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Anstrengungen gelungen sei, die Zersplitterung deS Zollvereins zu ver hindern. Eine am Schluß deS Feste- veranstaltete Sammlung für die Armen ergab die Summe von mehr als 400 Thalern. — Der Oberst und Eommandeur des königlich sächsischen 2. Grenadier-Regiments (Kaiser Wilhelm, König von Preußen), von Schimpfs, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen aus Anlaß des chm jüngst übertragenen Regiments-Commando's hier angekommen. — Nachdem der Minister der Unterrichts- re. Angelegenheiten vr Falk die Leitung der Geschäfte übernommen, hat heute Vor mittag die Vorstellung der Räthe stattgefunden. — Die clericale „K V." schreibt: „Wir für unsern Theil können uns unter den obwaltenden Verhältnissen zu der durch die Berufung deS Herrn Falk bewirkten Homogenität deS Ministeriums nur Glück wünschen. Wenn nämlich nicht alle Zeichen trügen, wird unter dem Gewicht dieses Ereignisses endlich jenes Schaukelsystem zusammen- brechen, welches seit dem Umsturz der Dinge von 1866 seinen Stütz punkt bald bei den Conservativen, bald bei den Liberalen suchte. Ob Fürst Bismarck mit den liberalen Truppen glücklicher operiren wird als das Ministerium der neuen Aera von sich rühmen kann, bleib abzuwarten. Jedenfalls hat er mit seinem offenen Uebertritt in's liberale Lager, wie er sich in der Purification seines Ministeriums und in seinem Vorgehen gegen die katholische und evangelische Kirche documentirt, die Brücken hinter sich abgebrochen, welche ihm bisher noch die Möglichkeit einer Cooperation mit den Conservativen ge- wäkrten. Man kann sich darauf gefaßt machen, daß der Kamps zwischen letzteren und dem Fürsten BiSmarck um so heißer entbrennen wird, als jene in diesem einst eine Säule der Legitimität, der Religiosität und deS Konservatismus verehrten und ihm darum seinen Abfall von ihrer Partei nimmer verzeihen werden." — In der „Kreuzzcitung" veröffentlichen die Pastoren Knak, Kober und Tauscher eine energische Erklärung gegen einen jüngst vom Prediger Lisco im Unionsverein gehaltenen Vortrag und speciell gegen die Bemerkung, daß diejenigen Geistlichen sich in einer Selbst täuschung befinden dürften, welche an dem apostolischen Glaubens- bekenntniß in dessen ganzem Umfange und Wortlaute sestzuhalicn be- haupteten. — Gestern meldeten hiesige Blätter die Ernennung deS Professors vr. Trendelenburg zum Ritter des Ordens pour Io mörits; le,der aber wird dieser Orden nur noch einen Sarg schmücken, denn der Genannte ist gestern Morgen gegen 10 Uhr hier gestorben und mit ihm bat die Berliner Universität einen ihrer glänzendsten Namen verloren. Vor mehr als Jahresfrist traf den Verstorbenen ein Schlaganfall, der die akademische Wirksamkeit Trendelenburgs fast vollständig abschloß. Eine vor wenigen Tagen eingetretene Wiederholung des Anfalls hatte so schlimme Folgen, daß eine geistige Störung eintrat, welche die Ueber- führung nach einem Jrrenhause nöthig machte. Trendelenburg war eines der ältesten und ersten Mitglieder der Akademie, vielfach Decan und Rector Magnificus. E-lle, 23. Januar. Der Denkmals-Pr oceß, welcher schon seit längerer Zeit die Gemüther mehr oder weniger aufgeregt hat, ist heute glücklich durch Vergleich beigelegt worden. Stuttgart, 24. Januar. Der Setzerstrike ist als beendigt anzusehen; gegen 140 dir feiernden Gehilfen haben die Stadt ver lassen und einige der F-iernden sind zu ihren Osficinen zurückgekehlt, um zu den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufzuuehmen Die alten gut geschulten Arbeiter, meist verheirathet, wollen und können sich von Stuttgart nicht trennen. Sie werden daher genöthigt sein, aus dem „Buchdruckerverbände" auszuscheidcn, um hier wieder Arbeit nehmen zu können. München, 24 Jan. (L. Z.) In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten kündete vr. Sepp die Einbringung eines Antrages an, dahin gehend, den König zu bitten, auf Grund des § 56 des ReligionSedictes im Hinblicke auf die eingerissenen Spal tungen, Unordnungen und Mißbräuche in der Kirche eine Kirchen versammlung in Bayern untec seinem Schutze zu veranlassen, sowie bei der Neichsbehörde die Zusammeuberufung einer all gemeinen deutschen Synode nach dem Muster jener unter Carl dem Großen nach Frankfurt in Anregung zu bringen. — Wie man der „A. Z." telegraphirt, hat der König das eigen händige Schreiben, mit welchem Kaiser Wilhelm den König Ludwig in der herzlichsten Weise ersucht hat, die Kette deS schwarzen Adler ordens entgegenzunehmen und damit in da- Ordenscapitel einzutreten, 241 umgehend dankend beantwortet und zugleich dem Vertreter deS bayerschen HofeS in Berlin, Freiherrn von PerglaS, den Auftrag gegeben, das königl. Handschreiben dem Kaiser zu überreichen. Oesterreich. Wien, 24. Jan. Der Kaiser und die Kaiserin find heute Vormittags nach Salzburg abgereist, von wo dieselben nach kurzem Aufenthalte die Reise nach Meran fortsetzen werden — Die „W. Z." meldet die Ernennung des bisherigen Gesandten in Dresden Grafen Paar zum außerordentlichen Gesandten und be- vollmächtigten Minister am königl. dänischen Hofe. An seiner Stelle wurde der LegationSrath erster Kategorie Carl Freiherr v. Franken stein unter Verleihung deS Titels und Charakters eines außerordent lichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers am königl. Hofe in Dresden, dann bei den großherzogl. und Herzog!, sächsischen Häusern beglaubigt. — In der gestrigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses brachten der Abg. Fux und Genossen eine Interpellation ein Betreffs der eigenmächtigen Eingriffe, welche sich der Erzbischof von Olmütz mit Tauf- und Ehematriken in Mähren erlaubt hat. Die Inter pellation ist an den Minister des Innern wegen Wiederherstellung der vom Erzbischof gestrichenen Eintragungen, an den Justizminister wegen allfälliger Strafwürdigkeit dieser die StaatSgesetze verhöhnenden erz bischöflichen Procedmen gerichtet. Bei der Berathung der Marken schutzconvention mit Nordamerika brachte der Abg. Wickhoff eine Resolution ein, welche den Abschluß einer ähnlichen Convention mit dem Deutschen Reiche wärmstens empfiehlt. Der HandelSminister vr. Banhans erklärte seine Geneigtheit, in Verhandlungen zu diesem Behufe einzutreten, wieS aber auf die Schwierigkeiten in dieser Richt ung hin, welche in dem Mangel eines Markenschutzgesetzes in Deutsch land bestehen. DaS Haus ertheilte der Convention die Verfassung«, mäßige Genehmigung und nahm den Resolutionsantrag des Abg. Wickhoff an. Zu Beginn der Sitzung widmete vr. Kuranda im Auf trage des verfassungstreuen Club« dem Andenken des dahingeschiedenen Grillparzer einen warmen Nachruf, der bei allen Fractionen deS HauseS volle Zustimmung fand. DaS HauS erhob sich zum Zeichen der Trauer. — In der gestrigen Sitzung deS GemeinderatHS widmete Bürgermeister vr Felder dem entschlafenen Dichtergreise einen warmen Nachruf. Das Wohnhaus desselben soll mit einer Gedenk- täfel geschmückt und eine der neu zu eröffnenden Straßen noch ihm benannt werden. — Das Leichenbegängniß Grillparzers hat heute Nach mittag bei äußerst zahlreicher Betheiligung aller Kreise der Bevölkerung auf daS Würdigste stattgefunden. — Das Subcomitö, welches über Antrag deS Abg. Rechbauer vom Verfassungsausschusse deS Abgeordnetenhauses zur Behandlung der galizischen Angelegenheit niedergesetzt wurde, hat seine Be- rathungen begonnen. Es ist demselben auch rücksichtlich der Prüfung jener Voraussetzungen, an welche die dem Lande Galizien zu gewäh renden Concessionen, namentlich vom Gesichtspunkte der Wahlreform, zu knüpfen seien, von dem VerfassungsauSschusie freie Hand gegeben und der Schwerpunkt der parlamentarischen Verhandlungen so wie der rublicistischen Auseinandersetzungen concentrirt sich demnach vorläufig auf das obige Subcomitö. Die, Neue freie Presse" bemerkt hierbei u A., die principielle Ablehnung der Vermischung der galizischen Bus- glOchSangelegenheit mit der Wahlreform Seitens der Polen sei ebenso ein gebieterischer Fingerzeig, vor Allem durch die ganz ohne Rücksicht auf die Wahlreform-Jdeen vorzunehmende Verhandlung über die galizische Sache zu untersuchen, ob überhaupt darüber eine Ver- tändigung möglich sei. Die Erledigung dieser Vorfrage sei unum gänglich, weil je nach der Antwort, die hierauf gefunden werde, daS weitere Vorgehm sich richten müsse. „Unterdessen aber — fährt daS genannte Blatt fort — bleibt die Hauptsorge darauf gerichtet, die fort dauernde Beschlußfähigkeit deS ReichsratheS unter allen Umständen zu wahren. Das erweiterte Nothwahlgesetz, schon unter dem Mini- terium Hasner geplant, ist darauf berechnet, und die Föderalisten im Reichsrathe, allen voran die Polen, werden diesem Gesetze zustimmen müssen, wenn sie nicht gestehen wollen, daß sie secesstonistische Attentate wider den Reichsrath im Schilde führen. Hegen sie solche feindselige Absichten nicht, dann dürfen sie um so ungescheuter für daS Gesetz timmen, altz dasselbe ja eben nur dann und dort Anwendung findet, wenn und wo man eS versucht, die Beschickung deS ReichsratheS zu vereiteln, während wir unsererseits mit dem Nothwahlgesetze die