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1890 Majestät der Besichtigung der Röder'schen Notendruckerei und einem Besuche deS städtischen Museum-. Berlin, 26. Juli. Bon osfieiöser Seite wird bestätigt, daß der Kaiser auf Grund deS vom Kriegkministerium ihm zugegangenen JmmediatberichteS durch kabinetsordre die Freilassung sämmt- licher noch in Deutschland wegen besonderer Vergehen oder Verbreche zurückgehaltener französischer Kriegsgefangener verfügt hat Nur Emer ist davon ausgenommen, ein gewisser Dutour, der neuer dings sich der Rebellion schuldig gemacht hat. — Der Prinz Albrecht ist, wie berichtet wird, vor einigen Tagen auf'S Neue schwerer erkrankt. — Der „D. ReichSanz." berichtet: Die deutsch-evangelische Gemeinde zu Jerusalem hat vor Kurzem ihr erste- daselbst be findliche- Gotteshaus eingeweiht. Bekanntlich hat der Sultan bei Gelegenheit der Anwesenheit deS Kronprinzen dem Kaiser und Könh da- Johanniter-Hospital in Jerusalem zum Geschenk gemacht. Nal der Besitzergreifung desselben ging man sofort an daS Aufräumen dieser Stätte, wobei weit über 100,000 Fuhren Schutt entfernt werden mußten, und auch ganz merkwürdige Entdeckungen gemacht wurden Kreuzgänge, mächtige Hallen, Bogengänge find aufgedeckt. Der wichtigste Fund daselbst war, daß eine vollständige Capelle bloSgclegt wurde. Auf telegraphische Mittheilung hierüber hatte Se. Majestät auf An trag deS Kronprinzen befohlen, daß diese Capelle vollständig ausgebaut und als JnterimSkirche der deutsch-evangelischen Gemeinde in Jerusalem übergeben werden solle. Die Arbeiten find vor Kurzem beendet, und diese Gemeinde kann nun ihren Gottesdienst in dieser Capelle, welche von der Stadt Potsdam ein Harmonium statt der Orgel als Geschenk erhalten, auSüben und braucht nicht mehr die englische Kirche ihre Räume alle 14 Tage leihweise der Gemeinde überlassen, welche zuletzt ihre Zuflucht zum daselbst gelegenen Diakonissenbause nehmen mußte Der Bau einer großen evangelischen Kirche in Jerusalem steht nahe bevor, und hat die allgemeine Kircheneollecte, welche in ganz Preuße» zu diesem Baue veranstaltet wurde, die Summe von 63,885 Thlrn. eingebracht. — Der BundeSrath hat in seiner Sitzung vom 21. v. M. neue Bestimmungen, betreffend die Befreiung deS zu landwirthschaft- lichen und gewerblichen Zwecken bestimmten Salzes von der Salz- abgabe, genehmigt. Dieselben werden an Stelle der bisherigen Be stimmungen mit dem 1. September d. I. in Kraft treten. Für de» Verkauf der noch vorhandenen Bestände an dem nach den seitherige» Vorschriften denaturirten, auf Vorrath bereiteten Vieh- und Gewerbc- salz ist bis zum 1. Januar 1873 Frist gegeben worden. — Nach einer Verfügung deS Generalpostamtes vom 6. Juni d. I. sind Korrespondenzkarten mit Mittheilungen solchen In Halts, welchen offenbar die Absicht der Injurie oder einer sonst strafbaren Handlung zu Gmnde liegt, insofern die Postbeamten der gleichen wahrnrhmen, von der Postbeförderung auszuschließen, oder, wenn die Karten bereit- abgesandt sein sollten, dem Adressaten nicht zuzustellen, sondern als unbestellbare Briessendungen zu behandeln. Derartige Korrespondenzkarten kamen sehr häufig vor, und ist, wie fich aus vielen ReclamationSfällen ergeben hat, das Publicum größten ThrilS im Unklaren darüber, waS mit diesen Karten geschieht. ES ist sogar mehrfach die Ansicht hervorgetreten, daß Correspondenzkarten, welche injüriöse oder sonst anstößige Mittheilungen enthalten, von den Postbeamten einfach zu cassiren seien. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, find hier die Bestimmungen der Postdienst-Jnstruction thrilS über die von der Post-Beförderung auSzuschließenden, theilS über die unbestellbaren Briessendungen maßgebend. Analog diesen Bestimmungen muß die in Rede stehende Korrespondenzkarte, wenn sie schon abgesandt, von der Postanstalt deS Bestimmungsorte- an die deS Aufgabeortes zurückgesandt werden. Diese versucht, ob sie den Absender auS der äußeren Beschaffenheit der Karte, auS den Schrift zügen oder der auf der Karte etwa abgedruckten Firma ermitteln kann. Lehnt der auf diese Weise ermittelte Absender die Annahme ab, so hat die Postanstalt die Karte durch Feuer zu vernichten. Hat die Postqnstalt den Absender nicht erfahren können, so müßte bestim mungsmäßig die Karte gleich derartigen Briefen an die Ober-Post- direction zur Ermittelung deS Absender- gesandt werden. Da dieses aber zwecklos, so kann in allen Fällen davon Abstand genommen werden und liegt der Postanstalt stets die Vernichtung der Karte ob. Auf dieselbe Weise werden auch die Karten behandelt, welche von vornherein gleich von der Aufgabe-Postanstalt von der Beförderung mit der Post ausgeschlossen werden. — Die Ansprüche deutscher Eisenbahn-Verwaltungen für Verwendung de- BetriebSmaterialS während deS deutsch-französischen Kriege- wurden aus 1,850,000 Thlr. angegeben. In einer in Berlin abgehaltenen General-Konferenz wurde die geschäft-führende Direction ermächtigt, mit dem ReichScanzleramt ein Abkommen dahin zu treffen, daß die Eisenbahn-Verwaltungen deS Deutschen Reich- an Stelle der liquidirten Forderungen ein Pauschquantum von 500,000 Thlr. er halten und daß diese Summe unter den liquidirenden Verwaltungen nach Verhältniß der bis jetzt eingegangenen bez. angemeldeten Liquidste verthetlt werde. — Nach den Angaben in dem deutschen Schul- und Univerfitäts- Kalender von MuShacke, für die Zeit vom 1. October 1871 bi» 31. März 1873, befinden fich im Deutschen Reiche 322 Gymnasien, oder 1 auf 124,559 Einwohner. Von denselben sind 173 evangelisch oder 53,7 Proc., 53 katholisch oder 16,1 Proc und 92 oder 28,ö Proc. paritätisch oder simultan. Davon hat Preußen 213 Gymnasien, oder 1 auf 112,862Einwohner; davon sind 150 evangelisch (70,iProc), 47 katholisch (22,i Proc.) und 16 fimulian (7,s Proc). Bayern hat 28 Gymnasien, oder 1 auf 172,300 Einwohner; davon sind 4 protestantisch (14,g Proc), 3 katholisch (10,s Proc.) und 21 paritätisch (75,5 Proc.). Sachsen hat 12 Gymnasien, oder 1 auf 201,950Ein wohner ; davon sind 6 evang. (50 Proc.) und 6 Parität. (50 Proc.). Württemberg hat 7 Gymnasien, oder 1 auf 254,056 Einwohner; davon sind 2 evangelisch (28,5 Proc ) und 5 paritätisch (71,5 Proc ). Baden hat 9 Gymnasien, oder 1 auf 159,941 Einwohner; davon 1 katholisch (11,1 Proc.) und 8 paritätisch (88,- Proc). Hessen hat 6 Gymnasien, oder 1 auf 137,189 Einwohner; davon find evangelisch 1 (16,6 Proc.), katholisch 1 (16,6 Proc.) und paritätisch 4 (66,6 Proc.). Schwerin, 25. Juli. Der „Rost. Ztg." zufolge find die für die commissarisch - deputatischen Verhandlungen wegen einer Reform der mecklenburgischen Landesverfassung auf dem letzten Landtage er wählten ständischen Deputirten aus den 19. October d.J. nach Schwerin einberufen worden. Oesterreich. Wien, 25. Juli. Der Kaiser ist heute Morgens von Ischl zurückgekehrt. Prag, 25. Juli. Die Wahl deS Grafen Rudolph Chotek um Obmann der BezirkSverlretung in Kuttenberg sowie deS Joseph Müller zum Obmann in Kohljanowitz und deS Wenzel Pour zum Obmanne der Bezirksvertretung inPkeloutsch wurde vom Kaiser nicht bestätigt. Pesth, 25. Juli. Die Wahlbilanz der ungarischen Wahlen jeht jetzt folgendermaßen: 383 Bezirke, von denen bisher 219 deakistisch und 164 oppositionell vertreten waren, wählten 240 Deakisten und 143 Oppositionelle. Die Rechte gewann 52 und verlor 31 Bezirke. Der Reingewinn der Dcakpartei beträgt im Ganzen 21 Bezirke. Schweiz. Bern, 23. Juli. In Lausanne ist der spanische Thronprätendent )on CarloS mit zwei Begleitern wieder eingetroffen. — Der vor wenigen Wochen auS dem Fenster seines HauseS gestürzte ehemalige Nationalraths-Präfident Brunner schreitet mit raschen Schritten seiner Genesung entgegen. Italien. Rom, 23. Juli. Cardinal Mtlesi-Pironi-Ferretti, ein Zerwandter deS PapsteS, schon längere Zeit leidend, ist jetzt gemüthS- krank geworden. Frankreich. Paris, 24. Juli. Im Ministerium der auswärtigen Angelegen- )eiten wird ein erklärendes Circular zu dem neuen Tarif- Gesetze vorbereitet, worin die Regierung betonen soll, daß die Tarife nur nach Maßgabe, als die bestehenden Handelsverträge aus- pkündigt sein würden, in Kraft treten werden. — Die Ernennung er VertagungS-Commission gab gestern zu lebhaften DiS- cusfionen in den Bureaux Anlaß. Alle Commissare, mit Ausnahme von Herrn de Kerdrel, welcher die Rückkehr auf den 4. November sest- etzen will, nehmen die Daten deS Antrages Martel d. h. den4.Aug. ür die Trennung und den 15. November für die Rückkehr an. lieber e Vorlagen, welche die Affemblöe noch vor ihrer Trennung zu er ledigen hätte, ist man dagegen sehr getheilter Meinung. In den