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mit dem Suchen des Reiches Gottes als unvereinbar er scheint? Jawohl, sie sind glücklich, aber nur, wenn sie Jesu Christo, dem großen Armen, gleichförmig sein wollen, der die Armut, aber die geistige, selig gepriesen und diesen Stand durch sein irdisches Leben geheiligt. Nicht umhüllt« sich Gottes ewiger Sohn mit königlichem Purpur, wie der irdische Sinn der Bewohner Jerusalems dies von dem verheißenen Messias wähnte, nicht einmal in der Hütte eines Tagelöhners wurde er geboren, ein Stall empfing ihn bei seiner Ankunft, eine Krippe bildete seinen ersten Opfer-Altar, seine erste Kanzel und seinen ersten Gnadenthron. In derselben Armut verblieb er auch während seines ganzen Lebens, wie er selbst sagt: „Die Füchse der Erde haben ihre Höhlen und die Vögel des Him mels ihre Nester, der Sohn des Menschen aber hat nichts, wohin er sein Haupt legen könnte." In größter Armut . starb er am Kreuze. Wenn nun unser göttlicher Heiland in so gänzlicher Selbstentäußerung dasteht und sein ganzes, heiliges Leben eins ununterbrochene Kette von Leiden und Mühseligkeiten ist, in die ihn seine Liebe zu uns führte, wie sollen wir dann in den kleinen Widerwärtigkeiten uns Verhalten, die er dann und wann uns zuschickt? Wie selten ist bei der gleichen, mögen sie in körperlichen oder geistigen Leiden, in den Mängeln der gesellschaftlichen Stellung, in Familien- Derhältnisfen oder wie immer ihre Begründung haben. Ge duld und Starkmut, wie oft begegnen wir da der Klage: Bin ich denn wirklich so schlecht, daß ich bald von diesem, bald von jenem Leiden heimgesucht werde? und, Freund, bist du denn so gut. daß du davon solltest verschont bleiben? Und wer sich auch von groben Vergehungen frei weiß, schaue er nur genauer auf die Motive seiner Handlungen, und er wird über die Antwort nicht lange zweifeln. Sollten wir nickst Gott dankbar sein, wenn er uns durch kleine, zeitliche Leiden teils Gelegenheit gibt, schwereren rm Jenseits zu ent gehen, teils unS eine um so herrlichere Krone zu erwerben. Glücklich, wenn wir etwas zu tragen haben, daß wir Christus auf dem Wege des Leidens doch von ferne Nachfolgen und so die Hoffnung haben, über Golgatha mit ihm in die ewig» Glorie einzugehen, denn Gott reicht seinen Freunden hier das Kreuz, dort erst die Palme, hier den Wermut-ccher, dort den Wein. Zudem, wenn wir festhalten, daß Gott nur daS Gute ttwlle, daß von ihm nur das Gute komme, so können wir nicht in die Klage ausbrechen, von allem ver lassen zu sein, gegen die sich schon ein alter Geistesmann richtet, wenn er sagt: solche seien freilich verlassen, aber nicht pon Gott, sondern von ihrem Verstände, denn wenn sie beten könnten: „Vater unser", so wissen sie ja ihren Vater im Himmel, den mächtigsten, reichsten, und den gütigsten Vater. Denn wir uns gewöhnen, das zu wollen, was Gott will, weil er es will, wie und wie lange er es will, dann lind wir Alfrieden und dies ist der Weg zum Himmel, denn selig sein heißt zufrieden sein. Haben wir also gesehen, wie Christus, der König der Seelen, sanftmütig und arm kommt, um die Finsternis zu verscheuchen, unsere Krankheiten heilen, uns Verirrte heim zuführen, so säumen wir auch nicht, zu ihm zu kommen, denn wie schon das irdische Licht auf dieser Erde seinen Schwer punkt nicht findet, sondern hinaufstrohlt in ein höheres Zentrum, so strebt auch das Licht des Geistes ewig zu jener heiligen Quelle empor, der es entflossen ist — zur Gottheit. Darum ist im Menschen eine unvertilgbare Bewegung und eine unaufhaltbare Richtung nach oben, beide rufen laut im Innersten: Snrsum aorckri. Wenn wir diesem Rufe folgen, dann werden wir die verheißene Ruhe finden für unsere Seele, zwar nicht jene, die die Welt uns zeigt und die den Genuß ihrer Freuden nicht überdauert, sondern die. von der der Herr selbst sagt: Meinen Frieden gebe ich euch. Aber freilich nur bei jenem kann der Herr seine Ankunft feiern, der würdig ist, ein Tempel des Herrn zu sein. So '-»»«mahnt der hl. Paulus in jener Lektion, die einst einen solch erschütternden Eindruck auf den heilsuchenden Augustin machte, daß, wie das Heilige nicht Wohnung nimmt bei dem Unheiligen, so nur der Christus in sich aufnehmen könne, der durch wahre Buße dazu vorbereitet ist. Nehmen wir keinen Anstand, mit dem Psalmisten demütig zu bekennen: Herr, ich bin dein Knecht und der Sohn deiner Magd, denn dessen u^eigern sich nur der Weltsinn, der Unglaube, der In» differentismus, die stechen wie die Dornen und verwunden wie die Schlangen, die Geißel Gottes in der Wüste. Wenn wir mit solchen Gesinnungen der Demut an die Krippe des Heilandes kommen, wird uns seine kostbarste Weihnachts gabe erfreuen, die Gnade, ihm immer ähnlicher zu werden, wie einst die redlichen Hirten und die frommen Könige, die zu seiner Geburtsstätte eilten, damit wir von ihm uns leiten lassen in unserem Lande, in unserem Hause, in all unserem Sinnen und Trachten, seien wir auch wert als echte Be- : kenner Christi seines heiligenden und beglückenden Geiste? — dann können wir froh unsere Häupter erheben, denn unsere Erlösung von den Leiden der Zeit ist nahe. Die Dreiengel-Uanni. Don HanS Tchrolt-Fiechtl. Nachdruck verboten. Als die beiden Weltreisenden endlich in Konstantinopel wieder europäischen Boden betraten, fand das junge Tiroler Dotierte einen Brief von seinem Mutterl, der ihm brennende Neugier ins Herz schüttete. Er soll schauen, ist darin ge standen, daß er an einem bestimmten Tag schon in Wien ist. Dort soll er sich bei Meißl u. Schadn einquartieren und nach dem Baron Jgnateff aus St. Petersburg fragen. Aber jo. nit Umfallen soll er etwa . . . Sein Hamburger Freund will ihn aufziehen und redet allerhand von einer.Herzallerliebsten. Aber das macht ihn grad nur lachen. — „Na," meint er endlich, „die Nanni. von der du so oft erzählst . . ." Da wird der Tiroler ernst. „Wir sind gute Freunde, wir zwei, aber eine Liebschaft, nein, das geht nit. Da steckt mir der Grundbesitzer zu sehr im Blut, das vermöcht ich ein fach nit. schon ihr zulieb nit." In Wien stieg er etliche Tage später aus und fuhr direkt ins Hotel. Da er telegraphiert hatte, traf er den Baron an. Er will den Brief seiner Muter als Legitimation überreichen, aber im gleichen Augenblick sieht er die Baronin. „Anncrl!" Eine Welt voll Staunen lag in seinem Ruß „Grüß dich Gott, Hans!" redet die und faßt ihn um mit strahlenden Augen. Dann wendet sie sich ihrem Manne zu: „Da spielt also eine Verschwörung. Sascha, warte!" „Das gerade nicht. Liebste, abek weil es sich gerade so traf . . . Bist du böse?" „Sehr, ungeheuer, schrecklich!" lacht die Baronin. Als die Herrschaften im Parlour saßen, ließ die Baro nin sie zum ersten Male allein. — „Raucht nur. meine Lieben," meinte sie, „Hans ist ein Kettenraucher, und ivenn ich mir seine Liebe erhalten will, dann —" i Damit verschwand sie. „Sie sin- wohl sehr erstaunt, Ihre Jugendfreundin jetzt als meine Frau wicderzusehen?" begann an ihrer Stelle der Baron. „Ja und nein. Aber spielen wir nicht miteinander Versteck. Es führt zu nichts," lachte das Doktcrle lustig. „Um so mehr, als ich Sie so lange schon kenne, wenig stens dem Namen nach." Nach einer Üeinen Pause fuhr der Baron fort: „Und dann — das muß ich bekennen, — sind gerade Sie es, Doktor, der an allem die Hauptschuld trägt." „Oho, — das neueste, was ich hör," lacht der so wenig Schuldbewußte.