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1747 wurde gestern durch den zeitigen GarnisonSltesten aufgefordert, über sein zukünftige- Verhalten gegenüber dem vom preußischen Krieg-. Minister su-pendirten Armeebischof Nam-zanow-ki eine bestimmte Er« klärung abzugeben. Die Unterredung endigte damit, daß AmtSbücher undAmt-siegel gegen Quittung den Militairbehörden abgeliefert wurden. Essen, 8. Juli. (K. V.) Der Strike nimmt seinen Fort gang. In den gestern und vorgestern abgehaltenen Versammlungen wurde die Fortsetzung desselben al- selbstverständlich angenommen. Nassau, 9. Juli. In der Festrede, welche Professor von Sybel nach Enthüllung de- SteindenkmalS hielt, hob derselbe hervor, wie Freiherr von Stein da- Volk für die Befreiung-kriege herangebildet, wie er mit scharfem Blick die Aufgaben de- Staate- der Zukunft aufgefaßt habe; ihm seien Staatsgewalt und Volk-Wohl in keiner Beziehung al- Gegensätze erschienen. Der Redner gedachte al«, dann de- Verhältnisse-, in welchem Stein die Religion zum Staate gedacht habe; er hob hervor, daß Stein ein entschiedener Gegner der Autokratie der Kirche gewesen sei und in dieser Beziehung vor Allem angestrebt habe, daß die Religion nur dem Vaterlande zu gute komme. Auch die Schule habe Stein ausschließlich als Sache de- StaateS be trachtet, weil sie die nationalste aller Anstalten sei. Der Redner schloß, indem er darauf hinwieS, daß Stein'- Ideal, die Einheit Deutschlands, nunmehr glücklich erreicht sei. — Nachdem die Rede zu Ende war, brachte ein Urenkel Stein s, Graf von der Gröben, ein Hoch auf den Kaiser auS, welche- enthusiastisch ausgenommen wurde. — Auf dem Festplatze hatten wegen de- beschränkten Raume- nur 50 Personen Zutritt gefunden. Außer den Majestäten, dem Kronprinzen, den Fürsten BoguSlaw Radziwill und Wied waren keine fürstlichen Personen zu- gegen. Nach Beendigung der Feier besichtigten der Kaiser und die Kaiserin, sowie der Kronprinz daS Denkmal und sprachen dem Bildhauer Johanne- Pfuhl, sowie dem Baumeister ihre Anerkennung au». Die allerhöchsten Herrschaften begaben sich al-bald zu Wagen nach EmS zurück, von wo die Kaiserin nach dem Diner die Reise nach Coblenz forlsetzen, währ-nd der Kronprinz bis morgen daselbst bleiben wird. Abends findet eine Beleuchtung der umliegenden Höhen statt. Stuttgart, 8. Juli. Am 6. d. M. fand hierselbst eine größer« Vrrsammlung von Vertrauensmännern statt, in der über den Empfang deS Kronprinzen deS Deutschen Reiche-, welcher Mitte August zu- Jnspicirung der wmtiembergischen Truppen hierher kommen wird, be- rathen wurde. Die Versammlung beschloß, mit den bürgerlichen Collegien sich in Verbindung zu setzen und zunächst ein engere? Comiiö zu wählen, welche- mit der Aufstellung eines Programmes der Fest lichkeiten beauftragt wurde. In dasselbe wurden Männer der ver- schiedenstcn Kreise gewählt. München, 9. Juli. Da die Convention zwischen Deutsch, land und Frankreich vom 29. Juni d. I. einige Abänderungen der Versailler Präliminarien vom 26. Februar v. I. und de» Frank- furter Frieden-vertrageS vom 10. Mai v. I. enthält, zu welchen beiden völkerrechtlichen Tractaten seiner Zeit der Beitritt Bayerns förmlich er- klärt worden war, hat der Reichscanzler die neu abgeschlossene Con vention der k. bayerschen Regierung mit dem Ersuchen mir getheilt, derselben die Zustimmung ertheilen zu wollen. Auf hierüber erstatteten Vortrag der Staatsministerien hat der König unterm 6 d. M. beschlossen, daß der fraglichen Ucbereinkunft von Seiten Bayerns zugestimmt und eine Ministerialurkunde hierüber auSgesertigt werde. Drese Urkunde ist noch am nämlichen Tuge nach Berlin übersendet worden. — Der Erzbischof Loos von Utrecht (als Haupt der Janse- nisten befindet sich diese Diöcese seit länger als einem Jahrhundert im Banne), welcher hierher gekommen war, um an den Kindern der Altkatholiken die Firmung vorzunehmen, hat gestern München wieder verlassen und wird zu gleichem Zwecke jene bayrischen Gemeinden de. reisen, in denen das nämliche Bedürfniß vorhanden ist. — In der Sitzung des Magistrats am 5. d M. wurde bekannt gemacht, daß beide Collegien die Bildung von SanitätS-Com- Missionen und den für Einrichtung von Volksküchen erforderlichen Credit genehmigt haben. Oesterreich. Prag, 9. Juli. Wie man der „Boh." auS Raudnitz berichtet, wurden in Melnik zwei Israeliten zu wiederholten Malen zur Nachtzeit die Fenster mit Steinen eingeschlagen. Die beiden israeli tischen Kaufleute, an denen dieser Exceß verübt wurde, haben sich veranlaßt gesehen, sich an den Statthalter um Schutz zu wenden, d;r ihnen selbstverständlich auch sowie die strengste Untersuchung deS Vor ganges zugesagt wurde. Italien. Rom, 7. Jull. Der König befindet sich gegenwärtig in Piemont, wo derselbe den Sommer zuzubringen gedenkt. Belgien. Brüssel, 8. Juli. DaS Brüsseler Zuchtpolizeigericht hat heute sein Urtheil in contumaciam in dem Proceß gegen Herrn Camille Nothomb, Henri, Herrn und Madame Baillieu, Madame Langrand. Dumonceau und ihren Sohn, Anatole Langrand, gesprochen. Die beiden Ersten wurden zu 7jährigem Gefängniß, die übrigen Angeklagten zu 3jährigem Gefängniß verurtheilt. Die beiden Ersten haben bereits Berufung angekündigt. (Der Proeeß gegen Camille Nothomb und Genossen ist eine Episode in dem großen Langrand'schen Processe. Vie lange Proeeßverhandlung bot einige sehr interessante Momente, um so mehr, als der Langrand'sche Schwindel tief in da- politische Parteigetriebe eingreift.) Frankreich. Parts, 8. Juli. Die Regierung verlangt 150 Millionen für die durch den Verlust von Elsaß und Lothringen nothwendig ge wordenen Fortifieationsarbeiten. Die Armeecommission, an welche die Frage von der Budgetcommisfion gewiesen wurde, hat den Antrag gestellt, die Versammlung möge dafür eine aus Generalen bestehende Specialcommission wählen. Herr Thiers soll sich den Dor« itz derselben rcserviren und ferner die Ernennung der Hälfte ihrer Mitglieder in Anspruch nehmen. — Die „Correspondance HavaS" berichtet: „Da- Gerücht, daß Herr ThierS bei Gelegenheit der Debatte über daS Anlehen den Anlaß ergreifen werde, um seine Politik unter der Form einer Bot- chast eingehend auseinander zu setzen, gewinnt an Bestand." — Dem Vernehmen nach hat die französische Regierung eine von Seiten eine» der europäischen Cabinete an sie gerichtete Anfrage über gewisse Verhandlungen mit dem päpstlichen Stuhl bezüglich des Orte? her Abhaltung drS nächsten ConclaveS dahin beantwortet, daß sie zunächst nicht die mindeste Ursache habe zu bezweifeln, es weide daS Lonclave in Rom selbst in voller Freiheit wählen, daß sie aber auch im entgegengesetzten Falle sich verpflichtet erachten werde, nur nach wrgängigem Benehmen mit den andern betheiligten Mächten ihre Entschließungen zu fassen. — Der „K. Z." wird gemeldet: „DaS clericale legitimistische Blatt „Journal de la Haute-Marne" wurde wegen seiner Angriffe gegen die deutschen Behörden unterdrückt, und zwar auf Verfügung der französischen Regierung." — Wie die „N.-Z," berichtet, find in Nancy die Unterband« iungen mit dem General v. Manteuffel wegen Details über die Er richtung von Barackenlagern für einen Theil der deutschen Truppen bereits eröffnet. -- „Evenement" verräth heute, daß die Regierung noch von der ätzten Anleihe über 500 Millionen in Lasse hat, welche sie sofort nach Berlin senden kann. — DaS Umbenennen der Straßen g«ht von Neuem an; keine St aße soll nach einem lebenden Menschen mehr ge nannt weiden; alle Namen, die an das Kaiserreich erinnern, fallen meg, nicht einmal Prince EugLne findet Gnade, dagegen sollen die Straßen: Berryer, Madame Roland, Lacordaire, Diderot und Sacur Rosalie ihre Namen behalten. — In Abwesenheit de» deutschen Bot schafters Grafen Arnim wird der Legationsrath Graf LouiS WeS- dehlen als Geschäftsträger fungircn. — Die fortgesetzte Untersuchung hat ergeben,, daß die Anzahl Derjenigen, welche sich dem Militairdienst wäbrend dis letzten Krieges entzogen haben, sehr groß ist. Hier in Paris allein find bi- j'tzt gegen 1000 junge Leute deshalb verhaftet worden. Lyon, 8. Juli. Gestern wurde die hiesige Ausstellung er öffnet. Hr. Lefranc sprach sein Bedauern über die Abwesenheit de- handelsministers ans. „Ich vertrete", fuhr der Minister fort, „in mehr allgemeiner Weise die großen Interessen dieses Landes, den Frieden, die Ordnung, die Achtung voc dem Gesetze, welche für die Erhebung Frankreichs so wichtig sind, wie die Arbeit." Der Minister führte diesen Gedanken weiter auS und erklärte seine vollkommene lebereinstimmung mit der Politik de- Hrn. ThierS, welcher mit Unter- tützung der AffenMe die Freiheit und die Republik fest zu begründen bestrebt sei.