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Amtsblatt für den Giadtrat zu Adorf Ä Tel.-Ddr.: Grenzbotc Fernsprecher Ne. 14 Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage „Der Seitspiegel" DercmtwoMcher 6christleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer in Adorf (früher: Der Srenzbote) Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Anzeigen von hier und aus dem Amtsgsrichts- bszirß Adorf werden mit 10Pfg., von auswärts mit 15 Pfg. dis 5 mal gespaltene Grundzeit« oder deren Daum berechnet und bis Mittag» 11 2lhr für den nächstfolgenden Lag erbeten Deklamsn dis Seils 30 Pfg: Der Grenzbote erscheint täglich mit Aus nahme des den Eonn- undFsiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbc^rhl- bar, 1 M. 35 Psg. Destellungen werden in der Geschäftsstelle, von dsn Austrägern des Dlattes, sowie von allen Kaiserlichen "post- anstalten und Postboten angenommen 274. Donnerstag, den 25. November 1915. 80. Jahrs. Griechenlands Anerschülkerlichkeik. A» Griechenlands FStzen. vange machen «Ul nicht. Die Ohnmacht der Entente. Das kleine Griechenland hätte es sich wohl nicht träu men lassen, daß einmal vier europäische Großmächte zu seinen Füßen liegen und um Hilse aus harter Not bitten würden. DaS Unerwartete ist jedoch Tatsache geworden. Lord Kitchener, der «Schlächter von Omdurman" hat den König Konstantin und den Ministerpräsidenten SkuludiS mit süßen Schmeichelreden umworben, und das überzählige Mit glied „großen Kabinetts" Frankreichs, Denys Cochtn, hat gleichfalls wie eine schmachtende Nachtigall geflötet. Auch die Gesandten Englands, Frankreichs, Rußlands und Italiens hatten in Athen ihre ganze Liebenswürdigkeit entfaltet und alle diplomatischen Künste spielen lasten, um das spröde Herz deS Griechenkönigs zu gewinnen. Da das Liebesmühen sich als ergebnislos erwies, warfen dis Herrschaften den Schafspelz bet Seite und zeigten sich in ihrer wahren Wolss- gestalt. Sie drohten mit der wirtschaftlichen Blockade Griechenlands, mit der Okkupation Salonikis und setzten den Tartarus in Bewegung. Dts Festigkeit des Bssileus und der griechischen Regierung vermochten sie nicht zu erschüttern. Griechenland erweist sich den Bitten wie den Drohungen gleich unzugänglich und forderte da» Recht, Herr im eige nen Hause zu sein. Bange machen gilt nicht, ist eine vulgäre Redensart, die in der Weltgeschichte kaum je mit größerem Rechte Anwen dung sand als jetzt gegenüber Griechenland. König Kon stantin und seine Negierung ließen sich durch die Entente- Drohungen in keiner Weise einschüchtern und vertraten ihren Standpunkt mit solcher Festigkeit, daß man schon heule sagen kann, sie haben über alle gegen sie aufgebotenen Machenschaften triumphiert. Die Blätter des Vierverbandes halten sich redlich bemüht, die Erfolglosigkeit der Bemühun gen gegenüber Griechenland durch einen dichten Schleier von Lügen zu verhüllen, nachdem die Balkanpolittk der Entente Bulgarien gegenüber ein so schmerzliches Fiasko er litten hatte, und auch die auf Rumänien gesetzten Hoff nungen sich als Seifenblasen erwiesen hatten. Die Tat sachen können sie nicht aus der Weit schaffen, und so werden sie sich über kurz oder lang zu dem beschämenden Einge- ständnis genötigt sehen, daß auch die griechischen Trauben sauer waren. Griechenland wünscht keinen Bruch mit den VierverbandSstaoten, beweist diesen vielmehr durch die still schweigende Genehmigung zur Landung und zum Durch marsch von Truppen weitgehendes Entgegenkommen; eS kann und wird aber niemals das Schwert gegen Deutsch land und besten Verbündete erheben. Würde es durch fort gesetzte Drangsalierungen des VierverbandeS zur Stellung, nähme genötigt, so könnte diese nach dem Vorgefallcnen nicht zu Gunsten unserer Feinde ausfallen. Welchen Schaden könnte die Entente Griechenland auch zufügen? Gewiß könnle es die überseeischen Verbindungen Griechenlands zeitweilig unterbinden und das Hellenenoolk dadurch wirtschaftlich benachteiligen. Unter einer solchen Handelssperre würden aber nicht nur die neutralen, sondern auch die Vierverbandsstaaten, insonderheit Italien, mitleiden. Außerdem könnte Griechenland zu Lande neue Handelsver bindungen anknüpscn und erhallen, die sich einigen unserer jetzigen Feinde später recht empfindlich fühlbar machen würden. Eine militärische Aktion kann ernstlich kaum in Betracht kommen, da sie von vornherein zu kompletter Aus sichtslosigkeit verurteilt wäre. Die Vieroerbandsstaaten kön nen unter keinen Umständen soviel Truppen in Saloniki landen, wie Griechenland ihnen cntgegenzustellen vermöchte. Der Vteroerband ist militärisch viel zu sehr geschwächt, als daß er es wagen dürfte, die gegnerische Stärke noch durch einen Feind zu erhöhen. Nein, sie werden alle vier hübsch zu Kreuze kriechen und froh sein über da?, was Griechen land ihnen freiwillig und in Gnaden gewährt. Sie werden zwar Zetrrmordio schreien, aber sich schließlich auch darein ^nden, wenn Griechenland auf sein Gebiet übcrgetr'tene serbische Soldaten entwaffnen und internieren sollte. Macht, Ansehen und Einfluß des Vierverbands sind gebrochen. In diesem Sinne erwies sich Ler Weltkrieg bereits als das Weltgericht. Aus der üriegszett. Die Steuerpflicht Les Grundbesitzes und dec Krieg. lFür die deutsche Solidität deS Erwerbslebens und des Grund besitzes während der Kriegsdauer spricht die Funktionierung der Miet«- und Zinszahlungen, sowie die Abwicklung dec Lieferungen. Daß die Vergleichsämler und die Darlehns- tasten zu tun haben, ist bekannt, es wäre auch mehr wie lüdermeyschlich, wenn während dieses aewaltigen Kricaes sich das gesamte Zivilleben mit allen seinen Mein und Dein abspielen sollte wie in Friebenszeiten. DaS ist schlechter dings, und so sind auch Verluste selbstverständlich. Aber bis heute ist noch keine amtliche Aussetzung der Zahlungen wie bei allen unseren Gegnern erfolgt. Deutschland hat mit dem nahen 1. Dezember 16 Kriegsmonate hinter sich, eS hat die gewaltigen, nach tausenden von Millionen zählenden Kriegs anleihen aufgebracht, und wir haben bis zur Stunde kein Moratorium, und es sieht auch nicht darnach aus, daß wir eine solche zweischneidige wirtschaftliche Maßnahme er- langen werden. Ist die Grundlage des Realbesitzes eine gute, so darf er umsomehr eine billige Berücksichtigung erwarten, wo eine solche angebracht ist. Das ist, wie einfach Hervorgehoden wird, bet der Steuerveranlagung und bei der Aufbringung der Abgaben in Betracht zu ziehen. Wo Einbußen bei Mieten und Zinsen stattgefunden haben, treffen sie den Real kredit, hierbei sind keine Kriegsgeschäfte zu machen, es muß ertragen werden, was in diesen Zetten auferlegt wird. Da bei bleibt aber zu beachten, daß die Kommunaloerwaltungen außer Stande gewesen sind, Nachlasse an den Grund- und Gedäudesteuern und bei den Abgaben für die städtische« Verwaltungen zu gewähren. Die Zahlungen für GaS, Elek trizität, Wasserleitung rc. wüsten geleistet werden, und da die städtischen Kasten auf diese Einnahme unbedingt ange wiesen sind, ist ein Abnehmen davon auch nicht möglich. Immerhin ist eine glatte Aufbringung dieser Summen nicht zu jeder Stunde leicht, weil sie doch auch vom pünktlichen Eingehen der erforderlichen Deckungsmittel abhängig ist. Und die ist nicht garantiert. Unsere moderne Gesetzgebung schreibt den Leuten mit den starken Schultern, den Grundbesitzern und den Arbeit gebern, den Hauptteil der Lasten zu. Prinzipiell ist das ganz in der Ordnung, es muß nur erwogen werden, daß keine Regel ohne Ausnahme ist. Und auf diesen Gebieten sind bedeutende Ausnahmen, weil unser wirtschaftliches Leben infolge der Kapitalanhäosung in einzelnen Händen sich anders und zwar zu Ungunsten des Mittelslandes ent wickelte, als die Gesetzgebung angenommen hat. So haben sich selbst über die gewerbliche Entwicklung die Anschauungen gegen früher wesentlich geändert, und auch die starken Schul tern merken den Druck der Zeit — sie haben das schon vor dem Kriege gemerkt — und hören darum auf, starke Schul tern zu sein. Deshalb ist auch in notorisch reichen Städten, in welchen es Geld wie Heu gibt, der Ruf laut geworden, bei der Entrichtung der Realsteuern etwas Nachsicht zu üben, denn genau so wenig alle Stunden im Menschenleben gleich sind, weisen alle Kasten dieselbe Füllung auf. Ganz besonders wichtig find die Festlegung der einzel nen Steuern in den Stadthaushaltungen für 1914. Jedes Gemeinwesen ist auf die am meisten sicheren Steuern ange wiesen: Haus- und Gewerbesteuern. Deren Zahler haben also einen hohen kommunalen Opferwillen aufzuweisen, und sie kommen nicht davon fort. Eben deshalb wird aber auch j! eine rechnende Kommunaloerwaltung bedacht fein, den Bo gen nicht zu Überspannen, denn sie schreck; damit die hei mische Unternehmungslust ab. Was mangelnde Baulust bedeutet, weiß jedermann und braucht nicht erst lange auS- einander gesetzt zu werden, und die fertigen Häuser müssen sich rentieren. Dabei sind heute Ladenbesitzer und andere Gewerbetreibende als Mieter nicht zu cmbehren. ES ist nicht inimer leicht, bet schwierigen kommunalen Verhältnissen den rechten Steuerausgleich zu finden, aber die Grundsätze der Billigkeit helfen mit dazu. Gerade in unserer Zeit kann sj der Haus« und Grundbesitz nicht nur als Steuer-Lasttier i j betrachtet werden, denn man würde ihn, der viel tragen soll, vor der Zeit schlachten. König und Feldmarscholl. Lord Kitchener iorach: i< „Hört, Majestät, — Kommt schnell auf Englands Seit, — > Wir wissen's all', zum Kriege ist — Schon Griechenland be reit. — Marschieren laßt schnell die Armee, — Es geht auf Deutschland los. — Daß es besiegt am Boden liegt, — Braucht's nur noch einen Stoß. — Dann ist Europa ganz - befreit — Von deutscher Barbarei. — (Auf, Majestät, die Zeit ist da — Schnell kommt in unsre Reih." — Da reckt sich König Konstantin: — „Herr Feldmarfchall, ich hört', — Daß manchen Sieg erfochtet schon — Ihr wacker mit dem , Schwert. — Doch daß Ihr mit der Zunge auch — Jetzt Sieger wollt noch sein, — Herr Feidmacschnll, ich weiß eS s nicht, — Ob das Euch wird erfreu';!. — Mylord, ich trag den Marschallstab, — Aus Kaiser Wiihclm's Hand, — Und niemals hat sich dessen Sinn — Von mir je avgewandt. — ' Mein Land erfuhr von Deutschland her — Zu jeder Stunde Treu, — Bis heute wußr' ich wirklich nlchlS — Von deut scher Barbarei. — Mylord, am besten ist es schon. — Wir lassen uns in Ruh — Und Euern Heldentaten seh' — Ich weiler lächelnd zu!" Gcorg Paulsen. Vorm Iahr. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze war die Lage auH am 26. November v. Js. im wesentlichen unverändert. Jr der Gegend St. Hilaire-Souain wurde ein mit starker Kräften angesetzter, aber schwächlich durchgeführtcr franzö sischer Angriff unter großen Verlusten für den Gegner zu rückgeschlagen. Bei Apremont machten die Unseren Fort schritte. Im Kanal, nordwestlich von Le Havre, bohrte eir deutsches Unterseeboot den englischen Dampfer „Malachite^ in den Grund. Bei Lodz und Lowicz brachten in heftigen Kämpfen db Truppen des Generals von Mackensen der ersten und zweite, sowie Teilen der fünften russischen Armee schwere Verlust; bei. Außer vielen Toten und Verwundeten verloren db Russen nicht weniger als etwa 40 000 unoerwvndete Ge fangene, 70 Geschütze, 160 Munitionswagen nnd 156 Ma schinengewehre. Außerdem wurden 30 russische Geschütz unbrauchbar gemacht. Auch in diesen Kämpfen bewährt« sich Teile unsrer jungen Truppen trotz großer Opser auf da glänzendste. Wenn es ungeachtet solcher Erfolge noch nich gelang, Vie Entscheidung zu erkämpfen, so lag dies an den Eingreifen weiterer starker Kräfte des Feindes von Oste und Süden her. Ihre Angriffe wurden überall abgewiesen! der endgültige Ausgang der Kämpfe stand aber noch au« An einem großen Teil der Front nahm die Schlacht i Russisch-Polen den Charakler eines stehenden Kampfes an In West-Galizien wehrten die Österreicher die über de unteren Dnnajec vorgedrungenen russischen Kräfte erfolg reich ab. ! In Serbien war an den Kämpfen der Kolubara eu wesentlicher Fortschritt der österreichisch-ungarischen Truppe zu verzeichnen. Das Zentrum der feindlichen Front, di starke Stellung bei Lazarewatsch, wurde mit Elan erstürm wobei acht Offiziere und 1200 Mann gefangen « nommen, je drei Geschütze und Maschinengewehre und vu Munittonswagen erbeutet wurden. Auch südlich des Orl« Ljig gelang es unseren Verbündeten, die östlich deS gleick namigen Flusses gelegenen Höhen zu nehmen und hier« 300 Gefangene zu machen. Die von Valjewo nach Süd« vorgerückten Kolonnen erreichten Kosjewitschi. Rundschau. Vie wirlschaftlichen Frage» der Zeit behänd« Okonomierat Hösch in einer von der ,Kreuz-Ztg." veröffem lichten Folge von Artikeln, die äußerst wichtige Feststellung« enthalten. In der Fleischkost geben uns un'ere groß« Schweinebestände und der durchschnittlich hohe Nutzungsw« unserer sämtlichen Viehbestände das Übergewicht über d anderen Länder der Welt, obschon diese in der Entwickln» der Industrie und infolgedessen auch in der VolkSvermehruq wesentlich hinter Deutschland zurückstehen. In England U man verhältnismäßig viel Fleisch, pro Kopf und Jahr S Kilogramm; in Deutschland ist der Verbrauch noch um zwj Kilogrvmm höher. Und nicht genug damit, die Englän« verzehren ungleich mehr minderwertiges Hammelfleisch al die Deutschen und namentlich auch wett mehr Gefrieifleist als wir. Man müßte zu der englischen Fleischkost niq weniger als 14 Kilogramm Rindfleisch hinzulegen, um de kalorienwert der deutschen Fleischration zu erhalten. Zur Aufzucht ihres Viehs bedarf die deutsche Lank Wirtschaft jährlich für rund eine Milliarde Mark ausländisch Futtermittel. Es könnte nun der Einwand erhoben werdet daß ebenso gut wie dieser Rohstoff das endgültige Fabrik» das Fletsch, ganz nach dem Geschmack der Verbraucher vor LuSkond bezogen werden könnte. Dagegen spricht nkch nur die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung, die der et heimischen Veredelung von Auslandsrohstoffen zu eigen k sondern auch der Umstand, daß keine stark ousnutzdrm Fleischbezugsländer heute mehr für uns zur Verfügm stehen. ES gibt nur vier Länder der Erde, Lie noch ein, Überschuß an Schlachtvieh und Fleisch aufzuweisen hab« die Vereinigten Staaten, Argentinien, Australien und Dän mark. Die Vereinigten Siaoten haben den Höhepunkt ihr; FkelschexportS ähnlich wie beim Getreide bereits überschritte während in Argentinien und Australien der Viebstand si nur wenig vermehrte. Von ausschlaggebender Bcdeutuv sür eine zutreffende Beurteilung der ganzen Sachlage ist, jedoch, daß von der Gesamtmenge an Schlachtvieh m Fleisch, die als Ausfuhrware auf den Weltmarkt gelang nicht weniger als drei Viertel allein sür die Fleischverjorgm Englands Verwendung findet. Die Mängel, die eingcstm denermaßen einer so starken Einfuhr von Futtermitteln w hasten, werden daher andere Art der Abstellung zu erfahr« haben als durch vervielfachten Bezug von ilusiandsfleist Neve sranzSsiiche Verleumdungen bemühen ftch, d wachsenden Mißerfolge des Vieroerbandes durch neue Märckx