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' ——— W W G U Feierabend Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. 2j Sonntag den 25. Mai M3 wo Trauerweiden nicken . . . o Trauerweiden nicken. Da treibt's mich immer hin. Wenn Leiden mich bedrücken, Wenn ich Io einsam bin. Wo Trauerweiden nicken, Klag' gerne ich mein Weh, Da ich der Bäume Zweige Mitleidig hangen seh'. Wo Trauerweiden nicken, Da bring' man mich zur Buh; Bat man mich längst vergessen, Dann, traurc, Weide, du! Lorenz Wingerter in Waldbreilbach. Auf den FronleichnamssonnLag. Evangelium: Das grcße Abendmahl. Lukas 14, 16—21. Tas Herz Jcsu. Im gewöhnlichen Leben wird die Liebe durch ein flammendes Herz dargestellt und niemand entsetzt sich bei dessen Anblick. Niemand hat den Eindruck, als sei ein ans dein Körper herausgerissencs totes Herz das Symbol der Liebe. Nach der wunderbaren Brotvcrmehrung sagte Jesus zu den Juden: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgckommen ist. Wer von diesem Brote itzt, der wird leben in Ewigkeit; das Brot aber, welches ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt." Da stritten die Juden unter einander und sprachen: „Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?" Jesus aber sprach zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer mein Fleisch itzt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage; denn mein Fleisch ist wahrhaftig eine Speise und mein Blut wahrhaftig ein Trank. Wer mein Fleisch itzt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm... Dies ist das Brot, welches vom Himmel herabgekommen ist, nicht wie das Manna, das eure Väter gegessen haben und gestorben sind. Als nun viele von seinen Jüngern das hörten, sprachen sie: „Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?" . . . Von der Zeit an gingen viele seiner Jünger zurück und wandelten hinfüro nicht mehr mit ihm. (Joh. 6. S1—67.) Die Juden und selbst viele Jünger Jesu entsetzten sich also vor dem Gedanken, daß ihnen zugemutet werde, Jesu Fleisch zu essen und Jesu Blut zu trinken. So manchem katholischen Christen nun, der in der hei ligen Eucharistie voll Glauben und mit Liebe dieses Fleisch und Blut seines Erlösers genießt, indem er sich bewußt ist. den darin wahrhaft, wirklich und wesentlich mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, mit Gottheit und Menschheit gegenwärtigen, vom Himmel herabgekommenen, gekreu zigten, auferstandenen und zum Himmel aufgefahrenen lebendigen Weltbeiland in sich aufznnehmcn. ergeht es gleichwohl ähnlich wie den Juden und vielen Jüngern Jesu beim Anblicke eines Herz-Jesu-Bildes: es ist ihm ein aus dem Leibe gerissenes totes Herz; während an sich daS flammende Herz als Symbol der Liebe auf ihn einen gün. fügen Eindruck macht, fühlt er sich beinahe abgestoßen, wenn ihm das liebeglühende Herz Jesu vor Augen tritt. Und doch ist es der lebendige Sitz der Liebe, die einstens vom Himmel herabgestiegen ist, die in diesem Herzen für das Menschengeschlecht geschlagen und das Herzblut für das selbe vergossen hat, und die nun ini Himmel lebendig in diesem Herzen weiter für uns schlägt — der Liebe, die in dem allerheiligsten Altarsakramente fortwährend Brot und Wein in das Fleisch und Blut und damit doch fürwahr vor allem in das liebreichste Herz und in das für uns vergossene Herzblut unseres Erlösers verwandelt, um durch dieses lebendige und Leben spendende Gnadenmittel unsere Seelen für das ewige unsterbliche Leben zu ernähren. O. daß doch dieses Gefühl der Kälte gegen das göttliche Herz Jesu in der katholischen Kirche immer mehr und mehr ansstürbe und alle diesem Throne der göttlichen Liebe mit Zuversicht und inniger Liebe zueilten. Man sagt im ge wöhnlichen Leben von einem Menschen, der eine große Liebe im Herzen trägt und an den Tag legt: er ist ganz Herzt Nun, gilt dies nicht im vollsten Maße von dem göttlichen Heilande, der doch fürwahr ganz Herz für uns Menschen ist und sich danach sehnt, alle seine Erlösten in dieses sein Herz aufzunehmen. Der neue Kursche. Humoreske von M. Enckhausen Nachdruck verboten. An einem beiteren Jauuartage fand Leutnant Dann heim bei seiner Heimkehr vom Dienst seine kleine Frau in trostloser Stimmung. „O, Hilmar," klagte sic schluchzend, „was soll morgen aus unserer Gesellschaft, unserer ersten, werden!?" Leutnant Hilmar küßte vorerst sein, auch mit ver weinten Angen reizendes Frauchen sehr gründlich, ehe er auf ihren großen Kummer einging. „Nun, was klappt denn nicht, mein Liebling?" fragte er, noch lachend. „Hat die Kochfrau abgesagt?" „Tu lachst!" schalt Frau Rika erbost. „Ja, du lachst! Dir ist es einerlei, ob wir uns blamieren und hast dir nicht ein bißchen Mühe gegeben, einen vernünftigen Burschen zu bekommen O, du abscheulicher Mensch, du lachst, wenn ich weine!" Hilmar Dannheim lachte nicht mehr. Er war noch keine drei Monate glücklicher Ehemann, deshalb erschütterten ihn die gerechten Anklagen seines Weibchens noch sehr. „Der Bursche ist nicht nach deinem Geschmack?" fragte er. „Sein ehrliches Gesicht gefiel mir immer so gnt." „Was tue ich mit einem ehrlichen Gesicht, wenn der Mensch mir schon, in der ersten Stunde mein reizendes Früh- stücksgcschirr zcrtöpfert?" schluchzte Nika zornig. „Was, der Vcsel bat das getan?" erzürnte sich der junge Ehemann, obgleich er eigentlich froh war, von der Angst um die zarten Kaffeetassen erlöst zu sein.