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Sächsische Volkszeitung : 17.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192401177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-17
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.01.1924
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Donnerstag, den 17. Januar 1624. Air Wmlliinl! der ZWlhtkl» Ltnrdinal Pertram an den Reichskanzker Nachdem das Reichsgericht in dieser tm-gen der Folgen über aus schwierigen Frage über eine prinzivielle Stellungnahme Be schul; gescisjt hat, sehen die weitesten Kreise mit Spannung der Sleltnngnahine der Neichsregierung entgegen. Tie .Haltung der Schuldner ist eine verschiedene. Keineswegs gering ist die Zahl derjenigen Pnvotschnidnec, die ohne Drange» freiwillig eine ganz rrhhsiche Answerlncm bei Rn. Zahlung vornehmen, folgend ihrem Recht,.mpsinde» und der Wift.cgnng der Notlage der Gläubiger. Zahlreiche andere Schuldner folgen dem Grundsätze: Mark gleich M wk, und suchen so rasch als möglich durch Einsendung einer Summe in Papiermark, die weit hinter den anfgewandten Porto- koslen zncinlbleiben. sich ihrer Verpflichtungen zu entledige». Das; bei letzterem Verfahren auch die meisten Kirchen gemeinden, karitativen Nnstalten, Waisen häuser, W ah l f a h r t S e i n r i ch t u n g e n. Stiftungen jeder Art katastrophale Verluste erleiden, ist bekannt. In Würdi gung dieser Folgen bat der Vorsitzende der Fnldaer Bischofs- konscrcnzen eine Eingabe an den Herrn Reichskanzler gerichtet, welche einerseits die Forderungen der Gerechtigkeit betont, an- dcrersw'S der verständigen Rücksichtnahme auf die Lage des SchndnerS Rann, lasst. Den Wortlaut dieser Eingabe teilen wir nachstehend mit. Breslau, den 8. Januar 1024. Hochzuvcrehrender Herr Reichskanzler! Exzellenz! Den; Vernehmen nach machen sich innerhalb der ReichZ- regiernng starke Strömungen geltend, welche die sogenannte Auf wertung der Htzpothekenf, rdcrnngen, Jndnstrie-Obliaationc» und dergleichen, die entsprechend dem Rechtsempfinden weitester VolkS- kreise »nd nach der in der juristischen Literatur vorherrschenden Ansicht die Rechtsprechung der deutschen Gerichte, insbesondere auch des Reichsgericht? grundsätzlich als Forderung der Gerechtig keit feslgcsiellt hat. an? ltenerpolitischen Interessen künstlich beschränken oder praktisch vereiteln wollen. Al? Vorsitzender der in der Fnldaer Bischofskonferenz ver einigten Mitglieder deS deutschen Episkopates, deren Zustimmung zu diesem Schritte ich vorauSsetzcn darf, muß ich von; Standvunlt des natürlichen Rechts, insbesondere des Privateigentums, in Sorge um das Lebensinteresse weitester Kreise, sowie auch in Pflicht»,äsngcr Vertretung der kirchlichen Vermögensinteressen gegen diese Strömungen Widerspruch erheben. Wenn auch das Privateigentum in der Not für das Staats- Wohl große Opfer zu bringen hat. so darf das doch nicht von ihn, ln einer Weise gefordert werden, die gegen Grundsätze der Gerechtigkeit und gegen das gesunde Rechtsempfinden verstößt, sowie die Begriffe von Billigkeit, Treu und Glaube» im Volke erschüttern und verwirren muß; auch dürfen diese Lasten nicht mit erdrückender Schwere gerade solchen Volkskreisen anfer- legt tnerden, die unter der Geldentwertung der letzten Jahre schon ohnehin zu erliegen drohen. Die. künstliche Beschränkung einer gerechten Auswertung würde ferner eine große Enteignung der Kirche und ihrer Stiftungen bedeuten/die sie schlechterdings nicht ertragen können; wa? ihnen durch eine solche Maßnahme an not wendigen Mitteln zur wirksamen Durchführung üsi-er heilsamen Tätigkeit am Volke entzogen wurde, müßte, weil es sich hier auch uii, eine staatsnwwendige Tätigkeit handelt, der Staat doch wieder in Form von erhöhten Zuschüssen znrüekgewäbren. So sehr es zu wünschen ist, daß der herrschenden Unsicher heit in den Rechtsverhältnissen zwischen Gläubiger und Schuldner ein Ende gemacht werde, und so wenig es zu bezweifeln ist, daß anch die wirtschaftliche Lage des- Schuldners nicht unberücksichtigt bleiben kann, muß doch vor Maßnahmen dringendst gewarnt werden, die in ihren Wirkungen eine nmsiürzende Verletzung der in Darlohcnsverträgcn gesicherten Rechtsverhältnisse bedeuten, indem sie den Inhalt »nd Sinn der zwischen Gläubiger und Schuldner getroffenen Vereinbarung berkehren durch Gleich stellung einer vollständig wertlosen Sache mit dem zum Nutzen des Darlehensnehmers hingehenden wertvollen Vertragsgegen stände, — gewarnt werden vor Maßnahmen, die in ihre» Folgen verhängnisvoll für weite Volkskreise und für wichtigste dem Volke dienende Jnstitplioneii werden müssen Eure Exzellenz Litte ich ergebenst. eS z» würdigen, daß die ernste und pflichtmäßige Sorge nm das Volks-Wohl und um kirch- liche wie karitatibe Einrichtungen zu dieser Vorstellung mich drängt, In tiefer Vercbrnng verbleibe Euer Exzellenz ergebenster Adolf Kardinal Bertram, Fürstbischof von Breslau. Die Spur des DWriffis Khan Von Hans Dominik, Eoptzright bh August Scherl G, m, b. H. 1628, Berlin-Leipzig, kNachdrnck verboten.) Motto: Ihr seid das Saatkorn einer neuen Welt, Das ist der Weihefrnhling, den Gott will, Ilhland „Ver sacrnm". Archibald Wellingion Fox, ver Berichterstatter der Chikag» Preß, und Georg Jsenbrandl, ein Oberingcnienr der Asiatische» Dynothermkmnpagnie, gingen zusammen den Bismarckdamm in Berlin entlang, Ihr Ziel war ein mächtiges Sandsteingebände, das sich in der Nähe der Havelbrncke in monnmentalcr Größe erhob und einen ganzen Slrnßenblock einnahm. Weithin glänzte von seiner Front ein goldenes Wappen, Drei Aehren, von einer Sichel umschlungen. Darunter ein Monogramm ans den drei Buchstaben E, S. E. Wellington Fox sprach: „Das war ein guter Zufall, daß ich dich hier in Berlin ans der Straße trcsseil mußte. Sonst Halle ich dich im fernen Tnrkestan i» deinem Abschnitt am Isst Knl anfsnchen müssen . . . wo es, wie nur scheint, für den Journalisten, das heißt in diesem Falle Kriegsberichterstatter, nächstens gute Arbeit geben kann." „Du meinst, Fox?" „Allerdings, old fellow, me-.ne ich. Willst du die Möglich keit leugnen?" „ . . . will ich nicht. Aber . . ." Kein ,Aber', Georg. Du willst mir wohl vorrechnen, wieviel Grad der Wahrscheinlichkeit dagegen sprechen?" „Tn irrst, mein lieber Fox!" Ruhig, ganz gleichgültig hatte Georg Jsenbrandt die Warle hingeworfen. Stuf den Journalisten wirkten sie wie ein Blitz in der Nacht. Einen Augenblick blieb er wie angewurzelt stehen. „Was willst du sagen. Georg?" Er drängte an den Freund heran »nd sah ihm forschend ins Gesicht. „Ich meine, daß erheblich viele Grade der Wahrscheinlich keit dafür sprechen . . . müssten. Aber meine Meinung wird von dem Direktorium der E. S. C. .eidcr nicht geteilt," „Georg, Krieg! . . . Krieg zwischen dein Vereinigten Europa und dem großen Himmlischen Reich!" SliMS VtlI»l»I-llIW Dieser Tage hat der bekannte Großindustrielle Hugo Stin- neS dem Berliner Vertreter des „Journal des Dcbals" Mittei lung über seine Aussassung über die Frage e i n e r wirtschaft lichen B e r st ä n d i g u n g mit Frankreich gemacht. Hugo Slinnes hat bei dieser Gelegenheit der unbedingten Notwendig keit einer solchen Verständigung mit Frankreich ganz entschieden dos Wort geredet. Man muß sich daran erinnern, daß Slinnez schon früher, allerdings ganz'auf eigene Faust, versuchte, mit Frankreich zu Vereinbarungen zu kommen. Er hat dabei man cherlei Abweisungen crsahren, und versucht über Italic» a» be stimmte französische Interessenten hcranznkmnme». Nun, nach dem Herr Nechberg ohne Wissen und Willen der Neichsregie- rnng mit Frankreich in Verbindung trat, glaubt Herr StinncS, isicht mehr länger in der Reserve bleiben zu können. Es wäre allerdings sehr wünschenswert, daß bestimmte Führer der Groß industrie, zu denen anch Herr Slinnes gehört, viel niehr anS eigener Initiative täten, um Reich und Volk ans den gegenwär tigen Schwierigkeiten beransznhelse». Dazu ist freilich erforder lich, daß inan in diesen Kreisen bestimmte Machtvlüne ausgibt und gewissen politischen Tendenzen entsagt, deren Verfolgung in den letzten Jahren an der llntcrhöhlung der Autorität der Ncichs- regiernns- nach innen und außen nicht ganz schuldlos war. Und man muß in diesem Nahmen auch anSsprcchcn, das; gerade die Art von Herrn Stinnes, als der Vertreter eines niedergeworseiien und verarmten Volke?-, in schier ollen Ländern und Erdteilen an den unglaublichsten Dinge» sich niil Niesenknvitalien beteiligte, im Anslande nicht gerade werbend für eine Unterstützung Deutsch lands wirkte. Die Verwandlung des Herrn StinncS wird aber erst dadurch besonders deutlich, daß er die Notwendigkeit einer Verfol- gungs Politik entschieden betont. Wenn man sich erinnert, »sie in den, Slinnes politisch »nd wirtschaftlich nahestehenden .Kreisen gegen die sogenannte ErsnllnngSpofttik in der demagogisch sten Weise gearbeitet wurde, dann wird man jetzt nicht wenig überrascht sein. Diese Ileberraschling wächst aber, wenn man setzt voll Herrn Slinnes dem französischen Pressevertreter gegenüber aussprechen hört, daß wir nur geringe Barzahlungen leisten könn ten, infolgedessen Sachliefernngen vornehmen müßten, und daß daö voll Ralhennu abgeschlossene „Wiesbadener Abkommen" ganz vernünftig gewesen wäre, und hier muß man daran erinnern, daß die unglaubliche, in bestimmten Kreisen gegen Rathenau ge rade dieses Abkommens wegen getriebene Hetze dazu führte, daß dieser Mann schließlich ermordet ans der Straße lag, Alis Milßsusßkdikt in M-MMnz Alljährlich versendet der Bischof A. H e n n i n g h a n S, der apostolische Vikar von Süd-Schantnng, der aus dem Stehler Missionshaus hcrvorgegnngen ist, einen Nenjahrsgruß an die deutschen Katholiken. Ans dem diesjährigen in der .K. V. ver öffentlichten möchten wir unseren Leser» folgendes mitteilen: Seit dein furchtbaren Weltkrieg tritt beim Beginn eines jeden Rechnungsabschnittes, wenn cS gilt, die Pläne für daS kom mende Jahr zu entwerfen, die dafür »öligen Ausgaben wenn auch noch so sparsam abznzirkeln, die bange Sorge mir entgegen: Woher die Mittel nehmen? Nur ein Brnchteil der kommenden Ausgaben ist gedeckt; alles übrige steht unter einem großen Frage zeichen, So spannten mir denn immer wieder als Segel unseres MissioilsschiffleinS das Vertrauen ans Gottes Vorsehung und sienerlen hinaus in da? Gewoge der Arbeiten und Sorgen. Und jetzt am Ende des Jahre? darf ich znrückschanen auf die hinter uns liegende Fabel. Ach ja, längst nicht alle?-, was für da? Heil der Seelen und für den Fortschritt der Mission nützlich und nötig gewesen, konnte ausgcfübrt werden; ober wir blieben oben und kamen anch eine kleine Wcgesstrecke vccrwärts. Daß dieses mög lich geworden, verdanken wir nächst der Gnade Gottes jenen lie ben, edlen Menschen, die trotz der harten Zeilen ein mitleidiges, hilfreiches Gedenken für uns hatten. Diesen unser» teuren Freunden und Wohltätern, unser» selbstlosen Mitarbeitern aig Werke der Heidenbekehrung entsende ich wiederum znm Beginn eines neuen Jahres meinen herzlichsten Tankcsgrnß und Segens- Wunsch! Unter den Ereignissen, welche dieses Jahr unserer Mission ihre Signatur ansdrückten, nenne ich an erster Stelle die Visi tation unseres hochwürdigsten G e n e r a l s n p e r i o r S. Zum ersten Mal seit ihrem 40jährigen Bestände hotte die Mission das Glück, Den Obern der Gesellschaft, den geistlichen Vater der Mis sionare, bei sich zu sehen. Aus innhesainen Wanderungen hat P, Generalsnperior die ganze Mission, fast sämtliche Haupt stationen besucht. Er hat dabei einen Einblick in unser Mis- sionarsleben gewonnen und konnte anch ein gutes Stück der Mis sion kenncnlernen. Gelegentlich dieser Visitation konnte auch die schon im vorigen Jahre geplante llebernabme des neuen MissionSgebieteS in Süd oft-Hu »an zur Ausführung gelangen. Es ist ein sehr aussichtsreiches Missionsfeld mit fünf bis sechs Millionen Einwohnern, das durch das- Vertrauen deS Heiligen Stuhles und der mit uns durch langjährige Freundschaft verbundenen Mai- Nr. 14. Se.u länder Missionare unserer Gesellschaft übergeben wurde. Hier, in unserem Jahresberichte, verdient dieses Ereignis erwähnt zu werden, weil Süd-Scbaninng daciirch in Mitleid nischast gezogen wurde, da wir, ebenso »sie im vorigen Jahre für Kansn, den Odern und die ersten Missionare anS unseren Reihen stellen mußten. Gewiß ist es eine Ehre sür uns, daß wir T' ier-Kolonien in entfernten Missionsgcvielen gründen, unsere ,, llbrnde, als apostolische Arbeiter dorthin ecctsenoen dursten. Aber das sind anch große Opfer. Es wurden unserer Mission wertvolle Ar beitskräste entzogen, und wir empfanden das- n», so schm wzsicher. da anch der Tod unsere Reiben lichtete. Zwei liebe Mitbrnder, P. Wilbelm Fritzen und P. Hermann Harlmann, wurden i» die Ewigkeit abbernfen. Zur Ausfüllung der Lücken erhielten wir von Stetst zwei neue Missionare, einige and re gingen nach Kansn. Der Krieg bat auch aus unsere heimisch n Mciiionslänser schädigend eingewirkt, die sortlanlendc Erzieh»»,'.earbeit anigehal- ten oder unterbrochen. Nach zwei bis drei Jahren dürfen wir jedoch einen stärkereit Zuwachs an Kräften erwarte». Zum Glück waren vier unserer größeren chinesischen Seininaristen so weil Vorgerückt, daß ich im Verlaufe dieses JahreS ihnen die höheren Weihe» und am 80. September die heilige Priesterweihe inenden konnte. Mehr noch als durch Mangel an Krallen cvnröe Del vor! schritt der Mission in den leisten und auch in diesem Ja-re ge hemmt durch die N ä n b e r w i r r e », die in dem Lincheng- Abenteuer einen gewissen Höhepunkt erreichte» und die Auf merksamkeit der ganzen gebildeten Welt ans Süd-Schantung bin- lenkte». lJn der Nacht vom k> auf den 0. Mai wurde der Er- preßzug Nanking-Tientsin von Nänberbordeic übcrsallen und zum Entgleisen gebracht. An 30 Ausländer ans Amerika, Mexiko, England, Italien, Frankreich und Dänemark wurden gefangen und in die Berge verschleppt Ebenso gegen 100 reiche Ehinescnl. Da die Weltpresse über jenes Ereignis ausgiebig berichtete, so ist cs unnötig, hier noch einmal eingehend darauf znrnck-.ukom- men. Für uns war cs insofern von Belang, weil es einigen unserer Missionare Gelegenheit zu einer hilfreichen Liebes-täsig- keit bot. Sofort nach dein Nanbainal! war P. Lenfcrs. der in Lincheng stationierte Missionar, am Platze, nm den von Räubern frcigcgebencn Damen, die toomüse und abgehetzt nach gefahrvoller Wanderung an der Bahnstation anlangten, den ersten Beistand zu bringen. Er war anch der erste, der mit eigener Gefahr, un ter großen Beschwerden das Nänbcrnest aussuchic. den Gefan genen tröstcnte Kunde brachte und eine Verbindung mit ihren Freunden und Bekannten in die Wege leitete. Bei dieser Ge legenheit gelang es ihm. die Freilassung von zwei anierikanischeii Kindern zu erbitten. Ein paar Tage später zogen er und P I. BniS gemeinsam mit einem deutschen Arzte in die Berge, um einen kranken Italiener heranszubolen, Als das- leider nicht ge lang und Kardinal Kasparri durch den Apostolischen Delegaten noch besonders um Hilfe ersuchte, begab sich Bruder Nndcif Pötter, der durch seine ärztliche Tätigkeit weitbin bekannt ist, in das Ränberlager und blieb dort, ans dem so oft aenannlen Bergs Paotzekn, fünf Tage bei den Gefangene'- Im übrigen bat es- wobl wenig Reiz, das Trema .Räuber», wirren hier weiter auszusvinnen. Es kehrte in unseren früheren Berichten immer wieder und wird auch sobald nickst ans- den knnf. tigen verschwinden. Die Bevölkerung ist zu dicht und größten teils sebr arm. Not des Dasein?- treibt manche zur Ans-wande- rnng. Viele junge Burschen gehen znm Militär, werden dadurch erst reckst entwurzelt, der Arbeit entfremdet. Das abentenerliche Ränbcrlcben lockt. Die schwankenden politischen Verhältnisse er schweren ein energische? Vergeben gegen das immer weiter nm sich greifende Nebel. Augenblicklich lässt lickt allerdings die Peo- vinpalregiernna die Unterdrückung des Räubern?-iens recht an gelegen sein. Inzwischen haben die mst Lanze und Zaub rsvnk arbeitenden Sekten, wie die vom Großen Messer, von der Roten Fabne, Weißen Fahne usw., zavllosc Anbänger gestammelt und betreiben auf eigene Faust den Kampf gegen die Räuber. Da? sülo-t bisweilen zu schrecklicben Racheakten So wnrd'n im Jchowsu-Gebiete, in einem Dorfe, dessen Bewohner die Räuber beleidigt hatten, über 1000 Menschen, Männer, Frauen, Kicher und Erwach'ene, in gransamster Weise Inngesckstackitet, Wie sehr die Bevölkerung unter diesen Wirren leidet, wie sehr auch derartiges verrohend wirkt, Die ststrndc der Sittlichkeit lockert, braucht inan nicht zu betonen. Der Missionar Imt dem gegenüber einen schweren Stand. Er ist nicht selten selbst i» Ge fahr, und diese Gefahr ist neuerdings nm so größer, als die Räu ber entgegen ihren früheren Elewohnheiten besonders- Ausländer als- eine wertvolle Beute betrachten. Infolgedessen verlausten die ängstlich besorgten Behörden, die Missionare sollten sich während Der Soninccrmvnatc an geschützte Plätze zucückstehen und diese ohne militärische Bedeckung nicht verlassen. Znm Ruhm der Unserigen darf ich es sagen, daß sie trotzdem suchten, auch in den gefährlichen Gegenden ihre Aufgabe zu erfüllen und unbeküm mert um persönliche Sicherheit dorthin eilten, wohin die Stimme der heiligen Pflicht rief, sei es an das- Bett eines- armen Ster benden, sei cS zu einer in geistlicher Not verlassenen Gemeinde. Tie heiligen Schutzengel zogen mit ihnen. Schwerer als alles das lastet auf uns der Mangel an Mitteln, die durchaus nötig wären, nm die Mission vorwäriSzubringen, innerlich und Ter andere nickte stumm. Sein gleichmäßig kübles Gesicht blieb unverändert. Nur ein leuchtendes Funkeln seiner starr ins Weite gerichteten Angen zeigte, daß sein Inneres keinen Teil an seiner änßcrlicben Ruhe halte. In dein Gehirn des Jonrnalislen kreuzten sich wirr tausend Gedanken. Eine Weile schrillen sic wortlos nebeneinander her. „Tn weißt, Wellington, daß unsere Unterhaltungen keine JnterbiewS sind. Der Journalist Wellington Fox von der Chikago Preß hört von unseren Gesprächen nichts," - „Kein Zweifel, Georg, Doch sag, zu welchem Zweck bist du hier in Berlin?" „Um einen letzten Versuch z» machen ... die Herren der E S C. zu meiner Ansicht rn bekehren. Ich habe nm fünf Ubr eine Konferenz mit ihnen." lind wenn . . .? Was wird dann ans dem großen Werk d-r st, S. C,? Ten hnnderttansenden von europäischen Siedlern in Tnrkestan . . . und deinen großen Arbeite»? Werden sie nicht 'durch- den Krieg schwer leiden?" „Du fürchtest für sie? . . . Ich nicht, wenn man mir folgt ... sie zn verteidigen ... zu sichern ans Menschenalter . . . darauf gehen meine Plane . . . und wäre dazu Krieg nötig!" Jede Gleichgültigkeit war jetzt Vvn dem Sprecher abgefallen. Ein eiserner Wille, eine unbeugsame Energie prägte sich ans dem scharf geschnittenen Gesicht mit der kantigen Stirn ans, Staunen, Ueberraschung . . . Bewunderung malten sich in den Zügen des Journalisten. Mit einem zweifelnden Blick maß er die Gestalt des einstigen Schulkameraden. „Georg, Krieg! Das Wort riecht nach Blut!" „Hat cs stets getan. . . und wird es immer tun, solange Krieg die Ultima rätst, menschlicher Zwistigkeiten ist . . . das heißt solange Menschen leben werden." Ein Augenblick des Schweigen?. Nur eins möchte ich dich noch fragen." Ei» besorgter Unter tan klang ans der Stimme des Sprechenden. „Bist du dir anch bewußt, mit welchem furchtbaren Gegner Europa... du .. . zn kämpfen haben würdest? Daß große geeinte Gelbe Reich ist eine Macht, wie sie die Geschichte der Völker selten gekannt hat. Sein Herrscher, der Kaiser Schitsu ist ein Mann voin Bint und Schlage des Tschingis-Khan." „Ich weiß es. Tic Gesahr ist groß! Aber sie wird mit jedem Jahr größer ... bis sie eines Tages da« Abendland verschlingen wird. Deshalb heißt rS, ihr zu begegnen . . . jetzt, che es zn spät ist. Ter Kaiser ist todkrank. Ob er am Leben bleibt? . . . Wer weiß cS? Stirbt er, wird man mir leichter folgen. Die Angst vor ihn; ist größer als vor seinem Land. Dach wir sind am Ziel." Er deutete ans den Sanostcinvaiast den sie setzt erreicht hatten, „Was da drinnen in den nächsten Sinn Neu deßlNosien wird, ist entscheidend für das Wohl und Wetze von Millionen Mensthen, für das Schicksal zweier Nassen . . . zweier Kulturen," Unwillkürlich hatte sich seine Hand erhoben und stand fragend und drohend gegen die stummen Quadern des Riesenbaues gereckt, der hier wie eine Trntzfeste ans dem warkisck'en Lande ragte. Dann senkte s'e sich langsinn i» die de-Z Freundes, „Ans Wiedersehen denn heute abena bei dir im Hotel" ' Noch ein Händedruck, und Georg Jicnvrandt trat durch das Hanvtportal in das Gebäude ein. Unschlüssig blieb Wellington Fox ans der Straße stehen. Tann begann er die Inschriften an dein Gebäude zu studieren. In den steinernen Ornamente» oer Portalwölbung wiederholten sich daS Aehrenmonv u-.io die ver schlungenen drei Buchstaben E. S. C. Jetzt ruhte sein Blick ans den Inschriften in der Höhe deS ersten Stockwerkes, Breit und massig leuchteten von dorr goldene Bucbsinben , , , Enropäsiche Siedlungs-Compagnie . . , Daneben in englischer Speeche „Euro pean Settlements Coinpanh" . . . wieder etwas wefter stand es ans russisch „Jeweopciskoje Obschtschestwo dlja nasetenija Wo- stoka" Das Haus hier war das Verwaltungsgebäude der großen, von den europäischen Staate» mit einem Milliardenkapital be gründeten Sicdlnngsgecclsichast, die den Uebersebin; der europäischen Bevölkerung seit zehn Jahren in Asien -an siedelte. Ans meilenweiten Ländereien, die vordem nnsrnckitb>'-e Stepvcn, nach der Erfindung deS Ttzciotberins bestes Ackerland geworden waren. Hier in Berlin war der Hanptsitz dieser großen intcrualionalen und mit staatlichen Hobeitsrechte» anSgcstattcteu Gesellschaft, Ihr Arbeitsgebiet lag in Acien. Tort reihte es vom Kaspischen Meer bis zu den Grenzen des chinesischen Reich s. Dort dainpsten die Hohalpen nnlee der Wirkung des Ttziioiberins, Tort kochten die großen Seen, und warmer, über das ganze Jahr verteilter Regen schuf snnfzigsällige Ernten, wo srntzcr wandernde Kirgisen kaum das Notwendigste sanden, Wellington Fox war mit der Betrachtung des- Gcvändes zu Ende und ging weiter, dem Grucicwaldpart za, Tie leinen , Worte seines Freundes gaben ihm reichlich Anlaß zum Nach denken, Seine Gedanken weilten abwechselnd iin fernen Oil eit und im Palast der E. S. C. Uno so übersah er es, wie eine elegant gekleidete Gestalt, die ilim cntgegenlam, bei seine», An blick schon von weitem einen Bogen schlug, nm aus die anders Seite der Straße zu gelangen und oan» im Hause der E, S. L. zu verschwinden. ;For-tsch>mg kolgt.)
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