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Bekanntmachung. Nach dem Gesetze vom 30. April 1906 ist der Aufwand des Landeskulturrats, soweit er nicht aus der Staatskasse gewährt wird, von den Besitzern derjenigen landwirtschaftlichen Grundstücke auszubringen, auf denen nach Abrechnung der die Gebäude samt Hofraum treffenden Einheiten mindestens 120 Steuereinheiten haften Nachdem wir nun demgemäß das Heberegister für die Beitragspflichtigen aufgestellt haben, setzen wir die letzteren davon in Kenntnis, daß die zu erhebenden Beträge auf 1 Pfennig von einer beitragspflichtigen Steuerein heit festge setzt worden sind, daß die Erhebung mit der am 1. August d. I. fälligen Grundsteuer zu erfolgen hat und daß wir uns auf etwaige Widersprüche der Beitragspflichtigen nur insoweit einlassen können, als sie gegen die Ermitelung der beitragspflichtigen Steuereinheiten sowie gegen die Berechnung der Zuschläge gerichtet sind und durch Belehrung kurzer Hand erledigt werden können, wogegen in allen anderen Fällen die Beschwerdeführer an den Landeskulturrat zu verweisen sind. Adorf, den 30. Juli 1915. Dxx Sladkvkk vr. Lange. Die Vorschriften der Verordnung, Aushang der Lebensmittelpreise betreffend, jvom 22. Juni 1915, werden auf den Kleinhandel mit Zucker erstreckt. Dresden, 27. Juli 1915 Ministerium des Innern. Veröffentlicht unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmochung vom 28- d. M. Adorf, am 30. Juli 1915. Dyk Sküdtrak. vr. Lange. Der 2. Termin Staatsgrundsteuer ist binnen 14 Tagen bei Vermeidung der Zwangsbeitreibung an unsere Stadtsteuereinnahme abzusühren. Adorf, den 31. Juli 1915. Dev Stadtrttt. Or. Longe. kreuz mit Schwertern ausgezeichnet worden. Herr Max Gläsel befindet sich auf dem westlichen Kriegsschauplätze. Unseren Glückwunsch zu dieser Auszeichnung. — „Selbstzünder-Zigarren?" Neuerdings sind Zi garren zur Versendung ins Feld in den Handel gebracht wvrden, die an ihrem vorderen Ende mit einer durch Reibung entzündbaren Masse versehen sind. Tiefe so genannten Selbstzünder-(Eszet-)Zigarren gehören zu den leicht entzündlichen Gegenständen und sind daher wegen ihrer Feuergefährlichkeit von der Postbeförderung aus geschlossen. — Ten. Bund für freiwilligen Vaterlandsdieust E- V in Berlin ist eine öffentliche Sammlung in Sachsen nicht genehmigt wvrden. Was der Bund will, nämlich alleinstehende Krieger, die von Eltern oder Ge schwistern nicht bedacht werden, mit Liebesgaben zu er freuen, das leistet das Note Kreuz mit Hilfe der Truppe, die selbstverständlich bei Verteilung der Liebesgaben vom Roten Kreuz Aie bevorzugt, die nicht schon von ihren Angehörigen reichlich versorgt sind. (M. I.) — Die AngesteUtenveesicherung ist ?rst seit 2>/z Jahren in Kraft. Da die Wartezeit zur Geltendmachung des Anspruches auf Hinterbliebenenrente in den Ueber- gangsjahren 60, auf Ruhegeld wegen Berufsunfähig keit für Männer 120 Beitragsmonate, für Frauen 60 beträgt, so gehen die im Kriege Gefallenen oder berufsunfähig Gewordenen jeden Anspruches verlustig. Im Todesfälle kann nur die Rückerstattung der Hälfte, bezw. bei freiwillig Versicherten drei Viertel der Bei träge an die Witwe oder Kinder unter 18 Jahren des Verstorbenen erfolgen. Es besteht aber eine sehr wich tige Bestimmung des Versicherungsgesetzes für Ange stellte, die es ermöglicht, sich sofort einen Anspruch auf Rente zu sichern. Gemäst Paragraph 395 des ge nannten Gesetzes kann nämlich bis zum Ende des Jahres 1915 einem Angestellten nach, vorhergehender ärztlicher Untersuchung von der Rcichsverstcherungsanstalt für An gestellte gestattet werden, die Wartezeit durch einmalige Einzahlung einer Prämienreserve abzukürzen. Der An trag ist an die Reichsversicherungsanstalt für Ange stellte, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 193—i 195, zu richten. Die Abkürzung ist nicht derart zu ver stehen, daß Beiträge vorausgezahlt sverden, sondern sie verlegt den Zeitpunkt des Eintritts in die Ver sicherung vom 1. Januar 1913 auf soviel Jahre zu rück, als dem Anträge gemäst abgekürzt werden. Die Abkürzung kann nur um volle Jahre erfolgen. Kürzt z.B- ein Angestellter, der seit dem 1. Januar 1913 ver sichert ist, die Wartezeit um 3 Jahre ab, so erhält, wenn er füllt oder auf eine andere Weise den Tod findet, seine Witwe eine Jahresrente, die ein Zehntel des Gesamtwertes Her Beitrage ausmacht. Har er Kinder Unter 18 Jahren, so kommt für jedes ein Fünf zigstel der gesamten Beitragssumme dazu. Kürzt er die Wartezeit um acht Jahre ab, so dast insgesamt 120 Beiträge entrichtet sind, so würde er sich nicht nur eine Hinterbliebenenrente von mindestens einein Zehn tel der gesamten Veitragssumme, sondern, für den Fall, dast er berufsunfähig zurückkehrt, ein jährliches Ruhegeld in Höhe eines Diertcls der 120 ersten und eines Achtels aller weiteren Beiträge sichern. Zahl reiche Familienväter haben vor ihrer Einberufung von diesem Recht aus Abkürzung der Wartezeit Gebrauch gemacht. > .'s Bad Elster. Die 62. Kurliste, welche gestern zur Ausgabe kam, schließt mit 4960 Parteien und 7832 Kurgästen ab Hierzu kommen 1855 zum verübergehcn- den Aufenthalt Angemeldete, sodaß diese Liste mit ins gesamt 9684 Personen abfchlicßt. — Ter lOOOOste Fremde. Bei der Kgl. Polizei-Expedition ist am 28. Juli der lOOOOste Fremde zur Anmeldung gekommen. Am gleichen Tage des Vorjahres waren bereits 12 780 und 19l3 12150 Personen anwesend. Oelsnitz. Unzulässiges Aehrensammeln. In hie siger' Flur wurden am Donnerstag drei Kinder angehal- ten, die einen mit einem Tuche, bedeckten Korb trugen und ans dse Frage nach dem Inhalte des Korbes er widerten: „Aehrle!" Eine nähere Feststellung ergab, daß die Kinder die Aehren nicht ordnungsgemäß auf ab geernteten Feldern aufgelefen, sondern im abgekürzten und bequemeren Verfahren sie büschelweise mit Messern abgeschnitten hatten. Tie drei Messer wurden auf dem Boden des Korbes liegend aufgefnnden, mit den ge stohlenen Aehren beschlagnahmt und die Kinder wegen Felddiebstahls zur Anzeige gebracht. Plauen, 29. Infi. Abenteuerliche Burschen. Nach dem italienischen Kriegsschanplatze wollten zwei nn- ternehUmngslustige Bürschchen, ein 15jähriger Schuh- machcrlehrling nnd ein 14jähriger Schulkunde, reisen. S>re waren beide aus Peuig und hatten dort ihren Verwandten 50 Mark Reisegeld gestohlen. Im Eiscn- bahnznge erfolgte die Festnahme der beiden Schlachten- bnmmler. Planen, Ter letzte ordentliche Landtag hat zur Er weiterung des oberen Bahnhofes, die mit einem. Kosten aufwand von 6135 000 Mark ausgeführt werden soll, als erste Nate 1 Million Mark bewilligt. Bei der Beratung der Vorlage wurde erklärt, daß es sich uicht darum handele, über Cinzelfragen zu beschließen, da die Pläne noch nicht eingegangen seien. Tor Landtag erklärte sich nur grundsätzlich mit der Vorlage ein verstanden nnd bewilligte die erste Rate für die Vor arbeiten und den Grunderwerb. Tie Pläne für den Ban loerden jetzt im Ministerium eingehend geprüft. Tabei hat sich herausgestellt, daß. manche Veränderungen der Anlage notwendig sind, doch soll das alte Bahnhofs gebäude durch eineu Neubau ersetzt werden. Wo dieser errichtet werden wird, steht noch nicht fest. Flöha. Die Kommunalverbände Döbeln, Flöha, Marienberg, Annaberg und Schwarzenberg schließen sich zu einem Kommunalverband zusammen zur Durch- sührung der Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahre 1915. Ter hiesige Bezirksausschuß hat der Satzung hierüber bereits zu gestimmt. — Unerhörte Preise. Tie „Meerancr Zeitung" schreibt: „Wie wir hören, sind aus dem hiesigen Wochen markte von auswärtigen Marktfrauen gestern 18 Psg. für ein Ei gefordert worden. Das sind Preise, die schon weit über die gewöhnlichen Wucherpreise hinausgehen. Es ist wirklich hohe Zeit, daß hier Abhilfe geschaffen wird. Tie ueuen Verordnungen des Bundesrats und der zuständigen Militärbehörde geben ja jetzt glücklicher weise die Handhabe hierzu. Sv kann es unmöglich wei- tergchen!" — Auch die „Altenburger Zeitung" äußert sich iu ähnlicher Weise. Sie schreibt in ihrer letzten Nummer: „Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden abermals fo verschieden hohe Preise gefordert, daß es an einzelnen Stellen zu erregten Auftritten kam. Für Eier forderte man an einzelnen Stellen schon 17 Psg. für das Stück, ja cs wurde sogar verlautbart, die „Eier larne noch 20 Fengc kuste". Auch für Gemüse sind von Händlern aus der Umgegend Wucherpreise gefordert worden, sodaß' die Hausfrauen vom Kauf absahen. In einem Falle forderte eine Bauersfrau 80Pfg. für zwei Pfund Quark; die Käuferin ließ sich die gewünschte Menge abwiegen und warf sie dann der Händlerin vor die Füße. Von der Behörde wurden heute Preisfest stellungen, namentlich über Butter, vorgeuommeu. Oberlungwitz, 30. Juli. Vom Zuge überfahren liest sich der 12 jährige Schulknabe Erich Heinig von hier. Er war sofort tot. Die Ursache zu dem Selbst morde liegt darin, dast sich der Knabe Unredlichkeiten hatte zuschulden kommen lassen, für die er Strafe zu gewärtigen hatte. Sein Vater, der Strumpfwirker ist, steht im Z-clde. Tresden, 30. Juli. Die am 21. April d I. VVM Schwurgericht wegen Raubmordes, begangen an der Beamtenswitwe Lehmann, zum Tode verurteilte Schnei derin Margarethe Marie Leopoldine geschiedene Müller aus Dresden, ist zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe be gnadigt worden. Pirna. Einen Stör im Gewichte von 240 Pfund fingen vor einigen Tagen Fischer in der Unterelbe. Ein Fisch von solcher Größe ist in Binnengewässern eine Seltenheit. Bei Schmilka holte ein Angler einen 15- pfündigen Wels ans der Elbe. In früheren Jahren war es keine Seltenheit, daß größere Welse bciSchmilka, hauptsächlich aber bei Herrnskretschen, gefaugeu wur den. 1886 wurde in Schmilka ein Mels bon über 96 Pfund gefangen. Der Weltkrieg. — Prinz Oskar über die Winterschlacht In der Cham- pagne. Oskar, Prinz von Preußen, zurzeit Oberstleut nant und dein Oberkommando der dritten Armee zuge teilt, hat im Verlage des Deutschen Offiziersblattcs ein Büchlein über die Winterschlacht in der Champagne ver öffentlicht, die vom 16. Februar bis zum 18. März d. I. dauerte uud zu den glänzendsten Leistungen unse res ruhmreichen Heeres zählt Prinz Oskar betvnt, daß die Champagncschlacht „die größte und langdauernd ste Defensivschlacht war, welche die Weltgeschichte bis dahin kannte". Er will an seinem Teile dasür sorgen, daß wir dieses gewaltige Ereignis nicht vergessen, ein mal „aus Dankbarkeit gegen unsere heldenhaften Füh rer nnd Truppen, die Uebermcnschliches geleistet nnd Unmögliches erduldet habeu", fodaun um des Gedächt nisses unserer Toten willen, die in unvergleichlicher Selbshoerleugnung nnd treuester Pflichterfüllung ihr Leben Hingaben für König und Vaterland, für Kai ser nnd Reich, für Heimat und Volk. — In der Schrift des Prinzen Oskar über die Winterschlacht in der Champagne heißt es zum Schluß: Aber noch eins fordert sie (die Schlacht) von uns: eine harte Jugenderziehung. Stählen müssen wir unsere Jugend, abhärten mit allen uns zur Verfügung stehen dere Mitteln, damit sie einst in der Lage ist, ähnlichen Anforderungen, wie sie die Champagneschlacht an un sere Truppen gestellt hat, gerecht Zu werden. Steuern wir dem fressenden Gift am Marke unseres Volkslebens, dem ausschweifenden Leben unserer Jugend, der Genuß sucht. Ein deutscher Jüngling, ein deutscher Kämpfer muß sich selbst besiegen und beherrschen können, sonst versagt er in ernster Stunde, und dann wehe unserem Volke! Wir Deutschen sind ost wegen unserer Gründlich keit verspottet worden. In der Champagne ist sie uns zum Segeu geworden. Wenn unsere Pioniere nachts zwanzig Meter vom Feinde im Regen und Schlamin ans dem Rücken liegend die Drahthindernisse, die nm Tage zerschossen waren, von neuem flochten, wenn unsere brave Infanterie nachts Baumaterial im feindlichen Feuer nach vorn schasste, bei welchen Gelegenheiten eine genaue Aufsicht wegen der Dunkelheit nnd des Ge ländes gar nicht möglich war, dann ist das ein glän zendes Zeichen für das Pflichtgefühl unserer braven Soldaten, für die Treue im kleinen. Diese Eigenschaf ten an unserer Jugend weiterzupflegcn und zu fördern, mahnt nns die Champagneschlacht. — Ans belgischen Archiven. Tie „Norddeutsche All gemeine Zeitung" beginnt in einer Sonderbeilage mit der Veröffentlichung von in Brüssel vorgefundenen Be richten der belgischen Vertreter in Berlin, London nnd Paris anb en Ministern des Aeußern in Brüssel aus den Jahren 1905 bis 1914. Tie englische Negierung als Triebfeder, König Eduard VlI. als Bannerträger der auf die Isolierung Deutschlands gerichteten Bestrebungen der Entente bilden ein immer wiederkehrendcs Thema der Berichte. Mit großem Scharfblick hatten die Ge sandten schon sehr früh erkannt, wie der durch den Drei bund während Jahrzehnten gesicherte Weltfriede durch die Politischen Bestrebungen dcrEntcnte gefährdet wurde. Daß der englischen Feindseligkeit gegen Deutschland lediglich die Eifersucht Englands ans die Entwickelung Deutschlands in industrieller und kommerzieller Hin sicht sowie ans d as Erblühen der deutschen Handelsflotte zugrunde lag, findet in den Urteilen der belgischen Ge sandten volle Bestätigung. Die englische Ueberhebung und die Ansprüche Englands auf die Monopolisierung des Welthandels und die Beherrschung der Meere sowie das Treiben der englischen Hetzpresse werden gebührend gekennzeichnet. Tie Unaufrichtigkeit der französischen Marokkopolitik und die fortgesetzten Vertragsbrüche Tcutschland gegenüber, die sich Frankreich mit Unter stützung Englands in Marokko zuschulden kommen ließ, werden festgestellt. Auf das bedrohliche Anwachsen des französischen ChaNoinismus und das Wiederaufleben der deutsch-französischen Gegensätze als Ergebnis der Entente mit England wird Hingeiviesen. Umgekehrt finden die Friedensliebe des deutschen Kaisers, die fried lichen Absichten der deutschen Politik und die groß? Langmut Deutschlands den Herausforderungen EE lands und Frankreichs gegenüber volle Anerkennung." Tie Veröffentlichung aus den belgischen Archiven hat in politischen Kreisen den denkbar stärksten Eindruck gemacht. Sie wird den gleichen Eindruck sicherlich auch iu den breiten Schichten des Volkes wecken.