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3235 — Unter dem Protectorate des Kronprinzen und der Kron prinzessin von Sachsen soll in Dresden eine WohlthätigkeitS- Vorstellung zum Besten der durch die Ueberschwemmung an der Ostsee Beschädigten veranstaltet werden. — (L. Z.) Einer Entscheidung deS königlichen Ministerium» deS Innern zufolge sollen solche Privatgesellschaften, welche zu ihrem Vergnügen oder zu einem wohlthätigen Zweck, aber nicht des Erwerbs wegen, theatralische Aufführungen darstellen wollen, also sogenannte Liebhaber-Theater, in Zukunft nicht behindert sein, diese Vorstellungen auch öffentlich gegen Erlegung deS Eintrittsgeldes zu veranstalten, jedoch verbunden, hierzu jedeSmal die Erlaubniß der Obrigkeit einzuholen, welche letztere darüber zu wachen hat, daß die aufzuführendm Stücke nicht bedenklichen Inhalts sind und insbesondere nicht gegen Anstand und Sitte verstoßen. — Aus der gestrigen öffentlichen Sitzung der Stadtverord- neten sei hier Folgende? mitgetheilt: Der Stadtrath hat in Ueber- einstimmung mit dem diesseitigen Anträge 1000 Thlr. aus städtischen Mitteln für die durch die Ueberschwemmung nothleidend gewordenen Bewohner am Ostseestrande unterm 12. December an den Central- hilfSverein eingesendet. Die Frage über Abbruch de» Porte chaisen - hauseS droht infolge eingeleiteter Process» eine sehr verwickelte zu werden, und beschloß daS Collegium nach einem Anträge deS Vice- Vorstehers Adv. E. Lehmann: den Stadtrath zu ersuchen, unerwartet deS AuSgangeS deS ProcesseS die gütliche Verhandlung mit den proceßführenden Portechaisenträgern einzuleiten, um daS dem Alt- markte nicht zur Zierde gereichende Gebäude beseitigen zu können. Der vom Ref. Stadtv. Jordan im Sinne deS StadtratHS befür-j! — In Regierungskrisen verlautet jetzt, daß der Kaiser daS SemisfionSgesuch des Kriegsministers Grafen v Roon nicht genehmigt babe. Dem Vernehmen nach ist Gras v. Roon vorläufig zum Vor sitzenden deS StaatSministeriumS ernannt. Der Minister der land- wirthschaftlichen Angelegenheiten, v. Selch ow, ist aus sein DemisfionS- gesuch noch nicht vom Kaiser beschieden worden. — Die „Kreuz-Ztg." bemerkt: „Die jetzt feststehende Absicht de» ReichSeanzler» Fürsten BiSmarck, die Leitung der preußischen StaatS- Angelegenheiten niederzulegen, hat, wie wir hören, einen wahren Schrecken unter den kirchlich — — Liberalen hervorgerufen. Dieselben besorgen, gewiß mit gutem Grunde, daß diejenigen Operationen, welche auf dem Gebiete der preußischen Gesetzgebung von dem CultuS- ! Minister vr. Falk eingeleitet sind, ohne die Unterstützung deS bis herigen Minister-Präsidenten sehr leicht ins Stocken geratden könnten. Die bisherigen parlamentarischen Anfänge in der gegenwärtigen Land- tagssesston haben nicht gerade eine große Zuversicht in Bezug'auf die legislatorischen Versuche des Herrn Falk erkennen lassen: die ganze Hoffnung war seither auf die Rückkehr des Fürsten Bismarck gerichtet. ziehen lassen. Dresden, 19. Dec. (D. N.) Se. Maj. der König ist heute früh in Begleitung II. kk. HH. der Prinzen Albert und Georg mittelst SxtrazugeS nach Jahnishausen zur Jagd gefahren, Abends aber wieder hier eingetroffen. — Wie mehrere Blätter aus angeblich zuverlässigster Quelle mit- theilen, ist Herr v. Weber, derzeit Präsident des hiesigen Appell«^ tionsgerichtS, zum Präsidenten des Oberappellationsgerichts ernannt worden. Der Präsident deS Zwickauer AppellationSgerichts, Klemm, wird, wie die „Dr.N." hören, zum Präsidenten des Dresdener Appellationsgerichts ernannt werden. I Jahre 1877 stimmte daS Collegium zu. Der auS den Einnahmen deS Brückenzölle- bis jetzt angesammelte Fond, welcher, insoweit er nicht durch Reparaturbauten in Anspruch genommen wird, seine Ver- Wendung beim Brückenneubau finden soll, beträgt 1l9,t06 Thlr. und wird sich biS Ausgang deS Jahres 1872 auf 140,000 Thlr. erhöhen. Nächstdem erfolgte die definitive Feststellung des HauShaltplans pro 1872. Was die provisorische Fortdauer der diesjährigen Beamten- gehaltserhöhungen anlangt, so war daS Collegium damit ein- verstanden, daß den sämmtlichen städtischen Beamten die ihnen für daS Jahr 1872 gewährten persönlichen Zulagen auch ferner bis zur definitiven Normirung der Gehalte fortgewährt werden. Dresden, 19. Decbr. Premierlieutenant v. Gutschmid vom 1. Reiter-Regiment in Großenhain inspicirte am 17. d. M. seine zum Grenzcordon gegen Böhmen unweit Jöhstadt stationirten Reiter. Nachmittags desselben Tages unternahm er in Gesellschaft deS Haupt manns v.-BrzewSki eine Schlittenfahrt nach dem Schießhause von Jöhstadt, wo beide Offiziere ihr Mittagsmahl hielten. Aus der Rück fahrt wurde das Pferd scheu,, ging durch und schleuderte v. G. so unglücklich, wahrscheinlich gegen irgend einen Stein oder sonstigen festen Gegenstand, daß nach kurzer Zeit der Tod eintrat. Aerztlicher Zeit» wurde ein Schädelbruch constatirt. Hauptmann v. B. war zwar auch auS dem Schlitten geschleudert worden, ist aber mit einigen Contusionen davon gekommen, * Leipzig. Von Seiten deS hiesigen internationalen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter Krieger sind, eingedenk der für seine FriedenSthätigkeit nach den neuen Statuten vorgezeichneten Auf gabe, drei Kisten mit einer großen Anzahl wollener Lagerdecken, Betten und Bettzeug, wollener Männer- und Frauen-Unterkleider und Röcke, Kinderkleider, Socken re. für die beschädigten Ostsee-Küsten- bewohner an daS CentralconM nach Berlin abgeschickt worden. Marienberg, 18. December. (Dr.J) Der StaatSfiscuS hat mr die unserer Stadt gehörige Waldung ein Gebot von 95,000 Lhalern gemacht; Rath und Stadtverordnete halten jedoch an der Forderung von 150,000 Thalern dafür fest, und die Stadtverordneten ersuchten in ihrer Sitzung vom 9. d. M. den Stadtrath, sich an die königl. KreiSdirection mit dem Gesuche zu wenden, dieselbe möge ge- statten, daß die Gemeinde den Wald an den Meistbietenden verkaufen, oder daS vorbefindliche über 40 Jahre alte Holz jetzt wegschlagen dürfe. Berlin, 19. December. Die kaiserlichen Majestäten waren gestern Nachmittag einer Einladung der Königin-Witwe zum Diner nach Charlottenburg gefolgt. Heute Vormittags empfing der Kaiser ^en Besuch des Prinzen Albrecht, welcher am Morgen von Hannover hier eingetroffen war, und arbeitete Mittags nahezu 2 Stunden mit dem Kriegsminister Grafen von Roon und dem Chef des Militair- cabinets Obersten von Albedyll. Morgen früh wird sich Se. Maj. zur Abhaltung einer Hofjagd nach Buckow und Groß-Ziethen begeben. Deutsches Rei«. Bautzen. Es bat eine veränderte Aufstellung der Post - Brief- kästen in hiesiger Stadt in der Weise stattgefunden, daß dieselben nunmehr an den Geschäft-localen angebracht worden find, woselbst sich die mit besonderen Schildern versehenen amtlichen Verkaufs stellen für Postwerthzeichen befinden, d. s. die GeschäftSlocale der Herren Wilhelm Jacob, Stetnstraße; Carl Pötzschke, äußere Laucnstraße; Johann Wannack, Schülergasse. Der in der Seidau aufgestellte Post-Briefkasten ist vom! Teutscher'schen Hause an daS Bartusch e Haus versetzt worden. --- Bautzen, 20. Dec. Heute früh ist der frühere Restaurateur und jetzige Privatmann I. G. E. Kehlbach von hier in- der Nähe von Teichnitz todtau fgrfunden worden. Derselbe soll in letzterer Zeit an Geiste»störung gelitten haben. L Königshain, 18. December. Unsere Schuljugend hat ein recht nachahmungSwerthes Beispiel werkihäiiger Nächstenliebe gegeben. Nachdem ihnen von ihrem Lehrer die furchtbaren Verwüsturrgen, welche die Sturm fluth des 12. und 13. Novembers am Ostseestrande ange- richtet, eingehend geschildert und daS unermeßliche Elend der dortigen Bevölkerung warm ans Herz gelegt worden, veranstalteten die Kinder unter sich eine Sammlung und brachten die für unsere Verhält nisse immerhin bedeutende Summe von 6 Thlr. 21 Ngr. 1 Pf. zu sammen, welcher Betrag an die Sammelstelle des Kaufmanns Herrn Friedrich Braun in Bautzen eingesendet worden ist mit der Bitte, den- selben „den armen, durch Sturmfluth heimgesuchten Schulkameraden am Ostseestrande zum hl. Christ" übermitteln zu wollen. Denjenigen aber, die unverständig oder böswillig genug waren, die mindestens sonderbare Behauptung aufzustellen, derartige Sammlungen kämen nur den Reichen und Wohlhabenden zu Gute, die Armen müßten ge- wöhnlich leer auSgehen, diene das obige Ergebniß der Sammlung zum Beweise, daß unverdorbene Kinder, wie wir sie Gott sei Dank noch haben, sich nicht so leicht in das Getriebe unreiner Leidenschaften Die neueste Wendung der Dinge scheint nicht geeignet, diese Hoffnung sehr zu beleben. Wir an unserm Theile hätten natürlich keinen Grund, unS über diese Folge der MinikerkrisiS zu beklagen." — Die im deutschen Zollgebiete geltenden Bestimmungen über - , , .den Verkehr mit den einer inneren Steuer unterliegenden Gegen- warteten u§d vom kgl. Ministerium de» Innern genehmigten Fort- ständen treten in Elsaß-Lothringen am 1. Januar 1873 in erhebung deS Brückenzolles auf der Augustusbrücke bi» zum l Wirksamkeit.