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Weibe nehmen woure, da glaubte sie au ihrem Glück nicht mehr zweifeln zu dürfen. Doch ach, wie kurz war dieser Glückstraum! Eines Abends stürzte Anna bleich und ver stört ins Zimmer und brach in herzzerbrechendes Schluch- zen aus. Es dauerte lange, bis das Zureden der erstaunten Mutter sie zum Sprechen brachte. Karl Hochfellner, der Mann, dem sie ihr ganzes Vertrauen geschenkt, hatte sie schmählich betrogen. Er hat sich mit der Wirtstochter Rosa Emmer in der Quergasse verlobt! rief sie verzweifelt aus. Dis Mutter gab sich alle Mühe, die Weinende zu trösten. Anna sollte Gott danken, daß es so gekommen. Wenigstens wisse sie, daß es dem sauberen Burschen nur ums Geld zu tun gewesen. Ein Glück, daß Anna kein Heiratsgut besitze, sonst hätte es doch Hochzeit gegeben, und es wäre nur Un glück herausgekommen. Ja, der Franz, meinte die Mutter, den drk verschmäht hast, das is a wackerer Mensch, bei dein gäb's ka Falschheit, ka Berechnung. Und wer weiß, fügte sie geheimnisvoll hinzu wer weiß, ob sich nicht ein Wunder vollzogen hätte, und du wärst am Tage deiner Hochzeit nicht mit leeren Händen gekommen. Schau nur das Muttergottes bild an: wie oft Hab ich für uns beide gebetet in gläubigem Vertrauen. Sie zeigte auf das an der Wand hängende, von einem breiten Holzrahmen umkleidete Madonnenbild. Dank dem Himmel, daß alles so gekommen ist, daß du vor einem Un würdigen bewahrt worden bist! Ehe drei Wochen vergingen, wurde Karl Hochfellner der Gatte Rosas, deren Mitgift die Fabrik des Vaters wie der aufrichtete, nachdem sie durch gewagte Spekulationen an den Rand des Bankerottes gekommen war. » « * - . o Drei Jahre vergingen, und wieder war die Fabrik nabe daran, zugrunde zu gehen. Der alte Hochfellner übertrug sie feinem Sohne. Das war der Anfang vom Ende. Tie Fabrik wurde nach kurzer Zeit gesperrt, und Karl suchte Zuflucht bei seinem Schwiegervater. Als Emmer starb, führte er das Wirtsgeschäft als Erbe fort. 7 ?:Frau Penninger war mittlerweile alt und gebrechlich geworden, und Anna mußte durch Näharbeit und Sticke- reien für ihre und der Mutter Bedürfnisse sorgen. Wie oft Wünschte da die alte Frau, Anna hätte einen braven Mann und wäre versorgt, denn sie mußte oft an den Tod denken. Anna, pflegte sie dann zu sagen, wenn es einmal so weit kommt, daß meine Augen sich für immer schließen, dann bete zu dem Muttcrgottesbilde für mich. Und im Kasten wirst du ein schwarz versiegeltes Paket finden, das gehört dir. Aber schwöre mir. daß du's nicht früher anf- machst, als bis alles mit mir zu Ende ist. Anna versprach alles, um die Mutter beruhigen. Wenige Monate nur währte das Siechtum der Alten, und eines Tages, als die Mutter schon auf der letzten Ruhe stätte gebettet war, stand Anna vor dem versiegelten Ge heimnis. Sie fand darin ein Blatt, auf dem geschrieben stand: Es war mir im Leben nicht beschicken, dein Glück ge sichert zu sehen, wie flehentlich ich auch Gott darum bat. So soll es nun im Tode geschehen! Oeffne den Rahmen, und du wirst einen Schatz finden, der dir am Hochzeitstage bestimmt gewesen. Leb wohl und behalte deine Mutter in getreuem Angedenken! Ein Zittern überfiel Anna, ihr Auge mnschleierte sich, sie öffnete hastig den breiten Holzrahmen des Madonnen bildes, da — ein versiegeltes Kuvert fiel zu Boden, das die Aufschrift trug: „Meiner Tochter Anna Penninger." — Es enthielt zehn Stück Tausengnldenscheine. Wie ein Laufseucr verbreitete sich die Kunnde vom Schatz des Madonncnbildes auf dem ganzen Grund. Be kannte und Freunde besuchten Anna, um das große, in Qel gemalte Bildnis der Mutter Gottes zu sehen, das man al- ein vom Maler Vcith stammendes wertvolles Gemälde er kannte. Anna weihte es der Kirche zu St. Joseph, die daS Bild bis zum heutigen Tag im linksseitigen Gange be wahrt hat. Kaum war ein Jahr nach dem Funde verflossen, als ein kleines Mädchen an Annas Wohnungstür klopfte und um Einlaß bat. Es war ein Mädchen Hochfellners, das einen Brief brachte. Anna wollte ihn nicht lesen, und die Kleine ging. Dann kam Hochfellner selbst. Auf den Knien lag der Unglückliche als Bittender vor Anna, die ernst zu ihm sprach: Ich kenne Ihre Lage, morgen sollen Sie gepfändet, mit Ihrer Frau und den Kindern auf die Straße gesetzt worden. Retten Sie mich, Anna, mich, den Undankbaren, der Sie belogen . . . Wie hoch ist die Summe, die Sie benötigen? Fünfhundert Gulden würden mich und die Meinigen vor dem Untergange bewahren. Sie blickte ihm voll ins Gesicht, und mit erhöhter Stimme rief sie dem Gedemütigten zu: Gott hat Barm herzigkeit an mir geübt; ich kann nicht unempfindlich sein gegen anderer Elend — hier — nehmen Sie das Geld! — Sie gab es ihm. Er wollte sprechen, aber Tränen der Neue erstickten 'eine Worte, langsam ging er der Tür zu. Mutter, Mutter! rief Anna schmerzbewegt, sieh herab auf dein Kind, verzeihe, wenn es unrecht war, daß ich die sem Erbärmlichen Gutes getan habe. Doch er hat schwer ge büßt. Meiner Armut wegen hat er den Schwur gebrochen, und seine Armut hat ihn nach Jahren wieder über meine Schwelle geführt! Ersparnis. storch auf, willst du dir Geld ersparen! Ls kommt dich billiger zu stehn, Menu du dich einen Tag läßt fahren Als: Du läßt einen Tag dich gehn! I. Bergmann. In den schwarzen Kergen Montenegros. Bon Ad, Spetlak, Zittau. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Der italienische Kapitän traf endlich Anstalten zur Ab fahrt, und mit der üblichen Verspätung stampfte das Tamvf- boot durch Schilf und Röhricht dein offenen See zu. Aus der Ebene sanft ansteigend, erhoben sich links mit niedrigem Laubwald bedeckte Berge. Der Himmel hatte sich umdüstert, und ein anhaltender Regen ließ uns den herßumstrittenen Tarabosch und die Zitadelle von Skutari nicht er kennen. Wir wissen, daß die Bojana, der südliche Abfluß des Skutarisees ist, der zwischen beiden hindurchführt. Wie viel erbitterte Känipfte mögen schon die Ufer des Skutari- sees gesehen haben? — Ich erblicke auf einer flachen Insel die alrertümliche, aber malerische ehemalige türkische Festung Lesandra; diese Insel ist seit dem Berliner Vertrage mon tenegrinischer Besitz. Später kommt die Insel Vränfina» mit dem Doppelkegel, die stattlich aus den Fluten sich ab- beoen. in Sicht. Höflich beantwortet mein militärisch w Begleiter die an ihn gerichteten Fragen. Der See ist ans weite Strecken mit Wasserrosen und anderen Sumpfpflan zen bedeckt, stellenweise bleibt nur eine schmale Fahrtrinne frei. Mit cinmu Schlage verändert sich jetzt das Land- schastSlnld; zur Rechten öffnet sich die fruchtbare Zeta-Ebene, und nur noch zur Linken steigen Gebirge unmittelbar ain Seeuser auf. Ich hatte in den letzten Wochen am Plitvicer Sec in Kroatien, in Bosnien und in der Herzegowina, so wie in Dalmatien herrliche Landschaftsbildcr gesehen, aber