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Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Tel.-Ndr.: Grcnzbotc Fernsprecher Nr. 14 Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage ^Der Seitspiegel" Verantwortlicher Eckriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf Tageblatt für Aldorf und das obere Vogtland Anzeigen von hier und aus dem Amtsgerichl bezirk Adorf werden mit 10Pfg.,von auswär: s mit 15 Psg. die 5mal gespaltene Grundzeils oder deren Daum berechnet und bis Mittags 11 Ahr für den nächstfolgenden Tag erbeten Deklamsn die Seils 30 Pfg: ***—*«««««««**«—«***«*ch«*«««**ch*^ Der Grenzbots erscheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undFeiortagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbezahl bar, 1 M. 35 Pfg. Gestellungen werden in der Geschäftsstelle, von d"n Austrägern des Glattes, sowie von allen Kaiserlichen Post- anstalten und Postboten angenommen Adorfer Grsnzbote (früher: Der GrenzboLe) 266. Die Erledigung Serbiens. Vee Schutz der kleinen. Dem Anlergang geweiht. Atb-ons Kotten. Dem tapferen serbischen Heere bleibt nur noch die Dahl zwischen der Kapitulation oder dem Verzweiflungs kampf bis zum letzten Mann. England und seine Freunde scheinen gewissenlos genug zu sein, durch immer erneute Versprechungen Serbien zur Fortsetzung des Widerstandes zu bewegen. Je länger Serbien kämpft, so meinen diese Gemütsmenschen, um so länger werden Kräfte des neuen Vierbundes im Westen der Balkanhalbinsel gebunden und diejenigen Operationen aufgehallen, die sich an Serbiens Niederwerfung anschließcn 'werden. Der Aufenthalt wird in jedem Falle nur von kurzer Dauer sein und das Elend uickt aufwiegen, das England kaltherzig über Serbien her« oufbeschwürt. Wie vordem Belgien, so lernt jetzt auch Ser bien in seiner höchsten Not den Wert des Schuhes erkennen, den der Vieroerband allen kleinen und neutralen »"Maten gegen den angeblichen WeltmachtSbungec Denychlm s zu- pcherte. Auch die skandinavischen Staaten wissen von dem 'wohltätigen Schutze Englands ein Lied zu singen, und selbst Amerika ist im Innersten ergrimmt über d<e englische See- Willkür, wenn es nicht mit Rücksicht auf die gewinnbringenden Waffenlieferungen und in einer schier unüberwindbaren Vor eingenommenheit peinlicher mit seiner Meinungsäußerung zurückhielte, als im Interesse wahrhafter Neutralität wün schenswert wäre. Die Einkesselung der serbischen Hauptarmes ist nahezu restlos vollzogen. Nur noch auf einer schmalen Front an der montenegrinischen Grenze, deren Mittelpunkt Novibozar ist, steht den Serben ein Abzugsweg nach Montenegro offen. Büreten sie ihn, so zögern sie die Entscheidung, d. h. ihre Vernichtung, nur wenige Tage hinaus. Montenegro, das von österreichischen Kräften im Westen umstellt ist, und von den verfolgenden Verbündeten von allen übrigen Seiten im konzentrischen Vormarsch gleichzeitig betreten werden würde, wäre die Falle, in der das Serbenhecr sich unweigerlich san gen müßte. Zudem könnten auch im günstigsten Falle nur verhältnismäßig schwache Teile des feindlichen Heeres die Grenzen erreichen. Die Unzulänglichkeit der Abzugswege bringt es mit sich, daß die Truppen König Peters teils in völlige Auflösung geraten, teils zusammengcballt und ohne Ordnung den letzten Widerstand zu leisten versuchen. Di? serbischen Verluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen betragen mindestens schon 100 000 Mann, die an Geschähen werden auf über 500 angegeben. Bedenkt man, mit welcher 8ähigkeit und Todesverachtung die Serben bei Belgrad und ben Awalahöhen um die Bergung ihrer Geschütze bemüht waren, so wird die Hilf, und Kopflosigkeit der Serbentruppen burch die Tatsache des Verlustes von 500 modernsten Ge schützen in das richtige Licht gesetzt. Die Konstantinopler Meldung, daß das fliehende Serbenheer nur noch höchstens 80 000 Mann zählt, hat große Wahrscheinlichkeit für sich. Serbiens Streitmacht ist dem Untergang geweiht. Die Ankündigung eines Entsatzoersuches der rettungslos »erkorenen serbischen Armee durch Viervcrbandstruppen über steigt nicht die Bedeutung eines Bluffs. Mag der Plan, rnglische, französische und auch italienische Truppen in Santi Ouaranta an der Küste von Epirus zu landen und über Kontza nach Monastir zu sühren, wirklich bestehen; zur Aus führung wird er nicht gebracht werden. Von Saloniki ans hatten es die Entcntctruppen leichter, Hilfe zu bringen; es standen dort auch bereits Kräfte zu einer Zeit bereit, als die Kriegsstärke der Serben noch ungebrochen war. Was ober hoben die englischen und französischen Landungskorps erreicht? Furchtbare Niederlagen und geradezu ungeheure Verluste haben sie sich geholt; die Überlebenden aber sind »uf Nimmei Wiederkehr zu den rettenden Schiffen zurückgeeilt. Lin Unternehmen durch das unwegsame Albanien würde Unendlich viel größere Schwierigkeiten verursachen als der ungehinderte Marsch durch Griechenland bereitet hat, und vürde jedes Expeditionskorps der Vernichtung preisgeben. sind nicht nur leere, eS sind verbrecherische Zusicherungen, die dem sterbenden Serbien in Ausführung der hochmora- uschen Politik des edelen englischen Ministers Grey gemacht werden. Englands Gedanken fliegen weit über Serbien hinaus. Serbien hat seine Schuldigkeit getan, sein Schick sal bietet kein Interesse mehr. Aegypten und Indien sind rS, wohin Kitchener geht, wohin John Bull die Streitkräfte aller seiner Verbündeten dirigieren möchte. Wie lange Verden die Blinden noch Albions Ketten tragen wollen! Aus der Kriegszeit. . Vas im Krieg erlebt wird. Wir wissen, daß die Amerikaner seit Monaten an unsere Feinde sür gewaltige Sonntag, den 14. November IMÄ. Summen Kriegsmaterial geliefert haben, st LMMeMtyr offenherziger als profitmütiger Bürger d« Bereinigten Staaten in Wort und Schrlft cs aussprechen kormte, ohne diese Kriegslieferungen wäre der ganze Krieg aus. Dir bc> diesem Waffengeschäst verdienten Millionen Dollars sind während der bisherigen langen Kriegsmonate drüben das Hauptgeschäft und Hauptinteresse gewesen, und dazu find die diplomatischen Aktenstücke gekommen, welche wegen dieser Angelegenheit gesandt wurden. Dieselben haben bekanntlich in den europäischen Staatskanzleien infolge der englischen Hetzereien Staub genug oufgewirbell. dis in letzter Zeit in Washington ein Rückschlag und eine Erkenntnis eingetrrten ist. So hoch die Wogen der auswärtigen Politik gegangen lind, sie sind für die Zeitungsspallen drüben, die in ihrem Inhalt die inneren Angelegenheiten besprechen, in der letzten Zeit' weniger in Betracht gekommen. Darin offenbart sich tzie außerordentliche angio-amerikanische Neigung zum Klatsch, ohne die auch die politische Übertreibung nicht so wie es ge schieht, gedeihen könnte. Der Gegenstand all' der heutigen Schreibereien ist die Braut des Präsidenten Wilson, Frau Edith Bolling Galt, die heute ebenso wie früher Miß Alice Roosevelt überall von höchstem Interesse ist. Daß Präsident Wilson in seiner Stellung darauf steht, eine Dame von rnt» sprechendem Vermögen heimzuführen, ist naheliegend, wieso "der die Morgcnhäubchrn und anderer Gewänder der Prä- fidenten-Braut das öffentliche Interesse in so außerordentlichem Maße in Anspruch nehmen, ist für unseren Geschmack in der Heilungs-Lektüre nur schwer verständlich. Die künftige Präsidentin Wilson hat eine gewisse mar- ianie Aehnlichkeit mit der Gemahlin deS Präsidenten der französischen Republik, der Madame Poincaree. Gl, »rin- rern beide menia an die blonden Amerikanerinnen ad«» Engländerinnen, sondern an brünette, durchaus i li t schlanke Südfranzöfianen. Vielleicht ist es gerade diese: r.-cnfatz, der die Amerikanerinnen so sesselt, daß sie das der Frau Galt über den Text der schönsten Kasts ü- ch-n Note ihres zukünftigen Gatten setzen. Präsident Wilson hofft, daß seine Braut i' 'äc- mablin nach seinem Herzen sein wird. Das tu rr- stündlich alle Bräutigams, ob sie nun Präsiden: ! ö- gen oder nicht, ob sie in älteren oder jüngt: i ihren stehen. Dasselbe hat auch der Ehemann von A Roose velt vor seiner Hochzeit erwartet, er soll ober bck< «nllch in seinen Hoffnungen ziemlich getäuscht worden sein. Ebenso bekannt ist, daß Papa Teddy Roosevelt, der heute sich recht wenig deutschfreundlich zeigt, vielleicht unter dem Einfluß von englischen Lügen, von den nordamerrka-üschen Frauen nicht allzu viel hält, und noch weniger von den Schiingeln, ihren Herren Söhnen, Herr und Frau Wilson werden ihren Landsleuten ja nicht mehr das Beispiel der Kindcrerzichung zu geben haben, sie können aber doch in mancher Beziehung vorbildlich wirken. An und für sich wollen wir deshalb den Amerikanern das Stück feierliche Leben während der Kriegszejt gern wünschen und gönnen, es ist ein Idyll in der Massenfabri kation, die ja ihrer Ziele wegen so wenig erfreulich anmulet. Mistreß Wilson kann einmal den Ehesrauen der Waffenipe- kulanten nahe legen, die Herstellung von Küchen-Artikeln wenigstens zum Teil mit auf ihr Programm zu fetzen. Das ist auch ein Stück Fraueniätigkeit, für die sich die Amerika nerinnen in so hohem Maße begeistern. Denn daß Frau Galt völlig jenseits der Politik stehen wird, ist von ihr als echter Amerlkanrrin wohl kaum zu erwarten. Joch Aegypten. Der Deutsche nach dem Nile will, — Hört's man in London klagen; — Das wäre heule in der Tat — Aus's neu ägypt'sche Plagen. — Dann stchi mit einem Male still — Die Fahrt nach Jndien's Gauen, — Dann kann der arme Johnny Bull — Von jetzt ab Fliegen kauen. — Ob nun die Germon's, London schreit, — Uns doch noch werden kriegen? — Und ob den Pyramiden mu — Zeppeline mögen fliegen? — Wohin die Briten werden dann — Vom Nil noch weiter weichen? — Es bleibt sür dich, Alt-Enzelland, — Der Krieg . . . kein Fragezeichen. Vorm Jahr. Dir Kämpfe in Weftflandrrn zeitigten auch am 15. No vember o. Js., durch ungünstiges Wetter beeinflußt, nur ge ringe Fortschritte. Bet dem mühsamen Vorarbeiten wurden einige hundert Franzosen und Engländer gefangen genommen und zwei Maschinengewehre erbeutet. Im Argonncrwaide gelang es, emen starken französischen Stützpunkt zu sprengen und im Sturm zu nehmen. Die Meldung der Aranzojen, sie hätten eine deutsche Abteilung südlich Marsal in Unord nung gebracht, ist erfunden. Die Franzosen batten dort vielmehr starke Verluste, während wir keinen Mann ver loren. Im Osten dauerien an der Grenze Ostpreußen? und in 80 Iahrg. WIN —NW»W»WSM RuMch-Polen die Kämpfe fort, ohne daß eine Entschetdnng! erzielt wurde. In Galizien wurde die Verteidigung der Festung Przemysl, wie bei der ersten Einschließung, mit größter Aktivität geführt. So drängte ein größerer Ausfall nach Norden den Feind bis in die Höhen von Rokietna zu rück. Die österreichisch-ungarischen Truppen halten bei diesen Unternehmen nur verschwindende Verluste. In den >?ar» palhen wurden vereinzelte Vorstöße feindlicher Abteilungen mühelos abgewiesen. Auch an der übrigen Front vermochte die russische Aufklärung nicht durchzudringcn. Rundschau. Auf die Bedeutung eines Mlilevand-Kanato fürs den aeaenwärtigen Krieg sowie sür die wirtschaftliche Zutuns» Deutschlands wird von verschiedenen Seiten hingeuuese«-- WaS hübe es im Kriege bedeutet, jo führt die „Franks. Ztg."- in einem längeren Artikel aus, wenn der Osten bereits über, leistungsfähige Wassersiraßen-Derbindungen verfügt hättest Wir wertvoll konnte cs bei dec übergroßen Belastung der; Eisenbahnen sein, wäre der Mitielland-Kanal bereits ausge-j baut gewesen und wer wird nach den jetzigen Erfahrungen noch die Verantwortung dafür übernehmen wollen, daß daK so heiß umstrittene Verbindungsstück Hannover-Magdeburgs unterbleibt? Welch eine Bedeutung Hütte eS jetzt, wo dte- Donau frei geworden ist, wenn wir über eine leistung-iöbiges Verbindung von diesem zukunstsrrtchcn Strom zuni Rheins wie sie der König von Bayern feit vielen Jahren empfahl«^ hat, verfügten? Wieviel Schiffsraum hätten wir Butadien? für seine Au^'uhr zur Verfügung stellen können! Ueberall^ wohin man blickt, große und wichtige Ausgaben, die vom großen und weiten Gesichtspunkten aus zu lösen sind. Jaf Uebereinsiimmung damit betont die „Magdeb. Itg." in c'nemj Artikel, der Kanal könnte auch milüLrijche Gütertransporte! übernehmen und so die Eisenbahnen noch mehr für die Truppentransporte freimachen. Da? private Wirtschaftsleben! aber, daS durch die militärische Beschlagnahme der Wagen: manche Verzögerung erleidet, würde, namentlich in Kriegs-« zetten, gerade vurch den Mittelland-Kanal viel gewinnen, s Oie Sackgasse. Im englischen Oberhause hatte Lock Loreburne von einer Sackgasse gesprochen, die darin bkjtedech soll, daß die Verwüstungen des Krieges fortdouern. ab«! niemand ein Ende machen will. Da» kann nur Heißei?, sch sagt dazu die amtliche Neue Korrfpondenz, daß der Lordz nicht mehr mit einem Siege Englands rechnet. Ein ASquih^ Grey und Kitchener haben diese Erkenntnis der wahren LagH nicht oder wollen sie wenigstens nicht eingestehcn. Damrtf ist der einzig mögliche Ausweg, nämlich die Umkehr, nochj verschlossen. Was aber jetzt schon gewiß ist, das ist, daßi das seit zwölf Jahren herrschende, mit der Schuld der Ei»-,, kreifungspolitik und der schweren Mitschuld am Kriege be ladene liberal« Regiment in der Sackgasse zu Grunde geh«« wird. Rumüuisus Haltung. In Rumänien gewinnt die ruhige Betrachtung der Lage die Oberhand über die Schreiers der Straße und die Politiker im Vicroerbandssolde. I«; einer Betrachtung über die bisherigen Erfolge der Mitte rnächte auf dem Balkan kennzeichnet ein führendes Buka rester Blatt die Lage für Rumänien folgendermaßen: Girr militärisches Eingreifen Rumäniens auf dem Balkan könnt« heute die Verbindung zwischen Deutschland und der Türkei nicht mehr verhindern, da die Linie über Nisch nach Kon- stantinopel bereits freigeworden ist. Heute in den Krieg: gegen Deutschland eintreten, würde die Uebernahme einM untergeordneten Rolle bedeuten, die darin bestünde, demj Dieroerband mehr Zeit für seine Landungen in Saloniki zm verschaffen. DaS Schicksal Rumäniens wäre dann an di«f stark verringerten Siegesaussichten des Verbandes geknüpsU Du heute in keinem Fall mehr von der Aufteilung Oest«»i reich-Ungarns die Rede sein kann, sondern höchstens vom der Verhinderung eines großen deutschen Sieges, wäre ed» Krieg Rumäniens gegen Deutschland Wahnsinn. — Dat- Wörick'n „höchstens" wird den Londoner und Paris«/ Kriegsschreiern unangenehm in die Ohren klingen, die immerj noch von einer „Zerschmetterung Deutschlands" faseln. Safonows Rücktritt. Der Rücktritt des russischen nisters deS Auswärtigen ist beschlossene Sache, wenn er auch noch nicht vollzogen ist, wie eS vor einigen Tagen hieß. Nach Petersburger Meldungen steht der Wechsel im Aus wärtigen Amte unmittelbar bevor. Die geplante Reise Sa» sonows nach London zwecks Besprechung mft Grey ist mch Veranlassung Greys unterblieben, da dieser es ablehnte^ über wichtige Fragen mit einem Minister zu verhandeln, b« sein Amt nur noch dem Schein nach bek eidet. Die Leitung! der auswärtigen Angelegenheiten werde Goremykin üb«- nehmen, während der neue Minister deS Innern Chwostow,! der bereiiS fetzt die Seele des Kabinetts ist, zunächst als! Minifiervrästdent, später als Diktator in Aussicht aenommr»