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Der am 1. dss. Mts. fällig gewesene 1. Termin Schulgeld und Gewerbeschulgeld ist sofort und spätestens den 15. dss- Mts. bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an unsere Stadtkasse abzuführen. Adorf, den 6. März 1915. Der Stadtrat. Parlaments-Korrespondenz" berichtet: Die Einführung der Brotkarten hat zu einer gerade in der gegenwär tigen Zeit nicht unwichtigen Nebenwirkung geführt, nämlich zu einer wirksamen Kontrolle der Fremden. Trotz aller energischen behördlichen Maßnahmen war es bisher nicht möglich, die Fremdeuiontrolle um fassend durchzuführen. Infolge der Brotkarten ist dies anders geworden. Schon in der ersten Woche haben sich in verschiedenen Städten eine erhebliche Anzahl von Personen gemeldet, die ohne Brotkarten geblieben waren. Es stellte sich heraus, daß «es sich in den meisten Fällen um Personen handelte, die ihre polizei liche Anmeldung unterlassen hatten. — Tauwetter. Rach den heftigen Schneestürmen der letzten Tage hat sich Regen- und Tauwetter eingestellt. Die Regenströme, die ununterbrochen herniederfließen, haben die Schneemassen zu einer wässrigen Masse auf- gcweicht, die das Fortkommen auf den Straßen und Wegen erschwert und den Aufenthalt draußen recht unangenehm macht. Bei Fortdauer des ljeftgen Tau wetters dürften unsere Bäche die Wasscrmengen bald nicht mehr aufnehmen können und Hochwasser wäre zu befürchten. Schön ist ja solches Tauwetter nicht, aber dann kommt ja der Frühling, den wir alle her beisehnen. — Keine Pulswärmer (Armmüsfcln) mehr stricken! Solche werden nach gewordener Mitteilung von den Truppen nicht mehr benötigt. Dagegen ist'der Be darf von Socken ein laufender. — Amtliche Prüfung des Friedcnthal'schen Ver fahrens zur Herstellung von Brotmehl. Aus Berlin wird dem „Dogtl. Anz." geschrieben: Von zuständiger Seite ist das Kaiserliche Gesundheitsamt mit einer Prüf ung des Verfahrens von Dr. Friedenthal zur Her stellung von Nahrungs- und Futtermitteln aus zer mahlenem Stroh beauftragt wordeu. Bei der großen Bedeutung der Frage für die gegenwärtige Zeit darf man annehmen, daß die Prüfung nach Möglichkeit be schleunigt wird. Bisher neigen die zuständigen Stellen der Ansicht zu, daß die Verwertung der Erfindung zur Herstellung von Nahrungsmitteln, also in erster Linie von Brot, kaum in Frage kommen dürfte. Aber selbst, wenn auch das Verfahren lediglich zur Her stellung von Futtermitteln verwertbar wäre, würde cs für unsere Lebensmittelversorgung während der Kricgs- zeit von allergrößter Bedeutung sein. Für das Rind vieh, das an sich schon infolge unserer sehr ergiebigen Rauhfuitererute nicht unter Futtermangel leidet, wür den sich vollkommen normale Zustände in Bezug auf die Ernährung ergeben, die ein Durchhalten unseres gesamten Nindviehstapels über den Krieg hinaus ohne weiteres ermöglichen. Noch viel wichtiger wäre die Erfindung naturgemäß für die Schweinezucht. Alle eingeleitelen Maßnahmen zur Verringerung unseres Schweinebestandes wären überflüssig. Die inzwischen angesammelten Vorräte an Gefrierfleisch und Dauer ware brauchten nicht vermehrt zu werden, da frisches Fleisch in völlig zureichendem Umfang andauernd vor handen wäre. Wirksamer als durch behördliche Maß nahmen, wie Höchstpreise und Beschlagnahmen, würde eine Regulierung der Fleischpreise eintreten, die der Ernährung auch der minderbemittelten Bevölkerung außerordentlich zustatten käme. Aber auch über deu Krieg hinaus müßte man dem Verfahren der Stroh zermalmung zur Herstellung von Futtermitteln eine weittragende Bedeutung beimessen, denn es würde sich für Deutschland daraus eine Unabhängigkeit von aus ländischen Futertmittcln ergeben, die aus die künftige Gestaltung unserer Handelsverträge von wesentlichem Einfluß wäre. Jedenfalls wäre die russische Theorie von der völligen Abhängigkeit unserer Viehzucht von der russischen Gerste endgültig beseitigt. — Ueber den tragischen, zufälligen Tod des Leut nants Tr. Alfred Heckel wird von seinem Oberleut- nant dem Onkel des nunmehr Verewigten, Herrn Zeich ner Hermann Schlott, hier, folgendes geschrieben: Tas Bataillon war.damals nach längerem Frontdienst in eine Reservestellung nahe Noyon zurückgezogen und feierte Kaisersgeburtstag im frohen Gefühle völliger Ruhe und Sicherheit. Zu Ehren des Tages sand in dem Städtchen ein Kirchenkonzert statt und Lt. Heckel war mit mehreren Kameraden auf dem Wege dahin, als urplötzlich, etwa 2.30 Uhr nachm., nahe dem Bahn hof Noyon, eine schwere aus 15 Kilometer Entfernung abgefeuerte Granate in die heitere Gruppe junger Offi ziere einschlug u nb 3 Opfer — einen Toten und zwei schwer Verwundere — heischte. Ein Granatsplitter war unserem armen Heckel seitlich in den Hals gedrungen und hatte den augenblicklichen, schmerzlosen Tod zur Folge gehabt, wie der gänzlich unentstelltc, friedlich heitere Gesichtsausdruck bewies. So fiel ein tapferer, liebens würdiger, allseitig hochgeschätzter Kamerad, der bereits den Sturm auf Lüttich und seither zehn große, blutige Gefechte glücklich und mit hoher Auszeichnung mit- gemacht hatte, einem tragischen Zufall zum Opfer. Mit vollen militärischen Ehren 'wurde er am 29. 1. cr. auf dem Garnisonfriedhofe in Noyon bestattet: das Grab ist würdig geschmückt und wird von der Militärbehörde in guter Ordnung erhalten. — Alle, die den wackeren jungen Krieger hier in Adorf noch kennen, Mrd sein früher, unter so eigenartigen Umständen erfolgter Tod mit warmer Teilnahme erfüllen. Er ruhe in Frieden! Bad Elster. Vom Königl. Ministerium des Innern ist Herr Louis Robert Viehweg vom 1. April l- I. ab als Verwaltungsinspektor bei der hiesigen Königl. Badedirektion angcstcllt worden. Herr Vieh weg tritt an die Stelle des an die Strafanstalt Zwickau versetzten .Herrn Inspektor Bachmann. Markneukirchen. Das Ergebnis der Reichs wollwoche konnte nun sestgestellt werden und ist ein recht erfreuliches zu nennen. Nicht nur, daß wir 61 Näherinnen unserer Gemeinde zwei Wochen lang mit einem Gesamtlohn von rund 650 Mark beschäftigen konnten, wir haben aus den gesammelten Sachen 167 warme Decken, 155 feste, dauerhafte Kleider für Ost preußen, 100 Aermelwesteu, 21 Unterhosen fertigen, 44 Zentner Abfälle für die Wollfabriken und 338 aus- gebesserte Teppiche und Läufer abliesern können, mit deren Gesamtertrag in einem Gewicht von 62 Zent nern wir die Arbeitslöhne zu decken hoffen. "Die Aus stellung der Reichswollsachen hat außerdem eine Ein nahme von 172 Mark aus dem Eintrittsgeld gebracht und zugleich den zahlreichen Besuchern vor Augen ge führt, Ivas man auch noch aus abgelegten Sachen machen kann. So wird auch der Krieg in dieser Hin sicht zu einem Volkswirtschaftlichen Erzieher. — In Markneukirchen verschied am Dienstag nach mittag der österreichische Landwehrmann Andreas Gu stav Müller. Die Anstrengungen im Felde hatten eine Rippenfellentzündung zur Folge; zur Genesung war er in die Heimat beurlaubt worden, doch verschlimmerte sich sein Leiden mehr und mehr und führte jetzt den Tod herbei. Oelsnitz. Die Goldsammlungen der Schulmäd chen der zweiten Bürgerschule haben überraschend schöne Erfolge gehabt. Am Dienstag ist mit dem Einwech seln von Goldstücken begonnen worden, und bis gestern Vormittag konnten schon 2540 Mark Gold abgeliefert werden. Unsere wackeren Schulmädel haben sich damit wieder als tüchtig und geschickt bewiesen. Treuen. Um es auch Aermeren zu ermöglichen, eigene Kartoffeln zu bauen, hat sich Herr Geheimer Hof rat Opitz bercitcrklärt, das Brachland im sogenannten Krähenpöhl unentgeltlich zum Kartoffelbau abzugcben. Zwickau. Die Automobilsabrik A. Horch n. Eo., Aktiengesellschaft Zwickau, zeichnete 300000« Mart für die zweite Kriegsanleihe. — Den Kameraden gerettet. Eine gegenwärtig in Lauter im Erzgcb. wohnende Lichtensteinerin namens Segerer, deren Ehemann schwer verwundet worden war, erhielt vom westlichen Kriegsschauplatz aus kürzlich einige Zeilen, in welchen ein Gefreiter, der gegenwärtig erkrankt im Lazarett zu Sedan liegt, kurz schildert, wie er den Ehemann der Obengenannten gerettet hat. Er schreibt: Auf einem Patrouillengange vernahmen wir Plötzlich Hilferufe. Anfangs glaubten wir, es seien nur Lockrufe der Franzosen, damit wir näher kommen sollen, um uns dann erschießen zu können. Bald stell ten wir fest, daß es sich um einen Deutschen handelte. Da in unmittelbarer Nähe schon die französischen Schützengräben waren, konnten wir nicht heran. Die Franzosen mußten uns bemerkt haben, denn wir be kamen sofort Feuer und mußten zurück. Es war wohl Nachts, aber nicht dunkel genug. Den Hilfe rufenden also zu finden, war zu schwer. Als ich von meinem Patrouillengange zurücktäm, meldete ich meine Wahrnehmungen unseren! Leutnant. Ich und noch ein Mann von unserer Kompagnie, sowie ein Unteroffi zier vom . . . Regiment erboten uns freiwillig, am frühesten Morgen den Verwundeten zu holen. Es war günstiges Wetter für unseren Zweck, als wir uns in aller Frühe auf die Socken machten, denn es herrschte kolossaler Nebel. Sonst wäre es gar nicht möglich ge wesen, heranzukommen. Wir wußten auch gar nicht, wo er lag und konnten nur ungefähr die Richtung cin- schlagcn, von wo die Hilferufe herkämen. Als wir ziemlich die feindlichen Schützengräben erreicht hatten, sahen wir jemand liegen. Im Nebel konnten wir aber nicht erkennen, ob es eine feindliche Patrouille oder sonst etwas war. Wir niachten uns durch ein leises Zeichen bemerkbar und da richtete sich Ihr Mann auf und rief uns zu: „Aber Ihr seid gute Kameraden, helft mir!" Da sprangen wir auf ihn zu, legten Ihren Mann auf zwei Gewehre und trugen ihn davon, ohne daß wir bemerkt wurden. Als wir Ihren Männ in Sicherheit hatten, fing er zu weinen an nnd bedankte sich bei uns. Mittels einer Trage brachten wir ihn dann zu unserem Bataillon. Hier bekam er von un serem Unterarzt Wein zu trinken und Schokolade zu essen. Bald darauf wurde er wieder mobil. Ich ließ mir seine Adresse geben und verabschiedete mich. Einen Monat später erkrankte ich. (Folgt Name.) Schneebe rg. Die hiesige Ortskrankenkasse zeich nete 50 000 Märt für die zweite Kriegsanleihe. Wildenfels. Die hiesige Sparkasse hat für die zweite Kriegsanleihe 50 000 Mark gezeichnet. Leipzig. Folgenschwerer Telephonunfug. Am Mittwoch machte sich hier ein zugereister stellungsloser Handlungsgehilfe den schlimmen Spaß, von einem Post amte durch Fernsprecher verschiedene hiesige ZeitungH- redaltionen anzurufen, denen er — angeblich im Namen des Wolffschcn Telegraphenbureaus — den Fall der Festung Warschau unter Mitteilung der Anzahl dep Gefangenen und Trophäen meldete. Da gegenwärtig im Kriegszustände bekanntlich auch die Telephonge- sprächc einer scharfen Ueberwachung unterliegen, wur den schnell Maßnahmen zur Habhaftwerdung des Tä ters ergriffen. Er wurde gefaßt und auf das, Polizeiamt gebracht, wo ihm wegen Verübung groben Unfugs sogleich 14 Tage Haft auferlegt wurden. Bei der Vernehmung gestand der Verhaftete auch Unter schlagungen in seiner letzten Stelle in Berlin ein. — Erhöhung der Milchprcise. Der Zentralvcrband der Milchhändler von Leipzig und Umgebung und der Verein der nach Leipzig liefernden Milchproduzen ten haben erklärt, sie seien gezwungen, vom 8. März an den Liter Milch im Laden für 24 Pfg., und bei freier Lieferung ins Haus für 26 Pfennige zu verkaufen. Wiesa. Eine freudige Entdeckung machte eine hiesige Ehefrau, deren Mann zurzeit im Felde steht. In der Zeitschrift ,„Nach Feierabend" befand sich u. a. , eine Illustration: Deutsche Soldaten im Ueberschwemm- ungsgcbict der Aisne, auf einem selbstgezimmcrtcn Kahne Fischfang treibend, um etwas Abwechslung in den Kü chenzettel zu bringen. Bei genauer Betrachtung der Abbildung war die Frau nicht wenig erstaunt, als sic auf dem Bilde ihren Gatten erkannte. Der Wiederer- känntc ist der Unteroffizier Albert Weiser von hier, die beim 106. Reserve-Jnfanterie-Regiment dient. Dresden. (Ausfall der Osterprüfungen in Dres den.) Der Rat hat den Stadtverordneten mitgeteilt, daß in diesem Jahre die öffentlichen Osterprüfungen in den höheren Unterrichtsanstalten und Volksschulen ausfallen und mit Ausnahme der Realschulen der See- vorstadt und der Neustadt, sowie der Altstädter höheren Mädchen- und Frauenschule und der Neustädter höheren Mädchenschule die Abiturienten ohne öffentliche Feier entlassen werden. Dresden, 5. März. Der König nahm Freitag vormittag die Meldung des früheren Kriegsminüters von Hausen entgegen, der nach überstandener Krankheit sich wieder zur Verfügung des Königs stellte. Bautzen. (Verfehlungen im Amte.) Wegen Ver fehlungen im Amte hatte sich der Sekretär Albin Hedrich vom Amtsgericht Königsbrück zu verantworten. Er wurde wegen Unterdrückung und Beseitigung amt licher Schriftstücke und Fälschung öffentlicher Urkunden zu zwei Jahren zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen Unterschlagung im Amte und Urkundenfälschung wird sich der Angeklagte noch vor den Geschworenen zu rechtfertigen haben. StMNMetMmMW »M 5. Mürz. Anwesend waren sämtliche Stadtverordnete bezw. Stellvertreter. Unter Punkt 1, Mitteilungen, gelangte ein Dank schreiben der Frau Bürgermeister Wimmer zur Kennt nisnahme. Bei Punkt 2, Anschluß des Elektrizitätswerkes an das hiesige Fernsprechnetz, beschloß das Kollegium, zwecks Rückfrage Beschlußfassung bis zu nächster Ge legenheit zurückzustellen. Punkt 3 betraf den Kirchenhaushaltplan für 1915. Derselbe schließt mit einem Fehlbetrag von 17 238,14 Mark, wovon auf die Stadt Adorf 70 Prozent >12 066 Mark) Beitrag entfallen, auf die Landgemeinden 3l> Prozent (5172 Mark). Im Haushaltplan sind die Kosten für Einlegung der Wasserleitung in den Friedhof ein gestellt. Das Kollegium nahm von dem Haushaltplan Kenntnis. Punkt 4, Haushaltplan für die Armenkasse. Hier liegen dieses Jahr dse Verhältnisse insofern ungünstig, als die Einnahmen stark Zurückbleiben. Ter Fehl betrag ist für 1915 auf 8541 Mark festgesetzt, gegen 4927 Mark im vorigen Jahr. Gelegentlich dieser Besprechung kommt eine ins Auge gefaßte Anleihe von '50 000 Mark für Straßen- und Wegebau zur Bekanntgabe, was an Zinsen und Amor tisation jährlich 2500 Mark beanspruchen würde. Des weiteren gibt Herr Vorsteher Horlbeck zu wissen, daß wir dieses Jahr auf 10—15 Prozent mehr Steuer zuschlag rechnen müssen, sodaß also anstelle der bis herigen 125 Prozent künftig 140 Prozent erhoben wer den müssen. Ferner soll nachgesucht werden, daß die vollen Sparkassen-Reservesondszinsen sürMhstandsarbei- ten und zur Linderung der durch den Krieg entstandenen Not Verwendung finden darf. Punkt 5 betraf den Stadtkassenhaushaltplan. In der Rechnung über den Grundbesitz erscheinen zum erstenmal die Posten: Erträgnisse aus dem Hosmannschen und dem Riedelschen Hause in der FreiLergerstraße. Das Hofmannsche Haus erbringt.780 Mark Mietziäs,