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abgetreten werden sollte, ohne daß Griechenland danach gefragt wird, herrscht hier im ganzen Bolle die größte Entrüstung. Man glaubt in hiesigen diplomatischen Krei sen nicht, daß der letzte verzweifelte Versuch der Entente, den Balkan für sich zu gewinnen, gelingt, da die bul garischen Staatsmänner von der Niederlage der Entente überzeugt seien. Konstantinopel, 12. August. Das' Hauptquar tier teilt mit: Atl der Dardanellenspont wiesen wir am 10. Vier feindliche Angriffe auf unsere Stellungen zurück. Der Feind verlor 3000 Tote Lei einem Angriff gegen eine türkische Division. Unsere Truppen machten einen Gegenangriff, warfen den Feind aus seinen Stellungen und nahmen 2 Maschinengewehre. Bei Sedd ul Bahr liest.der Feind am 10. nachmittags vlor unseren rechten Flügel zwei Minen springen und griff an, wurde aber mit Verlusten zurückgeschlagen. Am 11. vormittags ver nichteten wir eine feindliche Streitmacht, die auf eine Kompagnie geschätzt wurde und einen Teil der Schützen gräben Unseres linken Flügels anzugreisen versuchte, vollständig. An den anderen Fronten nichts Bemer kenswertes. K on st a n t i n o p e 1, 12. August. Nach zuverlässi gen Ergänzungen und Nachrichten über die Landungen der Engländer am 6. und 7. läßt sich behaupten, daß die Operationen nicht die Bedeutung besitzen, welche ihnen die Engländer und Franzosen zuschreiben wollen. Die Landung in Karatsch Ali an der Nordküste des Golfes von Saros hat kaum 350 Mann umfaßt, die raich in die Schiffe zurückgetrieben wurden und etwa 20 Tote zurück ließen. Nicht ein einziger Mann der feindlichen Abteilung ist an der Küste zurückgeblieben. Eine bedeutendere Lan dung hat am Golf von Anaferta stattgefunden. Die ge landeten Englischen Truppen, ungefähr 15 000 Mann, gingen zunächst in südwestlicher Richtung gegen Mestam- tebe, zweifellos in der Absicht vor, um die bei den Stell ungen von Ari Durnu ausgestellten türkischen Truppen in der Flanke zu fassen. Aber dank der Schneidigkeit und des Ungestüms unserer Truppen ist der Vormarsch des Feindes ausgehalten und sind die feindlichen Truppen so dann zurückgetrieben worden. Fest steht auch an diesen Punkte dank der verfügbaren starken türkischen Reserven daß kecke Gefahr besteht, daß der Feind Fortschritte macht. — Eine halbamtliche Notiz über den Untergang des Barbados stellt fest, daß sie mehrere Mals an den Dar- danellmkämpfen teilgenommen, mit großkalibrigen Kano nen dem bei Ari Burnu gelandeten Feinde große Ver luste beigebracht, mehrere feindliche Transportschiffe und «inen Torpedobootzerstörer des Feindes in den Grund gebohrt, einen der Landungsplätze in Ari Lmnu zerstör und 6 Unterseeboote mit welchen der Feind in das Mart marameer einzudringen versuchte, um den Barbaros zu versenken, vernichtet hat. Nach so vielen Erfolgen des Barbaros ist es schließlich feindlichen Unterseebooten gelun gen, zum erstenmal das türkische Linienschiff zu treffen. — Wie aus Erzerum gemeldet wird hat eine kleine türkische Abteilung im Küstenabschnitt einen Ueberfall ausgeführt, wobei sie dem Feinde beträchtliche Verluste Die Uogesenwacht. Nn Kriegsroman aus der Gegenwart von Anny Wothe. (Nachdruck verboten.) 1915 ZVotiw, i-etpÄA. (Fortsetzung.) „Nein, nein", wehrte Beate. ,,Sie sind ja in der Uebermacht." Der kleine bewegliche Leutnant sah das Mädel scheu von der Safte an. Ganz unheimlich erschien sie ihm jetzt. Donnerwetter, sie würde doch reicht etiwa aus einen Fluchtversuch verfaßen? Aber Beate dachte gar nicht daran, zu entfliehen, Äle ehre Gedanken kreisten nur um das eine Ziel, ihren bedrängten Eltern Hilfe zu bringen. Vielleicht war es schon durch Herbert und seine Truppen geschehen. Der Gedanke an Herbert krampfte ihr auch das.Herz Zusammen. Ihm nur wicht wieder begegnen müssen, Hn nie mehr sehen, das war ja ihr einziges Beten. Immer steiler wurde der Weg, immer mühseliger, Be< les Atem ging schwer. Jetzt hatten sie eine Lichtung Erreicht. Da lag heil vom Mondlicht übergossen das Gasthaus „Zum goldenen Schlüssel", von dem sich sbeben eine Kolonne deutscher Soldaten unter Füh rung des Fahnenjunkers Hans .Heinrich von Marbeck anschickte, ins Tak hinabZusteigen. Hans Heinrich sah Beate gar nicht, als er einige Worte mit Reibnitz im Vorbeimarschieren wechselte. Er hatte cs augenscheinlich eilig, mit seinen Leuten nach Schloß Marbeck zu kommen. Beate Wollte den Fahnenjunker verständigen, ihm zurufen, dast er den schlimmsten Feind imHaus'Marbeck löten müßte„ aLer das Mort erstarb ihr auf der Lippe, denn im Augenblick, als sie die begleitende Abteilung vor der Gastwirtschaft Halt machte, erschien <wch Herbert hör her Tür des Hauses. Sein gebräuntes Antlitz schien Beate geisterbleich in dem ungewissen Licht des Mondes. Tie Offiziere verständigten sich schnell durch ein paar Worte. Beate stand abseits, von einigen Soldaten be wacht, mit niedergeschlagenen Augen und angstbeben- dem Herzen. Endlich konnte sie die.Ungewißheit nicht länger er- zufügte und eine große Menge Waffen und Münitön erbeutete. Die in den letzten Kämpfen auf dem türkischen rechten Flügel gemachten Gefangenen, 294 an der Zahl, darunter 5 Offiziere, sind in Erzerum eingetroffen. Vermischtes Berlin, 12. August. Im Hause Lutherstraße 13 geriet heute nacht der 57 Jahre alter Monteur Klein, der bereits vor längerer Zeit in einer Irrenanstalt unter- grbracht war, in Streit mit seiner gleichalterigen Frau die er mißhandelte. Die Frau flüchtete in ein Neben zimmer, in welchem die verheiratete Tochter, eine Frau Stier, deren Mann im Felde ist, mit ihrem zweijährigen Mädchen sich befand. Klein goß nun durch eine Spalte der verschlossenen Tür Petroleum und zündete dies an. Dann schlug er die andere Tür ein und goß immer von neuem Petroleum auf die bereits brennenden Frauen. Auf die furchtbaren Hilferufe kamen Leute, besonders Soldaten herbei. Die beiden Frauen und das Kind wurden in ein Krankenhaus gebracht, wo die beiden Frauen verstorben sind. Das Kind ist verhältnismäßig wenig verletzt. Klein wurde auf der Bodentreppe blu tend aufgefunden. Er hatte sich die Pulsader ausgeschnit ten und Gift genommen. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. — Explosion einer Granate. 2n Lllfurt fanden Kin der eine Handgranate und spielten damit,' sie explodierte und zerriß die beiden Knaben des Schleusenwärters Gut mann, sowie einen dritten Spielgenossen. Berlin, 12. August. In der Sprengltoffabrik in Geinsdorf bei Wittenberg hat gestern ein Brandunglück stattgefunden, dem leider auch einige Menschenleben zum Opfer fielen. Eine militärische Bedeutung hat das Vor kommnis nicht, da der Betrieb keine Unterbrechung leidet, Die Ursachen sind noch nicht feftgestellt. — Das gemeinsame Drahthindernis. Am Schluß eines Aufsatzes über die modernen Nahkampfwafsen er zählt der Kriegsberichterstatter der „Morning Post" im britischen Hauptquartier ein lustiges Eeschichtchen, dos wahr sein dürfte, da es den sonst in der englischen Presse so sehr gepriesenen Tommies kein besonders rühmliches Zeugnis ausstellt. „An einem bestimmten Punkt unserer Front, in der Nähe eines sehr gefährlichen Vorsprungs", so heißt es in dem Bericht, „war unsere Linie durch nächtliche Operationen bis auf wenige 100 Meter an die deutsche Stellung herangerückt. Um einen feindlichen Angriff zu verhindern, begann man in aller Eile wäh rend der Dämmerung ein Drahthindernis vor unseren Linien anzulegen, das aber nicht fsrtiggestellt werden konnte, da die Geschichte bei der großen Nähe des Fein des zu gefährlich wurde. Am nächsten Morgen entdecken nun unsere Leute, daß das Hindernis über Nacht in aller wünschenswerten Stärke vollends ausgebaut worden war. Ein Zettel, der an den Drähten hing, klärte über das Wunder auf. Es stand da zu lesen, daß die Deutschen es für ihre Pflicht gehalten hätten, das Hindernis fertig zu stellen, da es für sie ebenso nützlich sei wie für uns. Am Schluß war auch die Erwartung ausgedrückt, daß tragen. Die Soldaten, die sie umringten, zurückstoßend, floh fie jetzt auf die Offiziere zu. „Barmherzigkeit!" flehte fie mit aufgehobenen Hän den zu Herbert. „Was ist aus meinen Eltern gewor den? Tie Franzosen hatten sie gefesselt in den Stall gesperrt. Ich lief nach Marbeck hinab, weil dort einer war, der nach meiner Meinung allein sie retten könnte." „Und dieser eine war ein Franzose", ein Vater landsfeind", gab Graf Marbeck mit drohender Stimme zurück. „Warum kamst du nicht zu uns, die wir so viel näher waren, um deinen Eltern beizustehen?" „Tie Franzosen waren in der Uebermacht. Ihr hättet doch nichts gegen sie ausrichten können. Ter eine aber, den ich meine, der konnte durch ein Wort die Eltern schützen, sobald ich ihn aus Schloß Marbeck befreite. Tas wollte ich tun", schloß sie freimütig, „denn er war der Mann, den ich liebte." Herbert taumelte fast zurück bei den Worten des Mädchens. „Unglückselige!" drängte es sich dann von den Lip pen. „Tu gräbst dir dein eigenes Grab". „Ich kam nicht dazu, den Verrat an unserem Vater lande auszuführen", höhnte Beate, „denn der Mann- dein ich vertraute, der lachte meiner Not. Er wies mich schroff ab, als er sah, daß ich nicht blindlings den Franzosen den Weg zu ihm gezeigt, und als sch ihm noch drohte, dich zum Schutz Herbeizurusen, da schoß er mich einfach aus dem Hinterhalt nieder. Tos ist der Mann, Herbert, um den ich dich ausgab, den ich nun selber verraten muß. Er ist der Colonel Marquis' de St. Terris, der seit Wochen unter der Maske eines Hauskaplans' Gast deines Vaters ist". Mit beiden Händen packte Herbert das Mädchen. „Tu lügst", donnerte er. ,,Gestehe, daß du lügst, um mich zu kränken. Leutnant Reibnitz teilte mir mit, daß du, der Spionage verdächtig, als Gefangene zu halten bist. Dos mag dir den Sinn verwirrt haben. Gib Auskunft, aber wage keine Lüge." „Es ist, wie ich sage," beharrte Beate, Herbert wandte sich entrüstet ab. „Es ist ja lächerlich", ließ er sich zu dem 'klei- wir Briten fortan die mögli cherweise erforderlichen Re paraturen urw angelegen sein lassen würden . . ." — Dor billige Jakob. Aus Bamberg wird denk „Hvser Unz." geschrieben: Um die ländlichen Verkäufe- rinnen auf unseren Viktualienmärkten in Schach M hal ten, d. h. u,m Preistreibereien hirttanzuhalten, läßt die Stadt durch den „Billigen Jakob" (Genannter ist der Kaufmann Metzner, Franz Ludwig-Straße) täglich auf dem Marktplatze (Maxplatz) das Pfund Tafelbutter zu 1.30 Mark, Eier dos Stück zu 10 Pfennig verkaufen. Ter „billige Jakob" hat auf dein Marktplatze unter einem Zeltdach seinen Einzug gehalten; seine Ware fin det reißenden Absatz. So zeigt der „Billige Iakob" auch seine Hute'Seite. Es ist aus einem Saulus ein Paulus geworden. Während er sonst einer der gefährlichsten Aufkäufer von "Butter und Eiern usw, Ivar und den länd lichen Verkäuferinnen bei direkter Lieferung au ihn sogar das Eisenbahnbillett für Her- und Rückfahrt bis zu 'esinem gewissen Betrage vergütet hat, um narr recht viel nach auswärts exportieren zu können und dadurch die Preise mit in die Höhe trieb, bringt er, nachdem ihm die Stadt keinen Erlaubnisschein zum Ankauf Vvu Butter und Eiern (auch nicht aus dem Landei er teilt hat, die billigsten Eier und die billigste Butter nunmehr zum Markte als schärfster Konkurrent der ländlichen Eier- und Butterverkäuferinnen. Alles lobt jetzt den „Billigen Jakob". — Kaltblütigkeit. Das Ref.-Jnf.-Regt. Nr. 73 stand im sogenannten Hexenkessel vor P, Vor dem Schützen graben sollten „spanische Reiter" angebracht werden. Deutlich waren bei Mondenscheiu die nur 30 Meter entfernten feindlichen Verschanzungen zu erkennen. Vor sichtig wird ein „spanischer Reiter" auf die Brust wehr gehoben, mit Stangen und Spaten Hilst man nach. Aber er ist nicht weit genug sortzubringen und vor allem vom Graben aus nicht Zu befestigen. Ta komwt der Wehrmann Tambour Bilins'ki (Tiefbau unternehmer aus Linden, Hannover) seines Weges, schwingt sich ohne ein Wort zu verlieren, über die Schulterwehr. Kerzengerade steht er oben, ergreift den „Reiter", schleppt ihn 10 Meter vorwärts, verankert ihn sorgfältig und ruft: „Mich trifft doch keiner, ich werde 70 Jahre alt", sagte er, und bleibt oben. Schnell weiden ihm die anderen Reiter zugereicht, und furcht los trägt er sie, wie den ersten bor. „Nun auch ein paar Handgranaten her", meint er jetzt. Tie werden ihm jedoch nicht gereicht, nur ihn nicht länger den feindlichen Kugeln auszusetzen, Unverwundet springt der kaltblütige Wehrmann in den Graben zurück. Tie Fahne vom 14, Juli. Tie „Chamvagne- KriegsZeitung" erzählt von einem tapferen Streich, den ein rheinischer Jung in den Vogesen ausführte: Am 14 Juli, ihrem Nationalfeiertage, Hatten die Fran zosen in ihrer Stellung in den Vogesen auf einer Tanne die Nationalflagge befestigt. Das ärgerte die gegenüber liegenden rheinischen Jäger und sie sprachen darüber, Einer von ihnen erklärte, er wolle sie in der Nacht herül. erholen Tie Kameraden lachten ihn aus, waren aber nicht wenig erstaunt, als er sich gegen 11 Uhr auf den Weg machte. Tie Schuhe hatte er Zurückgelassen, ebenso die Uniformjacke, dafür aber Steigeisen und Gewehr mitgenommen. So schlich er durch die Dunkel heit an. den. beiden ersten feindlichen Gräben vorbei. Als Kind des Waldes, er ist von Beruf Förster, fand er sich im Dickicht zurecht, und morgens um vier Uhr kam er mit «der Falmr in der Hand zu seinem Kom- pagniechef und überreichte die stibitzte Fahne. Er erzählte noch, daß die Fahne mit elektrischen Drähten verbunden gewesen sei, die er vorsichtig habe durch- fchneiden müssen. — Wie mögen die Franzosen am an deren Morgen gesucht haben! — Im Schlachthause seines Meisters in Bamberg kam ein löjähriger Fleischerlehrling in eine elektrisch betriebene Maschine, wobei er am liüken Arni der artige Verletzungen erlitt, daß ihm die Hand abgenom men werden mußte. Der Vater des Verunglückten be findet sich im Felde. nen Leutnant aus. „Ter Priester ist ein französischer Offizier, und als Gast in meinem Vaterhause, das find wahrhaftig zu viel der Märchen." Aber plötzlich stockte er. Ihm fiel Eva Marias Brief ein, und daß sie seine Hilfe gegen den Priester erbat. Um die Schwester Zu beruhigen, hatte er den Bruder mit einer Abteilung seiner Leute nach Schloß Marbeck geschickt, aber nun fiel ihm doch schwer aufs' Herz, daß er nicht selbst gekommen." Er selbst hatte sich nicht abkömmlich geglaubt, und jetzt sah er ein schrecklich drohendes Ungewitter sich über seinem Vaterhaufe zusammenziehen. Wenn. Beate recht hatte. Ein Grauen stieg in ihm auf. „Barmherziger Gott, mein Vater". Tann aber verwarf er den Gedanken sofort wieder. Nein, es war ja nicht denkbar. Wenn der Pater, der ihm zwar verdächtig und unheimlich erschienen war, wirk lich ein französischer Offizier war, so wußte sein!armer Kater sicher nicht davon, dann war er selber der Betrogene. , kLvL . 'Ä DsrtsetzMrg folgt, sj