Volltext Seite (XML)
Nr. 31. Illustrierte Anterhaltungs-Beilage. 1915. (Nachdruck verboten.) (ü. Fortsetzung.) Deutsche Helden in japanischer Gesangenschast in Zpo Matsnprma, ZU ost und wurden dadurch alles Reizes entkleidet. Sie Ivar unfrei in ihrem Wesen jederzeit von dein Bestreben geleitest Eindruck zu machen: sic hatte wenig Eigenes, alles war angelernt, anempfunden. st Valbert hatte wohl noch immer Augenblicke der Ver liebtheit,, in denen Milas frischer Reiz seine jungen Linne gefangen nahm, aber im Grunde waren diejenigen häu figer, in denen ihn ein ge wisser Ueberdruß anwandelte und er sein junges Weib mir kritisch kühlen Blicken be trachtete. Mila Ivar nicht überfein organisiert, aber ganz unbe merkt blieben des Gatten wechselnde Stimmungen Von ihr doch nicht. Sie litt sehr darunter, und weil sie litt, ward sie durchaus nicht liebens würdiger. Sie fing nunmehr an, Herrschsucht zu zeigen, und es konnte sogar geschehen, es ihm ganz unglaublich schwierig, so ohne irgend welche Beschäftigung die langen Tagesstunden auszufüllcn. stuf der Hochzeitsreise, Ivo man täglich Ge legenheit hatte, Neues in sich aufzunehmen, war ihm Mila eine sehr angenehme Gefährtin gewesen, und er Ivar geneigt gewesen, sie für eine amüsante Gesellschafterin zu halten. Nachdem man jedoch vor Anker gegangen war, täglich dieselbe Um gebung vor Augen hatte, und mit denselben Menschen zusammenkam, fing er an, sich sträflich zu langweilen — mit oder ohne Mila, er lang weilte sich eben. Tie kleinen drolligen Bemerkungen, die Mila gelegentlich zu machen verstand, wiederholten sich Geschwister. Roman von Martin Bauer. das; sie sich so weit vergaß, auf ihren Reichtum zu pochen. Ja, dieser Reichtum, der nebenbei gar nicht der ihrige, sondern derjenige ihres Vaters wast hatte seine großen Lichtseiten, aber Ivo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Wenn Adalberts Schwieger vater sich dazu verstanden hätte, ihm ein Kapital zu selbständiger Verwaltung zu überweisen, alles wäre anders gewesen, denn dadurch hätte sich für den jungen Mann doch so eine Art von Lebens zweck, eine gewisse Beschäftigung ergeben. Geld muß verwaltet werden, kann gut oder schlecht an gelegt sein, man kann damit spekulieren, Geschäfte machen, man kann daran seine Kräfte und Fähig keiten erproben. Aber Herr Schultze wäre eher gestorben, ehe er sich dazu bequemte, Geld aus der Hand zu geben. endlich heimkehrten, weil selbst das reichlichst bemessene Reisegeld stein unerschöpflicher Brunnen ist, geschah es unter einem ungeheuren Auswand von geräuschvoller Lustigkeit. Mila behauptete, unsäglich glücklich zu sein und spielte nicht ohne Geschick die hingebungsvolle, zärtliche Gattin, wenn Publikum zugegen Ivar. Unter vier Augen plagte sie ihren jungen Gatten durch Launenhaftigkeit und Eifersüchteleien. Es war geradezu erstaunlich, auf was alles sich ihre Eifersucht richten tonnte. Adalbert Ivar die Auf merksamkeit in Person, denn noch Ivar er verliebt in Mila, aber schon begann sich auf seiner glatten Stirn ein leiser Zug einzugraben, der von nervöser Gereiztheit sprach. Er war nie ein Freund vom Arbeiten gewesen, hatte sich immer zu vornehmem Müßiggang berufen geglaubt, und Plötzlich erschien falls sehr klug von ihm, ob für die Familie Velt- lingen angenehm, blieb dahingestellt. — — Tie Hochzeitsfeier fand im engsten Familien kreise statt, aus dem sehr einfachen Grunde, weil ihnen eben kein großer Kreis zur Verfügung stand. Vielleicht zur Entschädigung dafür hatte Herr Schulze eine namhafte Summe für eine Hochzeits reise ausgeworfen. So fuhr denn das junge Paar in die Welt hinaus, mit mäßigem Reisegepäck, denn beide waren moderne Menschen, wq^lgefülltcr Börse und ohne festen Reiseplan. So wünschte es Mila, die mitunter die kühne Behauptung aufstellte, einen Hang zur Romantik zu besitzen. Sic blieben viele Wochen weg, und als sic Vedenken zugestanden. Sie hatte es ja in der Hand, als Frau vom Hause die Grenzen zu ziehen, in . denen sie nebeneinander leben würden. Sie konnte der alten Dame manches ablernen, und ihre An- wesenheit verlieh dem jungen Haushalt ein ge wisses Relief. Tarin ähnelte Mila dem Vater, daß ihr Vornehmheit imponierte, wenn sie auch schlau genug Ivar, sich's weniger anmerken zu lassen. L — Vorläufig versuchte man's zusammen, stellten sich Uebelständc ein, änderte man's wieder, das war furchtbar einfach. .. Herr Schulze setzte dem jungen Paare ein reichlich bemessenes Jahrgeld aus, mit dem sich be haglich leben ließ, aber Kapital herzugeben, ließ er sich nicht herbei. Er wollte, wie er sich seiner Ehe hälfte gegenüber ausdrückte, seinen Schwiegersohn jederzeit in der Hand haben. Das war jeden j. LkAjjiJH rau von Veltlingeu nickte mit dem Kopse. „So, so," tat auch ein Paar . angemessene Fragen, aber was Minna AAWA dann von ihrem verspäteten Herzens glück in ungeahnter Beredsamkeit erzählte, davon hörte sie nicht eben viel. Nun war ihr alles, j aber auch alles, gleichgültig. Nicht daß ihr Herz etwa besonders an der holden Küchenfee gehangen hätte, aber der biitere Gedanke fraß sich bei ihr fest, der in die wenig ' schönen Worte zusammengefaßt wird: „Tie Ratten ft verlassen das sinkende Schiff!" Sie gab hinfort jeden . Widerstand auf und ließ ge- ichchen, Ivas geschehen sollte... . Tos Heim des jungen Paares wurde gediegen und lestch, aber nicht übertrieben lururiös ausgestattet; etliche ausschweifende Wünsche Milas in dieser Hinsicht blieben un befriedigst Sie fügte sich scheinbar, nahm sich aber vor, in Zukunft das schon noch zu erreichen, was ihr jetzt noch versagt blieb. Bei aller Ver- Mliebtheit — für „Herz und R- Hütte" Ivar sic nicht geschaffen. In der Hütte, die ihr die j väterliche Fürsorge geschaffen ; hatte, ließ cs sich übrigens aushalten. Sie bestand aus st einem ganzen ersten Stockwerk, von dem nur zwei bescheidene ;>immer für Adalberts Mutter abge^weigt wurden. Daß die Schwiegermutter ihren Haushalt gewissermaßen st teilen sollte, hatte Mila ohne