Volltext Seite (XML)
R».II7. . z-eitag, d.« Mai LS7« Aachener W Achrchten. Lreisblatt flir dm Äreis-Dirertions-Lyirk Lärchen. Amtsblatt für die Gerichts- nnd Verwaltungsbezirke Bautzen, SchiraiSwal-a, Königswartha, Weißenberg, Herrnhut, Ostritz, Bernstadt und Reichenau. «tedacteur und Verleger: E. M. Monse in Bautze». Der, unterm LI. Februar d. I. erlassene, den Photograph Joseph Eugen JttNgrgger aus Botzen betreffende Steckbrief wird hierdurch erneuert. Bautzen, den LS. Mai 1872. Der Untersuchungsrichter beim Königs. Bezirksgericht. — G.-Rath LSpfer. Bekanntmachung. Am 20. ds-Mts. sind aus einer hiesigen Wohnung die nachveneichneten Gegenstände entwendet worden: eine goldene Damencylinderuhr nebst goldener Erbskette mit Haken und Schloß, ein von grauem polirtem Holze gefertigtes und mit Elfenbein und Metall ausgelegtes Kästchen mit 25 bis 30 Thlr. Silbergeld, einer Silhouette und verschiedenen Briesschasten, ein Opernglas mit schwarzer Hornumfassung, ein schwarzes Lederetui mit rothem Futter, eine mittelgroße roth- und schwarzgemufterte Lama-Tischdecke und endlich ein mit Stabldügel versehenes Geldtäschchen von rothbraunem Leder mit 2z Thlr. Silbergeld. Dieses wird zur Entdeckung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit bekannt gemacht. Die Stadtpolizeibehörde zu Bautzen, den 22. Mai 1872. Heerklotz, Stadtrath. —— . In der Nacht vom 18. »um 19. dieses Monats sind mittelst Einbruchs und Einsteigens aus der Kirche zu Sohlanv gestohlen worden: 4 versilberte Altarleuchter von verschiedener Größe und ein zinnernes Taufbecken; ingleichen ist aus der Kirche zu Großpostwitz in der Zeit vom 16. bis 19. ds. Mts. durch Erschleichen eine Taujschüssel aus gelbem Metalle, aus welcher die Jahrzahl „1830", lateinische Namen und das biblische Bild, den Sündensall darstellend, zu sehen waren, entwendet worden, was zur Ermittelung der Diebe bekannt gemacht wird. Schirgiswalda, den 22.Mai 1872. DaS Königliche Gerichtsamt. Seyfert. Mannfeld. Tele-rajr-isHe Sorres-ontzenz. Frankfurt a. M., 22. Mai. (W. T. B.) Die ständige Depu tation deS deutschen JuristentageS hat im Einvernehmen mit dm hiesigen Behörden beschlossen, dah der zehnte deutsche Juristentag im August d. I. hierselbst abgehalten werden solle. Hamburg, 22. Mai. (W. T. B.) Die allgemeine deutsche Lehrerversammlung beschloß, den Ort der Versammlung für nächstes Jahr nicht selbst festzustellen, sondern die Bestimmung desselben dem Ausschüsse zu überlassen. Bayreuth, 22. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Die formelle Grundsteinlegung zu dem Richard Wagner-Theater hat soeben unter zahlreicher Betheiligung von Festgenossen auS allen Ländern — deS andauernden heftigen RegenS wegen — im Opernhause statt- gesunden. Nachdem der Bürgermeister die Anwesenden begrüßt und willkommen geheißen, ließ sich Richard Wagner selbst in längerer Rede über seine Ideen und Absichten auS. Nach ihm brachte Banquier Feustel, der Leiter der gesammten Festlichkeiten, dem König Ludwig von Bayern, welcher in warmen, herzlichen Worten seinem theuren Freunde Wagner telegraphischen Gruß und Glückwunsch gesendet hatte, und sodann dem deutschen Kaiser Wilhelm, „der überall gefeiert werden müsse, wo deutsche Männer Zusammenkommen", begeisterte HochS, welche von der großen Versammlung mit Jubel ausgenommen wurden. Heute Abend findet eine Festvorstellung statt, in welcher durch 330 Sänger und Sängerinnen und durch 130 Musiker die 9. Symphonie zur Aufführung gelangt. Wien, 22. Mai. (W. T. B.) Im Verlaufe des gestrigen Tages ist bei der Erzherzogin Sophie ein auffallend rasches Sinken der Kräfte und der Gehirnthätigkeit eingetreten. Der Zustand selbst ist sehr besorgnißerregend. Pari-, 22 Mai. DaS „Journal officiel" meldet, daß die Un- tersuchungS-Commission bei Prüfung der Capitulation von Straßburg beschlossen hat, über den General Uhrich ein Tadel-votum zu verhängen, welche- dadurch motivirt wird, daß die Capitulation abgeschlossen wurde, bevor ein Sturm auf die Festung erfolgt war, daß ferner nicht Munition und Fahnen vernichtet worden sind, daß endlich beim Abzüge der Garnison die kriegerischen Ehren nicht au«- bedungen wurden und den Offizieren gestattet war, sich zu verpflichten, während de« FeldzugeS nicht weiter gegen den Feind zu dienen. Versailles, 2i. Mai. (W. T B.) In der Nationalver- sammlung gelangte heute der Antrag Rouher'S wegen der Liefer ungen und Waffenkäufe während des letzten Kriege« zu Berathung. R 0 uher erklärte, jede Rücksicht auf die politische Parteistellung bei Seite lassen und die Frage nur auS dem Gesichtspunkte der öffent lichen Moral behandeln zu wollen. Während der Herzog von Audiffret- Pasquier in seiner Rede vom 4. d. durchgehends den Bureau; deS Kriegs Ministeriums alle Verantwortlichkeit aufgebürdet hatte, glaubt Rouher, daß jeder Einzelne für seine Verschuldungen verantwortlich sei. Palikao sei verantwortlich für die bis zum 4. September ab geschlossenen und mit einem ungefähren Betrage von 800 Millionen ausgesührten Lieferungen. Die Verantwortlichkeit für die übrigen Lieferungen steige höher hinaus al« bloS zu den Beamten deS Kriegs- Ministeriums: Gambetta werde sich der ihm obliegenden Verpflichtung nicht entschlagen können, auch von den durch ihn abgeschlossenen LieferungSverträgen Rechenschaft zu geben. Wer verantwortlich sei, der unterliege auch der Beurtheilung der öffentlichen Meinung und der Criminaljustiz. Die Versammlung könne nicht mit einer ein- fachen Tagesordnung die Angelegenheit aus der Welt schaffen. Rouher legte im weiteren Verlaufe seiner Rede gegen Audiffret « Beschuldigung, daß die Arsenale Kriegsmaterial nur auf dem Papiere aufzuweisen hätten, Verwahrung ein, berief sich auf das Zeugniß deS KriegS- ministerS, schloß sich der Ansicht Audiffret'- Betreff- deS allgemeinen obligatorischen Kriegsdienste- an und beschwor die Versammlung, da- die Wiederaufrichtung de- Landes vorbereitende Princip der allgemeinen Wehrpflicht anzunehmen. Nach Annahme de- Gesetzes über den Kriegs dienst, fügte Rouher hinzu, werde die Aufgabe der Nationalversamm lung noch nicht erfüllt sein; entgegen einer von Gambetta gelegentlich gethanen Aeußerung halte er eine vorzeitige Auflösung der National-' Versammlung für gleichbedeutend mit der Auflösung deö Lande-. Rouher's Rede rief zwei Mal BeifallSbezeugungen hervor, welche ihrerseits wieder zu Protesten Seiten der Linken führten. Gambetta erwiederte, er beschränke sich für heute darauf, zu constatiren, daß der Advocat de- Kaiserreich» die Versammlung in sich zu spalten suche und er werde seinerseits diesem Beispiele nicht folgen. Seiner Rede wurde von der Linken Beifall gezollt. Audiffret wird erst morgen sprechen. * Versailles, 22. Mai, Abends. Die Nationalversamm lung nahm nach Schluß der DiSeussion über die Interpellation Rouher's bezüglich der Lieferung-Verträge einstimmig mit 692 Stimmen folgende von Mornay vorgeschlagenc Tagesordnung an: Die Versammlung vertraut der Commission für Untersuchung der Lieferungsverträge, daß sie die für alle nach und vor dem 4. Sept,