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2260 platze der Dampfschiffe begleitet. Ein Beweis, wie wenig die Bürger schaft der Stadt mit der Omladina sympathistrt. Italien. In Benedig wird sich in nächster Zeit der pädagogische Kongreß versammeln, in welchem beinahe alle italienischen Städte durch Lehrer vertreten sein werden. Kraul reich. PariS, 3. Sept. fSeptemberfeier.j Ohne Manifestationen wird eS morgen doch schwerlich abgehen. In Pari« werden die Maß regeln der Militairbehörden sie wohl zu verhindern wissen; aber in den Departements, besonders in den südlichen, fehlt eS nicht an hart näckigen Radikalen, welche sich gegen LaS Verbot deS Ministers deS Innern steifen. Zwei Deputirte deS RhonedepartementS haben sich auf ihre „Unverletzbarkeit" berufen; sie wollen banquetiren um jeden Preis. Ein anderer Teputirter hat die Idee gehabt, die Manifestation, welche am 4. September statifinden sollte, auf den 22. September, als den Jahrestag der Proclamation drr R publik deS Jahres 1792, zu verlegen. In seinem Rundschreiben heißt eS: „Wir können bei der Gelegenheit von drr Gegenwart sprechen." DaS Banquet soll in Aderente (Rhone) in Scene gesetzt werden. Herr Gambetta, den man eingeladen hatte, hat unter dem Vorwande überhäufter Geschäfte die Einladung abgelehnt. Der Mann ist vorsichtig. Doch wünscht er in seinem Schreiben den „Brüdern" Glück zu ihrer Ausdauer und zu ihrer „republikanischen Wachsamkeit". Thätige und besonnene Geduld sei die beste politische Methode und die Zeit nicht mehr fern, wo „wir den Preis unserer Anstrengungen ergreifen werden" — Herr Jules Ferry veröffentlicht im „Mömorial des VosgeS" die Antwort, die er von Hrn. Barthelemy St. Hilaire auf die Adresse dec republikanischen Generalräthe an Hrn. ThierS erhalten hat. ES heißt darin u. A : „Die Zeichen von Sympathie und Der- trauen, die von Bürgern ausgehrn, welche Patriotismus und Einsicht dem Votum ihrer Wähler empfohlen haben, rühren ihn (Thiers) aus's Tiefste. Er schöpft daraus neuen Muth, um mit Hilfe der Assemblee und ohne Parteirücksicht die Wiederherstellung des Wohlstandes Frank reichs und die Befestigung der Ordnung und Freiheit, deren es in gleichem Maße bedarf, anzustreben." — „Ao. Nat." meldet: „Hr. Ba rodet, Maire von Lyon, begiebt sich nach Trouville, wo er in seinem und im Namen des Mu- nicipalrathes gegen die Erlasse des Hrn. Pascal, die den congregatio- nistischen Unterricht zum Nachtheile deS Unterrichts durch Laien be günstigen, sowie gegen das autokratische Verfahren des Hrn. Cantonne protestiren wird." — Dem „Telegraph" geht eine Depesche au- Paris zu, dcr zu folge die französische Regierung gemessene Befehle gegeben hat, Don EarloS, der sich an der französischen Grenze aufhalten und bc- absichtig-n soll, sich an die Spitze einer neuen Empörung zu stellen, gefangen zu nehmen. — Die Vorstudien für die Gürtelbahn um da- Seine- Departement sind beendet und die Arbeitet werden nächsten- be ginnen. Man geht damit um, auf dieser Linie von hoher strategischer Wichtigkeit Schanzen zu errichten, welche untereinander in Ver bindung stehen. — Dem„Corsaire" zufolge befindet sich der famose Hr. Regnier, welcher dem General Bourbaki das Entweichen aus Metz ermöglicht hat, gegenwärtig in Paris, um in dem Bazaine'schen Proceß ver nommen zu werden. — Narbonne war gestern abermals der Schauplatz von Un- ruhen, indem drei auf Posten stehende Soldaten von einer Gruppe von etwa 60 Personen mit Steinwürfen angegriffen wurden. Die Soldaten gehören dem 27. Jägerbataillon an, welches zur Unter drückung der Emente in Marseille zur Zeit der Commune mitgewirkt hatte. Einer von ihnen wurde schwer verletzt vom Platze getragen und fürchtet man selbst für sein Leben. In Folge dessen wurden acht Individuen verhaftet und die strengsten Befehle zur Unterdrückung ähnlicher Vorkommnisse gegeben. — Prinz Napoleon hat sein Gut PranginS am Genfer Sce an einen Londoner Bauunternehmer, Herrn LucaS, für die Summe von 550,000 FrcS. verkauft. Er selbst soll etwa 2 Millionen für das Gut gegeben haben. «rotzvritannieu. London, 3. Sept. Der Sprecher deS Unterhauses hat bei Gelegenheit deS Erntefeste», da- er seinen Tagelöhnern auf seiner Besitzung Glynde gab, eine Rede gehalten, in der er seine Ueberzeugung auSsprach, daß Friede und Eintracht zwischen Arbeitgebern und Arbeitern erst dann Henschen werden, wenn die Arbeiter einen Antheil an dem Ertrage der Fabriken, Pachtungen u. s. w. haben werden. Er schlug daher seinen Tagelöhnern vor, ihre Ersparnisse, groß oder klein, ihm anzuvertrauen, wofür er ihnen von dem Ertrage deS Gutes einen ihrer Einlage entsprechenden Antheil gewähren wolle, jedoch so, daß sie jedenfalls einen dem von den Sparcassen gewährten gleichen ZinS« genuß haben sollen, wenn selbst der Ertrag der Farm geringer auS- fiele. — Der ehemalige Lieutenant in der preußischen Armee, Felix v. Bülow, der in Liverpool wegen in Konstantinopel verübter Wcchsel« fälschung unter Anklage stand, ist auf freien Fuß gesetzt worden. Der Vertheidlger behauptete, daß, da kein Auslieferung--Vertrag zwischen England und der Türkei vorhanden sei, der Gefangene, obwohl ein Vertrag zwischen Deutschland und dcr Türkei und Deutschland und England existire, sofort entlassen werden müsse. Der Richter schloß sich der Ansicht des VertheidigerS an, und der Gefangene wurde frei- gegeben. — „Daily News" stellt die Zusammenkunft der Kaiser in Berlin dem Congreß der Internationale im Haag gegenüber und setzt ihren Lesern auseinander, daß weder von der einen Konferenz noch von der anderen etwa- zu —fürchten sei! — Heute ist hier ein Telegramm auS Canterbury eingelangt, dem zufolge der östliche Theil der berühmten Kathedrale in Flammen steht. DaS Feuer macht rasche Fortschritte und wird von der Richtung deS WindeS begünstigt. Die ganze Garnison wird zur Hilfe verwendet. Die größte Aufregung herrscht in der Stadt. Leute waren mit der Reparatur deS DacheS beschäftigt, und man glaubt, daß da- Holzwerk von dem zum Metallgießen benutzten Feuer ergriffen worden sei. — Die Bäcker London?, welche die 3^ Millionen Londoner vom 2t. d. ab ohne Brot lassen wollen, haben ein Manifest an dieselben Londoner erlassen. In beredten Worten wird die äußerst traurige Lage der Bäckergesellen geschildert. Während Erziehung, Wissenschaft und Menschenliebe allen anderen Menschenclassen geholfen haben, sei die Lage der Bäckergesellen zur Schmach und Schande für die Mensch heit und die Civilisation dieselbe elende geblieben. Sie seien die PariaS der Gesellschaft, ihrer Ruhe beraubt, verurtheilt in Höhlen mit verpesteter Luft zu leben, ohne selbst den Genuß deS SadbathS zu haben. — Im August wanderten über Liverpool im Ganzen auS: 18,768 Persoren, oder 492 weniger als im entsprechenden Monat deS vorigen JahreS. In den acht Monaten deS Jahre- 1872 jedoch sind 19,837 Personen mehr als in der entsprechenden Zeit deS Jahre- 1871 über Liverpool auSgewandert. Der Gemeinderath von Belfast hat beschlossen, bei der Staats regierung um die Ernennung einer königlichen Commission zur Unter suchung der Ursachen der jüngsten Unruhen in gedachter Stadt nach- zusuchen. Spanien. Madrid, 2. Sept. DaS Attentat auf daS KönigSpaar hat bereits ein Actenstück von 976 Blättern, wie die „Epoca" meldet. Von einem politischen Plane findet sich im ganzen Actenstück auch keine Andeutung; auch ist zu bemerken, daß sich unter den Verhafteten Republikaner sowohl wie konservative befinden, vorzüglich aber Leute, die keinen Begriff von Politik haben. Keiner gehört der „Internationale" an, keiner wird von den Gerichten verfolgt. Nicht einmal die Iden- : ität deS Individuums, dessen Briefe man in der Straße Arenal fand, st festgestellt. Man wird zugeben müssen, daß die Ergebnisse der lntcrsuchung winzig sind trotz der fast tausend verschriebenen Seiten! — Am 15. September treten die-CorteS zusammen. Nicolau- Rivero wird Präsident der Abgeordnetenkammer werden. Die Finanz- rage wird der erste Gegenstand der Berathung sein, dann wird auf >er Tagesordnung die von der Majorität der Kammer, nicht von der Regierung beantragte Versetzung deS Ministeriums Sagasta in Anklage- ustand folgen. Endlich wird sich die Kammer mit den Reformvor- chlägen des gegenwärtigen Cabinets beschäftigen. R « tz l a « Petersburg, 3.Sept. Behuf-VerminderungdeS Sch muggel- 1 an del 8 sind der Steuerbehörde 625,000 Rubel überwiesen