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213 Krotzbritanuteu. London, 23. Jan. Der „Jndöpendance" wird von einer Ant» wort berichtet, welche Lord Granville einer Deputation der „Gesell schaft gegen den Sclavenhandel" ertheilt hat, welche die kubanische Angelegenheit zum Gegenstand einer Petition gemacht zu haben scheint. Der Minister erklärte, Spanien habe in Bezug auf Porto-Rico und Cuba nicht in Uebereinstimmung mit den Verträgen gehandelt, aber es sei für England wie für jeden anderen Staat eine sehr delicate Sache, sich in die Angelegenheiten eines Landes zu mischen, welches eine Revolution zu bekämpfen habe. Zudem würde eine solche Inter vention in Spanien die Ansicht erzeugen, daß dieselbe weniger auf die Unterdrückung des Sklavenhandels alS auf die Wegnahme jenes Be- fitzeS gerichtet sei, mit welchem Spanien seinen Stolz und seine Ehre verknüpft erachte. Im Uebrigen habe der britische Gesandte in Madrid Nichts unterlassen, um die Anschauungen Englands zur Geltung zu bringen. — Einer Mittheilung der „Times" zufolge beabsichtigen Preußen und Rußland wegen der übergroßen Toleranz, welche in der Schweiz gegen die Internationale geübt wird, dem schweizerischen Bundes- rathe entschiedene Vorstellungen zu machen. (?) Spante«. AuS Madrid berichtet der Telegraph von der erfolgten Auf lösung der Deputirtenkammer und der Anordnung der Neu wahlen auf den 2., des Wiederzusammentritts der Kammer aus den 24. April. Ob inzwischen eine Neubildung des Cabinets erfolgen oder das gegenwärtige Ministerium den Ausfall der Wahlen abwartcn wird, muß noch dahingestellt bleiben. Die vollständige Ruhe in Madrid scheint anzudeuten, daß man auch dort die Aera der Pronunciamento's und Straßenkämpse als abgeschlossen zu betrachten wünscht, aber anderer seits ist wohl zu beachten, daß die Auflösung der Deputirtenkammer erfolgte, weil die Krone deren Majorität für eine antidynastische erklärte. Die Neuwahlen werden somit eine schwerwiegende Bedeutung haben, eS handelt sich dabei allem Anschein nach nicht um die Partei- principien, sondern im eigensten Sinne deS WortS: um die Krone. Douausürstenthümer. Bukarest, 23. Januar. Die Schwierigkeiten, welche sich noch der Ausführung des Eisenbahngesetzes entgegengestellt haben, sind durch Einigung über die nothwendigen Modifikationen des Gesell schaftsstatuts beseitigt. ES find nur noch untergeordnete Punkte zu regeln. Der Gesetzesannahme Seitens der Generalversammlung steht nunmehr kein Bedenken entgegen. Türkei. Wie die „Jndäpendance belge" aus Konstantinopel erfährt, hat das Votum der rumänischen Kammer, das den StrouSberg'schen Zwischenfall abschließt, die Pforte sehr angenehm berühlt. Der rumänische Agent, Strat, ist von den türkischen Ministern angewiesen worden, dies dem Fürsten Carl mitzutheilen; bei diesem Anlaß seien die Verhandlungen zwischen Konstantinopel und Bukarest abermals solcher Natur gewesen, daß die intimen gegenseitigen Beziehungen neuerdings eine erwünschte Kräftigung erfuhren. Amerika. Depeschen amerikanischer Blätter auS Mexico, die bis zum 31. December reichen, bestätigen die Niederlage der Insurgenten unter Diaz. Der KriegS-Minister, General Mejia, telegraphirte an General Palarios, den Kommandeur der Regierungstruppen in MatamoraS, daß Diaz im Staate Oaxaca mit dem Verlust aller seiner Artillerie, Bagage und vieler Todten und Verwundeten zurückgeschlagen worden sei. General Matorra marschirte an der Spitze einer starken Re- gierungS-Armee auf die Hauptstadt diese? StaateS und General Rocha verfolgte die Ueberbleibsel der Armee des Diaz. Die Eröffnung der Campagne gegen die Insurgenten von Nuevo Leon wurde von der Regierung in Aussicht gestellt. Ein neues hervorragendes Pronun- ciamento hat General Cortina erlassen. vom Landtage. DreS den, 25. Januar. (Dr. I.) Die Finanzdeputation (Ab- theilung L) der Zweiten Kammer hat über die Forderung der Staats regierung, für den Neubau einer polytechnischen Schule in Dresden 300,000 Thaler zu bewilligen, durch den Abg. Gräser Bericht erstattet. Da die Deputation gleichfalls der Meinung ist, daß dieser Neubau nicht länger aufzuschieben ist, da sie ferner die Wahl de« Bauplatzes und die Baupläne fach- und zeitgemäßen Anforderungen entsprechend findet, so empfiehlt sie die Bewilligung der geforderten Summe, knüpft aber hieran den Antrag, die Regierung zu ersuchen, in dem später frei werdenden bisherigen Polytechnikum den Anfang mit Begründung eine? Kunstgewerbemuseums zu machen. — Nachstehender Antrag ist von dem Abg. Stauß und 20 anderen Abgeordneten bei der Zweiten Kammer eingebracht worden: Die Staatsregierung zu ersuchen, daß hochdieselbe baldigst eine doppel gleisige Eisenbahnstrecke zur Beseitigung der Nothwendigkeit des Äogen- sahrens bei Altenburg erbauen, und vorher dazu I) die Zustimmung der herzoglich altenburgischen Regierung erwirken, 2) die passendste und vortheil- hasteste Linie entweder von Remsa oder von Windischleuba nach einem der solgenden 4 Dörfer: Trebanz, Plattendorf, Hasselbach oder Breitingen, oder von Zehma ab die Möglichkeit der Erbauung eines Tunnels in grader Linie bis in den Altenburger Bahnhof erforschen lasten, 3) die Kosten des Grunderwerbs und Baues einstweilen aus dem Erneuerungssond oder aus den Betriebseinnahmen zur nachträglichen ständischen Genehmigung decken möge. Grtx»erx»rsk«le«Her. 26. Januar 187l. Gefechte bei Passavant (nördlich von Pontarlier' Departement Doubs). Immer mehr wird die französische Ostarmee von ihrer Rückzugsflraße auf Besancon ab- der schweizer Grenze zugedrängt. — In der Nacht vom 26. zum 27. wird ein Angriff der deutschen Truppen auf die Belforter Forts Basse-Perche und Haute-Perche von den Franzosen zurückgeschlagen. — Ebenfalls in dieser Nacht 12 Uhr Aushören des gegenseitigen Feuerns vor Paris in Voraussicht des baldigen Abschlusses der Capitulation. vermischtes. — (S. W.) In der Brennerei de- Rittergutes zu Thallwitz bei Wurzen hatte ein Gelbgießer, welcher am Dampf-Apparate irgend etwa- zu repariren gehabt, das Unglück, Abends beim Fortgehen mehrere Stein- stufen herabzustürzen und sich schwer am Kopfe zu verletzen, so daß er liegen blieb. Leider schienen die auf dem Gehöft befindlichen Leute den Verunglückten für einen Betrunkenen gehalten und liegen gelassen zu haben. Später schaffte man ihn in das Maschinenhaus, legte ihn auf Stroh und ließ ihn bis den andern Morgen ohne weitere Hilfe liegen. Als endlich der Jnspector de- Rittergute- Kenntniß von dem Vorfall erhielt, war der Un glückliche todt. Er stand im 48. Lebensjahre und war verheirathet. — In Rechau bei Oschatz ist der traurige Fall vorgekommen, daß «in 14 Wochen alte- Kind, welche- die Mutter während einer mehrstündigen Ab- Wesenheit mit in da- Bett ihre- 12jährigen Sohne- legte, von diesem im Schlafe erdrückt wurde. — München, 23. Januar. Von der k. Hauptmünze hier wurden heute die ersten „FriedenSthaler" ausgegeben. Dieselben enthalten auf der Aversseite mit der entsprechenden Umschrift da- von Adam Rieß gravirte, wohlgetroffene Bildniß des König-, dann auf der Rever-seite «im den Frieden darstellende allegorische Figur mit der Umschrift: „Durch Kampf und Sieg zum Frieden", und der Unterschrift: „Friedensschluß zu Frank- furt 10. Mai 1871." — Im Berliner zoologischen Garten gerieth ein alter Wärter mit einem wildgewordenen Keiler in Kampf und trug so schwere Verletzungen davon, daß er nach dem Krankenhause gebracht werden mußte, wo er vor einigen Tagen seinen Wunden erlegen ist. — In Florenz hat am 22. Januar Nachmittags in dem vor der Porta Croce gelegenen, ärmsten, meist aus Holzhäusern bestehenden Stadt- theile eine Feuersbrunst zwischen 200 bi- 300 Häuser zerstört, 600 bi- 800 Familien obdachlos gemacht. — Konstantinopel, 23.Jan. Nachdem die Cholera-Epidemie vollständig erloschen ist, folgt das Sanitätsamt seit gestern an die absahrenden Schiffer Patente aus. — Aus New-Uork, vom 26. Dttember, wird geschrieben: „Einen Gegenstand der Besprechung bildet in den heutigen Zeitungen die schwere Fahrt, welche di« „Hansa", der norddeutsch« Lloyddampfer, von Söul- Hampton hierher gehabt hat Das Steuerruder wurde ihr durch di« grüß- lichen Stürm« auf dem atlantischen Ocean zerschmettert, und sechs Tage war der Koloß mit seiner 600 Pferdekraft starken Maschine ein Spielball der Wellen; zwei Mal wurde er von englischen Dampfern angesprochen, und beide Male konnte ihm keine Hilf« geboten werd««. Man kann sich die furchtbare Lage vorstellen, wenn man bedenkt, daß 500 Passagiere an Bord waren. Die Correspondenten Md voll Bewunderung der. 400 deut«