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structlon soll zu dem nämlichen Resultat gelangt sein, wie der von dem Marschall Baraguay d'HillierS präfidirte KriegSrath. Der Mar schall selbst soll überführt worden sein, daß er capitulirt hat, während er ander- hätte handeln können. Die Untersuchung wegen VerrathS dauert noch fort. — DaS „Siöcle" eröffnet eine Nattonalsubseription zum Besten der Elsässer und Lothringer, welche für Frankreich optirt haben und in Folge davon sich in bedrängten Umständen befinden. DaS „Siöcle" zweifelt nicht, daß sich zu diesem Zweck ein Central-Comitö hervorragender Männer bilden werde. Bis dahin erklärt die Redaction sich bereit, Beiträge anzunehmen. Au- Algerien liegen folgende officielle Nachrichten neuesten Datum? vor: „Die politische Lage ist befriedigend. Die Blattern wüthen fortwährend in einigen Bezirken. Die Impfungen haben seit der Abnahme der Hitze wieder begonnen; der Mangel an Aerzten ge stattet jedoch nicht, diese Operationen mit der wünschenswerthen Thätigkeit zu betreiben. Der Süden war ruhig, obschon der Abgang einer Bande nicht unterworfener Saharier, die sich in die Berge der OemurS geflüchtet hatten, nach dem Osten gemeldet worden war. Eine Depesche auS Tuggurt meldet, daß die Mekhadmas sich von den Uled- Sidi-Sheikh getrennt haben, und daß dieser Stamm, der entschlossen ist, sich zu unterwerfen, nach Wargla marschirt, von wo er nur noch vier Tagemärsche entfernt ist. Die Uled-Sidi-Sheikh haben in Folge dessen sich der marokkanischen Grenze genähert." Türket. Zur Kennzeichnung der Lage wird Folgendes gemeldet: „Wenn der deutsche Reichskanzler seinen Vertrauten, den Herrn v. Keudell, al? Gesandten nach Konstantinopel sendet, so hat er dazu gewiß ge gründete Ursache; denn die türkischen Verhältnisse sind in einer bedenklichen Währung. Kaum hat der Großvezier Mahmud Pascha seinen Posten verlassen, als der Stuhl des neuen GroßiezierS schon zu wanken beginnt. Bekanntlich hatte derselbe seinen Vorgänger in feierlicher Minister-Conferenz über einige dunkele Punkte seiner Ver waltung befragen lassen und vom Sultan seine Bestrafung verlangt. Er sollte in'S Exil wandern und die Geldsummen, um die er den Staatsschatz betrogen, ersetzen. Anfangs schien der Sultan auf die Wünsche seines neuen Großveziers eingehen zu wollen; aber er ist von diesem Entschlusse zurückgekommen und will den ehemaligen Günstling geschont wissen. Derselbe hatte in den Megiemngsmaximen große Aenderungen herbeigeführt. Die hervorragendsten Minister des früheren Sultans, Reschid, Fuad und Aali, hatten es verstanden, die Politik von den Jntriguen des Hofes und des Harems sowie von der Willkür des Herrschers so ziemlich loszulösen; da kam der unglück selige Mahmud und lehrte den Sultan selbstständig, das heißt hier zu Lande despotisch und launenhaft regieren, und damit ist den tür kischen Würdenträgern der Boden für eine gesunde Regierunhskunst entzogen. Midhat Pascha, den der bessere Theil des Volkes lebhaft begrüßte, hat nun nicht ein Mal Zeit gehabt, die Brauchbarkeit seiner Grundsätze praktisch zu erproben und den ottomanischen Staat wieder ein Wenig aus den Schlingen der russischen Politik, worin ihn Mah mud Pascha verstrickt hatte, loSzulösen, da ist er schon der Ungnade seines Herrn verfallen. Schon bezeichnet man Diejenigen, welche ihn zu ersetzen bestimmt sind. Man nennt unter Anderen den Marinc- minister Essad Pascha, der den Sultan auch sicherlich in seinen Be mühungen, die Thronfolge zu ändern, unterstützen würde, aber bei der Armee zu wenig popularr ist. Außer ihm denkt man auch schon an den früheren Großvezier Ruchdi Mehmet Pascha. Die öffentliche Meinung ist dem regierenden Sadr-Azam entschieden günstig; aber sie vermag cS nicht, aus den Herrscher den mindesten Einfluß zu üben Dazu sind in der Regel nur Palast-Jntriguen und die Winks aus- wärtiger Gesandten im Stande. Es beginnt sich aber auch in der Türkei das Bedürfniß nach einer nationalen Vertretung, nach einer innigeren Verbindung zwischen Herrscher und Volk zu regen. Midhat Pascha war der rechte Mann, das Fünkchen zur lodernden Flamme werden zu lassen ; aber leider ist sein baldiger Rücktritt vom Amte fast gewiß." AuS Scutari (Albanien) erfährt der „Osserv. tuest.", daß die Streitigkeiten mit den Miriditen in das Stadium einer gütlichen Beilegung getreten zu sein scheinen- Delegirte des Gebirgsvolkes seien in der albanesischen Hauptstadt angekommen, daselbst gastfreundlich ausgenommen und sehr rücksichtsvoll behandelt worden. Andererseits habe der Pascha die Freigebung der vielen in den Gefängnissen be findlichen Miriditen angeordnet; sie seien, mit Ausnahme der Häupt linge, die auf freiem Fuße der Beendigung ihrer Processe entgegen- sehen, sammt und sonders in ihre Heimath zurückgekehrt. Man glaubt, daß schließlich ein Kaimakam der Miriditen in der Person des Häupt lings Dschion ernannt werden dürste; dieser würde zwar vom Pascha von Scutari abhängen, im Innern des kleinen Berglandes aber ganz nach alter herkömmlicher Weise regieren; dergestalt würde die Autono. mie der Miriditen aufrecht erhalten und gleichzeitig der Würde des Divans Genüge geleistet werden können. Amerika. Der gegenwärtige Präsident von Mexico, Sennor Sebastian Lerdo deTejada, hat sein Wahlprogramm veröffentlicht. Der selbe spricht sich darin zu Gunsten der Unabhängigkeit der einzelnen Staaten und Nichteinmischung in ihre inneren Angelegenheiten aus; Gleichheit in der Aushebung für die Armee, Unterstützung und Auf munterung der Erziehungsinstitute, die ihre Wohlthaten auf die niedrigsten Classen der Bevölkerung auSdrhnen sollen, Aufrechterhaltung deS Friedens durch eine wohlorganistrte Polizei werden der Regierung am Herzen liegen. Um das Finanzwesen zu heben und die Ausgaben mit den Einnahmen in Einklang zu bringen, sollen alle unnöthigen Bramtenposten abgeschafft, Verantwortlichkeit der Beamten für Ver untreuungen eingeführt, eine Amortisation der Staatsschulden regulirt, die Freiheit deS Handel« erleichtert und ein Staatsschatz sundirt werden. Volks- imd LanMuirthschaftliches. Weißenberg, 6. Octbr. (Verspätet.) Am 17. Septbr. d-I. machte der hiesige Gewerbeverein im Vereine mit dem hierzu eingeladenen Gewerbe vereine zu Neichenbach eine höchst angenehme Excursion nach Bautzen zur Be sichtigung der dortigen gewerblichen und industriellen Etablissements. Nach herz licher Begrüßung geleiteten mehrere Mitglieder des Vorstandes des Bautzener Gewerbevcreines vom dasigen Bahnbose aus uns, die Gäste, zunächst in die Eisengießerei der Herren Götjes und Schulze, sodann in die Actientuchfabrik und Kunstmühle, die Bautzener Actienpapiersabrik, die städtische Gasanstalt, das Rein- hardt'sche Kupserwalzwerk, das Alterthumsmuseum und die neue Bürgerschule, lleberall wurde uns dort der zuvorkommendste Empsang und die eingehendste Belehrung Seitens der Herren Besitzer und Administratoren in dankenswerthester Weise zu Theil. Ein gemeinsames Mittagsessen in der Thiermann'schen Restau ration und eine gesellige Zusammenkunft im neuen Brauhausgarten trugen wesent lich dazu bei, uns in die froheste Stimmung zu versetzen und die Erinnerung an den gemachten Ausflug bei jedem Theilnehmer zu einer der angenehmsten zu machen. — Am Abend des 25. Septbr. beging unser Gewerbeverein sein erstes Stiftungsfest. Eine zahlreiche Versammlung, darunter werthe Gäste aus Bautzen und Reichenbach, füllte den durch Herrn Tapezierer Mau äußerst geschmackvoll und sinnreich decorirten Saal des Stadtkellers. Nach herzlicher Begrüßung der Erschienenen und Mittheilung einer beglückwünschenden Zuschrift des Reichen bacher Brudervereins gab zunächst der Herr Vorsitzende verschiedene Notizen über das Entfalten und bisherige Leben des Vereins, worauf Herr Cassirer Hüllner die Jahresrechnung, worüber ihm Decharge ertheilt wurde, ablegte und sodann sämmtliche Vorstandsmitglieder von Neuem durch Acclamation als solche gewählt wurden. Hieraus hielt Herr Handelsschuldirector Arras aus Bautzen einen Vortrag über das Geld, welcher sich ebensosehr durch Gründlichkeit wie AU- gemeinverständlichkeit auszeichnete. Vortragender erläuterte zuerst den Begriff Geld und den Unterschied zwischen Geld und Münze, gab einen Abriß der Ge schichte des Geldes, erörterte den Zusammenhang zwischen Geld und Münze, die Anforderungen an die Münzen hinsichtlich des Materials, der Form und Aus prägung, sprach über Münzfuß und Währung, zulässige Gewichts- und Legirungs- difserenz, über den wirklichen und Nominalwert!), den sog. Präg- und Schlage satz, über Handels- und Fabricationsmünzen und deren Bedeutung für den Ver kehr mit fernen, uncultivirten Völkern, über singirtes Geld, den Preis oder Cours des Geldes und beleuchtete schließlich unser neues deutsches Reichsgeld, welches die Doppelwährung einsühre, durch die ihm eigenen Vorzüge für den inter nationalen Verkehr überaus geeignet sei und darum als ein ganz besonderes Büttel zur Hebung des deutschen Nationalbewußtseins gelten dürfe. Allseitiger Beifall und der herzliche Dank des Vorsitzenden waren der Ausdruck der dem geehrten Vortragerstatter Seitens der Versammlung gezollten Anerkennung. Nach Ausnahme einiger neuer Mitglieder gab Herr Postverwaller Hänsel den Gefühlen der Dankbarkeit der Vereinsmitglieder gegen ihren Vorsteher wegen dessen bis herigen Bemühens für das Emporblühen des Vereins Ausdruck. Man ging hieraus zur äußeren Feier des Tages über und erlabte sich an einem frischen, aus der Vcreinscasse bewilligten Trünke vortrefflichen Eörlitzer Actienbieres, während die eßbaren Bestandtheile der Festdecoration dem malmenden Zahne verfielen. Die geehrten Gäste aus Bautzen und Reichenbach, von woher außer dem noch eine telegraphische Begrüßung einging, brachten Grüße und Wünsche ihrer heimischen Vereine. Ein vom Vorsitzenden gewidmetes humoristisches "Fest- lied und eine Verloosung verschiedener neckischer Gegenstände erhöhten wesentlich die heitere Fcststimmung, welche die Versammlung bis zu guter Stunde zusam menhielt. Leipzig, 7. Octbr. In der heutigen zwölften Ziehung der 5. Elaste 82. k. s. Landes-Lotterie fielen folgende Gewinne aus die beigesetzten Nummern: 8000 Thlr. auf die Nrn. 19798, 77101. 2000 Thlr. auf die Nrn. 13211 (bei G. E- Heydemann in Bautzen), 59418 , 89318; 1000 Thlr. ans die Nrn. 2014,