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Nr. 143. Seite 8 SK.L44 1». Jahrg. »esch«ft»sts»o ««» «rdattt»»» »r«»««.«. 1«. L»lhet»ftr«ß, « SiickMe Montag 28. Juni 1S2» Fernspreche« Li S6S Ppstschechkontor Leipzig Nr. 1172? Doifszeumm ««teqiMN« b. »«»„»Lftop-Il. «der d°n »e. V»S ^ «u»,»d, » »4» av. 8-, Drrld«, «>» ,-ni Druttchlan» ft«, v«u» «,»»«»« t 10.*» ««»«a»« N LI» «üchstsch, «riltebil « allen «»chenlagen nach». — <g>r»chslund» der NedaMon! LI bi» IL UHr vorm. Luieiaeni «nna-m» von Grich!>lt»an>«>aen bi» 10 Uhr, von Familien<mr»ta«o vt» II llhr vor». — Prei» für di» Peiit^daltietl« 1.40 i» «ellometeU ».SO »». FamUienaneelgea ».»» », - Für imdeuiilch ,»schrillen«, sowie durch Fernsprecher ouszegeben« Uiijeigen ISrmen wir dl» vemnlworUichkeli für di» ItlchNatrtl de» L»r«S nicht Lbeni^men RkWM« M BtNlWlIllkl Auf der Sitzung de« RetchSausschusse» der deu » schen Zentrumspartei, der, wie ichon berichtet, am 23. und 24. Juni in Berlin tagte, wurden die Ergebnisse der W ah ien und vcischiedene Einzelvorgänge bei der Wah len einer eingehenden Besprechung unterzogen. Es wurde dabei übereinstimmend der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß der Kampf der Sünde um Kandidaten bei dieser Wahl so stark in die Erschei nung getreten ist, daß sich Mißhelligleiten daraus ergeben haben und daß für die Zukunst hier ein Wandel eintreten muß. Nach der über einstimmenden Auffassung sind gerade infolge dieses Kampfes einige Kandidaten ausgefallen, die im Interesse der Partei und auch einer gerechten Verteilung der Mandate wegen besser in der Partei ver treten gewesen wären. Es wird noch eine eingehende Sorge der Parteileitung sein, darüber zu beraten, in welcher Weise in Zukunft eine Aenderung und bessere Regelung bei der Aufstellung der Kandi daten herbeigesührt werden kann. In der Aussprache wurde nament lich einmütig zum Ausdruck gebracht, daß die Frauen in der Neichstagsfraktion mit zu wenig Mandaten vertreten sind. Geheim rat Trimborn drückte unter allgemeiner Zustimmung sein leb haftes Bedauern darüber aus, daß nur drei weibliche Mitglieder in die neue Fraktion gewählt seien und daß die bisherigen verdienst vollen Abgeordneten Fräulein Schmitz und Fräule'n Weber nicht mehr zurückgekehrt sind. Die einmütige Auffassung des Ausschusses ging dahin, daß die Mißstimmung unter dev Frauenwelt und die erhebliche Beeinträchtigung der parlamentarischen Frauenarbeit einer besonderen Berücksichtigung in allen Parteiinstanzen bedürfe. Ein Antrag der anwesenden weiblichen Ausschußmilglieder fand ein stimmige Annahme: „Bei den künftigen Wahlen zu den gesetz gebenden Körperschaften im Reich und in den Ländern ist zum wenig- - sten In allen Wahlkreisen, in denen bisher fünf oder mehr Zentrums abgeordnete gewählt sind, möglichst an zweiter, mindestens aber an dritter Stelle eine Frau als Kandidatin in den Wahlvorschlag auf- zunehmen." Eine sehr eingehende Aussprache fand die Vertretung der Landwirtschaft in der Fraktion und namentlich die Kandidatur des Generalsekretärs der deutschen Bauernvereine Dr Crone. Diese Kandidatur hat infolge der Veröffentlichung eines Rundschreibens der Leitung der Vereinigung der deutschen Bauernvereine in der Oeffent- lichkeit, namentlich in Westfalen eine groß« Rolle im Wahlkampfe ge spielt. ES ist dabei ein Brief des Freiherrn von Kerke- ringk-Borg an den Vorsitzenden der Partei, Herrn Geheimrat Trimborn, seitens des Generalsekretärs des westfälischen Bauern vereins in die Oesfentlichkeit gebracht worden, der die vertraulichen Vorgänge aus der Sitzung des Vorstandes der Zentrumspartci ent hielt, die die Neichsliste aufge'-trllt hatte. DaS Rundschreiökn d>S Vorstandes der Vereinigung der Bauernvece'nr sowie dieser Brief sind von ter gegr erischen Pr>"se aufgegriffen und im Wch'tamrfe gegen das Zentrum in stärkstem Maße ausgebeutet worden. Diese Verginge wurden Lei der Besvrechung der Ver'reiur.g der Land wirtschaft in der Fraktion lebhaft erörtert, desgleichen ein Rund schreiben des Generalsekretärs der Vereinigung der deutschen Bauern vereine an die Einzelorganisationen, in dem während des Wahlkamp fes unrichtige und abfällige Ausführungen über die Haltung der Zentrumsabgeordneten zur Vertretung der Bauern vereine im vorläufigen Reichswirtschastsrate, sowie zur Verordnung über Neuregelung der Kartqsfelversorgung gemacht wurden. Dies Aussprache endigte mit der Annahme folgender Entschließung: „Ter ReichSauLschuß vermerkt mit besonderer Genugtuung, daß die Neuwahlen zum Reichstage dem für den Wiederaufbau des Vater landes so bedeutungsvollen Berussstand« der Landwirtschaft «ine stärkere Vertretung in der Zentrumsfraktion gebracht haben. Wenn einzelne landwirtschaftliche Vertretungen und deren Leiter namentlich Im Rheinlande und in Westfalen in Verkennung der allgemeinen Notwendigkeiten und unter Hintansetzung der gebührenden Rücksicht nahme auf andere Berufsgruppen ihre weit über das Erreichbare hinausgehenden Sonderfovderungen auf Zuweisung von Nertreier- sitzen aufrecht erhalten haben und in der Wahlbewegung die Ver tretung dieser Forderungen teilweise Formen angenommen hat, die sich in gänzlich unzulänglicher und unberechtigter Weise gegen die Mit- Wirkung des Fraktionsvorsitzenden bei der Kandidatenaufstellung ge wandt haben, so muß der ReichSauSschuß diese Formen und die An griffe gegen Herrn Geheimrat Trimborn und andere Vorstandsmit glieder bedauern und mit allem Nachdruck zurückweisen. Auf Grund der in der Reichsausschußsitzung auch von Herrn Gehelmrat Dr. Porich, auf den sich die Vertreter der landwlrtschattlichen Beschwer den besonders berufen haben, abgegebenen uneingeschränkten Zustim mung zu der Sachdarstellung des Fraktionsvorsitzenden über die Ent- Dr. Brauns Arbeitdminister («i,,ner Dra-tbericht der -.Stichs. v»U«,eitung''0 Berlin, 28. Juni. Die vor einigen Tagen angekündigte Er- «ennung de» Zentrumsabgeordneten Dr- Brauns zum Reichs- arbeitSminister ist nunmehr amtlich vollzogen worden. Heinrich Brauns, Dr. Otto und Direktor der Zentralstelle des VolkSvereinS für das katholische Den ichlanb in München-Gladbach, gewählt auf der Reichswahlliste des Zentrum», wurde geboren am 3. Januar 1868 zu Köln. Er besuchte das Vpostelgymnasiiim zu Köln, studier e Theologie in Bonn und Köln, später Nationalökonomie und Staats- recht in Bonn und Frelbnrg i. Br. Er promovierte in Freibung 1905, von 1890 bis 1895 war er Kaplan in Krefeld, von 1895 bis 1900 Vikar in Borbcck bei Essen a. d. N-, von 1900 ab Ducktor der Zentralstelle des VollSverein» für da» katholische Deutschland in München-Gladbach, Leiter der dortigen OrganisationSabteiluilg und der volkswirtschaftlichen Kurse des Volksvereins. Braun« wurde von der Nationalversammlung zum Vorsitzenden des Ausschusses für Volkswirtschaft gewählt und hat viel Schriften sozialpoliuschen und volt»wirt,chaf!lichen Inhalte» veröffentlicht- stehung und den Verlauf der ganzen Auseinandersetzung nimmt der Reichsausschuß angesichts der Schwere der gegen Herrn Geheimrat Trimborn und die Herren Herold und Burla ge erhobenen Vorwürfe ausdrücklich Anlaß, daß völlig loyale und den Abmachungen entsprechende Verhalten dieser Herren in jeder Beziehung anzuerkennen und ihnen einstimmig fein vollstes Vertrauen au S zu sprechen. Die erwähnte Sachdarstellung des FraltionSvorsitzen- den Geheimrat Trimborn geht dahin, daß die Kandidatur des Herrn Dr. Crone nur unter der Voraussetzung m Aussicht genommen würde, daß Herr Dr. Brauns, der in Köln auf Drängen land- wirtschaftlicher Kreise nicht auf die Kandidatenliste kam,, in Duis burg an sicherer Stelle auf die Liste gelangen würde, um eine sichere Stelle für Herrn Dr. Crone freizumachen. Dies« Voraussetzung ist nicht erfüllt worden. Der RcichSausschuß muß weiter ausdrück lichen Einspruch erheben gegen die einseitigen und durchaus irrefüh renden Veröffentlichungen aus diesen durchaus vertraulichen Ver handlungen. Dadurch ist eine sehr bedauerliche Ausbeutung und Mißdeutung der Vorgänge durch gegnerische Parteien hervorgernfen worden. Ferner sind die wirklichen Leistungen der Zentrums partei für die Landwirtschaft durch schiefe und unrichtige Darstellungen in einem Rundschreiben der Vereinigung der deutschen Bauernvereine „An alle Bauernvereinsorganisationen" verkannt und herabgesetzt worden. So wird in dem Rundschreiben die Streichung eines für den Neichswirtschastsrat in Aussicht genommenen Vertreters der Vereinigung der deutschen Bauernvereine mit der Nichranwesen- heit des Abgeordneten Herold in Verbindung gebracht. Tatsächlich hat die in Frage lammende enlscheidende Vollsitzung der Kommission die Beschlüsse des Unterausschusses unverändert angenommen wonach die Bauernvereine fünf Mitglieder stellen. Diese sünf Vertreib sind auf Betreiben des Zentrums eingestellt worden, während die Regierungsvorlage keine Vertreter der Bauernvereine vortah. Diese Verdienste deS Zentrums um die Vaiiernvereinignnq werden verschwiegen und in einen Tadel umgewandelt. Bei Beratung der Neuregelung der Kartosselversorgung hat das Zentrum ebenfalls in mehreren Anträgen zu gnnsten der Landwirtschaft Verbesserungen durchzusetzen sich bemüht. E. hat seine Anträge im sechsten Ausschuß mit Nachdruck vertreten, scheiterte aber am Widerstande der Regierung, die Unterstützung der Rechtspar teien und Sozialdemokraten fand. Hiervon enthält das Rundschreiben des Geschäftsführer nichts. Es fügt aber hinzu, derartig« Vorlommnisse seien nicht geeignet, das Vertrauen der Bauernvereinsorganisationen zu den beiden bürgerlichen ReziemngS- parteien zu erhöhen. Eine solche Schlußfolgerung konnte nur gezogen werden, weil die in den vorhergehenden Behauptungen enthaltenen Behauptungen falsch sind. Es ist dem RcichZansschnß der Zen- tvumspartei eine schmerzliche und peinliche Aufgabe, aus diese Vor« gänge einzugehen, die er keiuesivegs den Bauernvereinen oder auch einem einzelnen Bauernverein zur Last legt. Die Behauptungen in dem besprochene« Rundschreiben und die Vcrössenttichnng des Briefes der Freiherrn von Kerckerinck über vertrauliche Vorgänge im Vorstand, die ein» große Indiskretion dar st eilt und die Vorgänge nicht im richtigen Lichte erscheinen läßt, nötigten den Reichsausschuß aber zur Abwehr. Das Zentrum hat die Bauernver eine als solche immer zu fördern sich bemüht und die Interessen der Landwirtschaft erfolgreich vertreten und wird das auch weiterhin tun." Weiter wurden noch die Klagen des M'lte'standes be- handelt, daß die Handwerkerkandidatur am Nkein nicht durch gedrun gen und ein Vertreter der Angestellten n ch'. gewählt worden ist. Der Reichsausschuß und auch die Pa-t-ftrstung haben keine Möglich keit, hier eine Aenderung nachträglich hrrbeizusühren. Aber er hat auch diesen Klagen seine volle Beachtung geschenkt und wird sie für die Zulunst im Auge behalten, um eine W'eder'ehr der Vorlomm nisse nach Möglichkeit zu verhindern, sie zu diesen Klagen Anlaß gegeben haben. cpc. MtelWMIt M Ne» »kl WMt Zu den erfreulichsten Erscheinungen i» der verjüngten Mittel- standsbewegung der Handwerker und Kleinhändler rechnet die all gemein aufgenommene Parole: Helfe» wir uns vor allem selbst durch Gemeinschaftsarbeit, erwarten w>r eist in zweicer Linie Hilfe von Gesetzgebung und Verwaltung. Gew'ß soll uns oer Staat schützen und uns Helsen, wo die Selbsthilfe tick/ ausreicht' das beste aber, was er für uns tun kann, ist, daß er der Selbstverwaltung des Mit telstandes möglichst alle jene geme'.nnötigen Ausgaben überweist die dieser in der VollSwirtschakt Listen kann. Gerade die Kriegswirt schaft hat gezeigt, daß bevocmuta-.ie Zwangswirtschast ihr Ziel nicht evreicht und den Mittelstand hemmt und schädigt Erfreulich nennen wir diests wachsende Selbstvertrauen und Standesbewußtsein der regsamen Mittelständler Denn nichts tut unserer verarmten VolkSwirach >it mehr not als ein stärkeres Ver antwortlichleits- und Pflichtgefühl. Wer aber Selbst vertrauen oder Standesbewußtseiu hat, der stellt auch an sich, seine Leistungen, seine Selbstverantwortung die höchsten Forderungen. Das Standesbewußisein sagt zunächst dem Handwerker unk Kleinhändler: Die von mir geleistete BenissarbeU ist im Voilswirt- schastslörper unentbehrlich; alle anderen haben me:n- Arbeit, mein Können und Streben nötig. Ich leiste gelernte Arbeit. Als Lehrling, Geselle oder Gehilfe, in stetiger Weiterbildung als Hand werksmeister oder Kaufmann habe ich mein Wissen und Können auf die Höhe gebracht. Die das nicht ebenso gelernt haben und ver stehen, sind auf meine Fachkenntnisse und Berufstüchtigkeit angewiesen Mein Berussstand verdient darum gesellschaftliche Wertschätzung nud Anerkennung. Selbstverständlich Hab« ich nun auch aus Standesehre dies mir von den Volksgenossen entgegsngebrachte Vertrauen zu recht- fertigen durch Gewissenhasiigieit, Solidität und Tüchtigkeit in meinen Leistungen. Durch die sittliche Ausfassung der Berufsarbeit, !ie der Meister und Lehrherr beim Lehrling, Gesellen und Gehilfen, die Innung und der Fachverein, vor allem alle berufsständische Gemein schaftsarbeit bei den selbständigen Handwerkern und Kaufleuten ps'egt und beaufsichtigt, wird im Mittelstand eine Quelle deutscher Arbeitskraft und Schaffensfreudigkeit geweckt, die das schärfste Gegenstück ist zu der in den Kreisen der Unselbständigen nach der Revolution weitverbreiteten Arbeitsunlust. Nur fleißige, unverdrossene Arbeit aber kann das deutsche Volk wieder hochbr-ugen; wer Das Gegenteil sagt, beschwindelt sich und andere. Das StandcSbewußtsei» schärft dem Miitelstündler aber auch ein, daß er selbstverantwortlicher Unternehmer ist. Er stellt nicht seine Füße unter einen von anderen besorgten Tisch: er iui nicht eine ihm von einem Verantwortlichen aufgetragene Teilarbeit und steckt am Zahltage seine» Lohn ei». Er findet nicht seinen Arbcits- auftrag täglich an seinem Platz« vot. Er geht nicht, wenn die Stnir« denglocke deS Feierabends schlägt, sorgenlos davon »dir mit der Frage beschäftigt, wie er die Freizeit mit anderen Dinge» verbringt. „Meister muß sich immer plagen." Der Unternebmer kann sich nicht an einen Arbeitgeber halten, dsr ihm lohnende Arbeit zu verichasfen hat Er ist auf eigene schöpferische Tätigkeit angewiesen. Im freien Wettbewerbe hat er Aufträge und lohnende Aufträge zu finden und in seine Hand zu leiten. Tie Kunden muß er gewinnen und sich sichern durch die Tüchtigkeit seiner Darbietungen und Erzeugnisse, durch die Art, wie er den Deüdrfnissen der Kunde» entg»genvlmmt, sie gar erst weckt und lenkt. Er muß dabei einen lohnenden Breis herausschlagcn durch kluge» Einkauf, durch geschickte Leitung des Be triebes, durch Höchstleistungen, durch gute Geldverwaltung, dinch fachliche und kaufmännische Tüchtigkeit. Was in großem Maßstabe die Unternehmer in Großindustrie und Großhandel zum eigenen Nutzen und zum Wähle der deutschen Volkswirischast auf dem heimi schen und auf dem Weltmärkte errungen habe», muß im kleinen der selbständige Handwerker und Kaufmann als Unternehmer durch e'gene Krästeanspanimng an seinem Platze leisten. Das an erster Stelle ist produltive, güter- und werteerzcuge-nde deutsche Arbeit. Das ist eine sittliche Leistung, h«raiiSgeholt aus der seelischen Kraft deutscher Un ternehmer. Durch Kriegsausgang und Revolution sind dieser schöpfe rischen deutschen Unternehmertätigkeit Hemmnisse ohne Zahl in den Weg gelegt; eS gilt, sie zu überwinden. Dazu brauchen wir deutsche