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Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Donnerstag, den 14. Oktober 1915. Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage „Der Seltspiegel" Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer !n Ndorf Anzeigen von hier und aus dem Amtsgerichts- t bezirk Adorf werden mit 1OPfg., von auswärts ! mit 15 Pfg. die 5 mal gespaltene Grundzeile t oder deren Daum berechnet und bis Mittags ! 11 Ahr für den nächstfolgenden Tag erbeten t Dsklamsn die Seils 30 Pfg: ! Tageblatt für Aldorf und das obere Vogtland Der Geenzbote erscheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undFeisrtagsn folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbezahl bar, 1 M. 35 Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiserlichen Post- anstalten und Postboten angenommen Tel.-Adr.: Grenzbotc 80. Iahrg. Fernsprecher Nr. 14 239. ! Adorfer Grenzbote (früher: Der Grenzbote) Die Auszahlung der Kneasunterstützung erfolgt bis auf Weiteres am 15. und letzten Werktag jeden Monats von, nachmittags 5 Uhr bis abends 8 Ahr. Die beteiliglen Empfänger werden im eigenen Interesse ersucht, diese Zeiten genau einzuhalten. Adorf, am 12. Okwber 1915. Der StadErat. Gertliches und Sächsisches. Adorf, 13. Oktober 1915. — Bei den schrecklichen Kämpfen in. der Cham pagne hat am 26. September der älteste Sohn des Herrn Max Krippner, hier, der in Schönheide wohnhafte und verheiratete Gefreite der Landwehr Her mann Krippner, den Heldentod im Arter von 35 Jah ren gesunden. Von Beruf war er Kaufmann. Seit 14 Monaten stand er,im Felde, zuerst in Rußland, wo er im vorigen Jahre verwundet morden war, und jetzt in Frankreich. Bei Tahurc liegt er begraben. Seine Kompagnie drückt der Witwe, Frau Marthja Krippner, ihr herzliches Bedauern über den Verlust dieses edlen Mannes aus. Ehre seinem Andenken! — In die Kollektion der Kgl. Sächs. Lanoeslotiene des Herrn Adolvh Kolbe, hier, fiel ein Gewinn von 1000 Mk. auf Nr. 28040 — Infolge Rückgangs der Schweineschlachtungen ist großer Mangel an Blut zur Wurstbereckung eingetreten. Kälberblut durste hierzu nicht verwendet werden. Nun mehr haben das sächs. Ministerium des Innern und das Landesgesundheitsamt Probeschlachtuvgen angeordnet, um festzustellen, ob sich das aufgesangene Kälberblut zur Wurstbereitung eignen wird. Nach den Erfahrungen der Dresdner Fleijcherinnung soll das beim Schlachten — nicht Schächten — ausgefangene Kölberblut ohne Beden ken zur Wuistbereitung verwendet werden können. — Zur Frage der Kartosfclbc f chaff u n g hat der Bezirksausschuß der Königlichen Amtshauptmann!- schast Oelsnitz in seiner letzten Sitzung bedeutsame Be schlüsse gefaßt. Gr ging dabei von der Erwägung ans, daß im oberen Vogtlaude der Winter regelmäßig zeitig einsetzh lund lange anMlt und daß infolgedessen hier für eine verhältnismäßig lange Zeit die Hernnschafs- ang von Kartoffeln erheblich erschwert, ja gam nu- möglich ist. Deshalb mußte das Absehen daraus ge richtet werde«, bei Zeiten und vor Eintritt dauern den Frostes solche Mengen in den einzelnen Gemein den anznsammeln, daß damit bis zum Emde der Frost zeit, also annehmbar bis in den April hinein, ge reicht werden könne. Mier auch auf eine sorgfältige Auf bewahrung dev Kart off ekvorräte mußte Bedacht ge nommen werden. Da ersährunjgsgemcjß die Aufbewah rung am besten, in den einzelnen Haushaltungen ge schieht, weil die Kartoffeln dort am pfleglichsten be handelt, auch nm leichtesten vor Entwendung geschützt und aus ihnen die fairlenden ausgelesen werden können, sind die Gemeindebehörden auigehalten worden, dicHaus- haltungen zur Einlagerung möglichst großer Kartoffel vorräte auszufordern und sie hierbei durch Beschaffung billiger Kartoffeln lind durch Gewährung von Geld vorschüssen zu! unterstützen. Ter BczirkSverband hat auch seinerseits sich erboten, den Gemeinden auf Be stellung billige Kartoffeln zu vermitteln nnd nach Ein gang der Bestellung sind vom Bezirksverbande 20 000 Ztr. gute Speisekartoffeln angekaust worden, die den Gemeinden jetzt zum Preise von 3.50 Mark frei ihrer Bahnstation geliefert werden. Weil aber damit gerechnet werden muß, daß nicht alle Haushaltungen in der Lage sind, sich dermaßen mit Kartoffeln! zu versehen, daß sie damit bis nach Aufgang desFrostes reichen, erschien es nötig, die Gemeinden auch selbst zur Einwinterung, von Kartoffeln in Kellern oder Mieten zu veranlassen. Um ihnen dies zu erleichtern, hat der BczirkSverband ihnen eine Einwinterungs- Prämie in Form eines Zuschusses van 1 Mk. für jedew .'Zentner eupgewinterter Kartoffeln zu gesichert, daran, aber die Bedingung geknüpft, daß die Kartoffelmengen, für die die Prämie begehrt wird, ohne Genehmigung des BezirkSverbandcs nicht vor Ende Februar 1916 an die Verbraucher abgegeben. sowie daß sie höchstens zum Selbstkostenpreis und nur an Personen mit nicht mehr als' 2500 Mark Einkommen verkauft werden dürfen. Die Heraufsetzung der Einv komüncugreuze wird erwogen. Ueberdies hat sich der Bezirksverband ein gewisses Verfügungsrecht über eiven kleinen Teil (15 Prozent) der eingewinterten Kartoffeln Vorbehalten. Wenn also die Gemeinden die ihnen zu 3.50 Mark gelieferten Kartoffeln einwintern, so haben sie sie nach Abzug der Einwinterungsprämie zumPreise vou wenig mehr als 2.50 Mark im Keller oder in der Miete liegen und werden in der Lage sein, sie im Spätwinter an die minderbemittelte Bevölkerung zu einem Preise abzugeben, der selbst bei einen: angemes senen Aufschläge für Schwund und Verderbnis doch noch in sehr onnehuibaren Greifen bleiben wird. .Mit Rücksicht darauf, daß es vielleicht manchen Gemeinden in der jetzigen Zeit schwer fallen wird, die erforder lichen Geldmittel für die Beschaffung der Kartoffeln bis zu bereit Wiederverkauf auszulegen, hat der Be- ziMperband sich weiter erboten, den Kaufpreis den Gemeinden vorzustrecken. Tie dafür zu berechnenden Zinsen werden die Gemeinden beim Wiederverkauf auf den Kaufpreis aufschlageu können, ohne diesen er heblich zu verteuern; vielleicht wird der Bezirksver band auch ganz aus Verzinsung verzichten können. Nach Aufgang des Frostes im nächsten Frühjahr ge denkt der Bezirksverband die dann benötigten Kartoffel- mengen von der Reichsstelle für Karwffelvcrsorgung zu beziehen und hat deshalb bereits für diese Zeit seiuen Bedarf angemeldet. Der Bezirksausschuß hat das Be wußtsein, mir diesem Maßnahmen, die sowohl für die Stadt- wie für die Landgemeinden gelten, seiner seits für die Versorgung der Bezirksbevölkerung mit Kartoffeln alles getan zu haben, was in seinen Kräf ten steht. Es ist nur: Sache der Stadt- und Land gemeinden, die Beschlüsse des Bezirksausschusses ver- ständnisvolc a uszufnhreu,: machen, die Vertretungen der Gemeinden von den so überaus günstigen Anerbie tungen des Bezirksausschusses nicht ausreichenden Ge brauch, so werden sic allein die volle Verantwortung zu tragen haben, wenn! diesmal bezüglich der Kar- tvffclversorgung irgendwo im Bezirke ähnlich trübe Zustände sich einstellen sollten, wie im letzten Frühjahr. — Vom 15. Oktober 1915 ab gelangt beim Bc- zirkslommando Plauen mit Hauptmeldeamt (einschl. Abteilungen Oelsnitz und Reichenbach) zum Zwecke der Ersparnis von Heizungs- und Beleuchtungsmaterials die durchgehende Arbeitszeit zur Einführung. Tie Dienststundcu werden wie folgt festgesetzt: Wochentags (ausschl. Sonnabends) von 8—3 Uhr nachmittags (mit Ausnahme der Kommando-Abteilung — Zimmer 22 —, für welclw die Dienststundcu wie bisher von 8—12 Uhr vormittags und von 3—6 Uhr nachmittags ver bleiben). Sonnabends von 8—1 Uhr und Sountags- von 11—42 Uhr für das ganze Bezirkskommando. — Für den Gewerbekammerbezirk Plauen ist eine Vereinigung der selbständigen Musikinstrumentenmacher gebildet worden zum Zwecke der gemeinschaftlichen Uebernahme von Aufträgen zur Lieferung von Instru menten und Zubehörteilen an die Militärbehörden. Es empfiehlt sich, daß dieser Vereinigung möglichst alle selbständigen Instrumentenmacher des amtshauptmann- schastlichen Bezirks Oelsnitz deitreten. Nähere Auskunft über Zweck und Tätigkeit der Vereinigung erteilt der Obmann, Herr Fabrikant Victor Wettengel in Mark neukirchen. Tie Satzungen liegen in der Kanzlei der Königlichen Amtshauptmannschaft saus., Plane». Ausl nichtiger Ursache brachte am Sonnabend ans der Neißiger Straße ein Artist ans Ungarn einem Militürinvauden mit einem Tolchmes-- jcr zwcr Stiche in den Küchen bei., Der Verletzte .mußte ins" Krankenhaus gebracht werden, er befiudet sich iu Lebensgefahr- Der Messerheld wurde verhaftet^ Reichenbach. Leichtsinnig gehandelt hat ein ver heirateter Zugführer von hier. Derselbe brachte in der Nacht zum Montag in Los in einer Schankwirtschaft eine mit Pulver gefüllte Patrone mittels Taschen feuerzeuges zurs Entzündung. Diese explodierte und wurden ihm dabei zwei Finger der linken Haud schwer verletzt. Aue, 10. Oktbr. Eine unglaublich rohe Tat brachte in der Stallung eines hiesigen Tierhalters ein etwa Hjähriger Bursche zuwege. Er war iu dem Stall beschäftigt und wollte ein Pferd in eine andere Stall ung bringen. So sagte er zu dem Tiere: „Dreh dich rum!" Tie Worte bliebeu erfolglos, worauf der rohe Geselle dem Tiere eine Mistgabel in die Weiche stieß. Diese bestialische Tat hatte zur Folge, daß das Pferd an Blutvergiftung cinging. Ter Bursche, der trotz sei- i uer Jugend derart verroht ist, daß er in so unmensch licher Weise handeln konnte, verdient eine Strafe, die nicht hart genug sein kann. — Die sogenannte „Vaterländische Kanzlei" in Berlin, welche angeblich aus dem Felde heimkehrenden mittellosen Kriegern lohnende Beschäftigung gewähren wilh verbreitet auch in Sachsen Aufforderungen an Heereslieferanten um ! Beleihung von Hypotheken auf Berliner Stadthäuser, womit vorgeblich der bezeichnete Kriegswohlfahitzweck gc- § fördert werden soll. Zu dem darin zu erblickenden Samm lungsunternehmen ist die erforderliche Genehmigung weder nachgesucht noch erteilt worden.f — Bekämpfung der hohen Butterpreise. In seiner letzten Sitzung hat der Rat der Stadt Chemnitz mit Rücksicht auf die fortgesetzte und im Umfange unbegrün dete Steigerung der Butterpreise, einschließlich der Mar garine, beschlossen, nicht nicht nur am Orte der Preis steigerung nachzugehen und etwaige Schuldige zur Ver antwortung zu ziehen, sondern auch bei der Königlichen Kreishauptmannschaft dahin vorstellig zu werden, daß sie sich für die Festsetzung von Höchstpreisen für das ganze Reich verwendet, auch wenn vom Auslande eingesührte Butter davon auszunehmen wäre. — Wirksame Schützengrabenverteidigung. Eine Guts besitzerin in Poppitz bei Rochlitz, auf deren Feldgrundstück von der Rochlitzer Garnison Schützengräben angelegt waren, untersagte dem Publikum das Betreten der Flur und ließ ihren Knecht durch Befahren mit Zauche die Annäberung der Gräben unmöglich machen. Diese Mel dung hat bei unseren Feldgrauen im Westen große Heiter- , keit ousgelöst. Offiziere sandten der Gutsbesitzerin ein Kärtchen folgenden Inhalts: „Liebe Frau H.! Für ihr entschlossenes Vorgehen in der Verteidigung ihrer Schützen gräben sprechen wir Ihnen und Ihrem Herrn Knecht unsere Bewunderung aus. Bitte senden Sie uns t doch ihren Herrn Knecht mit einem Kübel Jauche ins Feld, um den Engländern ein für allemal das Betreten unserer Schützengräben zu verleiden. Hochachtungsvoll? Die Kompagnieofsiziere eines Infanterie-Regiments im Westen". Lei pH i g. Eine Sammlung von ausgetragenen Schuhen wird hier durch die Stadtverwaltung ins Werk gesetzt. Das Schuhwerk soll ausgebessert wer den und den Armen zugute kommen. Dresden. Wie England dankt! Dieser Tage wurde der Bruder des Freiherrn von Bissing, des Statthalters von Belgien, in England interniert, obwohl er seit vielen Jahren dort lebte und mit einer aus vorneh mer Familie stammenden Engländerin verheiratet ist. Ter Schwager dieses internierten Freiherrn v. Bis sing weilte zu Beginn des Krieges in Deutschland auf dem Weißen .Hirsch bei Dresden Er sollte nebst seinen Landsleuten nach Ruhleben geschafft werden. Da wandte sich Fran v. Sch. an den stellvertretenden kommandierenden General des 12. Armeekorps, an den Dresdner Polizeipräsidenten und alle sonst in Betracht kommendcn einflußreichen Persönlichkeiten, um den Herrn aus Britenland vor Ruhleben zu bewahren. Sie,