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-er GeheimrathSwürde und die Ernennung PaulerS zum Justiz- Minister, sowie diejenige Treforts zum Kultus- und Unterrtchts- minister. Die gestrige Thronrede wird von den Blättern in günstigem Sinne besprochen. Haag, 4. Sept. (W.T.B.) Morgen wird eine öffentliche Sitzung des Kongresses der Internationalen stattfinden, in der Marz- wahrscheinlich den Vorsitz führen wird. Die heutige geheime Sitzung soll sehr stürmisch gewesen sein. Ueber die Giltigkeit eines Mandats soll die Diskussion 2 z Stunden gedauert haben. Das Bureau ist noch nicht definitiv eonstüuirt. Unter den eingetroffenen Deputaten werden noch die nachfolgenden Mitglieder der Commune genannt: Cournet (Courbet?), Vaillant und Longuet, der frühere Nedacteur des „Journal osficicl" der Commune, sowie Cyrilla, Deputirter auS Nizza. Haag, 5. Sept., Vormittags. (W.T.B.) Internationaler Congreh. Die Prüfung der Vollmachten wurde heute noch fort gesetzt. Zwölf New-Yorker Delegirten wurde der Zutritt verweigert, während dagegen die spanischen Delegirten wieder zugelaffen sind. Wie verlautet, dürfte in Betreff der Oberleitung des Kongresses die Cen- tralisationspartei die Majorität gewinnen. Haag, 5. Septbr. (W.T.B.) Die heutige öffentliche Sitzung des Kongresses der „Internationalen" wurde um 10z Uhr Vormittags eröffnet. Es waren etwa 50 Deputirte anwesend. In der Eiöffnungsrede wies der Präsident darauf hin, daß der Kongreß in Folge der Pariser Ereignisse seit zwei Jahren nicht zusammengetreten sei, daß aber die in London stattgehabten privaten Berathungen die Interessen der „Internationale" Wesentlich gefördert hätten. Die Zahl der Mitglieder sei namentlich unter der ländlichen Bevölkerung ge wachsen. Redner gedachte lobend der von Holland bewiesenen Gast lichkeit. griff JuleS Favre und General Trochu heftig an und erinnerte mit Genugthuung an die von der großbritannischen Regierung auf das Verlangen nach Auslieferung der Mitglieder der Pariser Commune gegebene Antwort, welche dahin gelautet haben soll, daß dasselbe Land, welches ein Asyl für Napoleon und seine Anhänger biete, auch ein Asyl für die Mitglieder der Commune sei. Redner endigte mit der Aufforderung, weiter zu arbeiten für die Befreiung der Arbeiterklasse. Die Versammlung beschloß, den von der Amsterdamer Abtheilung deS Vereins gestellten Antrag, in Amsterdam nach Schluß deS Kongresses noch eine Versammlung abzuhalten, in geheimer Sitzung zu berathen. Es wurde sodann ein Bericht deS GeneralratheS verlesen, welcher die Mitglieder auffordert, trotz aller Verfolgungen in den Zielen und Be strebungen des Vereins weiter zu arbeiten unter Berücksichtigung der wahren Interessen der Arbeiter. Durch Acclamation gelangte folgende Resolution zur Annahme: „Die Versammlung drückt im Namen der Ärbeiterclasse der ganzen Welt ihre Bewunderung für den Helden- muth der Vorkämpfer aus, welche für die Volksrechte gestorben sind, und begrüßt alle, welche noch in Gefangenschaft find". — Nachmittags um 4 Uhr soll die öffentliche Sitzung wieder ausgenommen werden. London, 5. Sept. (W. T. B ) „Daily Telegraph" erfährt aus guter Quelle, daß in der Älabamafrage noch keine definitive Ent scheidung vom Genfer Schiedsgericht getroffen sei, da die Prüfung der Ditails die Entscheidung noch über die gegenwärtige Woche hinaus verzögern dürfte. Dublin, 5. September. (W. T. B.) Die religiö sen Orde n Irlands treffen Vorbereitungen zur Aufnahme derjenigen ihrer Ordensmitglieder, welche Deutschland verlassen. Athen, 5. Sept. (W.T.B.) Der frühere Minister Simos ist mit Zustimmung der Pforte zum Gesandten in Konstantinopel ernannt worden. Die Pforte wird ihrerseits einen Gesandten für Athen eben falls demnächst ernennen. — Die rumänische Regierung hat den Unter- suchungsnchtrr in Brar la, welcher den dortigen griechischen Konsul verhfften ließ, seines Amtes entsetzt, den griechischen Konsul wieder installirt und zu gleicher Zeit der griechischen Regierung ihr Bedauern über den Vorfall ausgedrückt. New-York, 4. Sept. (W.T.B.) Die demokratische Convention von Louis ville hat QConnor zum Präsidcntschaftscandidaten auf gestellt, obgleich derselbe ablehnte. Als Bicepräsidenten stellte die Con vention John Adams auf. Die liberal-republikanische Convention unterstützt die Candidaturen Greeley's und Brown's. New-York, 4. Sept. (W. T. B) Der Hamburger Posidampfer „Frisia" ist gestern Abend 7 Uhr hier «.'.getroffen. New-York, 5. Septbr. (W. T. B.) Die demokratische Con vention von Loui 8 ville wird an Stelle O Connors einen anderen Präsidentschaftskandidaten aufstellen. — In Vermont hat sich die republikanische Majorität, die sich auf 25,000 Stimmen beläuft, um etwa 5000 Stimmen vermehrt, während die demokratische Partei nur geringen Zugang gehabt hat. New-York, 4. Septbr., Abend». (Schlußtourst.) Höchste Notirung de« GoldagioS 13z, niedrigste 13, Wechsel auf London in Gold 108H, Goldagio 13z, Bonds ä« 1885 114Z, neue mz, BondS äa 1865 113Z, Erie-Bahn 48z, Illinois 130, Baumwolle 22z, Mehl 7 D. 50 k., rother FrühjahrSweizen 1 D. 63 C., raffin. Petroleum in New-York pr. Gallon von 6z Pfd. 24, raffin. Petroleum in Philadelphia pro Kallon von 6z Pfd. 23z, Havanna-Zucker Nr. 12 9z. * Leipziger Börse, 6. Septbr. Lelpztg-Dresd. Lisenbabn-Actlen 250 <8., Mg. deutsche Lreditanstalt zu Leipzig 190z G., Sächsische Bank 16 tH G., Leipziger Bank 142? G-, Oberlausitzer Bank 112z G>, Oesterr, Banknoten 91j G. (18 Ngr 3z Pf.). Fest- Banken ziemlich lebhaft- * Berliner Börse fest. Deutsches Reich. O Bautzen, 5. September. Am gestrigen Abend ist von einem Knaben beim Krebsen in der Spree ein eigcnthümlicher Fund ge macht worden. Derselbe bestand in einem zusammengeknüpften Tuche, in welchem mehrere auS Messing oder vergoldetem Metall bestehende, stark verbogene Theile anscheinend eines Kirchengefäße» eingebunden waren. Der Fund ist an die GenSdarmerie abgelicfert worden. Da vor einiger Zeit mehrere Kirchendiebstähle in der Nähe vorgekommen sind, so dürfte eS nicht unwahrscheinlich sein, daß die fraglichen Theile zu einem der entwendeten Kirchengefäße gehören. -n GerSdorf am Spreequell, 2. Septbr. Ein Jubelfest in doppelter Beziehung war für unseren Ort heute gekommen Nicht bloß galt cS, den Tag von Sedan freudig zu begehen, dessen An bruch durch Böllerschüsse und Reveille begrüßt und in der Folge da durch ausgezeichnet wurde, daß verschiedene Hauser Flaggenschmuck anlegten und die ersten Classen der Schulkinder sich in ihren Schulen einfanderr, wo sie über den Verlaus und die Bedeutung dcS Kriege» 1844 und hauptsächlich deS 2. Septbr. 1870 durch die betr. Lehrer belehrt und zum Absingen religiöser und patriotischer Lieder veranlaßt wurden, auch jedes ein von der Trommer'schen Buchdrucker« gratis gedrucktes ErinnerungSblatt an den 2 Sept. 1870 erhielt. Von einer kirchlichen Feier war abgesehen worden, hingegen wurde in der Mittagsstunde - mit allen Glocken geläutet und Melodieen von Lob- und Dankliedern vom Thurme herab geblasen. (Letzterer ist, nebenbei bemerkt, gerade im Bau begriffen, um von der erlittenen Verwüstung durch den Sturm am 8. Decdr. 1868, wobei die Holzpyramide heruntergeriffen wurde, wieder hergestellt zu werden.) Ja nicht bloß diesem Sedantage galt > unsere Festfreude, sondern eS gesellte sich zu ihr noch die Feier deS ersten Spatenstichs zu der hiesigen Eisenbahn. Was man lange gewünscht und wonach man lange gestrebt, unsern ansehnlichen Fadrikort von ca. 6000 Seelen mit dem großen Weltverkehr durch das Schienennetz in Verbindung zu bringen — da? sah man heute frohbewegt begonnen. Der hiesige industrielle Verein hatte zu Ehren diese- Vorganges ein solenne- Festmahl in dem festlich geschmückten Saale der Wachtschänkc in Neugersdorf arrangirt und hierzu die vorgesetzten Behörden, die Ingenieure, Geschäftsleute und andere distinguirte Per sönlichkeiten von hier und Umgegend eingeladen, so daß sich in der Folge eine Theilnehmerzahl von ca. 140 ergab. Gegen 6 Uhr AbendS eröffnete dasselbe Herr Past. Willkomm mit einer Ansprache, in welcher hauptsächlich hervorgehoben wurde, wie sich unsere Wünsche bezüglich einer Eisenbahnverbindung erfüllt hätten, wie sichtbar GottcS Segen mit unserm Orte gewesen, dessen erster Anbau 1429 durch die Hussiten zerstört, ca. 200 Jahre später durch böhmische Exulanten wieder auf- - gebaut worden und in der Folge mehr und mehr gewachsen sei bis zur jetzigen Blüthe. Gott möge auch fernerhin mit ihm sein! Dar- , ach wurde die Reihe der Toaste durch Hrn. Gcrichtsamtmann Butter auS EberSbach eröffnet durch ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den König von Sachsen; andere galten der sächs. StaatSregierung, rem industriellen Gersdorf u. s. w. Mitten im Feste verwandelte sich die Freude in eine Sedanfeier, indem der hiesige Zolleinnehmer Herr Fuy eine sehr begeisternde diesbezügliche Rede hielt und einen Toast auf Se. Maj. den deutschen Kaiser ausbrachte. Andere Hochs galten dem sächsischen und dem deutschen Kronprinzen u. s. w. Die angenehmste Festfreude einte noch lange ihre Genossen, wobei auch der vortrefflichen