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Sächsische Volkszeitung : 28.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192006286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200628
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-06
- Tag 1920-06-28
-
Monat
1920-06
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.06.1920
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Montag dr» L8 Juni ISS» »IHM«, Nr. 144, Seite 2 Männer voll Selbstvertrauen, Pfiichtgesühl, Selbswerantworllichleit. Sonst droht un» das Los Irlands, Aegyptens, Indiens, dt« zur Lohnarbeit für landesfremd« Unternehmer verurteilt sind, welche dt« Sahne des Unternrhmergrwinne- von der Arbeit cineS Tagelühner- volkeS abschöpfen. Mii Recht wehren sich deshalb die Mittelständler gegen So» zialisierung und Kommunalisierung, die kein Bedürfnis der deutsche» VolkSwirischaft ist, sondem nur das Bedürfnis eines weltfremden politischen Parteiprogramms. So lange die sozialisierten Reichsbe» triebe von Post und Eisenbahn maßlose Defizits machen, hat das deutsche Volk alles Interesse, die sittliche Kraft deS deutschen Unter nehmertums, auch im Mittelstände, zu hegen und zu pflegen. Zu» mal es auch heute zahlreiche junge und alte Deutsche gibt, die mit ihrem überquellenden Bedürfnisse nach EichauSwirken in freier, selbst- Verantwortlicher Tätigkeit, im Wagen und rastlo>em Arbeiten nie zu frieden sein würden in den engen Schranken des Arbeiter» und An» gestellienverhältnisses. Solche Männer der Ngenlraft, <e n eigenen Schuhen stehen und gehen wollen, die das starke Pertrauen und das Pflichtbewußtsein in sich tragen, daß sie etwas aus sich zu machen verstehen, haben wir gerade in der Zukunft nötig. Der Mittelstand, der nicht als Bettler um die Staatshilfe aufir'.tt. sondern in Gemein schaftsarbeit Selbsthilfe leistet, wird solche Männer erziehen. Warum sich keine neuen Männer finden! In politischen Kreisen wird, wie ein Berliner Blatt („B. Z.") zu berichten weiß, erzählt, daß das Neichswirlschaftsministerium nach der Ablehnung Geheimrat Wiedfelds, bevor mit Dr, Scholz verhan delt wurde, einem Vertreter der südlichen Industrie angeboren wurde. Dieser hervorragende Fachmann habe aber die Nebernahme deS Mini steriums an die Bedingung geknüpft, daß ihm über den Etat hinaus, ein Jahresgehalt von 400000 M. bewilligt würde. An dieser Forde rung seien die Verhandlungen gescheitert. Die Persönlichkeit, die in Frage kam, Direktor einer großen Maschinenfabrik bat gegenwärtig ei» Einkommen in der Höhe des beanspruchten GehaltS. Sic war bereit, ihr« Stellung zugunsten des Ministerpostens aufzugeben der in bezug aus die Dauer erheblich ge ringere Sicherheit bietet. Aber sie wollte nicht überdies noch auf dreivicrtel des bisherigen Jahreseinkommen? verzichten und sich mit einem Gehalt begnügen, das zu einer erheblichen Einschränkung der Lebenshaltung gezwungen hätte. Man wäre in der Wilhelmstraße vielleicht zu einem Entgegen kommen bereit gewesen, aber man fürchtete ein PrSiudiz und hatte das Bedenken, daß eine verschiedene Bezahlung der einzelnen Mi nister Gefühle der Zurücksetzung und der Eifersucht innerhalb des Ka binetts anslösen könnte, die die Harmonie gestttt hätten. Man be trachtet es aber auch in parlamentarischen Kreisen für zweifelhaft, ob sich eine Erhöhung der jetzigen Gehälter in bestimmten Fällen aus die Dauer wird vermeiden lasten. Früher waren die Minister mit seltenen Ausnahmen der Bureankratie oder der Diplomatie entnom men. Der Ministerrang, die höchste Stufe des möglichen Avance ments, das Gehalt das höchste, das auf der bureaukratischen Stufen leiter zu erreichen war. Der Minister a. D, erhielt die ihm nach seiner langen Dienstzeit zustehend« Pension. Wo Ausnahmen von der Regel gemacht wurden wie unter Bülow mit D'rnburg wurde für den Glanz der Ministerherrlichkeit ein großes finanzielles Opfer verlangt und mitunter nur in der Frage des Ruhegehalte; ein Zuge ständnis gemacht. Die parlamentarischen Minister der Republik aber können ersten? nicht aus die durchschnittliche Dauer der ministeriellen Tätigkeit rechnen, wie sie früher üblich war und haben dann auch kein Recht auf ein Ruhegehalt. Die Minister z. B., die jetzt aus dem Reichsdiens! ausscheiden, haben ans irgendein; Pension keinen Anspruch. Die Ministerstellung könnte weit über den Durchschnitt begabte Persönlichkeiten nur reften. wenn sie ihnen die Möglichkeit geben würde, große politische oder wirtschaftliche Ideen in die Tat nmzu- setzen Darin liegt mit die Erklärung, daß es so schwer gefallen ist, hervorragende Persönlichkeiten der Industrie als Fachminister zu ge winnen. Epe. Erreyuiift der Melchpostbeamten Von besonderer Seite wird der EVE geschrieben' in der Reichs- ratsihung vom 22. Juni legte der Re'chsÜnanzminister Tr. Wirth bei Beratung des Notetnt? die äußerst schwierige Finanzlage des Reiches dar und wies gleichzeitig auf die Notwendigkeit einer Re form der kürzlich beschlossenen Vesoldung Sord- nung hin. Unter der Beamtenschaft der Reichspost- und Telegraphen verwaltung herrscht eine berechtigte und verständliche Erregung über die Besoldungsordnungen der Einzelländer, die abweichend von der Reichsbesoldungsordnung gestaltet worden sind. Die Erregung ist bei den Post- und Telegraphcnbcamten um so lebhafter, als bei ihnen der Eindruck vorherrscht, haß die jahrzehntelang von ihnen beklagte Zurücksetzung und Benachteiligung durch die neueste Entwicklung nur »och vermept und verstärkt worden ist. Da» Reichspostministerium hatte in Gemeinschaft mit dem veamtrnbrirat in monatelang«« Ver handlungen mit dem Reichssinanzmlnisterium versucht, die berechtigten Wünsche nach Eingliederung der verschiedenen Beaottenkategorien und Bemessung der BesokdungSfätze zu befriedigen. Die allgemeine Fi nanzlage de» Reiche» sowie auch insbesondere die der Reich»-, Post- und Telegraphenverwaltung waren der Grund, daß da; ReichSsinanz- ministerium manchen an und für sich durchaus berechtigten Wünschen der Beamten den lebhaftesten Widestand entgegensetzte- So hatte denn der Reichspoftminister GieSbertS schon bei der Verabschie dung der Brsoldungsvorlage im Ausschuß der Nationalversammlung darauf Hinweisen müssen, daß die Annahme der Beschlüsse deS Aus schusses zwar vorläufig nötig sei, um nicht wieder gutzumachrnde Schädigungen der Beamtenschaft zu verhindern, daß aber der kom mende Reichstag erneut sich mit der Besoldungsvorlage zu befassen haben werde, um einerseits Unstimmigkeiten zu beseitigen und anderer seits Aenderungen vorzunehmen, die evtl, durch die BesoldnngSvor» schristen der Einzelstaaten notwendig werden würden. In einer Be- svrechung mit dem Reichspoftminister Giesbevt» über die gegenwär tige Lage der Tinge erklärte dieser, durch die Besoldungsvorschristen der Einzelländer, besonders von Preußen, Bayern und Württemberg, sei die Besoldungsordnung völlig über den Haufen geworfen worden. Die Erregung der Beamtenschaft im Reiche sei deshalb durchaus ver ständlich und berechtigt. Das Reichspostministerium Hab- sofort nach Bekanntwerden der Dinge zugleich mit dem R-Ichsverkehcsministcrliim beim Reichsfinanzministerium Vorstellungen erhoben. Darauf sind sogleich Beratungen mit den übrigen Ressort- anberaumt worden, die zurzeit noch sortdauern. Er werde gemeinsam mit den Herren im Reichspostministerium alles aufbieten, um die Zurücksetzung und Be- sofort kür -<icKr»!sh«r««p<» rnar,r,sc1,«ft Vrr»-«» «erfasst öonto Leipzig 11 SOZI odeedrKuhSei«» nachteiligung der Post- und Telegraphenbeamten zu verhindern. So bald das Reichskabinett neu gebildet sei, werde es sich mit der Reform der BesoldungS- und Personalordnung zu befassen haben. Zu der Angelegenheit wird uns von anderer Seite noch geschrie- ben: In langwierigen Verhandlungen, die Monate in Anspruch nah men, halten die Beamtenverbände im Reich mit den zuständigen Re gierungsstellen die Besoldungs- und Personalrxsormangelegenheiten er ledigt. Auch die Nationaltn-sammlung hatte trotz der geringen Zeit, die noch zur Verfügung blieb, die entsprechende Vorlage sehr gründ lich durchberaten, manche Unstimmigkeiten beseitigt und manche Ver besserungen vorgenommen. Der Zeitknappheit wegen mußte die Vor lage verabschiedet werden, wenn die Gesamtheit der Beamtenschaft nicht der neuen Zuwendungen noch für längere Zeit verlustig gehen sollte. Daher wurde zwecks Befestigung noch extra verbliebener Här ten gleich eine Revision der Verhältnisse im Herbst vorgesehen. Nach allem durfte angenommen werden, daß in die durch die letzten Jahre in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen außerordentlich znrückgelommene Beamtenschaft wieder einigermaßen Zufriedenheit elnk-hren würde. Leider ist das Gegenteil cingetreten. Unzufriedenheit und Erregung sind so groß wie niemals zuvorl Das hatten die Regierungen und Parlamente der Einzelländer, insbesondere Preußen, zuwege gebracht indem sie bei der Relorm der Besoldung ihres Beamtenpcrsonals aus die Dorg.nge im Reich nicht die mindeste Rücksicht genommen haben. Die nächste Folge ist die erwähnte Empörung der Neicbsbecimten- schast, die sich zum Teil in Formen äußert, die alles bisher Dagewcsene übersteigen. Dem Radilalismus ist offensichtlich die größte Förderung zuteil geworden, die er durch Verbreitung an Mißtrauen gegen die Fübrung der Beamtenverbände auszunutzen wachtet. Demgegenüber muß betont werden, daß verschiedene von allen Sachkennern als be gründet angesehene Einzelwünsche sich wohl bei der Herbstrevision noch hätten zur Genüge berücksichtigen lassen, Bis dahin würde cs der nimmermüden Arbeit der Organisationen sicher gelungen sein, die Widerstände durch erneute sachliche und umfassende Darlegungen zu überwinden. Die jetzt eingetretene allgemeine Entwsrtung der Be- Die sechs Matties Roman von Jgna Maria (16, Fortsetzung.) „Es ist, weiß Gott, eine Schande Fräulein Matties, daß Sie abschwenlen und der Kunst untreu werden. Jetzt wird natürlich ge heiratet und der Gesang zum alten Gerümpel geworfen! Ich habe noch immer gehofft, Sie besinnen sich eines besseren und ergreifen die Bühnenlaufbahn. Es ist eine Sünde, daß Sie Ihre Stimme der Mitwtt vorenthaltenl" „O, bitte, ich werfe meine Kunst durchaus nicht zum alten Eisen," verteidigte sich Theres lebhaft, „im Gegenteil, ich werde mich weiter zu vervollkommnen suchen, wenn ich verheiratet bin. Ja, Maestro, um die Liebe ist es eine eigene Sache! Die 'geht über Kunst und Ehrgeiz, ich würde mn alles :n der Welt meinen Kurt nicht hergeben." „Ja, ja, die Liebe." seufzte der Maestro, „also heiraten Sie, Sonnenlind, und werden Sie so glücklich, wie immer sie es verdienen," Für Theres war eine schöne Zeit angebrochen. Tagelang be schäftigte Frau von Berg sie mit dem Aussuchen der Ausstattung. Theres sah sich vor den vielen Katalogen machtlos. „Tante, von dem vielen Aussuchen wird man ganz dumm. Weißt du, Kurt soll uns helfen dann kommt eher Schwung in die Sache. Aber die Anwesenheit Kurts erwies sich nm als störend. Der sah mit verliebten Augen nach seiner Theres und warf Kirschbaum und pitsch-pine so durcheinander, daß Frau von Berg di« Beiden ausschaltete und vor die vollendete Tatsache stellte, und die beiden Verliebten fanden alles wunderschön. Mit wahrhaft mütterlicher Liebe stattete Lily von Berg ein nettes Häuschen, das inmitten eines kleinen Gartens lay, aus. Mit welch freudiger Ausdauer fuhr sie Immer und immer wieder hinaus, überwachte die ganze Einrichtung und gab die nötigen Anweisungen, Theres sollte ihr Heim nicht eher als am Tage der Rückkehr von der Hochzeitsreise sehen. Eine Extra-lleberraschung hatte sie fiir ThereS aufgespart, das Musilzimmer, von dessen Vorhandensein die Ver lobten keine Ahnung hatten. Es lag mit dem Blicke nach dem Garten, ganz in Weiß-Gold gehalten mit eingelassener Deckenbeleuchtung. In der Mitte stand ein kostbarer Flügel, für die Gäste ein paar Hocker und ein Rundsosa nach Biedermeiergeschmack. Darin würde sich die süße Keine Frau entzückend ausnehmen. Und der Tag der Hochzeit nahte. Es waren rur wenige Gäste «laden, Gehelmrat VaconiuS, ThereseS Freundinnen und Freuird- de» Bräutigams. Aus dem fernen Harzdorse war niemand zur Hoch zeit erschienen. Als There« am HochzeitSmorgen die Augen ausschlug, sah sie Herosttag. W' einen wundervollen Wie eigentümlich, dachte sie, nachher heirate ich und gehe mit einem fremden Manne, den ich eigentlich doch gar nicht kenne, in eine neue Zukunft, Hierher komme ich nicht mehr zurück. Dieses Zimmer, das so lange mein Eigentum, verlasse ich, und alle die Dinge, die mich in all den Jahren erfreuten. Wenn ich auch zurückkomme, ist ja alle? anders geworden. Ich muß mich jetzt in die Gefühle, in die Gedanken von Kurt versetzen, an seinem Streben, an seinen Arbeiten teilnchmen. Er soll mir alles sagen, Aas ihn betrifft, wie ich ihm auch alles anvertranen will. Niemals wollen wir Heimlichkeiten vor einander haben, denn wir lieben uns ja. Das ist also Liebe, dieses Sichhingezogensühlen zu dem Manne, baß man immer an ihn denkt und immer, immer mit ihm zusammen sein möchte. Und dann die Gewißheit, er liebt dich, da er dich vor alle anderen Mädchen stellte und dich zu seiner Frau machte . . . Ja, es ist sehr eigentümlich Als sie ln das Speisezimmer trat, war Tante Lily noch nicht da, sie nahm ihre Briefe und wanderte in den sonnenbeschienenen Garten. Die letzten Rosen verblühten in ihrer ivät-n Sommerpracht, die Daliensträucher waren übevsät mit großen Edelblüten. Ein Ge ranienbeet schimmerte blutrot aus dem Grün des Rasens, schon sprengten die glänzenden Kastanien ihre stacheligen Hüllen und ließen sich vom ersten Windstoß zu Boden tragen — der Herbst war da. Trotz Sonnenschein und Vogelfang beginnendes Sterben in der Natur. ThereS setzte sich unter den alten Nußbaum und besah ihre Briefe. Diese steile Handschrift kannte sie dochl Richtig. Marita Venerjella! Libes Therres, libes Brantl Zu Deine Hochze"Stag will ich Dich wünsche alles Glück, die es nur kann gebe ans die ganze Welt. O, das Schicksal hat Dir kibber wie mir und gönnt Dir Deiner libben Bräutigam! So denk ich wieder an Deine libbe Vater, meine herzlibe Jos, wo mir nicht heiraten konnte. Aber ich will Dir nicht machen schwer Deine kleine Herz, einer Braut muß glücklich sein, denn jetzt fangt daS Leben für ihr an. Eine Frau, wo nicht kriegt ihr Libstes. wird um das Beste betröge — ihr Leben bleibt arm und klein. Aber Du, libes Therres, wirst an Hand von Deine libe Bräutigam, wo -in serr libe, fesche Mann is von die Bild, zum Leben eingehe. Denn das Lebe ohne Liebe ist arm, ist keines, ist nicht wett, daß man eS ablebt Lebe wohl, libes Therres, werde glücklich und nimm viele herzliche Grüße und Wünsche von Deine Marita Vernerjella, die Dich Deine große, große Glück von ganze Herze gönnt," Theres standen Tränen in ben Augen, als sie den Brief sinken ließ. Die Marita beschämte sie. Wie hatte sie sich damals gegen die Heirat gestemmt, heute verstand sic Baterlen, verstand auch Tante MosaS Ausspruch: „Später wirst du begreifen, daß sechs Kinder einem Manne die Frau nicht ersehen können." Ach jai Heut« hätte fl« Vaterken nicht getrotzt . . . Wie unsäglich mnßte Marita gelitten soldung»- «nd Personalreform im Reich dagegen ist lediglich aus eine» nicht unerheblichen Mangel an Staatsklugheit bei der Erledigung der entsprechenden Dinge in den Einzelstaaten zurückzusühren. Es liegt auf der Hand, daß das Reich ferne Beamten nicht schlechter stellen kan», als die Länder die ihrigen stellen. Daraus erhellt, daß die finanziellen Kosten für das Reich bei dem unabweisbaren Ausgleich ganz enorm sein werden. Dem Reich gebührt die Führung in diesen Kragen und seinem Vorgehen muß seitens der Einzelländer Rechnung getragen werde», anderenfalls eine gedeihliche Beamtenpolitik im Reich unmöglich. Und gedeihlich kann sie nur sein, wenn sie einheit lich ist, sonst wird die Beamtenschaft aus einer die sachliche und ruhige Entwicklung des Gemeinwesen» verbürgende Institution zu einem politisch und finanzwirtschastlichen Beunruhigung verbreitenden So« genkinde. Der Aampf um die Schule Sin „interfraktioneller" Religionsunterricht Ein Beitrag für die Berwaschenheit der Ansichten innerhalb der Sozialdemokratie über Religion und religiöse Schulung sinket sich wieder in einem von dem protestantischen Pfarrer B l e i e r - Charlottenburg unter der Ueberschttst „Arbeiterschaft und' Kirche" im „Vorwärts" (Nr. 318 vom 2S. 6. 2V) veröffentlichten Artikel. Psaroer Bleier fordert hier „gerade im Name» der reinen Religion" die Trennung von Staat und Kirche. Er glaubt sich sehr viel darauf zugute halten zu dürfen, „daß seine öffentlichen Dislus- sionsvoriräge und Gottesdienste „von" Sozialisten aller Patteirichtun gen" besucht werden. Bleier fordert weiter, daß die Sozialdemokratie nun Ernst macht mit dem Grundsätze: „Religion ist Privatsache", Er fordert auch eine Reform der Schule und sagt darüber wörtlich: „Es ist selbstverständlich, daß für einen Sozialisten nur die Einheitsschule möglich ist. Ebenso selbstverständlich ist es, daß in der Einheitsschule Im obligatorischen Unterttcht für de» lonsessio- nellen Religionsunterricht kein Platz ist. Was aber steht dem !m Wege, so wie Adolf Hoffmann eS beispielsweise auch in Steglitz vertreten hat, einen interfraktionellen reltgions- kundlichen Unterricht einzuführen, in dem die Jugend eingesührt wird in den Geist aller Religionen, aller Völler und aller Zeiten." Da käme ja eine schöne Misch-Masch Religion heraus. Man sieht aber wieder, zu welchen Phantastereien der sozialdemokratische „ReligionS"-Begriff fühttl Fortsetzung des Schulstreiks in Herne Die auf den 23. Juni nachmittag nach Bochum einberuftne Tagung der Vertreterschaft der katholischen Eltern« ausschüsse der westlichen Mark war durch Massenbesuch und Verlauf getragen von der tiefen Erkenntnis der fundamentalen Bedeutung des Herner Schulstreiks für die Erhaltung des .vnsef- siionellen Charakters unserer Volksschule und der unverbrüchlichen Wahrung des Elternrechte? über die Erziehung ihrer Kinder. Der Vorsitzende Prof. Düne backe-Dortmund kennzeichnte in seiner Eröffnungsansprache den Ernst der Lage und schilderte den Verlaus des Herner SchulstreikeS. Der Herner Schulftreik sei vorbehalt lich der Ausführung der zur Veröffentlichung gelangten Erklä rung bendigt. Diese lautet: „Der Streik in Herne ist erledigt, durch dankenswerte Vermitt lung ist eine Verständigung zwischen den in Frage kommenden Lehrern und katholischen Eltern von Herne erzielt worden und zwar dabin- gehend, daß die betreffenden Lehrer, die mit der Ablehnung des Reli gionsunterrichtes den Boden des Rechtes und der Verfassung nicht verlassen haben, ihren Antrag auf Beurlaubng bezw. Ver setzung freiwillig aus höheren Gesichtspunkten gestellt haben." Einmütige Ansicht der Versammlung war, daß die Herner katho lischen Eltern sich im Rcch'e befunden haben. Namens des katho lischen Zehrerverbandes Westfalens gab dessen Vorsitzender Lehrer Weitkamp-Hamm folgende Erklärung ab: „Der Vorstand des katholischen Lehrerverban des Westfalens sieht in dem Schulstreik daS letzte zulässig' Mittel, daS der katholischen Elternschaft im Kample um die Erhal tung der konfessionellen Schule zusteht. Er setzt dabei voraus, daß dieses Mittel, dessen Anwendung ohne Zweifel «rhebliche Schädi gungen der Erziehung und des Unterrichtes in sich schließt, nach dar- aufgegangener Beratung mit der Lehrerschaft nur anaewandt werden darf, wenn Grundrechte der Elternschaft auf die Schule bedroht er scheinen." Zur Begründ'unq wurde anSqefühtt, daß der Verband sich mit dieser Erklärung !m schatten Gegensatz zu der Ansicht des Minifier? stelle. Die katholische Lehrerschaft wolle mit den katholischen Eltern ein fwundnachbattiches Verhältnis haben, beseelt mit dem Gedanken, daß Schule, Elternschaft und Kirche eine Arbeitsgemeinschaft bildeten zmn Schutze der ihr verbrieften Rechte, Mit dieser Erklärung walle man der Elternschaft im Kampf den Rücken stärken. In der lebhaften durch gegenseltiaeS Vertran-n getragenen Ans sprache wurde als Erfolg des Herner Schulstreikes und der entschlos senen Symvathieettl.rungen der katholischen Elternausschüsse des Westens festgestelft, daß man in Berlin gewahr geworden sei. mit haben unter Vaterkens jähem Tode — wie sehr ihn geliebt, daß sie eines seiner Kinder zu sich nahm und für es sorgte, als sei es ihr eigen Fleisch und Blut . . . Der andere Brief war von Sibylla. „Liebe Theres, glückliche Braut! Jäh wäre ja so schrecklich gern zu Deiner Hochzeit gekommen, um mich an deinem Glücke zu freuen, aber gerade an Deinem Hochzeitstage ist die Uraufführung der großen Ballettpantomime, darin ich die Hauvtrolle tanze, eine Prinzessin, die von einem bösen Zauberer in eine Nachtigall verwandelt wird. O Theres, Tu glaubst nicht, wie glücklich ich binl Daß ich jetzt schon eine Hauptrolle tanzen darf (ich bin näm lich Ballerina geworden), verdanke ich einzig und allein meiner lieben Marita. Sie hat immer wieder meinen Ehrgeiz angespornt. Und nun wünsche ich Dir und Deinem lieben Bräutigam von ganzem Herzen alles, alles, was nur an Glück den Menschen beschieden sein kann. Es grüßt »nd küßt Dich von Herzen Deine Sibyll." Hans Mattties hatte Theres ein Gedicht gesandt, ein zart emp fundenes Hochzeitslicd, „Tante Lily," rief Theres fröhlich, „sieh nur, mit einem ganzen Arm voll Glückwünschen komme ich. Alle haben mir geschrieben, Marita, Berta, Sibylla, Peter, Anncken, aber das allerschönste Hochzeitsgeschenk ist doch Hansens Hochzeitslied. Tante, ich glaube, er ist ein Dichter! Und er will Lehrer werden, ich lamt eS nicht fassen —" Um einviertel nach elf erschien Kurt in Ulanenunrform Ein glas im Auge, um seine Braut abzuholen. Wie hypnotisiert hing sein Blick an ThereS, noch nie war ihm ihre aparte Schönheit so anh gefallen, wie heute in dem Rahmen des weißseidenen Brautkleides und' deS zatten TüllschleierS. Auf der Fahrt zur Kirche sprachen sie kein Wort. — Die Kapelle war bis auf den letzten Platz mit Gästen und Neu gierigen gefüllt. Mit Lilien, Kalla und Maiglöckchen war das Innere festlich geschmückt, der Kronleuchter, von frischem Grün «nd Maiglöck chen umwunden, flammte auf in Hellem Licht. Sträuße von weißent Flieder und Lilien versteckten die grünen Stengel. Der Hochaltar schien ein einziges Blütenmeer, dieselbe Farbcnharmonie überreich an den Seitenaltären. Von der Straße bis zum Mar lief ein breiter roter Samt teppich. Dlütendust durchzog die Kirche, durch die geöffneten Ober lichter flutete Herbstsonnenlicht, und die Vögel jubilierten. Feierlich läuteten die Glocken, als There- die Kapelle bettat, und eine warme dunkle Frauenstimme sang vom Thorr „Wo 8« yi»- gehst, da will ich auch hingehen." .... ThereS empfand den starken Blütendnst, wie im Traume yör« sie deS Geistlichen Stimme, bis eine Frage sie schreckte «nd in dis erwartungsvolle Stille ihr leise« „Ja^ zitterte. (Fottsesung folgt.)
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