Volltext Seite (XML)
1808 rathS Reuthner empfangt« und gtgab sich, nach dankender Ei wieder- ung auf die Begrüßungsansprache deS Letzteren, unter Glockengeläute und Böllerschüssen durch die festlich geschmückte Stadt alsbald in die von den Altkatholiken benutzte katholische Kirche. Nachdem von der Gemeinde da- Tedenm angestimmt worden war, ertheilte der Erzbischo den Segen. Heute Vormittag findet altkatholischer Gottesdienst und Firmung statt O e st e r r e i ch. Wien, 16. Juli. Die officiöse „W. Abdp." bemerkt: Hiesige Blätter beschäftigen sich seit einigen Tagen bezüglich des bekannten bischöflichen Memorandum? mit der Version, daß die Beant wortung desselben bereits vorliege oder doch in naher Aussicht stehe. Das Abendblatt de- „Pesther Lloyd" sagt hierüber: „Trotz der vielen Versionen, welche bereits über den Inhalt der RegierungSantwort au das Memorandum der Bischöfe auftauchen, ist eS nichtsdestoweniger Thatsache. daß eine solche eingehende Antwort auf jene? Schriflstüc weder erfolgt, noch je vorbereitet wurde. Daher ist cS nichts als eine müßige Erfindung, wenn ein Wochenblatt auf Grund dieser falschen Gerüchte bereits melden zu können glaubt, eine Verzögerung in der Absendung der Antwort sei dadurch entstanden, daß über Wunst des Kaisers eine Nenderung deS ersten Entwurfes vorgenommen wer den müsse, da ein solcher „erster Entwurf" nie vorlug, daher auch nicht an höchster Stelle änderungSbedürstig bezeichnet werden konnte." Prag, 16. Juli. In dir VerschwörungSaffaire wurden nere ding- Verhaftungen vorgenommen. — Kaiser Napoleon soll heute Abend eintreffen (?) ; für ihn und sein Gefolge wurde der ganze erste Stock deS Hotels zum „blauen Stern" mit 42 Zimmern au fünf Tage gemiethet. Schweiz. Zürich, 15. Juli. Ueber die Betheiligung der Katholiken an den Gememdewahlen fanden gestern und vorgestern anticlericale Pöbeldemonstrationen statt. Die Ordnung ist nunmehr wieder hrrgeflellt. Italien. Rom, 13. Juli. (K. V.) In der nächsten.Zeit erscheint hier der erste Band der Geschichte deS ökumenischen Balkanischen Con- cils. Verfasser derselben ist der Stenograph und officklle Geschicht schreiber deS Concils, Cecconi. In düsem ersten Bande ist alles au das Vaticanum Bezügliche bis zum Tuge der Eiöffnung deS Concils enthalten, also alle einschlägigen diplomatischen Verhandlungen vor dem Eoncil, die Einberufung, die Vorarbeiten der Consultoren, die Ankunft der Kirchensürsten in Rom u. s. w. Der Verfasser hat auch olle in Deutschland vor dem Eoncil erschienenen beachtenswerthen Schriften berücksichtigt. — Vorgestern empfing der Papst Deputationen au? der Diöcese Albano und aus den christlichen Schulen Rom» und der Provinz. Bei dem Empfang der Diöcesanen von Albano sprach sich der Papst über daS Treiben der Revolutionaire mit folgenden Worten auS: „Die moralische Geißel ist die schlimmste; ihr kennt sie. Lie Revolutionaire proclamiren, daß sie die Freiheit bringen; sind sie aber zur Macht gelangt, so sind sie Tyrannen. Laßt euch von ihnen nicht betrügen; ihre Freiheit ist Zügellosigkeit, und da? Ende ihre? Treibens wird die Verarmung der Familien, der Städte, der Pro vinzen sein." Frankreich. Paris, 15. Juli. Die „Eorresp. HavaS" schreibt: „Da die National-Versammlung am Sonnabend da? Projekt Dufaure s über die Zusammensetzung der Jury auf die Tagesordnung nach der dritten Lesung deS RecrutirunMrsetzeS gesetzt hat, so dürften die par- lameutanschen Ferien nicht vor dem nächsten Monat beginnen. D"s-c Umstand soll auch die Absichten der Regierung hinsichtlich dn Emission deS AnlehenS modificirt haben, und man versichert, daß dieselbe auf dem Punkte ist, dem Andrängen der BanqmerS Folge zu g»ben, welche die Emission vor Ende diese» Monats begehren." DK Staatsschuld Frankreich?, die neue Anleihe einbegriffen, stellt sich nun folgendermaßen berauS: Staatsschuld vor dem Kriege 7660 Mil lionen, Anlehen von 1870 und 1871 3090 Millionen, Schuld an die Bank 1550 Mill., Entschädigung an Eisenbahngesellschasten 325 Mill., Schuld an die Stadt Pari- 200 Mill., schwebende Schuld 705 MlI., Unterhaltung der OccupationStruppen, Entschädigung an die besetzten Departement-, Emissionskosten für die Anleihen 2450 Mill., neue Anleihe 3500 Mll, in Summa 19,480 Millionen. Frankreich erhält demnach eine Staatsschuld von beinahe zwanzig Milliarden. — Nachdem die luxemburgische Eisenbahnangelegevheit von der politischen Bühne verschwunden, scheint sie nock ein Nachspiel vor lern gerichtlichen Forum erhalten zu sollen. Die „Jndependarce" iheilt mit, die anonyme Gesellschaft, welche Concessionairin der Wil- Helm-Luxemburgbahn ist, habe der deutschen und der belgischen Rc- r-ierung angezeigt, daß sie auf gerichtlichem Wege die Annullirung deS von der französischen Ostbahngcsellschast in Folge deS Frankfurter Friedens ohne ihre Zustimmung lingegavgemn Abtretungsvertrages Herbeizusühren beabsichtige und gegen olle getroffene odrr noch zu treffende Abkommen protestire. Die Verhandlung soll vor dem Seine tribunal stattfinden und hat die Ostbahngesellschaft bereits die Inter vention der französischen Negierung angerufen, welche ohne Zweifel ken Eompetenzconflict erheben wird. - Die Commission der Armee adoptirte gestern die allgemeinen Principien der Armee-Organisation, die im Wesentlichen fol- gende sind: Die active Armee wird in Armee-Corps, Divisionen und Brigaden getheilt, die derart zusammengesetzt sind, daß sie taktische Einheiten bilden und auf keinen Fall dem öommando ihrer dirccten und gewöhnlichen Chefs entzogen werden können. Die administrativen Dienste werden derart zusammengesetzt werden, daß sie sich in die den taktischen Einheiten enisprechenden Fractionen -heilen können. Die Cadres der activen Armee werden immer auf vollständigem normalem FriedcnSfuß erhalten. Neue CorpS können nicht gebildet und keine Veränderung in der normalen Constitution der cxistirenden vorgenom men werden, außer durch Gesetz. — Die „K Z." meldet: „Fürst Polignac, Militair-AttaLü bei der französischen Botschaft in Berlin, hat einen langen Bericht über die Arbeiten bei Krupp und über die neuen Manöver ter preußischen Armee nach Parrs eingesandt. ES soll auf dem Kriegs- Ministerium Aufsehen gewacht haben, daß Polignac so gut unter- richtet ist." — Die republikanische Linke hielt gestern Abend in Paris eine Versammlung und ernannte eine Commission, um in Verbindung mit den andern Vereinen der Linken eine Gegenliste der Candidatcn für den Staatsrath zu entwerfen. — Herr Thiers gab gestern ein großes Diner zu Ehren deS Generals Sherman. Die Minister und mehrere Generale wohnten demselben bei. Versailles, 16 Juli. (W. T. B.) Nationalversamm lung. Fortsetzung der Steuerdebatten. Nach einer längeren Rete Vykrs' wird rin von Feray gestelltes Amendement betreffend Revision und eventuelle Verdoppelung der Patentsteuer mit 387 gegen 218 Stimmen verworfen. — LouiS Blanc beantragt, daß daS Amnestie- aesetz noch vor den Ferien berathen werde. Depeyre, Berichterstatter -er Commission für dieses Gesetz, deren Anträge zu Ungunsten eine- ilmnestic-Erlasses ausgefallen find, verlangt die Ansicht der Regierung zu hören. Thiers erklärt, die Zeit für eine allgemeine Amnestie würde erst dann gekommen sein, wenn daS Werk der Gerechtigkeit vollbracht sei. Die Versammlung lehnte hierauf die Dringlichkeit deS Gesetzentwurfs ab. Bordeaux, 15. Juli. Gestern fand hier ein republikani sches Banket statt, dem mehrere Stadiräthe und etwa 3000 Per sonen beiwohnten. Toaste auf die Republik, auf die Freiheit und auf Gambetta wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Eine Collecte zu Gunsten der politischen Gefangenen wurde veranstaltet. Die Ruhe wurde nicht gestört. Auch in andern Städten fanden Bankete statt, die in bester Ordnung verliefen In Brest haben in den letzten Tagen, infolge scandalöser Ge- -üchte, lebhafte Demonstrationen gegen die Jesuiten statt gefunden, die sogar zum Einschreiten der bewaffneten Macht und zu Verbaftungen führten. Eine Proklamation deS Maire fordert die Bürger zur Rube auf, mit dem Bemerken, daß die Gerichte mit der Angelegen heit befaßt seien. S p a n i e ns Madrid, 14. Juli. Der „Tiempo" meldet, daß General Mo- riones eine Proclamation erlassen habe, welche den Insurgenten eine neue Frist von drei Tagen gewährt, um die Waffen mederzulegen und ihre Amnestie zu erlangen. Die Anführer sind von dieser Moß- egel ausgeschlosftn. — Demselben Journal zufolge ist die Abreise deS Königs nach Santander für den 19. d. festgesetzt. Der Sicherheit wegen wird die ganze Linie vom Militair und den Municipalgarden besetzt werden.