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Volkstum im Bauern zerstören. Wirllich« Bildung ist Formung drS ganzen Mensche». Wahre Volksbildung ist daher Bildung zu einem bodenständigen, volkhastcn Mcnschentume. Nicht minder klar aber wird cs uns. daß mit bl oster Romantik die Aufgaben der ländlichen Volksbildung auch nicht zu lösen sind. Der Bauer olle» Schlages wird mehr und mehr verschwinde». Ihn bringen auch Trachtenfeste — die dann regelmäßig zu einem großstädti schen Rummel zu entarte» pflege» — und elegische Verehrung von Bauernmöbeln und Vaucrngeschirr nicht zurück. Wir muffen offen und freudig auch das Gute anerkennen, das die neu« Zeit für den Bauern bringt. Es ist dock» ein Segen, daß di« technischen Hilfsmittel, daß Motorkrast und Elektrizität nicht wie bisher nur dem Städter zugute kommen, sondern auch dem Bauern und ihm und vor allem der überlasteten Bauernfrau Zeit mrd Arbeit sparen. Und wenn die Härle bäuerlicher Familienzucht etlvaS gemildert wind, wenn künftig nicht mehr bloß nach Acker und Wies« geheiratet wird, wenn der nicht selten« Pharisäismus der Dorssitte verschwindet, so ist dos auch kein Fehler. Und wenn bisher die Kollektiomoräl der Gemeinschaft den Bauern führt«, diese aber heute zerbricht, dann haben wir eben den Bauern zur persönlichen Sittlichkeit heranzuünlden. Di« neu« Zeit kann dem Bauern verhängnisvoll werden, muß es aber nicht. Sie wird es nicht, wenn rechtzeitig di« Kräfte der Erziehung und Bildung eingrcisen. Di« Erfolg« in der Jugendabteilung lassen sich noch nicht sicher si. urteilen. Strafen lassen sich nicht umgehen. Don den in der Straf, Vollzugsordnung vorgesehenen Siche ru » gsma ß nah m c n ist di« wri. testgei-endr di« Fesselung. Sie »st 1928/2? in 24 Fällen bis einem Tag. in 14 Fällen von einem bis zu drei Tagen, in 7 Fällen über drei Tag«, in 5 Fällen über 7 Tage nnd in ebenfalls 5 Fällen über 14 Tage erfolgt. Von den 55 Fesselungen wurden 20 wegen Gewalttätigkeit gegen Personen oder Sach«». 33 zur eigenen Sicher, heit der Gefangenen (Selbstbeschädigung »der Selbstmordversuch oder -verdacht) und zwei wegen Fluchtverdachts angeordnet. Bei einem Gcsamtbestand von 16 32? Gefangenen sind 1926/2? 1300 mäiin. liche und 70 weibliche Eiefangene bestraft worden. Die Zahl der Straffälle betrug 2141. 850 Arreststrasen wurden verhängt. Zum Schlüsse befaßt sich die Denkschrift ausführlich mit der Fürsorge für di« entlassenen Gefangenen. 0re5«I«n un6 Umgebung Vor -en Kommunalwahlen Der Rat zu Dresden macht bekannt: Für die am 17. No vcmber 1929 stattfindend«» Wahlen von Stadtverordneten ist di« Stadt Dresden einschließlich des selbständigen Gutsbczirkes Albertstadt in 324 Wahlbezirke eingeteilt: zu wählen sind 75 Stadtverordnete. Zu gleicher Zeit mit diesen Wahlen sind für die 6 örtlichen Verwoltungsausschüsse der Stadt Dresden je 15 Mitglieder und 15 Ersatzmänner zu wählen. Die Wohl. Vorschläge für die Stadtverordnetenwohlen und für die Wahlen in die örtlichen Verwaltungsausschüsse müssen s;m teste ns Freitag, den 1. November 1929. bei dem Gemeindewahlleiter Stadtrat Dr. Krumbiegel, Neues Rathaus, An der Kreuzkircke S, 3. Obergeschoß, eingereichr sein. — Die Verbindung von Wahl. Vorschlägen mutz von den Vertrauensmännern der Wahinor. schlage oder ihren Stellvertretern übereinstimmend spätestens Sonntag, den 10. November 1929, dem GemeindeivohIIeücr schriftlich erklärt werden. Fünf Jahre deutsche Einheikskurzschrifl Die Einheitskurzschrift kann am 17. Oktober aus ein fünfjähriges Bestehen zurückblicken. An diesem Tage haben sich die deutschen Länderregierungen im Jahr« 1924 für sie cnl.i schieden. Diesem Eintreten der Behörden, dem eifrigen Ar/nüä ren der 2100 Vereine mit ihren 170 000 Mitgliedern, die in der größten stenographischen Organisation der Welt, dem Deut, sehen Stenographenbunde, vereinigt sind, dem Wunsche der schreibenden Welt noch einer einheitlichen, überall gelehrten und anerkannten Form der Kurzschrift, vor allein aber sei« inneren Werte verdankt es das neue System, daß es schon jetzt die unbedingte Herrschaft erlangt hat. Es hat sich im Uiüer« richt durchaus bewährt und führt rascher zu guten Leistungen als die älteren Systeme. Bei den Hondelskammerprüfungcn haben im letzten Jahre mehr Einhcitskurzschriftler bestanden als die Anhänger aller ältere» Systeme zusammengcnommen. Die Scheunenbrän-e in Kauscha Drei Feuerwehrleute verunglückt. Dresden. 16. Oktober. In de» mosten Säiadenseucru in Kauscha wird uns noch folgendes berichtet: Während der Bekämpfung dieser Grostbrönde ereigneten sich zwei bedauerliche Unfälle. Ein Feuerwehrmann wurde von herabstürzendem Mauerwerk in den Rücken getroffen, ein anderer Feuerwehrmann — ein Landwirt aus Gaustritz — stürzte bei den Löscharüeiten ab. Beide zogen sich mehrfach Verletzungen zu. Schiver zu Schoden kam ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Possendorf. Auf der Fahrt zur Brand, stelle wurde der Feuerwehrmann von einem tief aus die Straße herabhängenden Baumast so unglücklich ins Gesicht getroffen und verletzt, dast ihm ein Auge auslies. Was die Entstehungsursache anlangt, so dauern die behördlichen Erörterungen noch unvermindert fort. Es war von gewisser Seite die Vermutung ausgesprochen worden, tah der zweite Scheunenbrand etwa durch Funkenflug entstanden sein könnte. Dies kann unmöglich der Fall sein. Ein,«/ wehte der ziemlich kräftige Wind während des ersten Scheunen, brandcs dauernd in entgegengesetzter Richtring und dann brannte auch die zweite Scheune alsbald in voller Ausdehnung. Kohe Belohnung für Ermittelung eines Bran-fliflers Dresden, 16. Oktober. Wie berichtet wurde, wütete in der Nacht, zum 21. September in M ü h I b a ch-H ä se I i ch ein Großseuer. Es betras die dortige Holzstoffabrik. Die Ent. stehungsursache wird auf vorsätzliche Brandstiftung zurückgeführt. Die Brandversicherungskammer hat für Aufklärung dieses Schadenfeuers und Ermittlung des Brandstifters eine- Beloh nung bis zu 10 000 RM. ausgesetzt. Das sächsische Gesängniswesen Modernisierter Strafvollzug DaS sächsische Justizministerium hat vor einiger Zeit eine Denkschrift über das sächsische Gesängniswesen auSgearbeitct, di« einen interessanten und umfassenden Ueberblick über die Anstal ten zur Verwahrung und Besserung Verurteilter gibt. Nach einer Schilderung aller Anstalten nach Mtcr, Größe und baulichem Zu stand, der in vielen Fällen sehr, sehr zu wünschen übrig läßt, geht di« Denkschrift auf den Stufen st rafvollzug ein. Der den Strafvollzug beherrschende Erzichungsgcdanke will in einem Stu- sensystcm dem besserungswilligen Gefangenen ermöglichen, sich, bei guter Führung von Stuf« zu Stufe steigend, Vergünstigungen und Erleichterungen des Strafvollzuges zu verdienen. Es führt.»ich zur Schematisierung der Erziehung, wenn de» Strafvollzugsbeamten gewiss« Richtlinien für di« Behandlung der Gefangenen gegeben wer den. Innerhalb dieses Rahmens bleibt nach, genügend Raum für die Annwndiing der grnndsätzlichvn Einzelbcliaiidluiig. Beim Massen- belricb der großen Anstalten bedarf der VollzugSbcamte mtbr oder weniger bindender Vorschriften, ohne die eine gleichmäßige und ge rechte Bcbandlung der Gefangenen nicht zu erreichen wäre, Ter Stuseiistrasvollzng gewährt den Gefangenen einen im Beschwerde weg vcrfolgbaren Anspruch auf Ausrücken in die höher« Stufe, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen. Mit dem Stufcnstrafvollzug sind im allgemeinen günstige Er fahrungen gemacht wonde». Die Disziplin l>at sich selbst bei de» Ge wohnheitsverbrechern uird schwer zu behandelnden Verurteilten ge bessert. Di« Gefangenen habe» mehr Selbstachtung und Selbstvertrauen gewonnen, ein frischerer Zug ist in ihr Wesen und Verballen gekonnnen, der Geist ein besserer geworden. Die Gefahren des Stusenstrafvollzugs /Veranlassung zur Heuchelei, Hervortretcn von Neid und Gehässigkeit, sowie Verbitterung wegen Zurücksetzung usw.) lassen sich fast ausschalten, wenn die Vollzngs- beamlci, streng gereckt verfahren- nick alle Möglichkeiten zur Erfor schung der Persönlichkeit ausschöpfc». Auch Preußen ist bekanntlich jetzt zum enveiterlen Stusenstrafvollzug übergcgangcn. Die Denkschrift geht dann auf das Arbeitswesen ein. Die Beschaffung nützlicher Arbeiten stößt auf große Schwierigkeiten, van denen die Klage der freien Wirtschaft über den Wettbewerb der Gefängnisarbcit di« bekannteste ist. Trotz dieser Schwierigkeiten ist es gelungen, die Zahl der wegen Arbeitsmangel Beschästigimglosen von Jahr zu Jahr zu verringern, so dast nach der letzten Zählung nur noch 0,7 Prozent der zur Arbeit verpflichteten Gefangenen wegen Arbeitsmangel nickt beschäftigt werden konnten. Soweit die ffte- sangencn für private Unternehmer arbeiten, wird dafür gesorgt, daß die von diesem gezahlten Löhne möglichst den Sätzen des Lohntarifs der freien Wirtschaft crngcnähcrt werden. Völlige Gleichstellung ist im allgemeinen nicht zu erreichen, da die ffiefängniSarbeit als Zwangsarbeit einen geringeren Wert bat, als frei« Ar beit, Die Denkschrift behauptet, dast die Klagen der Wirtschaft sich weist als unlxwcchtigt oder stark übertrieben berausgestellt haben. Der dem Justizministerium bcigeordnete Handwerkcrbeirat konnte bei Beschwerden stets seststcllen. dast di« Gescingn isarbeit dem Hand werk keinen schädlichen Wettbewerb bereite. Die Behörden sollen ibron Bedarf nur insoweit in den Gefängnissen decken, als der Wett bewerb fürs freie Gewerbe tragbar ist, nmbrend die Gefängnisse ge halten sind, möglichst ihren gesamten Bedarf an, Kleidungs- und Emrichtimgsgegcnständen uud den dazugehörigen Stofs selbst herzu- stellcn. Auch die Bauarbeitcn in den Gcsängnifscn sind möglichst durch Umfangene ausznsübren. Nach der letzte» Zählung waren 53,5 Prozent der arbeitenden Gefangenen für Privatunternehmer tätig, die übrigen für Anstalten usw, Leider ist cs in Sachsen schwer möglich, die Estsangenen mit Land- und ff Gartenarbeiten zu beschäftigen, gegen die kein« Ein- wändc von der freien Wirtschaft erhoben werden, denn kein cinzi. gcS sächsisches Gefängnis hat — austcr wenig umfänglichem Garten land — «inen nennenswerten Landwirtschaftsbetrieb. Alle Versuche, abznbelsen. sind trotz günstiger CielcgenlM bisher a„ der (tzeldnot gescheitert. In dieser Beziehung Wandel zu schaffen, wird eine der wichtigsten Aufgabe» der nächsten Jahre sein. Während di« übri gen Länder den Gefangenen Hastkosten berechnen, erläßt Sachsen dies«, wen» der Gesängen« de» Arbeitsansordernngen entspricht. Sach sen ich hier bolmbrcchcud vorangcgangen. Der Gefangene ver dient also durch sein« Arbeit seinen Unterhalt im Gefängnis und erhält als Belohnung noch ein Taschengeld zur Befriedigung besonderer Bedürfnisse und zur Unterstützung vom Angehörigen, ein Teil der Arbcitsbelohnung wird als Rücklage sür Erleichterung des Fortkommens nach der Entlassung aufgespart. Der Beköstigung der Gefangenen wird größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit gewidmet. Di« Kost ist heute reichhaltiger und zweckmäßiger als vor der» Krieg. Im Gegensatz zu früher werden auch Speisen in fester Form gewährt und zum Brote Zukost gegeben. Die früher den Speisezettel beherrschenden Hülsenfrüchte und Trok- kengemüse sind auf ein zulässiges Maß beschränkt worden nnd durch reichliche Verwendung von Kartoffeln und frischem Eftmüse ersetzt worden, Obst wird mehr als frülxr verwendet, ebenso Fische, auch wird daS Fleisch nickt mehr nur gekocht, sondern auch gebraten und geschmort gegeben. Die fftefangene» liabcii täglich eine» einstündi- gen Erholungsau senk) alt im Freien. Mehr als früher wird geturnt, Leibesübungen und Bewegungsspiele werden betrieben. Der Gesundheitszustand der Gefangenen kann als günstig bezeichnet wer den. Weder die körperlichen noch die geistigen Erkrankungen errei chen eine irgendwie bedrohliche Zahl. Tie Sterblichkeit ist ver schwindeich gering. Die Gcfangcnenanstaltem 1 und 2 in Wald, beim, 1 in Bautzen und Hoheneck haben eigene Kranken häuser, eines in Zwickau eine besondere Kiankenabkilung. Aller dings ist das Waldhcimer Krankenhaus 1 viel zu klein. Die übrigen Ge fange nonan stallen besitzen !ve-der eigene Krankenhäuser »och beson dere Krankenabteilungen. Daraus entstehen viele Mißhelffgkciten. Besonderer Wert wird in den sächsischen Gefängnissen auf die Be kämpfung der Geschlechtskrankheiten gelegt, ebenso wird starke Be achtung der Bekämpfung der Tuberkulose geschenkt. Vornehmlich hat sich der sächsische Strafvollzug auch um die geistige und seelische Hebung der Gefangenen bemüht, allerdings mußte mancher Plan angesichts der Finanzvcrhälttiisse zurückgestellt werden. Durch Vorträge und Ruhetagsfeicrn, durch Seelsorge, Unterricht, Büchereien, durch eine Gefängnis,zcitung usw. sucht man die Gefangenen zu heben und ihnen das tägliche Einerlei zu er leichtern. In jeder größeren Anstalt ist übrigens ein Spiel- nnd Lesezimmer eingerichtet. Die Bestimmungen über Empfaidg von Be suchen und Vriefverkehr sind erheblich gemildert worden. Tie Insassen der acht Gesangencnansialten haben im Rech- nungsjahre 1926/27 bei einem EKsamtbcstand von 16 327 10 960 Besuche empfangen, 73 634 Briefe abgesandt und 78 405 Briefe empfange». Von den zusammen 152 089 Briefen sind 676 Briese zurückbehaltcn worden. In der Behandlung der jüngeren Gefangenen wind der Erziehungsgedanke besonders betont. Sie werden von den übrigen Gefangen«» völlig abgesondert. Besondere Jugendabteilmigen bestehen in Bautzen 1 /für männliche Jugendliche) und in Waldheim 2 /für weiblich« Jugendliche), sowie für eine bestimmte Gruppe männlicher Gefangener tm Alter von 18 bis 21 Jahren m Bautzen 1. Die Ju gendlichen, die heute ins (Mängnis kommen, sind im allgemeinen bereits erheblich verdorben. Die Zahl derjenigen, die noch nicht vor dem Richter gestanden oder noch keine Fürsorgeerziehung erfahren haben, ist verschwindend niedrig. In manchen Fällen läßt die geistige Minderwertigkeit rolle Atemübungen alz hoff nungslos erscheinen. Gleichwohl wird auch in der Jugendabteilung neben der Einzelarbcit gemeinschaftliche Erziehung geboten, da sie die meiste Aussicht aus Dauererfolg gibt. Selbstverständlich wird in der Jugendcibteilung mehr Unterricht als bei de» Erwachsenen gege ben /jeden zweiten Tag zwei Stunden). Leider konnte di« berufliche Tätigkeit der Jugendlichen bisher nicht genügend gefördert werden infolge Mangels an Werkmeistern und wegen der Weigerung der Innungen, Ctesangsn« zur ff^sellenxrüsung zuznlassen. Zerklüftung der Völker gelitten haben mochte, die nahe daran war, selbst die Früchte des Jahres 1918 in Selbst verblendung zu verspielen. Wie es heute im Staate geht? Es ist schwer, in die politische Verfassung eines Landes, das diktatorisch regiert wird, einen gültigen Einblick zu gewinnen. Unbestritten ist nur die Tatsache, daß der König persönlich beliebt ist; auch bei den Kroaten und Slowenen. Die Verwaltung sucht theoretisch die alten Hemmungen: Parteilichkeit und Bestechung auszuschlietzen, auf das Aeußere ist viel Wert gelegt. Wie die Reklamebeleuchtung, die Boulevards, so setzt ein sichtbarer Drill in Haltung und Bekleidung der Aintsorgane den Staatsapparat in gutes Licht. Freilich weist niemand, wie tief die Wendung zum Guten eingreift. Auf der nächtlichen Rückfahrt zu unserem Dampfer, der sich schon wieder zur Weiterreise dem Schwarzen Meer zu rüsiet, fahren wir durch ältestes, winkeliges Belgrad. Hier holpern wir plötzlich wieder über das berüchtigte Pflaster, kleine verfallene Häuser stehen noch wie in der Türkenzeit. Trotz der Hast, in der Serbien in zwei Jahrzehnten hun dert Jahre politischer Entwicklung durchstürmt hat, ist also die Vergangenheit noch keineswegs gänzlich verdrängt. Man ist zwar seit 1878 in der europäischen Presse gewöhnt — weil in der Konstitution und in den Normen des Ver kehrs die Eingliederung in Europa vollzogen wurde — nun überhaupt Jugoslavien gegenüber europäische Voraus setzungen in Anwendung zu bringen, aber das kann nur zu Fehlschlüssen führen. Es wird vielleicht noch hundert Jahre dauern, bis der Balkan jenes halbe Jahrtausend überwunden hat, in der die Faust des türkischen Eroberers jede kulturelle Entwicklung unterbunden hat. Zivilisato risch kann man ein halbes Jahrtausend überspringen, aber kulturell, in seiner Seele lebt dieses Land noch zwischen 1500 und 1000. Ter erste Esperanto-Tonfilm. Di« Mctro-Goldwyn-Mcyer be ichte,, von der Fe Umstellung des ersten Esperanto-TonsilmS. In Fachkreisen siebt ma„ diesem Versuch der Jnternationalisicruirg -cs konsiiins mit Interesse entgegen. Theater und Musik Konservatorium zu Dresden. Schüler aus den Klaffen von Hanns Kötzschke, Franz Schmidt, Helene Zimmermann, Frl. Fiedler, Frl, Schilde, Elisabeth Schlegel-Diet rich, Josef Kratina, Frl. Nitzsche und Pros. Bonini lie- ließen sich in Werken von I. S. Bach. Grützmacher, Verdi, Kurt Kreiser (eine vorzüglich gearbeitete, wirkungsvoll« Konzert-Polo naise), Liszt, Brahms, Rieh, Strauß und anderen Tonsetzern hören, Es waren durchweg ausgezeichnete Leistung«» beachtlicher Mu-sik- talcntc, denen cs außerovdcntlich ernst um di« Kunst zu tun ist nnd die nicht nur in technischer Beziehung hohe Befähigung zum Aus druck brachten, sondern auch bekundeten, daß st« in der ausdrucksvollen Vertiefung und in der farbigen Belebuyg wohl Bescheid wissen. —n. Palmengarten. Emil und Frank Klinger (Vater und Sohn) gaben mit Werken von Mozart, Hugo Kaun, Paul Iuon und Brahms ein Konzert auf zwei Klavieren. Es war ein frisches und gesundes Musizieren, reich an farbiger Nuancie rung un- geschmackvoller Äusdrucksvertiefung. Die beiden Pianisten sind vortrefflich ineinondergespielt, so daß man durch weg den Eindruck eines einzigen Willens hat, der sich auf feinkuitivierten Anschlag und sichere Technik gründet. Dos Hauptinteresse spitzte sich auf die Suite (im alten Stil) von Hugo Kaun und die Tondichtung „Jotumheimen" von Paul Ioun zu. Kaun zeigt sich in diesem Werk 81 auch als der vor nehme, kontrapunklisch meisterhaft arbeitende, apart harmoni sierende und gedankenreiche Tonsetzer, wie man ihn von seinen anderen Kompositionen her kennt. Iuon beabsichtigt in seiner Tondichtung ein rauhes, nordisches Bergland, das „Heim der Frost- und Reifriesen" in Töne zu fassen, kommt aber dabei über eine Etüde mit den Klangzersetzungen der jüngsten Richtung — obwohl er sich in tonalen Grenzen hält — und über ein« neu- sachliche Langweiligkeit und Ausdrucksarmnt nicht hinaus, nwungleich er einig« Male Edvard Grieg aus dem Sck>atte». reich zitteren möchte.. Aber Gricg hat's dock) anders verstanden und gekonnt. Der 'Saal war ziemlich gut besetzt, und beide Künstler fanden reichen und herzlichen Beifall. —Ist— Palmengarten. Beethoven (Streichquartett F-Moll, Werk 95). Mozart (Streichquartett F-Dur, Köch.-Verz. Nr. 590) und Schumann (Streichquartett A-Dur, Werk 41 Nr. 3) hatte das Jan Dahmen-Quartett (Jan Dahmen, Willy Ian- da, Georg Seifert und Karl Hesse) auf das Programm seines Kammermusik-Abends gesetzt. Leider konnte ich mir anderer Verpflichtung halber nur dos erste Werl, cm. hören. An diesen vier Künstlern fesselte auch diesmal das frisck)«, kristallklare Musizieren, das einem echt musikalischen Geblüt entspricht. Es ist edelste Kammermusik, die sich aus Stilkundigkeit, reifste Auslegung des Ideengehaltes und for. benschillernde Klongpracht des instrumentalen Zusammenspicles gründet. Die Interpreten fanden spontanen und überaus herz lichen eBifall des fast ausverkoufte» Saales. —Ist— Vereinshaus. Ein Arien- und Duettcn-Mend. Aus den, Kc»i> zertpodinm: Diax Lorenz — Waldemar Stcieqemann — Josef Goldstern. Gewissermaßen ein« verlegte Vühnentätigkcit. Auch in ihrem Außensciiertum. Stoegemann sang ein paarmal ita lienisch. Das gehört natürlich heut« zur Würze eines deutsch«,, stoix zerles. Nnd warum nicht? A,rf der Bühn« der Staatsopcr wurde im Rahmen eines deutschen Ensembles auch schon italienisch gesungen. Da waren es aber AnÄäiUder, Aber der deutsch^ Ausverkauf isl i» vollem Ctange. Warum sollen davon -i« deutschen Texte ausgenom- nwn sein? Doch halt: Texte! Dir standen leider nicht auf dem Pro- gvcnmn. Mer das nur nebenbei. Man hört« also Arien und Duette. Di« beiden Künstler in itwem Milieu. Lieder wären vielleicht im Konzertsaole geeigneter gewesen. Aber Opernsragmente haben es mehr m sich. Und so konnten sich die beiden Künstler voll und ganz i» ihrem Glanze zeigen. Uich daS Publikum ging mit. Begeisterik sich sür die Duette auS der „Verkaufte» Braut", „Die Perlenfischer", „Othello", Arien aus „Der Barbier von Sevilla", „Aichrea Ebenier", „Der Cid", „Der Widerspenstigen Zähmung", „Die drei Pinlos" und „Carmen" und forderte stürmisch Zi^aben. Das war nickt anders zu erwarten; denn die beiden Künstler sind nun einmal erstklassig in ihrem Fache. Und Go Idstein war ihnen nicht minder ei„ ge- waickter und opcrncrsahrrner Begleiter. —ei— » Freitag. 18. Oktober, abends 8 Uhr im Palmcngartcn: Klavier abend Prof. W. Schausntz-Bonini. Es gelange» u. a. Werke vo» Frescobaldi-Bonini, ferner von Aach-Busoni (Chaconne), Beet hoven (Appassionata), Schumann (Faschingsschtvank), Chopin (eis Scherzo) und von Bocquct zur Ausführung. DaS Konservatorium für Musik und Theater bringt in seiner Musik-Aufführung am Donnerstag, den 17. Oktober, abends 7 30 Uhr