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griff genommene Provinzialifirung der ungarischen Militairgrenze erheblich vorgeschritten. Sofort nach Beendigung derselben werden Ihnen bezüglich der administrativen Einteilung dieses Gebietes, und bezüglich Berufung seiner Vertreter in den Reichstag Gesetzentwürfe vorgelegt werden. Außer den angeführten Gegenständen werden noch andere unaufschiebbare Angelegen heiten Ihre legislatorische Thätigkeit in Anspruch nehmen. Wir sind über zeugt, daß Sie sich beeilen werden, die obwaltenden günstigen Verhältnisse für diese vielseitige auf Generationen hinaus wirkende Thätigkeit auszunützcn. In unserer Thronrede, mit welcher wir den vorigen Reichstag schloffen^ haben wir unserer freundschaftlichen Beziehungen zu den auswärtigen Staaten mit Befriedigung gedacht. Seitdem haben wir neue Bürgschaften für die fortdauernde und die zunehmende Erstarkung dieser freundschaftlichen Beziehungen erhalten. Wir hoffen, daß es Ihnen unter den Segnungen des Friedens gelingen wird, das große Werk der begonnenen Reformen nicht nur weiter zu führen, sondern mit des Allmächtigen Hilfe auch glücklich zu vollenden. Von dieser Hoffnung beseelt, von diesem Wunsche erfüllt, be grüßen wir Sie am Beginne dieses Reichstages, den wir hiermit für er öffnet erklären. Bern, 4. September. (W. T B.) Der Oberbefehlshaber der schweizerischen BundeSarmee, General Herzog, hat sich einer kaiserlichen Einladung folgend nach Berlin begeben, um den dortigen, Gardemanövern beizuwohnen. Neapel, 3. Sept. (W. T. B.) Munieipalwahlen. Von den 20,000 stimmberechtigten Wählern haben 9307 ihre Stimmen ab. gegeben, welche meist zu Gunsten der cleriralen Partei ausgefallen sind. Bon Seiten der liberalen Partei wurden wegen der bei den Wahlen vorgekommenen Ungesetzlichkeiten Proteste eingelegt, die jedoch! elericalerseits entschieden zurückgewtesen wurden. I Haag, 3. Sept. (W. T. B.) Die Sitzung des EongressesI der „Internationalen" verlief unter sehr stürmischen Debatten,! die sich um die Frage drehten, ob die Oberleitung des Kongresses im centralen oder föderalen Sinne zu handhaben sei. Hiervon dürften auch die Abstimmungen über die Giltigkeit der einzelnen Mandate beein flußt werden. In Folge der durch die heutigen Debatten veranlaßten heftigen Seenen verließen die spanischen Delegirten die Versammlung. Haag, 4. September. (W. T. B.) Congreß der „Inter nationalen". Gestern wurde, wie auch vorgestern, eine geheime Sitzung abgehalten. ES ist noch unbestimmt, ob eine öffentliche Sitz ung heute oder morgen stattfinden wird. Wie verlautet, begegnet die Prüfung der Mandate Schwierigkeiten, die, abgesehen von anderen Veranlassungen, dadurch entstanden sind, daß verschiedene Deputirte auS Furcht, daß sie als strafrechtlich Verurtheilte Behelligungen aus gesetzt sein könnten, ihre wahren Namen mit Pseudonymen vertauscht haben. Diese falschen Namen figuriren auch in ihren Mandaten. Ge rüchtweise verlautet, daß man sich in den öffentlichen Sitzungen ledig lich damit beschäftigen werde, eine Veränderung der Statuten zu be schließen, durch welche die Macht deS GeneralratHS verringert, und die Verwaltung vereinfacht wird. Die Blätter melden, daß sich unter den angekommenen Deputirten die ehemaligen Mitglieder der Commune Dereure, Ranvier, Serailler und Leo Fränkel befinden. Paris, 3. September. (C.-B.) Gestern fanden in Lyon an läßlich der Uebergabe der Schullocalitäten an die geistlichen Lehrer Zusammenrottungen statt. Die Truppen zerstreuten die M-nge ohne Conflict; heute herrscht vollkommene Ruhe. — Den neuesten Nachrichten aus den La-Pl ata-Staaten zufolge wurden mehrere Franzosen, welche in Paraguay wohnten, ermordet; unter den Er- mordeten wird genannt Desessarts, französischer Geschäftsträger wäh rend der Abwesenheit des Vicomte Abjag. Loudon, 4. September. (W. T. B.) Die „TimeS" enthält ein Telegramm aus Paris, nach welchem die Unterhandlungen über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages zwischen Frankreich und England eine günstige Wendung nehmen, da die Handelskammern beider Länder dem Zustandekommen eines solchen zugeneigt sind. Man I hofft, daß die Verhandlungen nach der Rückkehr des CabinetS nach London einen rascheren Verlauf nehmen werden. I London, 4. September. lW. T. B.) Nach Mittheilungen auS Melbourne vom 14. August ist die Mannschaft deS Schiffe-„Lavinia"! von Südsee-Jnsulanern ermordet worden. Hmstcastle, 4. Septbr. (W. T. B.) Der norddeutsche Lloyd- dampfer „Main" ist heute hier eingetroffen New-Aorl, 3. September. (W. T. B.) In LouiSv 1 lle find die Mitglieder der demokratischen Partei, welche der demokratischen! ^Convention von Baltimore beigewohnt hatten, zu einer besonderen demokratischenConvention zusammengetreten. In der Sitzung derselben wurde ein Brief O'Connor'S verlesen, in welchem derselbe eine Kandidatur zur Präsidentschaft ablehnt. — Eingetroffenen Nach richten zufolge find die Wahlen in Canada gegen die Regierung ausgefallen. New s Kork, 3. Septbr., Abends. (Schlußcourse.) Höchste Rotirung deS GoldagioS 13^, niedrigste 13, Wechsel auf London in ^old 108H, Goldagio 13z, Bond» äa 1885 114^, neu- 111z, lwndS äo 1865 113z, Crie-Bahn 48z, Illinois 130. Baumwolle 22z, Mehl 7 D. 25 C., rother Frühjahrsweizen 1 D 64 C., raffln. Petroleum in New-Hork pr. Gallon von 6z Pfd. 23z, raffln Petroleum in Philadelphia pro Gallon von 6z Pfd. 22z, Havanna-Zucker Nr. 12 9z. Der norddeutsche Lloyddampfer „Berlin" ist gestern Mittag ,4 Uhr, und der Dampfer „Bremen" heute früh 9 Uhr hier ein getroffen. * Leipziger Börse, 5. Septbr. Letpztg-Drcsd. Et-senb ahn-Actien 250 G., Allg. deutsche Lredttanstalt zu Leipzig 190j G„ Sächsische Bank 171 G., Leipziger Bank 142; G-, Oberlausitzer Bank 112j G„ Oestcrr. Banknoten 9Iß G. (18 Ngr 3rPf.). Fess * Berliner BSrse sehr fest. Wiener Böse sehr fest. Staatsbähneinnahme 645,477, Minus 106,014 fl. Deutsches Reich. D Bautzen. Nach den eingelaufenen Berichten über die nun mehr vollständig beendigte Getreideernte im hiesigen Bezirk ist die selbe durchgängig befriedigend ausgefallen und als eine gute Mittel ernte zu bezeichnen. Ebenso verspricht die Kartoffelernte eine reichliche zu werden, obschon an verschiedenen Orten die Kartoffelkrankheit, jedoch bis jetzt in keinem zu größerer Besorgniß Anlaß gebenden Umfange, bemerkt worden ist. Dagegen wird im Allgemeinen über Futtermangel in Folge anhaltender Trockenheit geklagt, auch hier und da daS Vor handensein von Feldmäusen in bedenklicher Zahl constatirt. n Königswartha. Vergangenen Sonntag, den 1. d. M., feierte, vom herrlichsten Wetter begünstigt, der hiesige seit beinahe drei Jahren aus 80 Mann bestehende Milttairverein daS Fest seiner Fahnenweihe. Am frühen Morgen schon war der Ort festlich geschmückt und Alles bereit zum Empfange der Gäste, die sich auS , den Nachbarvrreinen Bautzen, Kamenz, Göda, Panschwitz und Pursch witz nach vorher geschehener Einladung (gegen 90 Mann) angemeldet hatten. Um 3 Uhr Nachmittags nahm der hiesige Verein auf dem Marktplätze Aufstellung, eine Abtheilung davon holte mit Musik die Gäste vom Gasthofe zum Sächsischen Hause dorthin ab und fand nun die gegenseitige Begrüßung in herzlichster kameradschaftlicher Weise statt. Bald darauf setzte sich der ganze Zug geordnet nach dem Festplatze , der zur Feier des Tage- mit Ehrenpforten und einer ge schmückten Rednerbühne versehen worden war, in Bewegung; dort Inngelangt holten die zum Feste geladenen Jungfrauen, sowie der be waffnete Zug mit Musik die einzuweihende Fahne nach dem Fest- platz ab, die Zurückgebliebenen nahmen einstweilen Aufstellung um den zur Weihe der Fahne bestimmten Platz. Nach Ankunft der noch verhüllten Fahne betraten die Jungfrauen die Rednerbühne und Fräul. Emilie Pelz sprach in höchst ausdrucksvoller Weise einen Prolog, der mit einem Hoch auf Se. königl, Hoheit den Kronprinz Albert von Lachsen, den Protector sämmtlicher Militairvereine, endigte, wobei die wirklich sehr geschmackvolle Fahne enthüllt wurde. Mit tiefe»greifenden Worten setzte nun dem Vereine zu Königswartha dessen Vorsteher, Herr vr. Hultzsch, den Zweck und Nutzen der Fahne auseinander und schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf Se. Majestät den König Johann, in daS AlleS begeistert einstimmte, worauf unter Musik begleitung der Gesang deS LiedeS „Den König segne Gott" erfolgte. In feierlichster Weise wurde nun die neue Fahne mit den üblichen Erinnerungszeichen versehen und zu diesem Zwecke zunächst goldene Nägel für Se. Majestät den deutschen Kaiser, Se. Majestät den König von Sachsen und Ihre königl. Hoheiten den Kronprinz und Prinz Georg mit höchst treffenden Devisen von Ehrengästen und dem VereinSvorstande eingeschlagen; alSdann überbrachten die Nachbar- vereine, Ehrengäste und Mitglieder ihre Ehrengeschenke, bestehend in goldenen und silbernen Nägeln, seidenen Schleifen, einem silbernen Ringe, sowie von den deutschen und wendischen Jungfrauen Schleifen in den entsprechenden Farben. Der Vorstand, Herr vr. Hultzsch, hielt nun eine längere Ansprache an die ganze Festversammlung, in welcher die Wirksamkeit deS Verein- seit seinem Bestehen hervorgehoben und vor