Fabrikation etwa« vermindert. — Einen höchst- nach theiligen Einfluß übte der Kriegsausbruch auf die Papierfabrtcatio» aus. Viele Aufträge wurden fistirt, andere ganz zurückgezogen. Die wenige« fortlaufenden Aufträge konnten nur mit ansehnlichen Geldopfern auSgeführt werden, da die Stockungen im Eisenbahnverkehr die kostspielige Verwendung von Frachtfuhrwerk nothwendig machte, um Rohmaterialien, Kohlen und Chemikalien zu beziehen und das fertige Fabricat fortzuschaffen. Im Gegen sätze hierzu war die Lage der Fabrikation bunter Papiere eine günstig». Nach kurzer Störung im Anfänge des Kriege- eröffneten sich für feiner« Papiersorten neue und größere Absatzquellcn an überseeischen Plätzen, welch« ihren Bedarf bi- dahin aus französischen Fabriken gedeckt hatten. — Endlich ist in der Fabrikation künstlicher Blumen, welche bis zum Ausbruch« der Krieges einen vollkommen befriedigenden Absatz hatte, dann aber voll ständig darniedcrlag, von Mitte Dccember bis zum Schluffe des JahreS 1870 und darüber hinaus ein sehr lebhafter Verkehr eingetreten, was dem Umstande zuzuschreiben sein dürfte, daß der damalige Ausfall der französische« Industrie in diesem Artikel durch deutsche Erzeugnisse ersetzt wurde. (Fortsetzung folgt.) Angeküudtgte Gerichtsverhandlung: Donnerstag, den 16. Januar, Vormittags 49 Uhr und folgenden Taz Haupt- vcrhandlung wider Carl Gottlieb Lebelt und Johanne Caroline verehel. Lebelt aus Altscheidenbach wegen Betmgs, Urkundenfälschung und Gebrauchs gefälschter Privaturkunden. Vorsitzender: Herr Bezirksgerichtsdircctor Gareis. Aünfprocentige steuerfreie SWeranLeihe der vnsodtivdrLäor llissubLlm. Die Bufchtiehrader Eisenbahn, deren Haupttimen in diesem Jahre vollständig dem Verkehre übergeben worden sind, hat bereits im Oktober 1871 de» Bau einiger abkürzenden Verbindungsstrecken auf der eigenen Linie, sowie mehrer Anschluss- an andere Eisenbahnen (Krima-Reitzenhain, Aaltenau-tSraS- litz-Klingenthal, Rakonttz-Iechnitz, Ratonitz-Beraun) und endlich zahlreicher Flügelbahnen beschlossen. Zur Ausführung dieser Bauten hat ihr die öster reichische Staatsregierung di« Aufnahme einer Prioritätsanleihe von 9,860,000 Thaler gestattet, welche je nach Fortschritt der Bauten ausgegede» werde» soll und Von welcher bisher 3,524,000 Thaler emittirt worden sind. Das Bahnnetz der Bufchtiehrader Bahn umfaßt nach Vollendung sämmtlicher, vermittelst dieser Anleihe herzustellende» Linien, eine Meilenlänge Von fast 72 Meilen; gegenwärtig sind 45j Meilen, nämlich die Strecken «mich-w- ! «E-tan, Kralup'Kladno-Wejhybk», K-m-ta«. j Komotau-Weipert de» Betriebe übergeben. Die gesammten Anleihen der Bahn belasten dieselben nach ihrer Vollendung mit einem Betrage von ca. 320,000 Thaler pro Meile, für der«» Ver zinsung und Tilgung die glänzenden Erträgnisse, zu welchen in gleicher Weise der lokale, wie der durchgehende Verkehr beitragen, vollständigste Sicherheit bieten. Von obenerwähnter Anleihe bringen die Unterzeichneten gegenwärtig einen weiteren Theilbetrag von S.OOO.OOO^THaler zur Ausgabe. ' Die Anleihe zerfällt in Schuldverschreibungen von 10V Thaler. Die 5 Zigen Zinsen werden im Austrage der Bahn — und zwar vermöge der von der Gesellschaft den Inhabern der Anleibe gegenüb-r eingegangenen Verpflichtung frei von jeder gegenwärtigen oder künftigen Steuer, überhaupt ohne jeden Abzug, — am 1. April und 1. Oktober jeden Jahres, in Silber ausgezahlt: in Leipzig bei der Allgemeinen Deutsche« Eredit-Anstalt, in Dresden bei der Dresdner Bank, in Kranüfurt a. M. bei dem Bankhause M. A. Von Rothschild Sb Löhne, in Arag bei der GesellschaftSeasse und in Mien bei der Allgemeinen Oesterreichischen Boden-Lredit Anstalt, oder Unionbank. An denselben Stellen erfolgt die Auszahlung der, durch die Verloosung fällig werdenden Anleiheobligationm mit 100 Thaler Silber, ebenfalls ohne jede« Abzug. Die Tilgung der Anleihe erfolgt vom Jahre 1875 ab binnen 50 Jahren, im Wege der Ausloosung. Hamburg, «Leipzig und ^rag, im Januar 1873. Norddeutsche Bank. L. Behrens L Söhne. Allgemeine Deutsche Credit-Anstatt. Böhmische Unionbank. Auöscriptionsvedingungen für die am 17. Januar 1873 stattßndende Zeichnung kauf 2,000,000 THIr., oder 3,000,000 A. Oe. W. Silber d«r Skigen strnerfreim Silberanleihe der