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W ^^ ^ Feierabend W O Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 23 Sonntag den 7. Juni (9(4 8ur8um eoräa! as verlangst du, warum bangst du, Armes unruhvolles Herz? Sei zufrieden, denn hinieden Ist nur eitler Gram und Schmerz. willst du Gaben gerne haben, Die kein Wurm noch Rost verzehrt? Laß die Erde, daß dir werde, was da unvergänglich währt. Willst du lieben? Suche drüben Den, der liebenswürdig ist; Alles leide, alles meide, Bis du ihm auch ähnlich bist. Ringe, meide, bis die Freude Dieser Welt vorüber ist; Schau zur Höhe bis das wehe Dieser Welt dein Herz vergißt. (!) der Schmerzen bis im Herzen Treu' und Demut endlich siegt. Und der Taube frommer Glaube Selig ihm entgegen fliegt I Stille, stille: Herr, dein Wille Der geschehe auch an mir! Amen, Amen! und dein Ramen Sei gepriesen dort und hier! Louise Hensel. Dreisaltigkeitssonntag Evangelium: Matthäus 28, 18-20. Das heutige Festgeheimnis ist das erhabenste, heiligste und unergründlichste unseres christlichen Glaubens und der Inhalt desselben ist in einfachster Form ausgesprochen in dem Aufträge des Herrn an seine Jünger: Taufet sie (die Völker) im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Wie tiefeingreifend dieses Geheimnis unseres Glau bens ist, erhellt aus den rastlosen Bemühungen, mit denen die Kirche allezeit bestrebt war, gegen die Irrlehren den faßbaren Inhalt desselben zu verteidigen. Es gehört auch zu den Grundlehren der christlichen Wahrheit, die jeder kennen und glauben muß, wenn er anders des ewigen Lebens nicht verlustig gehen will. Eben wegen der hohen Bedeutung dieses Geheimnisses ist die Kirche stets bemüht, es ihren Kindern vorzuhalten und einzuprägen. Jede liturgische Handlung, jede Segnung geschieht im Namen und mit Berufung auf die allerheiligste Dreifaltigkeit. Es ist, als ob ein heiliger Wettstreit stattfände zwischen den Chören der seligen Geister im Himmel und der Kirche auf Erden, die drei göttlichen Personen ohne Unterlaß zu Prei sen und anzurufen. Wie das Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit das Fundament und gewissermaßen der Inbegriff unseres Glaubens und die Hauptstütze unserer Hoffnung ist, so ist es auch der Hauptgegenstand unserer Liebe. Denn nichts anderes erwarten wir im Himmel zum Lohn, als ewig und unverhüllt die gebenedeiten Personen der Dreifaltigkeil von Angesicht zu Angesicht schauen und lieben zu dürfen. Das heutiae Fest kann als Absüilutz des Festzyklus be trachtet werden, der uns das Geheimnis der Erlösung vor die Seele bringt. Christus wurde geboren in Niedrigkeit, er litt den schmachvollsten Tod am Kreuze, er stand glorreich von den Toten auf, stieg gegen Himmel und sandte von dort den heiligen Geist. Nun bleiben sie ungetrennt die drei göttlichen Personen in ewiger Liebe verbunden, denn er, der auf diese Erde gekommen war „um Knechtesgestalt anzunehmen", ist nun eingegangen in das Reich seines Vaters und hat wieder „Besitz genommen von der Herrlich keit, die er hatte, ehedem die Welt war". Die Sendung des heiligen Geistes und ihre Feier in der katholischen Kirche fällt ziemlich zusammen mit der Ge dächtnisfeier der einst auf Sinai geschehenen Gesetzgebung, welche das jüdische Volk noch alljährlich begeht. Auch ein innerer Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen ist unverkennbar. Wie das alte Gesetz das sittliche und reli giöse Leben des auserwählten Volkes bis ins Kleinste regelte, so ist das von dem heiligen Geiste dem ganzen Erdenkreise verkündete neue Gesetz die Norm, nach der sich unser Verhalten in allem bestimmen soll. Und wie im alten Bunde die Juden mit der Pfingstfeier auch das Ernte- fest begingen und dem Herrn die Erstlingsfrüchte dar brachten, so sind auch in den durch die Predigt des Apostel fürsten neubekehrten dreitausend Seelen die Erstlings garben des durch die Gnade des heiligen Geistes begründeten christlichen Lebens. Die Oktiv des Pfingstfestes hat dem Feste der allerheiligsten Dreifaltigkeit Weichen müssen, und' mit gutem Grunde schließt sich dieses Fest an Pfingsten so nahe an: denn im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit sind wir getauft und demnach durch die Gnade des heiligen Geistes geheiligt worden, so daß wir nun befähigt sind, die drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die uns in der Taufe eingegossen wurden, zu üben. Darin besteht aber das ganze Leben des Christen, wie es nach Gottes Willen sein soll. Die Perikopen der nun folgenden einundzwanzig Sonntage nach Pfingsten zeigen uns im einzelnen, wie dieses Leben sich nach der Lehre des Erlösers gestalten soll und sehr treffend beginnt das heutige Sonntags-Evangelium damit, daß es die Hauptchristenpflicht, die Liebe und im besonderen die prak tische Nächstenliebe, einschärft. „Seid also barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist." Hauptgegenstand der christlichen Barmherzigkeit ist der Nebenmensch, der Bruder durch Erschaffung und Erlösung, seiner ganzen Natur nach. Wenn es heißt „der Gerechte erbarmt sich auch seines Viehes", wie viel mehr verdient der Mitbruder unsere Teil nahme, unsere Hilfe. Und wie groß ist nicht die Hilfs bedürftigkeit so vieler Menschen, wer vermag all das Elend zu ermessen, das ungelindert bleibt, weil die Barmherzig keit bei so vielen Menschen erloschen ist. Die christliche Sittenlehre zählt sieben Werke der geist lichen und leiblichen Barmherzigkeit auf, die uns einen Ausblick auf das weite Feld eröffnen, auf dem wir zum Heile des Nächsten tätig sein können. Aber auch zu unserem eigenen Heile, denn Wohltun bringt Segen und eröffnet uns selbst die Schätze der göttlichen Barmherzigkeit, erwirkt uns die Verreibuna unserer Sünden.