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810 Telegrr-Hifche Lorrespo«»e«z Weimar, 25. Januar. lW. T. B.) Der Landtag hat in seiner heutigen Sitzung bei der zweiten Abstimmung den Antrag über die Einführung deS allgemeinen gleichen Wahlrechtes mit 15 gegen 14 Stimmen verworfen. Bern, 24. Januar. (W. T. B.) Der Ständerath beschloß mit 28 gegen 25 Stimmen, daß das Ohmgeld nach Ablauf von 15 Jahren wegzufallen habe. Rom, 24. Januar. (W. T. B.) Der König empfing heute den österreichischen Gesandten Grafen Wimpffen, welcher seine Creditive überreichte und dabei dem Wunsche seines Souverains Ausdruck gab, daß die Beziehungen Italiens und Oesterreichs sich möglichst innig und freundschaftlich gestalten möchten. Rom, 24 Januar. (C.-B.) Der Papst empfing gestern in feierlicher Weise den Großfürsten Michael und die Großfürstinnen OlgaundMarie. Dieselben besuchten sodann den Cardinal Antonelli. Paris, 24. Januar. Das „Fr. I." erhält folgende telegraphische Nachrichten: Marschall Mac Mahon hat die ihm (eventuell) an- gebotene Viceprästdentschast ausgeschlagen. — Bei dem Herzog von Aumale findet morgen ein großes Diner zu Ehren Thiers' statt.— Aus Lyon kommen neuerdings Proteste gegen die Rohstoffzölle. Versailles, 24. Januar. (W. T. B.) Die Nationalver sammlung setzte die Debatte über die Handelsmarine fort. Im Verlaufe derselben erkannte der Finanzminister Pouyer-Quertier bei einer gegen Johnston gerichteten Erwiederung zwar an, daß Frankreich factisch durch die bestehenden Handelsverträge gebunden sei, er fügte aber hinzu, daß die Verhandlungen mit den fremden, Frankreich Wohl wollenden Mächten eine unmittelbare Wirksamkeit des vorliegenden Gesetzentwurfs herbeiführen dürften. Die Debatte wird morgen fort- gesetzt. — Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, dürfte die Be- rathung des Gesetzentwurfs wegen Reorganisation der Armee wahr scheinlich nicht vor dem Monat April beginnen. London, 25. Jan. (W. T. B.) Die Regierung hat in ihrer Antwort auf die Denkschrift der Dissidenten, welche gegen Gründung einer katholischen Universität in Irland Protest eingelegt hatten, alle Gerüchte über ihre angebliche Absicht, eine derartige In stitution zu dotiren, für unbegründet erklärt. — In Manchester fand gestern eine von 1600 Abgeordneten besuchte Nonconformisten- Versammlung statt, bei welcher eine Resolution zu Gunsten deS con- fessionSloseu Unterrichts in den öffentlichen Volksschulen und eim weitere, dahin gehend, daß die Religion für Zulassung zur Universität kein Hinderniß sein dürfe, einstimmig angenommen wurde. Nach Berichten aus Rio de Janeiro ist die dm ausländischen Schiffen gewährte Erlaubniß zum Küstenhandel in den brasilianischen Häfen bis zum Ende des Jahres 1872 verlängert worden. Deutsches Reich. Bautzen. Vom Justizministerium ist der Advocat Herr Carl Emil Walde in Kamenz in Gemäßheit der Notariatsordnung vom 3. Juni 1869 zum Notar ernannt und als solcher verpflichtet wordm. O Weißenberg, 25. Januar. Die gestrige Versammlung des hiesigen Gewerbevereins bot eine ziemlich reichhaltige Tagesord- nung. Nach Abwickelung verschiedener geschäftlicher Gegenstände aus Anlaß einer Zuschrift des Centralgewerbevereinsvorstandes und Vor trag über den Stand der Eisenbahn- und JahrmarktSangelegenheiten, so weit solche die hiesige Stadt berühren, lehnte man zur Zeit und aus localen Gründen und Rücksichten die unmittelbare Mitwirkung des Gewerbevereins zu der im Fragekasten angeregt wordenen Gründung eines Lonsum- und eines Vorschußvereins in hiesiger Stadt nach leb hafter Discussion ab, beschloß aber, bei der städtischen Behörde und Gemeindevertretung die baldigste Errichtung einer Sparkasse hierselbst unter Garantie der Stadtgemeinde dringend in Anregung zu bring-n. Hierauf wurde ein Mittel, um gefrorene Fensterscheiben sofort klar zu machen (Bestreichung derselben mit in warmem Wasser in entsprechender Quantität aufgelöster Alaune oder Kochsalz), mitgetheilt und sodann von Herrn Klempner Weber ein sehr interessanter Vortrag über die Einrichtung von Petroleumlampen unter Vorzeigung einer großen An zahl verschieden construirter Brenner und von Zeichnungen gehalten, welchem Herr Postverwalter Hänsel einige Notizen über die Verfälsch ung deS Erdöls mit Naphta und deren Erkennung noch beifügte. * SchirgiSwalda. Am 24. Januar hat sich der 62 Jahre alte Auszügler Carl Gottlieb Wolf in Mittelsohland erhängt. DaS Motiv zum Selbstmorde scheint Krankheit gewesen zu sein. Wolf hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. 1- Nieder-Oderwitz, 25. Jan. Gestern Nachmittags hat sich der 46 Jahre alte Inwohner und Weber Carl August Zer sche all- hier in seiner Wohnung durch Erhängen selbst entleibt. Dresden. Se. königl Maj. haben zu genehmigen geruht, daß der Assistent an der Sternwarte in Leipzig, vr. pllil. Carl NicolauS Jensen Bürgen, den ihm von Sr. Maj. dem Kaiser und König Wilhelm verliehenen rothen Adlerorden IV. Claffe und der Postdirector Johann August Rabitzsch in Altenburg daS von Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Altenburg ihm verliehene Ritterkreuz II. Classe des herzoglich sachsen-ernestinischen HausordenS annehme und trage. — 25. Januar. (Dr. I ) Gestern Abend fand bei den kron- prinzlichen Herrschaften im MittelpalaiS der erste diesjährige Ball statt, welchem Ihre königlichen Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Georg beiwohnten. Auch der Erbprinz von Sachsen- Meiningen und Prinz Günther von Schwarzburg-Rudolstadt nahmen an dem glänzenden Ballfest, zu welchem an 300 Einladungen ergangen waren, Theil. — (Dr. N.) Auf der schlesischen Bahn ist heute Nachmittag ein Schaffner verunglückt. Derselbe ist zwischen hier und Langebrück von seinem Sitze herabgefallen und eS ist ihm daS rechte Bein ab gefahren worden. Nossen, 25 Januar. (Dr. I.) Gestern ist der erste Spaten stich zur Inangriffnahme des Baues der Eisenbahnline Nossen- Freiberg in der Nähe NoffenS unter der üblichen einfachen Feier lichkeit vorgenommen worden. Die Linie wird bekanntlich durch die Leipzig-Dresdener Eisenbahncompagnie gebaut und soll noch in diesem Jahre vollendet werden. Berlin, 25. Jan. Am heutigen Vormittage fand im Palais des Prinzen Carl unter dessen Vorsitz ein Capitel des Johanniter- Ordens statt, zu welchem die Ordensbeamten und die Commendatoren der einzelnen Genossenschaften des Ordens geladen waren. Während früher die Commendatoren nur den einzelnen Provinzen der preußischen Monarchie entsprachen, sind jetzt auch für die einzelnen, dem Deutschen Bunde angehörigen Staaten dergleichen erwählt worden, so daß im heutigen Convente z. B. Mecklenburg, Hessen-Darmstadt und das Königreich Sachsen durch besondere Commendatoren vertreten waren. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht heute den Wortlaut der Zusatzconvention zu dem am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a.M. abgeschlossenen Friedensver trage zwischen Deutschland und Frankreich, unterzeichnet Frankfurt a M.. den 11. December 187l. — In der gestern abgehaltenen Bundesraths-Sitzung ge langten folgende Gesetzentwürfe für Elsaß-Lothringen zur Annahme: 1) betr. die Krieger-Grabstätten, 2) betr. die Gewährung von Tage geldern und Reisekosten bei Dienstreisen der Civübeamten, 3) betr. die Einführung des Gesetzes über die Portofreiheiten im Gebiete deS Norddeutschen Bundes vom 5. Juni 1869, 4) wegen Ausdehnung der Wirksamkeit des Reichsgesetzcs vom 8. Juni 1871, betr. die Jn- haberpapiere mit Prämien. — Gestern feierte der Verein zur Beförderung des Gewer be fleiß eS in Preußen sein fünfzigjähriges Stiftungsfest. Bei dem mit dieser Feier verknüpften Festmahle verlaS der HandelSminister Graf Jtzenplitz nachstehende allerhöchste CabinetS-Ordre: „Aus Ihrem Berichte vom 17. Januar d. A habe Ich ersehen, daß der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen am 24. d. M. sein fünfzigjähriges Stiftungsfest feiert. Gegründet zu einer Zeit, in welcher die Gewerbthätigkeit in unserm Vaterlande noch wenig entwickelt war, hat der Verein es sich angelegen sein lassen, durch wirksame Anregung und durch Verbreitung nützlicher Kenntnisse die Bildung und Leistungsfähigkeit unseres Gewerbstandes zu heben, und sich dadurch ein bleibendes Verdienst um den blühenden Zustand erworben, dessen sich die Industrie gegenwärtig in Preußen erfreut. Ich spreche dem Verein für feine rühmlichen und erfolgreichen Bestrebungen hierdurch gern Meine Anerkenn ung aus, und wünsche lebhaft, daß sein segensreiches Wirken dem Lande auch ferner erhalten bleiben möge. Sie wollen demselben bei Gelegenheit seiner Jubel feier hiervon in geeigneter Weise Kenntniß geben. Wilhelm." Des Weiteren folgte die Ueberreichung der golvenen Vereins- Medaille an den Staatsminister Delbrück mit einer Ansprache, welche der Ministerial-Director Moser hielt. Er hob die Verdienste desselben namentlich um die handelspolitische Einigung Deutschlands hervor, wobei er besonders betonte, daß es ihm dreimal durch seine energischen