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Sächsische Volkszeitung : 08.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192112087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-08
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.12.1921
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Donnerstag de« 8. Dezember 1SL1 CUslfrsr «rrrvr r, r, « , «r. «s Seite » Schweres Explofionsunglück SaarlouiS. S. Dezember. Sestern mittag erfolgte tn dem Betriebe « der Dynamitfabrik vormals «lfred Nobel u. Lo. eine schwere Explosion eines OrlbehLl- ters. Eine Anzahl Leichtverletzter konnte sich aus den Trümmern retten. In dem brennenden Betriebe sollen sich noch etwa 50 Personen befinden. Da mit neuen Explosionen zu rechnen ist. können Rettungsmannschaften an die UnglückSstelle nicht heran. Ein Teil des Waldes steht in Flammen. Bis auf große Ent fernungen sind die Fensterscheiben zersprungen. Genaues läßt sich noch nicht fcststcllen. Die letzte Meldung, dt« «ingelaufen ist, spricht von über lüü Loten. Saarbrücken. 6. Dezember. Auf die Nachricht von dem furcht baren Unglück, das sich in Saarwellingen in der Dynainitsabrik von Alfred Nobel u. Eo. ereignet hat, begaben sich der Präsident der Regierungskommission Ranlt in Begleitung des Mitgliedes der Regierungskommission Tr. Heetor. des Direktors der Ab teilung des Innern Dr. Selfau, des Direktors der obersten Polizeiverwaltung Adler und des OberberghauptmannS Franken an die Unfallstelle. Der erste Besuch des Präsidenten galt den Opfern der Explosion. An der Nnfallstelle wurden sofort die notwendigen Anordnungen zur Absperrung und Sicherung ge troffen. Der Präsident überreichte dem Bürgermeister im Namen der Regierung als erste Unterstützung zur Linderung der durch die Explosion entstandenen Rot einen Betrag von 40000 Marl. Auf die Anregung des Präsidenten wurde eine Sammelliste in Um lauf geletzt. Dillin gen. 6. Dezember. Der „Dillinger Anzeiger" meldet über die Katastrophe tn Saarwellingen: Ter Brand entstand tn der Nitrokörperschmelze. In einem Augenblick ex plodierten die gesamten dort lagernden Sprengstoffe, und der Brand dehnte sich auf die weitere Umgebung aus. Bisher sind dreizehn Opfer geborgen, von denen etwa die Hälfte nicht festgestellt werden kann, da sie durch die erlittenen Verletzungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind. Die Zahl der Verwundeten läßt sich noch nicht feststellen, da die meisten von ihnen sofort geflüchtet sind. Die Fabrik ist zum größ ten Teile zerstört. Die Häuser der näheren Umgebung sind zum Teil abgedeckt. Zahlreiche Fensterscheiben sind zer trümmert. Vereinzelt sind auch einzelne Gebäude eingestürzt. Der Schaden ist ungeheuer. An eine Wiederaufnahme der Arbeit ist für geraume Zeit nicht zu denken. Französische Truvveu und Soervoltzei baben da» Stände gegen die in Scharen heransträ« menden Neugierigen abgesperrt. Berhafiung eine- rheinischen Sonderbündlers (S'pener Drahtbericht der »Sächs. BolkSzeitg.") Köln, 7. Dezember. Der in den letzten Tagen vielgenannte rheinische Sonderbündler Joses Smeet» wurde hier von der deutschen Polizei verhaftet, da er zu einem Gcrichtstermin, in dem wegen Bramtenbelrtdigung verhandelt werden sollte, nicht er schienen war. SmectS setzte daraashin durch, der englischen Be- satzungsbehörde vorgesührt zu werden. Diese gab jedoch Smeets zu verstehen, nachdem sie sich von der Rechtmäßigkeit des Haft befehl» überzeugt hatte, daß sie nichts dagegen tun könne. Smeets wurde tn da» GesängniS überführt. Falschmünzerprozetz Frankfurt, 6. Dezember. Das Schwurgericht beschäftigte sich tn zweitägiger Sitzung unter Ausschluß der Oesfentlichkeit mit dem Treiben einer großen Falschmünzerbande, die sich mit der Anfertigung und dem Vertrieb zurerst von dO-Mark-Schcinen «nd später von 1000-Mark-Scheinen befaßte. Die falschen Scheine wurden in Wiesbaden, Mannheim, Stuttgart, München, Koblenz, Essen, Leipzig und anderen Städten verbreitet. Der Organisator der Bande, der Kaufmann Karl v. Spiegel in Berlin, und der Hersteller der falschen Scheine, Betriebsleiter Max Habel, wur den zu je 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Sechs andere Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von 3 Jahren bi» zu IS Monaten. Zwölf An geklagte wurden freigesprochen. Internationale Seemannskonferenz Brüssel. 6. Dezember. Wie „Le Peuple" mitteilt, ist hier eine internationale SrcmannSkonferenz abgehalten worden, an der Delegierte aus England, Belgien, Holland, Norwegen und Deutschland teilnahmen. ES wurde einstimmig beschlossen, die Bestrebungen des Bundes der englischen Transportarbeiter und des Verbandes der englischen Seeleute, die eine Organisation der englischen Seeleute auf der Grundlage de» internationalen TranSportarbeitrrbundeS zum Ziele haben, zu unterstützen. Die Berichte der englischen und norwegischen Delegierten über da» ar beiterfeindliche Vorgehen der Organisation Havelock WilsonS führte g« einem Beschlüsse der Konferenz, der besagt, daß alle mittelbar oder unmittelbar dem internationalen Transportarbeiterbunde an- geschlossenen Organisationen alle Beziehungen zu Havelock Wilson »» lösen haben. Es sollen enrrgisck« Sckritte zzetan werden, um die Seeleute zum Anschlüsse an den internationalen Transport- »rbeiterbnnd »n veranlassen. Ein« neue Konferenz wird km Ja nuar zusammentreten, um Maßregel» zu erwägen, wie dte sämt- liehen Zwetgvrreinen dr» internationalen TranSportarbeiterbunde» »uaehörenden Seeleute sich der drohenden Herabsetzung der Löhne widersrtzen könne». Fühlungnahme -er russische» Staatsbank mit Den schland (Eigener Drahtbertcht der „Sächs. VolkSzettg/J Berlin. 7. Dezember. In hiesigen sowjet russischen Kreisen wird die Auknnst von Vertretern der Petersburger Staatsbank erwartet, tven Ausgabe darin bestehen soll, m>t deutschen Banken tn Fühlung zu treten. MllWMW M WM SMUM« Die Frage eines Moratoriums, eines Zahlungsaufschubs, wird immer drängender. Kostbare Tage verfließen, ohne daß in dieser neuen Schicksalsfrage für das gesamte deutsche Vo" und Reich eine Klärung sich ergäbe. Auch zur Stunde ist es noch nicht einmal abzusehen, ob überhaupt die Frage eines Morato riums akut wcrten kann. Ein bestimmter Antrag seitens der deutschen NeichSregierung ist noch nicht gestellt. Gewiß soll nicht verhehlt werden, daß die Absicht der Einbringung eines solchen Antrages bei der Entente besteht. Die Entente erklärt«, daß nach Lage der Dinge sie von sich aus einer solchen Frage nicht näher treten kann, sondern daß das erst auf Grund eines ent sprechenden deutschen Ansinnens möglich wäre. Aber wie dem auch sei: Mit einem Moratorium, einem Zahlungsaufschub, dessen grundsätzliche Billigung, wie bereit» er wähnt, noch gar nicht entschieden ist, wäre für die deutsche Wirt schaft noch nicht das geringste gewonnen. Mit einem solchen Moratorium müßie Hand in Hand eine Verständigung über eine völlige grundsätzliche Aenderung des ganzen Reparations-ZahlungS-PlaneS gehe.«. Wer aber möchte so vermessen sein, der Hoffnung zu leben, daß heute schon die Atmosphäre in der Welt so sehr gereinigt ist. daß sie di« Behandlung einer solchen Frage leidenschaftslos, nüch tern und sachlich und vor allem ohne politische Nebengedanken ermöglichte! Wie wenig wir von einer derartigen Klärung entfernt sind, zeigen die Vorgänge, die, für die Oesfentlichkeit weniger er kenntlich, augenblicklich in Frankreich sich vollziehen. Dort wird die schärfste Gegenwehr gegen einen Moratoriumsplan über- Haupt von politischen und wirtschaftlichen Faktoren organisiert mit der bestimmten Absicht, der französischen Regierung eine Rückendeckung für ihren Widerstand in dieser Frage zu geben. Hier spielen »eben wirtschaftlichen auch ganz besonder» gewich tige politische Gründe mit. Die von Poincarö geführte Gruppe will auch diesen Anlaß, der zweifellos sehr heikler Natur ist und der das Kabinett Briand wirklich in Gefahr bringen kann, dazu benutzen, um Briand zu stürzen. Das ist diejenige Richtung, dis als ihr hauptwirtschaftliches und politisches Ziel die Be setzung des Ruhrgebietes erblickt. In dieser Gruppe find auch jene, zwar nicht offiziell hervortretenden, aber unter der Decke wühlenden Kräfte, die di« rheinischen Separatisten 'n ihren Plänen unterstützen und die ihnen den Mnt gegeben haben, gerade in letzter Zeit wieder eine besondere Agitation zu ent falten. Diese geht doch schon so weit, daß man in einer nach Wochen bemessenen Frist die Ansrnfiing der rbeinischen Revublik verkündet, ja, da man schon Vorbereitungen für die Zusammen setzung der neuen rheinisch-republikanischen Regierung und für ihren Sitz, der i» Aachen sein soll trifft. Der ganz in krau, zösisck-belgischem Fahrwasser schwimmende und vor allem m't belgischen Finanzinteressen ans das engste verknüpfte Franken. Millionär und Sozial-Reaktionär Fabrikant Deckers in Aachen fühlt sich der französischen Protektion bereits so sicher, daß er die Verbindung mit dem Verräter Smeets offen pflegt. Hier schlagen jene französischen Kräfte Wurzeln, die darauf hoffen, ja, geflissentlich die Dinge darauf hinireiben, daß die für eine heute schon nach Tag und Datum zu bestimmende Zahlungsun fähigkeit Dentschlands zum Vorwände für großange legte politische Sanktionen genommen werden soll. Wie stark selbst Briand auf diese Elemente Rücksicht nehmen muß, zeigt eine Pariser Information, wonach er erklärt hab-n soll, daß die Frage eines Moratoriums nur dann in Angr ff genommen werden könnte, wenn für die ganze MoraiortnmS» dauer die militärischen Sanktionen im Rbeinlande in nnvermin- ter Stärke aufrecht erhalten würden. Weiter wollte Frankreich die MoratorinmSfrage nur dann berühren, wenn als Gegen, leistung von der Entente ein internationaler Kredit für Frank reich bewilligt wird. Die Kosten der Aufnahme dieses Kredites wie die Zinsen sollen von Deutschland bezahlt werden! Da» würde im Effekt bedeuten, daß die Reparationslast noch höher würde, als sie schon ist. Die Berufung des französischen Bot- schasters in Berlin, des Herrn Laurent nach Paris, der al» der schärfste Gegner jedes Zahlungsaufschubs wie überhaupt jeder Sächsische Volkszeitung — Nr. 283 — 8. Dezember 1S2l Zurück zu den heiligen Satzungen von Franziska Schneider sNachdruck verboten. — Alle Rechte Vorbehalten.) (57. Fortsetzung.) „Ja. üer plötzlich« Wettersturz hat mich so empfindlich be- rührt, daß :ch e» für angebracht hielt, ein kleines Feuer machen zu lassen. Vielleicht öffne ich gleich wieder da» Fenster. Du weißt ja, wie empfindlich ich bin in dieser Beziehung. Bald ist e« mir zu warm, vald zu kühl. „Der heutig« Tag kommt mir unsäglich traurig vor. Ich fühle mich niedergeschlagen, zudem matt und müde in allen Gliedern. ES ist wohl zum guten Teil« der Witterung -uzu- schreiben." „Jetzt wirst du aber hungrig fein, lieber William. Der Tee ist gut warm. Erquicke dich zunächst und dann erzähle mir. was sich begeben hat." Sie reichte ihm die Taste, die sie während des Sprechens gefüllt hatte und ließ sich zu ihn, an den Tisch nieder. Mac Donald rührte eine Zeitlang schweigend mit dem Löffel in seiner Tasse umher, dann trank er sie in raschen Zügen leer und de- gehrte eins zweite. Wieder löffelte er darin, sah starr darauf nieder und schwieg weiterhin. Anny schanie ihm befremdend zu. Sie forschte in seinem Angesichte. Ein ungewöhnlicher Ernst lag darin. Auch er schien matt und mfide zn sein. DaS war sie nicht an ihm gewöhnt. Etwa? Außergewöhnliches mußte sich zugetragen haben, was nicht angenehmer Natur war, sonst hätte er schon gesprochen. Sie schob ihm einen Teller mit Biskuit und ein Körbchen mit Brot schnitten zu: „Bitte, William, greife zu." „Ich danke, ich habe keinen Hunger." Nnnv staunte. Auch solche? war sie nicht an ihm gewöhnt. Seiner gesunden Natur entsprechend, pflegte sein Appetit ein guter zu sein. Er war nicht krank. Warum verschmähte er. zu essen? Was mochte ihm begegnet sein? Warum sprach er noch immer nicht? „William, so sage mir doch, wa» hast du mir mitzuteilen?" Mac Donald lehnte sich zurück. Er stemmte die Hände gegen den Tischrand, als wolle er etwa» von sich stoßen, wa» wie eine Zentnerlast auf ihm lag. -E» ist «icht» Angenehme», Anny, »a» ich dir zu sagen habe. So« ich «ich» lieber darüber schweigen bi« zu «ine« a». deren Tage, einem Tage, an dem die Sonne wieder scheint, an dem du nicht so abgespannt bist wie an dem heutigen, an den, du dich stärker fühlst." „Nein, William, iah eS mich sogleich wissen, was dich be drückt. Es wäre im Gegenteile für mich schwerer, i» Ungewiß heit zu verharren über eine Sache, die vielleicht nicht so schlimm ist, als ich mir einbilden würde. So sage e» mir doch, ich ö.tie dich." „Nun ja, wenn du es jetzt wissen willst, so sei es." Nach einige», Bedenken begann er, jedoch ganz in anderer Art, als seine Schwester erwartete: „Erinnerst du dich, Anny, des Abend», an de», an O'NellS Namensfeste der blinde Harf ner, Mister Hempson, im festlich erleuchteten Garten un» ein ergreifende» Lied sang?" „Ja, ich erinnere mich." „Weißt du dir auch noch den Inhalt desselben in das Ge dächtnis zu rufen?" „O ja, es war ein schönes und schwermütiges Lied, wie e» Barden elnstens in Taras Hallen gesungen haben. Es erzählte von einer schönen Prinzestin, die einem KönigSsobne zur Ehe versprochen war. Während sie dessen Braut war, traf sie heim lich im tiefen Walde mit einem schönen fremden Ritter zusam men und entfloh mit ihm in sein Land. Schwer enttäuscht „nd tief unglücklich kehrte sie nach Jahren mit ihrem Kinde a>S Büßerin zurück, lebte unerkannt in fieser Demut als geringe Magd in ihres Vaters Palasie bis zu ihrem Tode. Durch die Schuld der Tochter war des Vaters Herz frühzeitig gebrochen. Unheil kam über sein Land und Unglück entlud sich über da? Haupt ibreS einzigen SobneS. Doch, was soll dieses bedeuten, lieber William, daß du mich so befragest?" Unbeirrt fragte Mac Donald weiter: „Glaubst du, Anny, daß die scböne Königstochter den Prinzen, dem sie verlobt war, an dem sie Untreue übte, jemals wirklich geliebt hatte?" „DaS glaube ich nicht. Sie wird nur eine freundschaftliche Zuneigung zu ihm empfunden haben, jenen aber, mit dem sie floh, mit einer Leidenschaft geliebt haben, der sie nicht zu wider stehen vermochte. Doch ich verstehe dich nicht, William, was soll deine Frage bedeuten?" „Gib wohl acht, liebe Unny. Denke dir an Stelle diese» Königskindes eine Mary O'Nell, statt dieses Hintergangenen Prinzen einen William Mac Donald und sür den fremden Ritter einen Lord Playfour. Denke dir dieselbe Treulosigkeit von neuern durch die Tat begangen, durch die Tat einer Mary O'Nell." „William" schrie Annh auf, „«» ist nicht wahr! «ein. «» kann nicht wahr sein!" , »Doch, «nny, wa» ich sage, ist leider dse Wahrheit." - finanziellen Erleichterung Deutschland gegenüber gilt, zeigt, daß Briand bei den nunmehr in Pari« stattfindenden Reparation». Verhandlungen stärkste Trümpfe ausspielen will. Die Ereignisse auf der Washingtoner Konferenz verblasten gegenüber dem. wa» sich nun in London und vor allein in Pari« vollzieht. Wie »ehr es sich bei der Frage der deutschen Zahlungs fähigkeit um ein europäisches, ja, um ein Weltproblem handelt, zeigt die gegenwärtige Pariser Tagung so sinnfällig wie noch keine andere vorher. Es gibt kaum eme innerpolitische Frage der beteiligten Ententemächte, wie kaum eine weltpolitische Frage, die sie untereinander zu schlichten haben, die nicht, sei e» a!» Trumpf, sei es al« Truck, in Paris auspespielt werden w.rd. Wir sind auch bei dieser Ententeberatung nichts weiter als Obiekt, aber daß wir, wenn auch nicht unmittelbar am Konferenztisch, so doch mit nicht verringerter Eindruckskraft immer mehr Subjekt der Weltpolitik, also aktiv Handelnde werden, zeigt unS die Ent wicklung der letzten Wochen ganz besonders deutlich. Zwar kön. nen wir nicht aktiv im Sinne einer direkten Bestimmung einer Entschließung eingreifen. Aber die Zwangsläufigkeit der deut schen innerwirtschaftlichen Entwicklung ist das Alarmsignal, das von niemanden mehr überhört werden kann. Es gibt außerhalb Frankreichs kein Land der Erde, in welchem die gegenwärtige französische Politik noch verstanden wird. Daß ein Sieger, a!» der sich Frankreich nun einmal fühlt, seine ganze Macht gegen« über dem Besiegten auskosten will, läßt sich am Ende ja noch ver stehen. Daß aber ein solcher „Sieger" alle» darauf anlegt, um mit den Besiegten offenen AugeS auch sich selber in den Ab. grund zu stürzen, da» ist die Weisheit französischer imperialist,. scher Politik Vorbehalten geblieben. Schon werden in Europa, wie über dem Master in aller Stille die Konsequenzen gegenüber dieser Unbelehrbarleit und Starrsinnigkeit gezogen. Schon heimst man dort diejenigen Vorteile ein. die sich ja ganz klar au» einer solchen Verblendung, au» einer solchen Verständnis- losigkeit gegenüber dem ehernen Gang der Geschichte ergeben. Will Frankreich seinen wirtschaftlichen und militärischen „Sank- tionen" nun auch noch politisch« hinzufügen, die sich in der Be sitzergreifung des Ruhrgebietc» und in de« AbtrennungSbestre- bungen des yshcinIandeS vom Reich und damit der Zerschlagung der MeichSeinbeit ausprägen. dann schaufelt e» sich selber sei» Grab. Der Reichskanzler sprach mit Bezug aus da» Repara» iionsproblem von einem „Topf ohne Boden". Da» war wHs, sckmftlich anfznsasten und sollte einerseits den Gegnern ihre Herr- , lichc Schöpfung vor Augen führen, andererseits unv aber auch' selbst zum Bewußtsein bringen, «elcher gewaltigen Anstrengun. gen es bedarf, um diesen Topf bodenfest zu machen. E» gibt aber auch eine politische Bodrnlosigkeit. die überhaupt nicht mehr zn reparieren ist. Frankreich ist drauf und dran, sich mit seiner gegenwärtigen Politik in diesen Topf ohne Boden zu er säufen. Sächsischer Landtag Dresden, 6. Dezember Da» HauS beschäftigte sich zunächst mit der Schlußbrra- tung über den Gesetzentwurf betr. die Sonntagsruhe. Nach dem AuSschuhbericht war man mit der Regierungsvorlage nicht allenthalben einverstanden gewesen, weshalb ein Mehrheit», und ein Minderheitsgutachten vorlag. Rach dem «rsteren wurde die Annahme des RegierungSentwursS mit einer einzigen Ab. änderung vorgeschlagen, während die Minderheit eine Anzahl Gegenvorschläge vertrat. Da das HauS infolge anderer amtl'chcr Inanspruchnahme der Mitglieder schwach besetzt war, schlug Vizepräsident Dr. Wagner im Hmblick auf die kulturelle und die wirtschaftliche Seite der Vorschläge vor. die Abstimmung auf eine der nächsten Sitzungen zu verschieben, womit di« Abgeord- neten einverstanden waren. Der nächste Punkt der Tagesordnung war die Vorlage über die gesetzliche Festlegung der Hilfsaktion sür die Kleinrentner. Die bedauerliche Lage derselben ist bereit» in der ersten Bera tung ausführlich geschildert worden. Im Ausschuß wurde daher eine Abänderung des Entwurfs nicht beantragt. Nur jetzt wiro ein Antrag gestellt, daß der Kapitalsvorbehalt nicht nur fünf, sondern zehn Jahre bestehen bleiben soll. Hiergegen wenden sich die Unabhängigen und auch die Regierung, erstere, weil sie die Sicherung des Geldes für die Erben nicht guiheißen können. Tie Abstimmung hierüber wird ebenfalls vertagt. Biel Unzufriedenheit hat di« Verordnung drS ArbrltSministerinm» gegen die Uebrrstundrn sowohl in den Kreisen der Arbeitgeber als auch zahlreichen Ar beitnehmern erweckt. Sie schädigt hauptsächlich die Arbeit sü« den Export, der in Sachsen von großer Bedeutung ist. Abg. Minkwitz <D. Vp.) tritt für die Aufhebung der Verordnung im Interesse der sächsischen Industrie ein. Auch die Handelskam. mern seien gegen der Verordnung, wie nicht minder eine groß« Anzahl Arbeitervereinigungen. Die Zustände, die in der Ver ordnung gewünscht werden, lassen sich für die Dauer nicht halten. Es werde jetzt alles über einen Leisten geschlagen, ob einer cht AnnyS Augen standen groß und weit geöffnet. Leichenblässe bedeckte ihr Gesicht. Sie streckte die Hände wie zur Abwehr aus. ihre Finger spreizten sich in krampfhafter Nervenspannung. Ihr erschrockener Blick bohrte sich mit banger Frage in das Auge orS Bruders: „Redest du wahr oder redest du irre?" ^ «Laß uns möglichst ruhig über die Sache sprechen, Anny. Sei tapfer in dem Bemühen, dich in das unwiderrufliche Ge schehnis zu fügen," sagte Mac Donald und zwang sich selbst gu eisencr Ruhe. Mit kurzen Worten berichtete er von Marys Flucht, vcn dem Inhalte ihres an ihn gerichteten Briefes, von dem unanS. sprecklichen Gram des Vaters. „Und von deinem Leid, armer, betrogener, bester Bruder, sagst du nichts?" rief Annh. „O. du brauchst eS nicht zu be. kennen, ich seh dir an, du vermagst es nicht auszudrücken. O. die Treulose, Schändliche! Den herrlichsten Mann hat sie ver schmäht, hat sie in seinen höchsten Empfindungen gekränkt. Wil liam, sie war deiner nicht wert. Sie hat schlecht gehandelt an deinem und ihrem Hause, an Vater, Bräutigam, Bruder und Freundin. Sie Hai uns alle betrogen! Und ich glaubte, daß alle Tugenden in ihr wohnten! Einen Playfour, einen, von den >> man nie etwas Gutes gehört hat. hat sie dir vorgezogen. O, die Schmach und Schande! Ich hielt Mary für harmlos wie »in Täubchen; mit der List einer Schlange hat sie uns alle hinter gangen I" „Mäßige dich, Annti, ziehe in Betracht, daß sie einen listi gen Verführer hatte. Ihn irifft die Hauptschuld." „Gleichwohl, Verführer und Verführte find beide schnldlg. Man sollte glauben, sie habe im Wahnsinn gehandelt, so nnsaß- sich ist ihr Tun. Und du, Guter, du suchst sie noch zu entschul digen? Der Tag wird kommen, an dem sie bereuen wird wie jene Königstochter, an dem sie einsehe» wird, was sie von sich geworfen, was sie mit Füßen getreten hat. Dein Edelsinn be weist, mit welcher idealen Liebe du sie geliebt hast." „Zum mindesten waren meine Gefühle echt. Doch alle» Jammern und Wehklagen hilft da nichts. Es bleibt uns nicht» als die Ergebung. Für mich heißt es zudem: „überwinden"." Schwerfällig erhob sich Mac Donald von seinem Stuhle. Da trat Annv in leidenschaftlicher Erregung ans ihn zu und um armte und küßte ihn stürmisch. „Armer, armer Bruder, ich fühle mit dir, was du leiden mußt." „Ich habe ja noch dich, lieb Schwesterlein," lächelte er weh- müfig. „Ich kann dir nicht zum Ersatz« dienen. Mich hast du auch nicht für immer. Ich laste dich einmal allein." „So darfst du «ich» reden. Unny.' . ' ' Worstesssn« f»V1
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