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2249 Rundlauf des Jahres seinen Nachfolger bringt. (Forts, folgt.) in- gehörige Licht setzten. Die blauen Kittel der Bergfuhrleute durchbrachen die Einförmigkeit der schwarzen Schaar. Reden und Gegenreden, schallendes „Glück auf!", Hörnerklang und Männergesang, und dann plötzlich das Mark und Bein erschütternde Peitschen geknall der Blaukittel, die da- ihrige zur Erhöhung der Festlichkeit doch auch beitragen wollten, darauf ein eben so plötzliches lautloses Schweigen. Ein greller Schein, der Hochroth über die Menge huschte, zog die Blicke au das Eckfenster der gegenüber liegenden Bergakademie, in dessen Nahmen der weißbärtige Berggeist in Kittel und Schachthut und mit dem Grubcnlicht in der gelben Faust, langsam und feierlich, wie es einem Geist geziemt, cmporstieg und spurlos in der Dunkelheit verschwand. Man muß sie gesehen haben, diese sogenannte bergmännische Auf wartung, die wirklich etwas Eigenthümlichcs hat und keinem gewöhnlichen Fackelzug verglichen werden darf, um zu begreifen, daß der Bergmann so stolz auf die von ihm selbst aufgeführte Festlichkeit ist, und man muß den genügsamen Sinn und die Entbehrungen seines armuthvollen Lebens kennen, um zu begreifen, wie die Erinnerung an diesen Abend vorhält, bis der zugewachsen. Von diesen 1012 Kranken sind 426 genesen, 292 (also über 28 pCt.) gestorben und der Rest in weiterer Behandlung verblieben. Auch in Petersburg und Moskau, sowie in den größeren Städten Ruß lands herrscht die Cholera fort. In Petersburg sind Ende Juli 233 Per sonen erkrankt und 125 gestorben, in Moskau sind in der gleichen Zeit 24 erkrankt und 12 gestorben, in Odessa 87, in Kronstadt 52, in Kiew 74 erkrankt und davon in Odessa 3, in Kronstadt 28, in Kiew 50 gestorben. — In Nr. 194 d. Bl. brachten wir nach dem Borgange dec „Schl. Ztg." Mitthcilungen, welche ein junger, auf der Bremer Bark „Coriolan" fahrender Schlesier seinen Angehörigen über einen Kampf mit ostindischen Seeräubern gemacht hatte. Dieses Schiff ist nun am 1. September auf der Weser eingctroffcn, und erklärt der Capitain desselben in der „Wes.-Z.", daß die Erzählung des jungen Schlesiers vollständig auf Erfindung beruht. — Au-China gicbt Freiherr Ferd. v. Richthofcn wiederum Nachricht von einer hochinteressanten durch ihn ausgcführten Expedition. Er durch wanderte 30 Tage lang die zum Theil 12,000 Fuß hohen Ausläufer des ccntralasiatischen Kwen-lau-GebirgeS. Im Gebiete dieses großartigen Ge birgszuge- liegen die Salzbrunnen von Sz-t-hwan und die noch nie be suchten Quellenländer der großen Ströme des südöstlichen Asiens. Die Be wohner sind unabhängige Völkerschaften, so daß man das Land nur aus einigen dem Verkehr geöffneten Hauptlinien durchziehen kann (z. B. westlich nach Tibet) und in weiten Umwegen die den Chinesen feindlichen Völker stämme, z. B. die Lolo, vermeiden muß, für Forschungsreisen beschränkend und zeitraubend. — (Heringsfang.) Der Heringsfang bei Grimsby war in der verflossenen Woche ein vorzüglich reicher, so daß 100 Heringe der besten Sorte für 2 8 6 <l bis 3 8 verkauft wurden. Nicht weniger als 240 Lasten zu 13,000 Heringen wurden zum Preise von 30 8 die Last als Dungmittcl verkauft. Auswärtige Händler treiben einen regen Handel in Grimsby. In Frascrburgh war der Heringsfang so reich, daß die Salz, vorräthe nicht ausreichten und große Massen als Dungmittel verkauft oder ln die See geworfen werden mußten. Botts- »nd Lan-wirthschaftlicheS. * Im Jnseratentheil unserer heutigen Zeitung befindet sich der Pro- spect, betreffend die Zeichnung auf 150,000 Thlr. Actien der Tiefen - furter Porzellan- und Chamotte-Waaren-Fabriken, vor« mals Carl Rädisch. Die Fabrik erfreut sich mit ihren Fabricaten seit einer langen Reihe von Jahren eines so ausgezeichneten Ruse-, daß es einer besonderen Empfehlung nicht weiter bedarf, und daher auch eine Ver- Wechselung mit andern Fabriken nicht denkbar ist. Wir können vielmehr nur auf den Prospect verweisen. Der deutsche Müller- und Mühlen-Jnteresscnten-Ver- band hielt dieser Tage in Berlin seine Generalversammlung ab. Herr van der Wyngaert berichtete über die Thätigkeit des Vereins im letzten Jahre. Darnach war die von der Versammlung abgeschickte Petition Behufs Re form der Gewerbesteuer-Gesetzgebung an Reichs- und Landtag mit Bezug auf die eigenthümliche Besteuerung des Müller- und Bäckergcwerbcs von gutem Erfolg gewesen. Die in Mühlen so häufig vorkommcnden Selbst entzündungen und Explosionen haben den Vorstand bewogen, den Verein zur Förderung des Gewerbefleißes in Preußen aufzufordern, einen Preis für die Erforschung der Ursachen dieser Erscheinung auszuschreiben. Dies ist geschehen und der Preis auf 500 Thlr. festgesetzt. Von dieser Summe hat der genannte Verein 250 Thlr. und eine silberne Denkmünze über nommen und der Handelsminister 150 Thlr. zugesagt, so daß der Verein selbst nur noch 100 Thlr. hinzuzufügen hat. Bis jetzt, so meinte Redner, sei noch keine befriedigende Arbeit über diesen Gegenstand eingelaufen. So dann hielt Herr M. Liebe aus Artern Vortrag über Mahllöhne und die Nothwcndigkeit ihrer Erhöhung, vr. Wiß sprach sodann über die Noth- wendigkeit der Verbesserung der Flüsse und die Wichtigkeit der Herstellung eines Canalnetzes mit Bezug auf die Mühlen-Industrie. Vermischtes. — In Pegau konnte neulich durch die Unvorsichtigkeit eine« Flurhüters schweres Unglück entstehen. Derselbe hatte ein geladenes Terzerol in seiner Wohnstube auf den Tisch gelegt; sein jüngstes Kind, ein Knabe von zwei Jahren, ergreift eS, spielt damit, hierbei entladet sich die Waffe und ein Theil der Ladung, welche aus Schrot bestand, geht der Mutter des Kindes durch den Hals. Glücklicher Weise ist die Verletzung nicht lebensgefährlich. — Berlin, 4. Septbr. Ueber eine unerfreuliche Folge des jetzigen frühen Feierabends, den die Arbeiter zu machen pflegen, schreibt das „Fr.-Bl.", daß man in letzter Zeit vielfach die Bemerkung gemacht: wie ungemein viele Betrunkene, besonders am Sonnabend, in den Straßen sicht bar werden, eine Erscheinung, die mehrere Jahre lang in Berlin zu den Seltenheiten gehörte. Die abgekürzte Arbeitszeit und die erhöhten Löhne scheinen daher nicht jedem Arbeiter zuträglich. (Ohne Zweifel würden die Arbeiter selber sich besser dabei stehen, wenn sie länger für den Lohn, dessen jeder Arbeiter wcrth ist, thätig sein wollten, anstatt sich durch die abgekürzte Arbeitszeit zu Mehrausgaben in den Wirthshäusern verleiten zu lassen. Das alte Wahrwort: wo Arbeit das Haus bewacht, kann Armuth nicht hinein, enthält auch einen gediegenen Beitrag zur Lösung der „socialen Frage", die sich jetzt mehr und mehr zum Knäuel verwickelt!) — Seit dem 1. September wird hier die zweijährige Emma Wilke vermißt. — Auf Ler Berliner Güterstation der Anhalter Eisenbahn entgleiste am Sonnabend spät Abends ein Güterzug, der auf falsches Geleise gegen eine ausfahrende schwere Locomotive stieß, derart, daß 6 Güterwagen zer schmettert und 18 andere arg beschädigt wurden; der Schaden wird zwischen 40—50 Tausend Thaler geschätzt. Als eine Ursache wird die ungenügende Beleuchtung bezeichnet. — Die „Nat.-Ztg " schreibt: „Fran Lucca hat, wie au- England gemeldet wird, in Begleitung ihrer Eltern, ihres Kindes, sowie ihres englischen Sccretairs Mr. Jarret (desselben, der Christine Nils son nach Amerika begleitete), am 31. August von Liverpool aus an Bord deS Cunarddampfers „Cuba" die vielbesprochene Kunstreise nach Ame rika angetretcn. Die Künstlerin, welche ihrer hiesigen Verpflichtungen nicht entlassen worden ist, ist damit contractbrüchig geworden und hat sich auch für die Zukunft alle angesehenen Bühnen in Deutschland und Oester reich verschlossen. Eine Aufforderung zur Mitwirkung an Hof-Concerten, welche während der bevorstehenden fürstlichen Zusammenkunft hier statlfinden werden, hatte sie schon früher abgelehnt. An ihrer Stelle wird auf diesen Concerten Frau Artot singen, welche zu dem Zwecke bereits mit ihrem Gemahl, Herrn Padilla, hier eingctroffen ist." — sEin verhafteter Defraudant.) Wir meldeten gestern, daß ein Diurnist des Mailänder Postamtes daselbst 500,000 Franken de- fraudirt und mit dieser großen Summe das Weite gesucht habe. Am 30. August gelang es einem Delcgirtcn der SichcrheitSbchörde, den Defrau danten, der den Namen Paganini führt, in Bia-ca in der Schweiz zu ver haften; man fand 85,000 Francs bei ihm und glaubt, daß er den Rest der geraubten Summe in einem Keller vergraben habe. Die nöthigen Nach forschungen find eingeleitet. — (Cholera.) Den aus Galizien anlangcnden amtlichen Berichten zufolge nimmt die Cholera daselbst von Tag zu Tag an Verbreitung zu. Während mit Ende Juli 29 Ortschaften von der Seuche heimgcsucht waren und 79 Patienten in Behandlung verblieben, hat die Krankheit jetzt 42 Ortschaften ergriffen und sind zu obigen 79 im August 983 Cholerakranke Vro-netev-Börse. Berliner «etreideberickt, 4.Scptbr. Wetzen pr. 1000 Kilogr. loeo aa» Qualität 78 » 89 thlr., pr. Septbr. 83z » 84 thlr. bez., pr. Septbr.-October 824 s 83 thlr. de,., pr. Octdk.-Novdr. 80z a 80; tblr. de,., pr. Novbr.-Decbr. 794 »79? thlr. b,., pr. April-Mat 79t a 79j thlr. de,. Rogge» pr. IO0O Kilogr. löeo »ach Qualität 50 a 55 thlr., neuer 57 a 57) thlr. de» , pr. Sept. 53z a 53L thlr. dz., pr. Sevt -Oct. 53 x s 53A thlr. de,., pr. Oct.-Noobr. 53L » 53° tblr. »»., pr. N-obr.-Decemder 53ä » 53- thlr. bez., pr. Ap.il-Mai 544 -» 54 tblr de». Gerste pr. 1000 Kilogr. loco große 53»58 thlr., kleine 47a 52 tblr. Hafer pr. 1000 Kilogramm loco 38»50 thlr. Erbsen pr. 1000 Kiloar. Kochwaare 50 a 56 thlr., Futterwaare 45 a 49 thlr. Raps 105— 100 thlr. pr. 2000pfd. frei hier nach Qualität ,u machen. Rüdsen 103—98