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Ado Her Grenzbots —- Die würtlembergischen Sozialdemokraten für den Etat. Sruttgart, A. Juli. In ihrer heutigen! Sitzung stimmte die Zweite »Kammer Leih Etat für !1L15 zu. Auch die sozialdemokratische Fraktion er-, teilte ihre Zustimmung mit der Begründung, sür sie gelte als erste Pflicht, die Geschlossenheit des bürger lichen Volkes in dem ungeheueren Kampfe auch nach außen zu betonen. Dagegen erklärte sich die neuge gründete sozialistische Vereinigung mit dem Etat nickt einverstanden. — Zum Kapitel „Spionage in Ostpreußen" gab Gencralsuperintendent Schüttler-Königsberg in einem, dort gehaltenen Vortrag einige interessante Beiträge. Er sagte dabei u. a. wörtlich: „Sie haben auch viel gehört von Verrat in Ostpreußen. Jedesmal, wenn es anders kam, als cs kommen sollte, hieß, cS: Es .ist Verrat! Das war aber ein sehr törichtes Gerede.. Unsere ostpreußischen Masuren haben gar nicht nötig, etwas zu verraten. Unter den 30 000 russischen Land arbeitern sind so viele russische Offiziere gewesen, die die Zeit benützten, nm unser Gelände photographisch aufzunehmen, daß die Russen den Verrat der Leute gar üicht brauchten." Schließlich erinnerte der Red ner an ein Vorkommnis in Zeilerbruch, wo sich ein russischer Generalstabsoffizier dem erstaunten Gutsbe sitzer als dessen ehemaliger russischer „Saisonarbeiter" vorstellte. — .Aufruf des Papstes zum Jriedensschlnß. In dem Osservatore Romano heißt es, wie die Frankfurter Zeitung meldet: Heute, an diesem traurigen Jahres tage des Ausbruches dieses furchtbaren Konfliktes, ent ringt sich unserem Herzen Ler glühende Wunsch, daß der Krieg bald enden möge. Wir erheben unsere Stimme, um unseren väterlichen Ruf zum Frieden hören zu lassen. Möge er den furchtbaren Lärm der Mafien Übertönen, die kriegführenden Völker und ihre Ober häuptern erreichen und die milderen und freundlichen Absichten zugänglich zu machen. Im Ramen des hei ligen Gottes beschwören wir die kriegführenden Völ ker, dem entsetzlichen Blutbad, das seit einem Jahre Europa entehrt, ein Ende zu machen. Es ist Bruder blut, dos man zu Lande und zu Wasser vergießt. Tie schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind Net Leichen und Ruinen übersät. Ihr, die ihr vor Gott und den Manschen die furchtbare Verantwortung für Frieden ruck Krieg tragt, hört auf unsere Bitten, auf die väterliche Stimme des Stellvertreters des ewigen und höchsten Richters! Ihr, die ihr über eure öffentlichen Unternehmungen und eure private Tätig keit werdet Rechenschaft geben müssen. Tie über- guellenden Reichtümer, die d-r Schöpfer euren Län dern gegeben hat, ermöglichen euch, den Kampf fort- Ausetzen. Allein um welchen Preis? So fragen die Tausende junger Menschenleben, die jeden Tag auf den Schlachtfeldern erlöschen, so fragen auch die Ruinen vieler Städte ruck Dörfer, so vieler Denkmäler 'der Ahnen! Machen nicht auch die in der Stille am häus lichen Herde und an den Stufen der Altäre vergossenen bitteren Tränen offenbar, daß 'der Preis der Ver längerung des Kampfes allzugroß ist? Möge man von dem Willen zu gegenseitiger Zerstörung lassen. Be denke Uran, daß zu sehr erniedrigte und unterdrückte Nationen das ihnen auferlegtc Joch nur knirschend tragen und die Vergeltung vorbereiten, indem sic eine traurige Erbschaft von Haß und Rachsucht von Oie- schlecht tzu Geschlecht überliefern. Weshalb soll man nicht schon jetzt mit ruhigem Gewissen die Recht: und die gerechten Forderungen der Völker abwägen, wa rum nicht gutwillig einen direkten und indirekten Mei nungsaustausch beginnen, um noch Möglichkeit die sen Rechten und Forderungen gerecht zu werden und so Au einem Ende dieses schrecklichen Kampfes zu kom men, wie das früher unter ähnlichen Umständen ge schehen ist? Gesegnet sei, wer zuerst den Oelzweig erhebt, und dem Feinde die Hand und vernünftige Friedensbedingungen bietet! — Unsere Rohkupferbestände. Trotzdem unsere Roh kupferbestände durch Einfuhr bekanntlich fast nicht mehr ausgefüllt werden können, so reichen sie doch nach Schätz ung der großen deutschen Metallgesellschaften noch lange Zeit für die Tcckung des Hauptbedarfcs aus. Ein Marcel an Kupfer kann bei uns überhaupt nie cintre- ten, beim einerseits haben wir im Lande selbst enorme Kupfermengen in verarbeitetem Zustande zur Verfügung, die für eine jahrelange Dauer des Krieges ausreichen und die wir nur nutzbar zu machen brauchen. — Untcrstaatssekrctär im Auswärtigen Amte Zim mermann erklärte, daß wir unsere Tauchboottaktik nie vreisgeben könnten. Bukarest, 30. Juli, llniversul schreibt: Tie größte Ueberraschung, die uns der Krieg brachte, liegt bei den Zentralmächten und Rußland. Als bei Be ginn des Krieges infolge der Eduard'schen Einkreisungs- Politik Kriegserklärungen regnete, sagten sich selbst die überzeugtesten Anhänger der Zentralmächte, daß diese verloren seien. Aber alle Berechnungen dieser Art sind über den Haufen geworfen worden. Wir sahen, daß die Teutschen, trotz des Kampfes auf beiden Fronten, in Feindesland eingedrungen sind und bedeutende Siege davongetragen haben und daß die Oesterrcicher und .Ungarn, deren Kräfte gebrochen schienen, iu Verbrü derung mit den Teutschen heute die Russen auf ihrer Flucht in das Feindesland verfolgen. Die Bilanz schließt mit einem bedeutenden Gewinn für die Zentralmächte und mit einem Defizit des Vierverbandes. Rom, 30. Juli. Die Blätter beschäftigen sich mit dem Aufruf des Papstes an die kriegführenden Volker und Staatsoberhäupter. Mefsag schreibt; der effek tive Grundirrtum des päpstlichen Briefes steck: in der Adressierung. Der Brief hätte nur an die Oesterrcicher und Deutschen gerichtet werden müssen, weil nur auf sie die Schuld an der entehrenden Lage, in welcher sich, wie der Papst sagt, Europa befinde, zurückfalle. Das Blatt stellt fest, 'Laß man heute nur für oder gegen Oesterrcicher und Deutschen fein könne. Nun habe aber der Papst vielmehr in seiner Homilie den Mittelweg eingcschlagen. Der fatale Zwang der Logik bewirke also, daß dieser Brief ein toter Buchstabe bleibe Der katholische Corriere d'Jtalia schreibt: Wäh rend ein Jahr der schauerlichen Tragödie sich rundet, während es scheint, daß der Haß immer größere Flam men schlägt, ertönt nur eine Stimme lauter als aller Waffenlärm, um nach Frieden zu rufen. Möge der Wunsch des Papstes in Erfüllung gehen, der alle, di: den Triumph der Gerechtigkeit unter den christlichen Kulturvölkern ersehnen, gleich naheliegen mnß: Der römische Korrespondent der Turiner Stampa schreibt zu den: Aufruf des Papstes: Die allgemein gehaltenen Ausdrücke des Friedensaufrufes zeigen, wie man selbst in vatikanischen Kreisen dieser väterlichen Bitte des Papstes uur eine rein ideelle Bedeutung beimißt. Washington, 30. Juli. Tie Mexikaner haben bei Puebla ein Auto angehalten, das unter dem Schutze der ä merikanischen Flagge diplomatische Schriftstücke wegsührte. Tie Flagge wurde entfernt und zu Boden getreten. Zwei Spanier wurden aus dem Auto geholt und zum Tode verurteilt, ein Amerikaner wurde spä- ter in Freiheit gesetzt. Christiania, 30. Juli. Morgenbladets müstänscher Mitarbeiter schreibt über die Kriegslage an den Darda- nellen: Seit dem großen Angriffe der Alliierten vom 4. bis 6. Juni hätten nur bedeutungslose Gefechte und täg liche Beschi ßungen ftattgesunden, ohne daß die Alliierten die geringsten Fortschritte gemacht hätten. Bei Sedd ul Bar seien die äußersten Punkie, die die britischen und französischen Kolonientruppen erreichten, nur 5 km von der ursprünglichen haben diese 5 km gegen 6000 Mann täg lich während voller drei Monate gekostet, dazu kommen noch die untergegangenen und beschädigten Kriegsschilfe, sowie die französischen Verluste, die nicht bekannt gegeben werden. Von den Kampfplätze« im Westen. -- Im Weißen Meer wurden nach einer englischen Meldung zwei deutsche Unterseeboote festgcstcllt. Rotterdam, 30. Juli. Nach einer Metdung des „Nienwe Rottcrdamsche Courant" aus London nnd auch gestern wieder drei englische Fischdampser, zwei fck.vc- dische, drei d änische Segelschiffe, eine norwegische Barke nnd ein russischer Tampser von Unterseebooten versenkt wmLew Die Bemannung soll in jedem Falle gerettet worden sein LonLon, 30. Juli. (Meldung des Ncutcrschen Büros.) Ter belgische Dampfer Prinzessin Maria Jose ist torpediert worden und gesunken. 4 Mann der Be satzung sind u mgekommcn. 21 wurden gerettet. — In der Schlußsitzung des englischen Unterban ses vor seiner Vertagung bis zum 14. September kam es ueuerdings zu aufregenden Szenen. Es wurde stellen weise eine Sprache geführt, wie sie das englische Par lament schon seit Jahrhunderten nicht gehört hat. Einige Mitglieder schleuderten sich Hohn und Be leidigungen entgegen. Einigen Eindrn'ck macht: nnr die Rede des Konservativen Am:rh, der sagte: Unsere ; Verbündeten Wundern 'sich über unsere Langsamkeit, i während die freundlichen Neutralen 'fragen, warum ! wir so wenig in Frankreich erreichen, wenn wir wirk lich so große Armeen haben: warum wir nicht soviel Munition machen können wie die Deutschen, wenn wir wirklich die größten Industrien der Welt haben, und warum wir Streiks haben." Es sei hohe Zeit, daß England auch daran deute, Lao es vertieren könne. „Unter den Neutralen gäbe cs eine groß« Menge Per sonen und sogar Regierungen, die zur Uebcrzeugung gekommen sind, daß wir nicht gewinnen werden." Von den Kampfplätzen im Osten nnd Süden. — 180 000 Mann italienische Gesamtverluste. Tas St. Galler Tageblatt meldet: Der Domherr der Kathe drale in Lugano, der mit dem Mailänder Klerus in naher Beziehung steht, hat von zuverlässiger Seitp die Nachricht erhalten, daß die italienischen Gesamt- Verluste in den drei Monaten des Feldzuges an Toten, Verwundeten und Vermißten 180000 Mann betragen. — Italien hat mit Oesterreich-Ungarn genug! Die „Patria" erfährt aus Rom: Der für Freitag nach der Front einberufene Kronrat ist abgesagt worden. Die Minister blieben in Nom. Die Kriegserklärung an die Türkei ist auf unbestimmte Zeit verschoben. — Tie Lage in Warschau ist nach dem Berichte des „Times"-Korrespondenten äußerst kritisch; die Näu- ' mung könne nur eine Frage weniger Tage sein. -— Großfürst Nikolai Nikolajewitsch wendet sich in einem Aufrufe gegen das Gerücht, daß höhere Offiziere Verrat verübt hätten. — Die traurige Lage Ler russischen Offiziere. Ter Kriegsberichterstatter Les „B- T." meldet aus Czer nowitz: Ich hatte Gelegenheit, mit einem gefangenen russischen Hauptmann zu sprechen. Ich fragte ihn, waruni -verhältnismäßig so wenig russische Offiziere in ünscre Gefangenschaft geraten, auch dann, wenn die Mannschaften in Mässen gesangen werde--.. „Die eine Ursache", sagte er, „ist die, daß bei uns ein 'gro- ßcr Mangel an Offizieren herrscht. Der zweite, trau rigere Grund der, daß es 0: c er letzten Zeit öfters vor gekommen ist, daß die Mannschaft sich ergab und die Offiziere, Lie dies verhindern' wollten, niederge metzelt wurden. Als sich das öfters wiederholte, befahl die Heeresleitung, daß die Offiziere sich hinter den Schützengräben aufhalten müssen. Somit können Lie Offiziere rechtzeitig flüchten." lieber die Kriegslage befragt, sagte der russische Hauptmann: „Unser Schick sal ist entschieden, jeder Tropfen Blut fließt umsonst." Sofiia, 30. Juli. Ein bulgarisches Militärflug zeug, das über der Stadt kreuzte, stürzte infolge Motor panne ab. Tie beiden Insassen, 2 Leutnants, sind bot. Fulda. Ganz ungeheuerliche Preise wurden bei der Versteigerung der diesjährigen Osternteb erzielt. Es waren mehr Käufer als Bäume vorhanden. Ter Erlös aus der ganzen Ernte war um 1200 — zwölshundert — Prozent höher als im Vorjahre! Damals betrug er 30 Mark, in diesem Jahre 367 Mark. "Lemr Ilaclmcblen. Berlin, 31. Juli. LokUanzciger aus Kopenhagen. Der dänische Amerikadampfer United Staates, der gestern Abend von New Pork hier eintraf, hotte über 100 Deut sche, meist Frauen und Kinder aus Tsingtau an Bord, die vormittags nach Deutschland weiterreisten. Verschiedene Morgenblätter meiden aus Kopenhagen. Nach Pariser Meldung aus Reims, wurde die Stadt am Dienstag hef tig mit 10 und 15 cm-Granaten und Brandbomben be schossen. 600 Geschosse wurden gezählt. In der Stadt entstanden viele Brände. Auch die Kathedrale soll mehr mals getroffen worden sein. In der Nicht zum Freitag wurde das Bombardement wieder furchtbar, eine große Anzahl Menschen wurden getötet, etwa 30 Häuser zer stört. Paris, 31. Juli. Wie der Temps aus Calais meldet, ha« in der Nacht zum Donnerstag ein deutsches Flugzeug Calais überflogen und mehrere Bomben abge- worsen, die nur Sachschaden angerichiet haben. Ein weiteres deutsches Flugzeug warf ergebnislos Bomben über Bezirk Gravelines ab. Paris, 31. Juli. Der Temps meldet aus Alexan dria : Ein französisches Flugzeug hat Beyruth, den Lybanon und Damaskus überflogen, wo es eine große Zahl arabischer und ägyptischer Zeitungen und Ausrufe abgeworfen hat. Dar Flugzeug ist wohlbehalten heim- gekehrt. — Ein englischer Truppentransportdampfer torpediert. Athen, 26. Juli. (Verspätet eingctrossen.) Nach zu verlässigen Meldungen hat vorgestern, also am 24., ein deulsches Uuterfeeboot von Lhalkudke kommend, in der Nähe von Lemnos einen großen Ozeandampfer, der Truppen beförderte, torpediert. Bon der Besatzung und von den Truppen sind nur wenige gerettet worden. Im Hasen von Chios liefen 20 Transportdampfer der Ver bündeten, die mit Truppen gefüllt waren, ein. L— Zu Hilse, zu Hisse! Kopenhagen, 3l. Juli.- Nach Pariser Meldungen der „Politiken" soll Rußland gegenwärtig verzweifelte Anstrengungen machen, urst einen japanischen Truppentransport zum polnischen Kriegsschauplätze zu erreichen. Während die bisherigen Berichte schon immer von russisch-japanischen Abmach ungen und von dem kürzlich erfolgten Abschluß von Ver trägen redeten, erklärt „Japan Mail", daß es sich aus schließlich um Verträge wirtschaftlicher Art handle, die ganz bestimmte Umrisse hätten. Nunmehr erbat Ruß land Japans militärische Hilfe in aller Form. Petersburg, 31. Juli. Der Petersburger Korre- spvndent der Londoner „Morning Post" weist darauf hin, da ß Rußland beschlossen habe, die Warschauer Be festigungen und die Wcichselliuie zu räumen, um zu verhindern, daß die Teutschen die russische Front durch brechen, was die Billigung der Verbündeten fand, da die letzte Möglichkeit alle anderen Erwägungen in den Hintergrund rücke. Umtlicbr lseneckmckie. (Amtlich.) Großes Haupta u artier, 31. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Gestern früh stürmten wir bei unserem Angriff auf Hooge, östlich von Wern, die am 3. Juni noch in. englischer Hand gebliebenen Häuser am Westrand des Torfes, sowie einen Stütz punkt südlich der Straße nach Ypern. Nach und nach wurden Gegenangriffe des Feindes abgeschlagen. Wir eroberten 4 Maschinengewehre, 5 Minenwerfer und nah men einige Engländer gefangen. Die in den Gräben deH Feindes gefundene Zahl Toter beweist seine große« blutigen Verluste. Tie Franzosen griffen bei Souchez abcrinals erfolglos mit Handgranaten an. Tie erbitter ten Kämpfe um die Linie Lingekopf-Barrenkops, in dM