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von Bulgarien angegriffen wird. Dagegen verhält sich Griechenland passiv, wenn Bulgarien erst nach den Mittelmächten rHer mit diesen Serbien angreift. — Tie neue Regierung in Griechenland. Ter erste Regierungsalt des neuen Kabinetts Zaimis besteht in her Zurücknahme sämtlicher der Kammer unter breiteten Gesetzentwürfe des Kabinetts Venizelos. Ohne Abänderung wurden die von der Gunaris-Regierung bereits vorbereiteten Gesetzentwürfe vom jetzigen Kabi nett der Kammer neu unterbreitet. Ein Gesetzentwurf Venizelos' über einen Kriegskredit von 200 Millionen Drachmen war, wie sich jetzt herausstellt, ohne vor herige Sanktion des Königs- der Kammer unterbreitet worden. Von de« Kampfplätzen im Westen — Frhr. v. Bissing gegen die Tierquälerei in Bel gien. Gegen eine in manlchen Teilen Belgiens geübte Tierquälerei ist der deutsche Generalgouverneur Frhr. v. Bissing in dankenswerter Weise vorgegangen. Nach einer Mitteilung des württembergischen Bundes für Vogelschutz hatte sich der Bund an den Generalgouver- ncur mit der Bitte gewendet, das Halten geblendeter Singvögel in Belgien fernerhin nicht dulden zu wol len. Ter Generalgouverneur hat die Eingabe umgeh end beantworten lassen und die ihm unterstellten Be hörden aufgefordert, das Halten geblendeter Vögel in Käfigen zu unterdrücken. In der Verordnung heißt es u. a. Das künstliche Blindmachen von Vögeln ist eine Grausamkeit, die ich keinesfalls dulde. Paris, l1. Oktbr. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Dieselbe gegenseitige Artillerietätigkeit auf den Kämmen östlich von Souchez und gegen Süden in der Umgebung der Straße nach Lille. Wir warfen feindliche Angriffe gegen die Feldschanzen im Givenchy- Walde zurück. Ziemlich lebhafter Kampf mit Hand granaten und Torpedos von Schützengraben zuSchützen- graen im Mschnitte von Lihons. Zwischen Oise und Aisne sehr beharrliches gegenseitiges Bombardement vor Noüvrvn und Ouennevieres. In Lothringen dauert der Kampf mit Handgranaten in den Schützengräben an, welchen wir gestern auf der Front Reillow-Leine- trey wiedererobert hatten. Aus der übrigen Front war die Nacht ruhig. Paris, 11. Oktbr. Amtlicher Bericht von gestern abend., Iw Belgien in der Umgebung von Lom!- bartzydc gegenseitige Artillerietätigkeit. Auf der gan gen Front im Artois im Gebiete von Lihons und nörd lich der Aisne ist der Kampf mit Schützengrabenkampf- werkzeugen andauernd sehr lebhaft. In der Cham pagne rückten wir noch nordöstlich Tahurc vor. Ein glänzender Sturmangriff machte uns zu Herren eines neuen deutschen Schützengraben südöstlich des Torfes. Beiderseitiges Bombardement in den Argonnen im Abschnitt von Eourte-Chaussee und Fille-Morte und zwischen Maas und Mosel und nördlich Flirey. Sehr heftiger Kampf mit Bomben und Torpedos in den Vogesen am Hartmannsweiler Kopf. Ein deutsches Flugzeug, welches von eincnt der unsrigen abgeschossen wurde, siel im Puyenvellewald, südlich von Pont-a- Mousson, in unsere Linien. Die beiden Flieger, welche es führten, wurden getötet. Eins unserer Geschwader warf heute nachmittag etwa 100 großkalibrige Gra naten auf Etappenbahnhöfe hinter der Champagne- Front auf feindliche Truppen, welche dort versammelt waren. > — Ein entscheidendes Ereignis im Westen? Der „Progres" meldet aus Ppperinghe": Die unausge setzte Tätigkeit der englischen Flotte gegen die belgische Küste scheint ein Anzeichen dafür zu sein, daß sowohl zur See wie zu Lande ein entscheidendes Ereignis vorbereitet wird. Die Tätigkeit der Flieger hat den größten Umfang angenommen. Auf der ganzen Mr- front herrscht lebhafte Tätigkeit. Von deutscher Seite wurden die Befestigungsanlagen außerordentlich ver stärkt. — Die Franzosen haben den Bortritt. Tie „Times" melden: Anfangs war geplant, die englischen und französischen Truppen in Saloniki gleichzeitig aus- zuschisfen. Aber wegen besonderer Umstände ließ man den Franzosen den Vortritt. Von den Kampfplätzen im Osten und Süden — 80jährige Tiroler Etandschützen. Man berichte dem „Berl. Lok.-Anz." aus Tirol: Nach den neueren Be> slimmungen des Landesvcrteidigungsgesetzes ist keine Altersgrenze für die Standschützcn festgesetzt, die Brauch barkeit eines Schützen für den Dienst hängt allein vom Befunde des Arztes cb. Bei der letzten Musterung des Standschützen des Zillertales, nämbch des kargen Restes der noch daheim gebliebenen Schützen, kamen auch zwei Greise zur Musterung als aktive Schützen. Der eine war der 80jährige Penz, der schon 1866 gegen Italien ge kämpft hatte. Die Höchstzahl an Jahren hatte indes ein Bauer aus Fügen, der sich noch mit 8b Jahren stellte. Der alte Penz, der schon einmal gegen die Welschen ansgerückt war, wird noch mit seinen 80 Jahren ins Feld gehen. — Englische Warnung vor einem Balkanabenteucr. Dus englische Wochenblatt „Nation" erhebt in einem Artikel seine warnende <Äimme gegen ein neues Balkan- mbeuteuer. „Nation" betrachtet eine Entsendung von Streitkräften nach dem Balkan, abgesehen von der politischen Gefahr, als ein äußerst gewagtes Unter nehmen und äußert die Hoffnung, daß das englische Kabinett die Sache sich reiflich überlegt habe. Die Entente habe in den Dardanellen ein großes Risiko übernommen. England könne nicht leichtfertig wegen Egypten ein zweites Risiko auf sich nehmen. „Nation" hätte es für vernünftiger gehalten, wenn die Alliierten die Truppen in einem albanischen oder montenegri nischen Hafen gelandet hätten. — Ter Untersee-Krieg im Mittelmeer. Ter englische Dampfer „Trieste", 1212 Tonnen groß, wurde bei Kythera von einem U-Boot versenkt. — Der Untersee-Krieg. Der griechische Dumpfer ,Mimitrios" (2508 Bruttotonnen) und der britische Dampfer „Newcastle" (3493 Tonnen) sind versenkt worden. Tie Besatzungen sind gerettet. — Eine angebliche neue Offensive der Russen. „Cor- riere della Sera" Meldet, daß eine neue große Offen sive der Russen an der gesamten Front bevorstehe.. Rußland habe über Serbien beträchtliches Kriegsmate rial erhalten außerdem ständen mehrere Millionen fri scher Truppen bereit. (?) — Das türkische Hauptquartier teilt vom 7. d. Mts. mit: An den Dardanellen und den anderenKriegs- schauplätzen keine Veränderung, Es wurde festgestellt, daß ein großes Transportschiff, sowie der Hilfskreuzer „Arabic" (8000 Tonnen) Mitte September durch deut sche Unterseeboote versenkt wurden. Vermischtes. Fürstenberg a. O., 11. Oktbr. Ter Rest des stehengebliebenen Montagegerüstes in der Mitte der hiesigen Oderbrücke (ist heute nachmittag vollständig eingestürzt. — Tie Eitelkeit der Franzosen. Ter in französi scher Gefangenschaft geratene deutsche Maler Ernst Galer, der sich jetzt im Gefangenenlager Belle-Jsle-en- Mer" befindet, schreibt von dort, wie die Zeitschrift „Kunst und Künstler) mitteilt, daß der Berliner Bild hauer Gerstel Holzfiguren schneidet und mit Aufträgen überhäuft wird. Er selbst portraitiert eifrigst, wo bei er vor allem auf gute Ausführung der Uniform und Ordensabzeichen zu achten habe. — Versuchte Hypnotisierung eines Gerichisvorsitzenden. Bor einiger Zeit wurde durch die Polizei in Adelnau der Heilkünstler Magnetiseur Johannes Maletzki aus Breslau fesigenommen, weil er ohne Genehmigung die Heilkunde im Umherziehen ausübte, dabei aber nur auf Betrüger eien ausging. M. hatte sich jetzt vor dem Schöffengericht in Adelnau zu verantworten. Das Urteil lautete auf 2 Jahre Gefängnis und vier Wochen Haft. Der Heilkünft- ler versuchte in der Hauptverhandlung, den Vorsitzenden zu hypnotisieren, sodaß die Verhandlung für eine kurze Zeit abgebrochen werden mußte. Damit er auch die Zeugen nicht hypnotisiere, wurde M- während deren Ver nehmung aus dem Verhandlungszimmsr entfernt. — Russisches Kriegsbrot. Seit Mittwoch hat die größte russische Bäckereifirma Filipow in Petersburg und Moskau mit dem Verkauf von Kriegsbrot begonnen, das zu aus Kartoffelmehl nnd aus Roggenmehl ge backen wird. Die Bäckereien mehrerer großer Provinz- städte werden demnächst dem Beispiel folgen. Letrtr Nachrichten. Berlin, 12. Oktbr. Leonhard Adelt berichtet im Berl. Tageblatt u. a.: Bis in die letzten Tage hatte man in Belgrad unter der Leitung englischer Ingenieure an der Wiederhierstellung der bei der ersten Erstürmung zerstörten Befestigungen gearbeitet. Als das neue Bom bardement der Verbündeten die Stadt überschüttete, wur den die Schulen und Banken nachNisch verlegt und bald darauf, da auch Nisch nicht genügende Sicherheit bot, nach Prestina, wohin auch die Skupschtina, die Entente- konsuln usw. übersiedelten. — In einem später ein getroffenen Bericht aus Sofia an das T ageblatt wird folgende. Ueußerung, hie der Sobranjepräsident in einem Artikel tat, mitgeteilt. Sobald die österreichi schen und deutschen Truppen sich dem von Bulgarien beanspruchten Gebiete nähern, Muß Bulgarien durch Besetzung dieser Gebiete seine Interessen wahren. Auch Deutschland und Oesterreichs-Ungarn werden dies ver stehen können. — Dem Tageblatt zufolge berichteten in Athen eingetroffene Kapitäne, daß ein starkes eng lisches Geschwader seit zwei Tagen Tedeagatsch und die bulgarische Küste blockiere. — Kaiser Franz Joses hat ein gemeinsames Wappen für Oesterreich-Ungarn geschaffen. — Mach verschiedenen Blättern ist Dünaburg be reits vollständig von der Zivilbevölkerung geräumt. Tie Wohnungen wurden vvw Soldaten geplündert. Trotz des Näherkommens der deutschen Armeen verweilt die Bevölkerung in Ruhe bei den Erntearbeiten in der Umgebung der Stadt. TU. Lyon, 12. Oktbr. (Trahtm.) Ter „Nou- vclliste" meldet aus Dünkirchen: Ter ^französische Dam pfer „Mose" ist Mittwoch nachts 5 Meilen westlich von Dünkirchen auf eine Mine gestoßen und sofort unterge-angen. Tie Besatzung von 18 Mann ist er trunken. >— Von Nieuport lief ein englisches Schiff gleichfalls am Mittwoch auf eine Mine und sank. Ein Teil der Besatzung wurde gerettet. (W. T. B.) Bulgarische Sqiffe kapern russische Munitronsfchiffe! Galatz, 12. Oktbr. (Trahtm.) Ter rus sische Dampfer „Belgrad", der fünf Municionsschlep- per nach Serbien führte, wurde im Hafen von Lom- Palanca von Bulgarien gekapert, nachdem der Schiffs zug durch die armierten bulgarischen Schiffe „Boris" und „Zora" angehalten worden war. Drei andere russi sche Schlffe „St. Georgia", „Romania" und ,,Ni kolas", tue acht Munitionsschlepper führten, flüch teten in den Hafen Coraba. Auch den russischen Schif fen „Turgenjew" und „Serbin" gelang es zu ent kommen. (B. Z.) (Der Tonauhafenort Lom-Palanca ist bulgarisch, liegt am rechten Ufer der Donau, 133 Kilometer direkt nördlich von Sofia und etwa 70 Kilometer von der serbischen Grenze entfernt. D, Red.) Hoffnungslosigkeit in Serbien. TU. Sofia, 12. Oktbr. (Trahtm.) Ter aus Nisch eingetroffene bulgarische Gesandte bestätigt, daß die Stimmung in Serbien angesichts des Angriffes der Verbündeten und der .Haltung Griechenlands bis zur Hoffnungslosigkeit niedergedrückt sei. Irgendwelche Hilfe der Verbandsmächte wird nicht mehr erwartet. Ter Gesandte vermied in den letzten 14 Tagen das Haus zu verlassen, da die Erbitterung und Verzweiflung des serbischen Volkes Gewalttätigkeiten möglich erschei nen ließen. — Im bulgarischen Hafen Varna, der schon über 8 deutsche Unterseeboote verfügt, treffen nächstertage noch 3 weitere U-Boote ein. — Beim Bombardement bon Belgrad fielen 6000 Granaten auf die Stadt. Von Nisch werden die serbischen Regierungsarchive be reits nach Prestina gebracht. Haag, 12. Oktbr. Vaderland nennt die Erfolge in Serbien die aufsehenerregendste Reklame, welche in diesem Kriege für den preußischen Militarismus gemacht wurde. Teutschland zweifle keineswegs an der eigenen Kraft. Tie Haltung seiner vortrefflich geschulten Heere müsse Ehrerbietung abzwingen. Ter Aufmarsch in Serbien werde seinen Eindruck auf die Verbands- mächtc nicht verfehlen, deren Heere offenbar noch immer reicht ausgeschifft seien. Neben dem deutschen Auftreten erscheine das der Alliierten schwächlich. — In einem Stimmungsbild aus Rumänien heißt es: Terzeit steht die Frage des Anschlusses an die Zentralmächte im Vordergrund des Interesses. Wohl wird in maßgebenden Kreisen aber auch die Möglichkeit erörtert, auch fernerhin an der Neutralität zu ver harren oder auf Verlangen der Ententefreunde die Mo bilisierung anzuorbnen und den weiteren Verlauf der Ereignisse abzuwarten. —- Das Reutersche Büro meldet: Ter englische Dampfer Thorpwood (3184 Bruttotonnen) wurde ver senkt. Tie Besatzung ist gerettet. Basel, 12. Oktln. Tie Blätter melden aus Pe tersburg: Private Todesanzeigen in der „lltowoje Wremja" melden den Verlust eines russischen Kreuzers mit dem gesamten Offizierkorps in der Ostsee. Athen, 12. Oktbr. .Hier ist ein neuer Tiebstahls- skandal entdeckt worden, durch welchen Kreise, die der Tiplomatie des Vierverbandes' nahe stehen, sich koin- promittiert sehen. Aus dem Schreibtisch des Arbeits zimmers König Konstantins sind mehrere hochwichtige Dokumente aus der Privatkorrespondenz des Königs entwendet worden. Newyork, 12. Oktbr. (Funkspruch des Sonder berichterstatters des W. T. B.) Die Blätter drücken in Leitartikeln ihre höchste Befriedigung über das in Bezug auf den Arabic-Fall erzielte Einvernehmen zwischen Deutschland und Amerika aus und betonen, daß man nicht an die Wiederholung eines die Beziehungen gefähr denden Zwischenfalles glaube. Tie hohen Verdienste des Grafen Bernstorff werden besonders erwähnt. Tic Blätter erklären, der Weg sei nun frei für die ame rikanische Protestnote gegen die englische Blockade. Paris, 12. Oktbr. Ter Washingtoner Bericht erstatter des Petit Parisien meldet, daß die amerika nische Protestnote gegen England im Laufe der näch sten Woche abgesandt werden würde. Tie Note erkläre, die englische Blockade sei nicht effektiv, weil sie den Verkehr zwischen Deutschland und Skandinavien nicht bierhindere. Es werde Einspruch gegen die Behin derung des Äandels nicht am Kriege Beteiligter mit neutralen Häfen erhoben. England sei nicht berechtigt, auf bloßen Verdacht hin Handelsschiffe zu beschlag nahmen. Ter Ton der Note werde entschlossen, aber freundschaftlich sein. — Tie wirtschaftlichen Schwierigkeiten Italiens ge stalten sich immer drückender, und Salandra wird rat los. Tie Ausstandsbewegung in Oberitalien nimmt einen besorgniserregenden Umfang an. Die Mehrheit der ausständigen Arbeiter ist kriegsfeindlich gesinnt. RmMcde heerttbmcble. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 11. Okt. Westlicher Kriegsschauplatz. In der Gegend Souchez- Neuville und in der Champagne nordöstlich von Le