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nosch mit allerlei phantastischen Einzelheiten ausge- schmückte Nachricht verbreitet worden, hie deutsche Re gierung habe in der vergangenen Woche durch Ver mittelung des Königs von Dänemark in St. Peters burg FriedeuHvorschläge gemacht, die aber von der russischen Regierung zuruckgewiesen Worden seien. Diese Nachricht beruht aus Erfindung. Tie deutsche Regierung wird vernünftige Friedensangebote, wenn ihr einmal solche unterbreitet werden sollten, gewiß nicht a limine zurückweisen. Ihrerseits Friedensvvrschläge zu machen, wird hie Zeit gekommen sein, wenn sich die feindlichen Regierungen bereit zeigen, das Scheitern ihrer kriege rischen Unternehmungen gegen uns anzuerkennen. Wien, 12. August. (Meldung des Wiener K. K- Telegr.-Korresp.-Bureaus.) Tie italienische Presse ge fällt sich in der letzten Zeit in der Veröffentlichung von Märchen, wonach die russischen und serbischen Kriegs gefangenen in österreichisch-ungarische Truppenkörper auf dem südlichen Kriegsschauplätze eingerciht würden, um dort gegen die Italiener zu kämpfen. In einem im Cvrriere della Sera veröffentlichten und nach der in Italien so beliebten Methode wahrscheinlich in dcrRe- daktivnsstube ersonnenen Soldatenbriefe von der Front erzählt ein gewisser Sergant Giunti, er habe selbst mehrere solcher in österreichisch-ungarische Uniformen gesteckte serbische Kriegsgefangene gesehen. Daß schon vor der Erklärung des Krieges vor dem Bundesgenossen Oesterreich-Ungarns an den Tag gelegte warme Inter esse Italiens an unseren in russische Kriegsgefangenschaft geratenen Soldaten italienischer Nationalität läßt die Vermutung begründet erscheinen, daß die durch diese lei der allzu durchsichtige lügenhafte VerdächtigungenDester- reich-Ungarns, die wohl nur bei einem auf dem tief sten sittlichen Niveau stehenden Menschen Glauben fin den können, eigen vermeintlichen Rechtstitel dafür er werben will, um die möglicherweise von Rußland groß mütig geschenkten österreichisch-ungarischen 'Kriegs-Ge fangenen, die vermöge ihrer italienischen Nationalität das Unglück haben, von den Italienern als die ihrigen reklamiert zu werden, in die eigene Armee einreihen zu können. Prag. Der 18. August als Nationalfeiertag in Böhmen. Bekanntlich feiert am 18- August der greise Monarch Franz Josef von Oesterreich seinen 85 Geburts tag. Aus diesem Anlaß ist bei der Statthalterei in Böh men ein dringender Antrag des Verbandes Prager Kauf leute eingegangen, in Rücksicht aus die bisherigen Siege des ruhmreichen Heeres und zum Zeichen der allgemeinen Verehrung des greisen Kaisers diesen 18. August in diesem Jahre als Feiertag für das ganze Land anzusrd- nen, damit jeder Patriot frei von des Werktags Sorge daran teilnehmen könne. Wahrscheinlich wird dieser Antrag Erfüllung finden, sind doch bereits in ganz Böhmen großartige Kundgebungen anläßlich dieses Tages geplant. — Polnische Wünsche. Tie iin Polenklub vereinig ten polnischen Mitglieder des österreichischen Abgeord netenhauses haben den Wunsch ausgesprochen, daß Polen mit Galizien zu einem Königreiche im Ver bände her habsburgischen Monarchie vereinigt werde. Der Polenklub ist der Ansicht, daß die nationale und politische Wiedergeburt Polens die Kraft nnd die Macht der habsburgischen Monarchie bedeutend heben werde, daß sie im Lebensinteresfe'des Deutschen Reiches gelegen ist, sowie daß sie die Entwickelung der abendländischen Kultur sichern werde. Zu gleicher Zeit empfiehlt das oberste polnische Nationalkomitee, daß bereits am 16. August 1914 auf Anregung des österreichischen Polen klubs gegründet wurde, eine Vertretung der Nation zu schaffen, in der auch die von der Russenherrschast be freiten polnischen Gebiete zu Worte kämen. Auch das Rationalkomitee ist der Ansicht, daß die polnische Frage nur durch die Besiegung Rußlands und durch die Bild ung eines polnischen Staates gelöst werden könne. Daß nach Warschaus Fall Pie Polen mit ihren Wünschen herrortreten würden, war zu erwarten. Aber wie über die Kriegsziele überhaupt, so ist auch über das polnische Kriegsziel das letzte Wort noch nicht gesprochen, so lange noch die Waffen reden. Tie polnische Kundgebung gehört vorläufi g zu den mannigfachen Anregungen, die bald da, bald dort auftauchen, die aber vorläufig noch keine greifbare Gestalt annehmen können. Und wenn das Nationaltomitee die Hoffnung ausspricht, daß sich Rus sisch-Polen an die Spitze der nationalpolitischen Beweg ung setzen werde, so darf man doch nicht unerwähnt las sen, daß die polnischen Vertreter in der russischen Duma sich höchst russenfreundlich geberdeten. London, 12. August. Ter canadische Premier minister Borden hat eine Abordnung des Vereins, wel cher für die freie Einfuhr von lebenden! canadischen Vieh eintritt, empfangen. Ein Delegierter betonte, daß die Lage in Edinburgh, Glasgow und Aberdeen wegen der hohen Fleischpreise sehr ernst fei. Lord Sesborne hat dieselbe Abordnung empfangen. Er sagte, das Ge setz, wonach in England eingeführtes canadisches Vieh sofort nach seiner Ankunft geschlachtet werden muß, könne mit Rücksicht ans die parteipolitischen Gegen sätze nicht aufgehoben werden. Es würden jedoch Schritte dazu getan, eine größere Einfuhr von Vieh zu sichern. Manchester Guardian erörtert die Frage, ob ,man nicht zum Genüsse von Pferdefleisch übergehen falls. In Glasgow sind schön drei Roßschlächtereien für belgische Verzehrer entstanden. London, 12. August. Die „Times- melden aus Bukarest: Die Frage betr. der Ausfuhr von Getreide nach Deutschland und Oesterreich-Ungarn wird wahr scheinlich geregelt werden gemäß dem Beschlusse der ru mänischen Regierung. Jedenfalls wird aber nicht viel Getreide nach Mitteleuropa gelangen können aus Mangel an Waggons. Die Frage der Ernte dieses Jahres und den bedeutensten Ueberschuß des Vorjahres auszuführen, bleibt ungelöst, solange die Dardanellen nicht forciert sind. Es liegt im Interesse Rumäniens, dessen bedeutende Hä fen an der Donau liegen, an diesem Resultat kräftig mitzuarbeiten. Von de« Kampfplätze« im Weste«. Amsterdam, 12. August. „Telegraph" meldet von der Grenze: Heute ertönte wieder überaus schweres Geschützfeuer in Flandern, namentlich in der Richtung Dirmuiden, sodaß die Häuser der Grenzgemeinden zitterten. Die Aktion dauert jetzt unaufhörlich seit Sonntag mittag. London, 12. August. Nach einer Lloydsmeldung sind die Fischerfahrzeuge Utopio, Oceanrgift, Esteraste, George Borrow, Joung Admiral, George Crabbs, J!Iu- strious, Calm, Tresoire und Welcome versenkt und die Be satzungen gerettet worden. Das gleiche Schicksal erfuhren auch der britische Dampfer Oakwood und die norwegische Bark Morna, deren Besatzungen gleichfalls gerettet worden sind. Kopenhagen, 12. August. Deutsche Torpedo boote haben gestern vormittag südlich von Trogden den Dampfer Tellus aus Stockholm und den Dampfer Bollsted ans- Christiania angehalten und beide abends südwärts beordert, von einem deutschen Patrouillenboot begleitet. Z - " '"i Bergen, 12. August. Ter norwegische Postdampfer Iris ist gestern früh s/z8 Uhr Von einem deutschen Unterseeboot ettva 1 Stunde von der Küste entfernt an- gehalten worden. Das Unterseeboot gab 2 Schüsse ab, welche vor Bug des Schiffes übergingen. '1 Offizier und einige Matvosen kamen an Bord. 1 Passagier erzählt, daß eine Anzahl von Paketen, die für Rußland bestimmt gewesen seien, sei über Bord geworfen worden. Tas Unterseeboot verschwand darauf in südlicher Richtung. Paris, 12. August. Amtlicher Bericht von gestern abend. Im Artois Artilleriekämpfe. Im Abschnitt nördlich von Arras in den Argonnen nahm die iin vo rigen Bericht gemeldete Beschießung an Stärke zu unter reichlicher Verwendung von Granatm mit erstickenden Gasen. Bei Tagesanbruch folgte hier ein sehr hef tiger deutscher Angriff, welcher von mindestens 3 Regi mentern vusaesührt wurde, gegen unsere Stellungen zwi schen der Straße Binarville—Ville-le-Chatcau und der Schlecht von La Houytte. Im Zentrum dieses Ab schnittes gelang es den Deutschen, in unsere Stellungen einzudringen. Sie wurden durch Gegenangriffe im Lause des Tages wieder daraus verjagt und behielten nur ein Stück unserer Schützengräben der ersten Linie. Wt.r machten Gefangene, welche einem württembergischen Korps angehörten. Weiter östlich bei Fontaine-aux-Tar- mes Wichtete der Feind ebenfalls einen Angriff gegen unsere Schützengräben, welcher vollkommen zurückgeschla gen wurde. Im Priesterwald und in den Vogesen, am Linge- und Hilsenfirst ziemlich heftige Kanvnade. — Fliegende Magnesiumfackeln. Dieses gigantische Völkerringen hat eine besondere Note durch die modernen Erfindungen erhalten, die auf allen Fronten in den Dienst der Waffen gestellt worden sind. So verwenden die Franzosen, wie ein von der Front zurückgekehrter Ober leutnant berichtet, wenn sie zur Nacht ein Ableuchten des Geländes für nötig halten, Magnesiumfackeln, die sie mittels eines kleinen Geschützes 200—300 Meter hoch in die Lust schießen, und die dann, von einem Fallschirm getragen, minutenlang weithin die Gegend erhellen. Vor kurzem beobachtete man beim Abfeuern solcher Raketen, daß die früher verwendeten, eigens dazu hergestellten, ge wiß teueren Fallschirme durch alle Regen- und Sonnen schirme der verschiedensten Kaliber ersetzt waren. In einer Nacht gab es einmal ein mächtiges Gewitter, das den ganzen Himmel umzog und sich durch ungewöhnlich viel Blitze auszeichnete. War die Gegend schon dadurch in Licht fast gebadet, so hielten es die Franzosen doch noch für nötig, Leuchtraketen abzuschießen. Da war es denn interessant zu beobachten, wie die Magnesiumfackeln, wenn sie die Reise nach unten antrotsn, mehrfachdonner lose Fächerblitze auf sich zogen. Dier-, fünfmal hinter einander griff so eine elektrische Geisterhand aus den Wollen heraus nach dem Störenfried, ja ganz zuletzt, wenn der leuchtende Körper schon ganz nahe der Erde angelangt war, zuckte noch einmal ein gespenstischer Fünf zack drohend zu ihm hin. Vo« de« Kampfplätze« im Oste« und Süden- Kopenhagen, 12. August. Berlingske Tidende meldet: Das Pressebüro in Petersburg verbreitet die Mitteilung, daß sich infolge der Dumasitzung, welche ge stern hinter verschlossenen Türen stattfand, die Stimmung der Abgeordneten außerordentlich gehoben habe. Nament lich habe eine Erklärung des Kriegsministers ermutigend gewirkt. Ein gleiches gelte von den Maßregeln, welche die Regierung ergriffen habe. Das Blatt bemerkt dazu, daß die gestrige Sitzung die bestehenden Gegensätze zwi schen den Parteien völlig verwischt habe."Nowoje Wremja meldet heute, daß Deutschland in völliger Anerkennung der Stimmung Rußlands tatsächlich den Versuch gemacht habe, durch ein bekanntes deutsches Bankinstitut über einen Sonderfrieden mit Rußland anzuknüpfen. Die Vermittlerin habe zu verstehen gegeben, daß die deutsche Regierung bereit sei, Polen und Kurland zu räumen und Galizien und die Dardanellen Rußland zu überlassen, wenn der Türkei Aegypten zugesichert werde und Deutsch land freie Hand gegen die Verbündeten Rußlands erhalte. London, 12. August. Das Reutersche Büro er fährt aus Petersburg! Auch die Beamten bereiten sich darauf vor, Dünaburg zu verlassen. Die Militärbehörden rufen die Männer vom 17. bis zum 45. Lebensjahre für Feldarbeit auf. General Russki hat mit dem Distrikts general die Stadt besucht. Kopenhagen, 42. August. Berlingske Tidende meldet aus Paris: In wohlunterrichteten russischen Kreisen verlautet, man könne erwarten, daß der russi sche Rückzug noch einige Zeit fortdauern wird. Wilna soll aufgegeben werden. Tie Vorbereitungen sind in vollem Gange. Tie öffentlichen Einrichtungen wurden bereits fortgebracht. Zurzeit werden alle Wertgegen stände, die sich in den Museen und Sammlungen der Stadt vörfiuden, fortgeführt. London, 12. August. Taily News schreiben in einem Leitartikel: Es ist höchste Zeit, daß an den Dar danellen ein Ende abzusehen ist. Mangels genauerer Nachrichten solle nicht zu viel Gewicht auf die seltsame Meldung gelegt werden, welche die Möglichkeit einer Räumung von Wilna anzndeuten scheint. Wenn diese wirklich geplant wird, so bedeute dies natürlich, daß die gesamte Stellung, auf welche sich die Russen von War schau aus zurückgezogen haben, bereits aufgegeben ist. i Tas Blatt fragt, was das Ziel der neuen russischen Strategie sei. Es sei freilich unmöglich, Rußland wirk lich tzu erobern, aber eine Lage, in welcher die russische Hauptarmee von Petersburg abgeschnitten wäre, würde sehr ernst sein. ' — An seine Ziehen Juden" hatte der russische Zar ein von Güte und Vaterlandsliebe triefendes Schrift stück erlassen. Nun, die Interpellation, die die äußerste Dumattnke an den russischen Ministerpräsidenten Gv- remykin wegen der fürchterlichen Lage der Russen ge richtet hat, gibt die Antwort, wie diese ,.Zarenliebe" in Wirklichkeit aüsgesehen hat. Da kommt zur Sprache, daß die von den russischen Behörden aus den kriegs- bedMsten Gegenden kurzerhand ausgewiesenen Juden in Güterwaggons gesperrt wurden, deren Türen wie bei einenr Waren- oder Viehtransport plombiert waren. Tiefe sogenannten „Judenzüge" hielten auf manchen Turchgangsstativnen mehrere Tage, ohne daß den ein gesperrten Männer, 'Frauen und Kindern die Erlaubnis gegeben worden wäre, die Waggons zu verlassend' Auf der Station Unetscha hielt ein derartiger Bahnzug volle Zehn Tage und als man dann die Waggons öffnete, fand man darin sechzehn Scharlachkranke und acht Fleck typhuskranke. Aus den Zügen schrieen die Unglücklichen wie wahnsinnig nach Bwt und Wasser. Aber die den Zug bewachenden Gendarmen drohten, aüf die Helfer zu schießen, die mit Wasserkrügen herbeigeeilt waren. Mehrere jüdische Frauen waren während dieser Höllen fahrt niedergekommen in verschlossenen und plombier ten Waggons, wo Männer, Frauen und Kinder ohne Speise und Trank tagelang zusammengepfercht waren. Alle Schreie um ärztliche Hilfe nutzten nichts-. Selbst Irrsinnige, die in Krankenhäusern und Irrenanstalten sich bei Veröffentlichung der Ausweisungsdekrete be fanden, Wurden von dort 'n die Judenzüge verladen, zu sammen mit Gesunden. Die Haare sichen einem zu Berge, wenn man diese entsetzliche Interpellation liest. Wien, 12. August. Aus dem Kricgspressegnartier wird gemeldet: Der italienische Kriegsbericht vom 9. weist von einem erfolgreichen Angriff am unsere Stell ungen am Paß del Cavallo im Sattel zwischen dem Freikofel uiid dem Großen Pal Zu berichten. Von einem solchen Angriff ist unseren Truppen nichts bckanntge- vwrden. TM am 8. früh dort vernehmbare starke Infanterie- und Artilleriefeuer dürfte nur zu dem Zwecke ins Werk gesetzt worden sein, um von einen! Erfolg berichten zu können. Desgleichen stellen sich die Angaben des italienischen Berichtes vom selben Tage über Erfolge in dem Gefecht bei Zagora und Paljcvo, südlich von "Plava als reine Erfindung dar. Sämtliche dortigen Stellungen sind in unserem Besitz. Kein ein ziger Minenwerfer ist verlorengegangen. London, 12. August. Tas Reutersche Bureau mel det amtlich: Gestern dauerte der erbitterte Kampf auf Gallipoli, Namentlich in der von dem australisch-neu seeländischen Armeekorps besetzten Zone und im nörd lichen Abschnitt bei Kaba Tepe. Tie Australier und Neu seeländer vermochten das besetzte Gebiet ungefähr zu verdreifachen, während wir nach Norden hin keine wei teren Fortschritte machten. Tie Truppen fügten dem Feinde schwere Verluste zu. Tas französische Schlacht- 'chlsf St. Louis muß,, wie gemeldet wird, 5 von 6 Ka- ULnen inner an der asiatischen Küste gelegenen Batterie Znm Schn eigen gebracht haben. Athen, 12. August. Seit Bekanntwerden des An- jinncns des Dicroerbandes, daß Kavalla an Bulgarien