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1767 namentlich, er werde auf Wunsch de» Landtage» den ungarischen Reichstag auffordern, daß von beiden Seiten Regnicolardeputationen über die erfahrungsmäßig nothwendig befundene Abänderung oder Ergänzung de» Gesetze? vom Jahre 1868, welches die staatsrechtlichen Beziehungen beider Länder regelt und ein möglichst ausgedehntes Selbstbestimmung-recht sichert, in Verhandlung treten. — 12. Juli. Der Kaiser ist gestern Nachmittags nach Ischl abgereist. Gastein. Am 7. Juli fand hier die Einweihung einer kleinen evangelischen Kirche, EhristophoruScapelle genannt, durch den Garnisonprediger Frommel auS Berlin statt, welcher vorerst hier während der auf den 2. August erwarteten Anwesenheit des deutschen Kaisers verweilen wird. Biele katholische Badegäste hatten Antheil am Gottesdienste genommen. Preß bürg, 10. Juli. Der Stadthauptmann hat heute die hiesige Filiale des Borsord-MiSkolczer Ausstattungsvereins svergl. die beiden letzten Nrn. d. Bl.) geschlossen. Hier wurde keine Partei geschädigt; die Agenten erstatteten sofort die eingezahlten Beträge. Italien. Rom, 10. Juli. Einer römischen Correspondenz der „Daily NewS" zufolge sollen bei Pius IX. neue Versuche gemacht worden sein, um ihn zur Abreise von der Hauptstadt zu bewegen. Belgien. Antwerpen, 10. Juli. Die Llericalen beantragten die Nichtig - keitSerklärung von 21 Wahlzetteln, wodurch, sofern dieselbe er folgt, 10 gewählte GemeinderathSmitglieder die Ballotage pasfiren. Frankreich. Paris, 10. Juli. In einem Rundschreiben deS Präfecten des Ardennen-DepartementS an die Maires, welche? von der Con vention vom 29. Juni handelt, erklärt sich derselbe ermächtigt, die vollständige Räumung de? französischen Lande?gebiete? binnen Jahre?frist in Aussicht zu stellen. Diese Versicherung ist etwa? kühn, aber sie soll dazu beitragen, der Anleihe den erforderlichen Erfolg zu verschaffen. — In seiner heutigen Rede gegen die Steuer auf die Ziffer der Handelsumsätze wurde ThierS vielfach unterbrochen. Im Laufe derselben ließ er sich, von den Beamten sprechend, die Worte entschlüpfen: „Wir haben mehr Angestellte al? Stellen, ganz so wi wir mehr Prinzen haben, al? wir auf den Thron setzen können." Da? Bravo der Radicalen mochte ihm da? wenig Passende dieser Bemer- kung gezeigt haben; denn er fügte rasch hinzu: „Keine Zweideutig keiten! ich achte Alles, wa? achtungSwerth ist." — Die „Agence Hava?" meldet: Die Gerüchte, daß zwischen den katholischen Mächten Verhandlungen Behufs Einvernehmens für den Fall eines Conelave stattfinden, werden als unrichtig betrachtet. — Die Armee-ReorganisationS-Commission hat Hrn. Thiers um seine Meinung hinsichtlich de? Projektes Duerot befragt, welches die Bildung eines VertheidigungSrathes beantragt, der auS zehn, zur Hälfte von der Assemblöe, zur Hälfte von dem Präsidenten der Republik ernannten Mitgliedern zu bestehen hätte. Aus den Er- klärungen deS Herrn ThierS geht hervor, daß derselbe die Zweck mäßigkeit eines solchen Rathes anerkennt, die Ernennung seiner Mit glieder aber für die Regierung allein in Anspruch nimmt. Indem sich die Commission diesem Wunsche gefügt, ersuchte sie den General Duerot, sein Project zurückzuziehen, was dieser sofort auch gethan, und wird dieselbe ihren Bericht den Ideen des Präsidenten der Re- publik gemäß erstatten. — Da? Verhör deS Marschalls Baza ine ist beendet und steht die Vernehmung der zahlreichen Zeugen bevor. Der Marschall soll die ganze Verantwortlichkeit für daS Unglück von Metz auf den KriegS- minister geschoben haben, indem er behauptete, daß eS der Armee an Allem mangelte, da» Nöthigste unter dem Feuer eine» überlegenen Feinde» improvifirt werden mußte und mit Rücksicht darauf alle? Mögliche geschehen sei, um die Katastrophe zu verziehen oder ihr vor- zubeugen. — Der „Siöcle" veröffentlicht einen angeblich von Straßburg, 6. Juli, datirten Aufruf der „Liga de- Niederrhein»" an die Bevöl kerung deS Elsaß. Hier nur eine Probe darauS: „Die feierliche Stunde ist erschienen!. Ihr müßt optiren, Elsässer, Ihr müßt jetzt wählen zwischen Frankreich und Preußen, zwischen den Siegern und Besiegten, zwischen der Republik und dem germanischen Cäsar. Kein« Ausflucht mehr, die Stunde drängt... Wählen wir für Frank reich ! Ihr werdet uns entgegnen, daß der Fremdling Euch dann vertreiben werde und daß er der Herr bei Euch ist. Nein, Ihr werdet bleiben. An dem Tag«, da die preußische Regierung die im Elsaß ansässigen Franzosen vertriebe, würde die französische Regierung Repressalien üben; ein solches Verfahren würde übrigens die Entrüstung der civilisirten Welt Hervorrufen und der König Wilhelm könnte Angesichts solcher Grausamkeit nicht mehr — o frcvlerischc Lästerung! — den Namen seines Gotte- auf den Feldern des Gemetzels anrufen. . . Ihr braucht übrigens, ehe Ihr einen Entschluß faßt, nur die Lage zu erwägen, die uns bereitet worden ist; zehn Jahre werden nicht vergehen und Frankreich wird wieder zu den Waffen greifen, um unsere beiden Provinzen zurückzuerobern; zehn Jahre werden nicht ver. gehen und unsere Dörfer und Berge werden der Schauplatz erbitterter »chlachten sein. Wollt Ihr, daß Eure Söhne dann unter den Jahnen des Fremdlings kämpfen? Wollt Ihr, daß französische-Blut in den preußischen Reihen fließe und daß unsere Kinder ihr Leben für eine verhaßte Sache hergeben? Nein. Ihr könnt ihnen solche Schande und solche- Leid nicht zumuthen" u. s. w. Versailles, 11. Juli. Nationalversammlung. Der mit vielem Beifall aufgenommenen Rede Deseilligny'S zu Gunsten der Steuer auf die Ziffer der Handelsumsätze trat der Finanzminister Goulard entgegen. Ein Amendement Ducarre s, welches das Princip dieser Steuer unmittelbar in sich schließt, wurde darauf mit 361 gegen 310 Stimmen abgelehnt. Mehrere Mitglieder der Versammlung sprachen dem Präsidenten der Republik ihre Befriedigung über dieses Resultat der Abstimmung aus. Grotzbritannten. London, 10. Juli. Der deutsche WohlthätigkeitSver- ein in London feierte gestern sein 55. Jahresfest im Krystallpalaste. Zum Vorsitzenden wurde der österreichische Botschafter Graf Beust er wählt. Die Einnahmen deS Vereins beliefen sich auf 830 Lstr, von denen Unterstützungen im Betrage von Schillingen bis zu Lstr. an 903 Personen gegeben wurden. Außerdem haben einige alte oder kranke Deutsche wöchentlich eine Unterstützung von 6 Pence bi- 2 Schill. 6 ä. erhalten. Im Ganzen wurden 505 Lstr. vertheilt. 76 junge Leute, die hier ohne Unterkommen waren, wurden mit Mitteln ver sehen, nach Deutschland zurückzugehen. Nach dem Diner schlug Graf 3eust „die Gesundheit Ihrer Majestät der Königin" vor. Der Toast wurde sehr warm begrüßt, ebenso der auf den Prinz und die Prinzessin von Wales und ein anderer auf die königl Familie. Aufs Herzlichste begrüßt wurde der vom Baron Worms vorgeschlagene Toast „auf die kaiserl. und königl. Patrone deS Verein-". Der Vorsitzende, der Deutsch sprach, schlug hierauf einen Toast auf daS Gedeihen deS Vereins vor und bemerkte, daß, wie verschieden auch die Körper und Zustände des großen Deutschen Reiches seien, hier in diesem gastlichen Lande seien sie alle geeinigt in dem Bemühen, ihren Landsleuten in der Noth bci- zustehen. Geschenke im Betrage von Lstr. 500—600 wurden im Laufe )eS Abend- angekündigt. — Einer dem auswärtigen Amt vom britischen Consul in Bahia ^gegangenen Depesche zufolge ist im genannten Hafen das gelbe Fieber auSgebrochen. — Gestein Abend versammelten sich die Mitglieder des inter nationalen Gefängniß-CongresseS zu einem von dem Londoner ConM veranstalteten Feste. Unter den Gästen befand sich auch der Prinz oon Wales, der in Begleitung deS Lord Suffield und des General majors Probyn erschien. Die vorzüglichsten Repräsentanten deS Lon- gresseS wurden vorgestellt, und der Prinz unterhielt sich längere Zeit mit Herrn Or. WineS und Fräulein Mary Carpenter. — 11. Juli. Unterhaus. Lord Enfield beantwortete eine Anfrage Dodsen's dahin, Lord Lyons sei von seiner Regierung be- auftragt, die Aufmerksamkeit der französischen Regierung auf die Landung gewisser Ausländer zu lenken, welche die französischen Behörden auf dem Dampfer „Marseille" eingeschifft hätten. DaS Resultat der in dieser Sache gethanen Schritte könne er noch nicht mittheilen. Spanien. Madrid, 9. Juli. Die „Epoca" schreibt: „Es scheint, daß un- zesähr 200 bis 300 Rebellen gegenwärtig in Navarra und den >askischen Provinzen herumirren, um der Gefangenschaft zu entgehen. )ieselben gehörten nämlich, bevor sie zu den Carlisten übergingen, der Reserve oder der Armee an, weshalb sic von der Wohlthat der Eon-