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Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Anzeigen von hier und aus dem Amtsgsrichts- bezirk Adorf werden mit 10Psg.,von auswärts mit 15 Psg. dis 5 mal gespaltene Grundzeile oder deren Daum berechnet und bis Mittags 11 Ahr für den nächstfolgenden Tag erbeten Reklamen dis Feile 30 Pfg: »«,***** Der Grenzbots erscheint täglich mit Aus- nähme des den Sonn- undFeiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbszahl- bar, 1 M. 35 Psg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiserlichen 'Post anstalten und Postboten angenommen Adorser Grenzbote (früher: Der Grenzbote) sr Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf rs Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage „Der Seitspiegel" Fernsprecher -Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: GttoMeyer !n Adorf Tel.-Adr.: Grenzbott 151. Honnabend, den 3. Inli 1915. 80. Jahrs. km Umschwung in Amerika. Mas Deutschlands Söhne in diesem gigantischen Krieg bisher geleistet haben, ringt den Amerikanern di« allerhöchste Bewunderung ab, und ganz allmählich meldet sieh die Geringschätzung über die vielen Räuber, die sich vereinigt haben, um gegen die deutsche Rasse Ui Felde zu ziehen. Dieser Umschwung iu der Beurtei lung Deutschlands' ist zu einem Teil auch dein offenen Auftreten Bryans zu danken, der mit deutlichen Wor- bn feinen Landsleuten das Verächtliche ihres Beneh mens Vorhalt. Als eine weitere Folge, die nicht hoch genug bewertet werden kann, ist auch die plötzliche Sinnesänderung großer amerikanischer Blätter zu be trachten, die bisher auf England fest eingeschworen waren. .Auch die Gelehrten Amerikas treten jetzt schär- irr aui und machen dem amerikanischen Volke Vor haltungen. Der amerikanische Professor Aardell Hender son von der Universität iu New Haven, einer der be deutendsten Universitäten iu den Vereinigten Staaten, hat in einem bisher als cnglandfreundlich bekannten Blatte einer, geharnischten Mahnruf losgelassen.Teurscb- land ist von einem Ring von Feinden umgeben, die vor Haß v-errückt sind, sagt er. Angenommen, die ameri kanische Munition setze sie in den Stand, iu Deutsch land einzubrechen, was wird aus den deutschen Frauen werden, wenn sie in die Hände solcher kaum diszipli nierter Wilden fallen, wie es die Kosaken, Ghurkas, ^ikhs, Tnrkos und Senegambier sind? Mau weist da rauf hj„, haß mir und unsere Frauen und Kinder ein Recht haben, den englischen Kanal und die Irische See aus britischen Schiffen zu befahren. Aber wir haben dasselbe Recht, auf deutschen Schiffen in der Nordsee zu fahren. England verhindert uns durch eine neue Art Blockade, dieses Recht auszuüben, ja selbst auf unseren eigenen Schissen nach Deutschland zu reisen. Wir haben dagegen protestiert, aber wir würden nicht daran denken, England den Krieg zu erklären. Wir hät ten gegen die Unterwerfung Belgiens protestieren sollen, aber wenn cm internationaler Schiedshos Deutschland verurteilen würde, Belgien wieder anfzugebeu, so müßte tr ebenso Rußland verurteilen, Finnland seine Verfass ung zurückzugeben und die Verfolgung von Polen und Minden einzustclleu. Er würde England aus Hongkong, Indien und Südafrika zu verweisen haben und wurde unangenehme Fragen Irlands wegen stellen. Er würde Serbien aus den: bulgarischen Gebiet ausweisen müssen, Belgien aus dem Kougogebiet und Frankreich aus Nordafrika. Diese Stellungnahme bisher england- sreundlicher Blätter ist so hochbcdeutend, daß man aus die weiteren Folgen dieses MeinuugSumschwuugeS gespannt sein darf. Gertliches und Sächsisches. Adorf, 2. Juli 1915. — Die Einweisung unseres ncugewählten Stadt- vberhauptes, Herrn Tr. Lauge, als Bürgermeister von Adorf wird am Montag, den 12. Juli, nachmittags 4 Uhr ourck Herrn .Kreishauptmann Dr. Fraustadt im Sitzungssaal des Rathauses erfolgen. Der ernsten Kriegszeit wegen ist von einer besonderen Feier ab gesehen worden. — Beurlaubung von Win Heeresdienste herangezo genen Landwirten. Rach Mitteilung einer Amlshaüpt- Manuschast befindet sich diese infolge der zahllos ein gehenden Urlaubsgesuche von zum Heeresdienst ein- gezogcncn Landwirten geradezu in einer Notlage. An scheinend werden die Angehörigen der Soldaten von diesen selbst zur Einreichung der Gesuche in der völlig irrigen Meinung veranlaßt, daß die Zivilbehördcn die Bitten leichthin befürworten und daß diese infolgedessen seitens der zuständigen Militärbeseblshaber meist ge nehmigt werden. Es wird im Interesse der Entlastung aller vielbeschäftigten Heimatbehördeu von zweckloser Arbeit dringend darum ersucht, durch geeignete Beleh rung dem eingerissenen Unwesen zu steuern. Hierbei wird darauf hingewiesen, daß die vorzugsweise Beurlaubung von Landwirten nur zwecks Vornahme der Frühjahrs bestellung seinerzeit befürwortet werden konnte, daß diese aber aus Anlaß der bevorstehenden Erntearbeiten nicht geschehen kann. Die Prüfung aller Urlaubs gesuche wird seitens der Staats- und Gemeindebehörden auch künftig nach strengen, den militärischen Interessen gerecht werdenden Gesichtspunkten erfolgen, sodaß Ge suche nur in ganz d ringenden Fällen Beachtung finden können, alle anderen aber ohne Weiteres zurückgewie sen werden müssen. Eine weitere photographische Ansichtskarte er hielten wir von dein Feldzugsteilnehmer Franz Feustel aus Jugelsburg, der im Osten steht. Friedlich lebt die dortige Bevölkerung mit unseren Feldgrauen beisam men. Man könnte denken, es handelt sich um Manöver- Einquartierung, so gemütlich sitzen die deutschen Sol daten, ihr Pfeifchen schmauchend, mit den Bauern und deren Kinderschar vor den niedrigen Häusern. „Es ist doch schön, wenn mau hier etwas von der Heimat liest", so schreibt Herr Feustel, der als regelmäßiger Leser des „Adorser Grenzboten" auch in der Ferne sich immer auf dem Lausenden über die Vorgänge in der Heimat erhält. Wie ihm, so geht noch etwa gegen 200 anderen Feldzugsteiluehmern von Adorf und Umgegend alltäglich der „Adorser Grenzbote" zu, und es ver geht fast kein Tag, an dem uns nicht die Feldpost DanksaguNgcu der Krieger für die regelmäßige Zu sendung deS Heimatblattes bringt. „Ein Stück Heimat kpimnl zu cineni, wenn die Feldpost uns den Grenz boten bringt", so schrieb uns dieser Tage einer aus dein Felde. Tie Feustelsche Ansichtskarte haben wir in unserem Schaukasten ausgestellt. Weiterhin an uns gerichtete photographische Ansichtskarten mit Bildnissen von Feldzugsteilnehmern aus Adorf und Umgegend werden wir gern vor unserer Geschäftsstelle zum Aus hang bringen, da unsere Einwohnerschaft solchen Karten ein reges Interesse bezeigt. - Fettgewinnung in Gastwirtschaften. Bekanntlich streßen alljährlich riesige Mengen Abfallfettc in den "Abwässern nutzlos weg. Plan berechnet den jährlichen Verlust an Fetten auf fast 00 Millionen Mark. Eine solche Summe darf der Volkswirtschaft nicht verloren gehen, und deshalb hat inan bereits vor dem Kriege Versuche angestellt, uni aus dem Abwässerungsschlamm die Fette wieder zu gewinnen. Viele bedeutende Gast wirtschaften haben aber die Frage bereits 'praktisch gc- Wst, verwerten ihre Spülwässer und verkaufen das gewonnene Fett an Seifensieder und ähnliche Gewerbe treibende. Dieser Erhaltung großer Werte kommt jetzt im Kriege doppelte Bedeutung zu, sie erschließt den Be teiligten zudem neue Einnahmequellen und ist daher des besonderen Interesses weiterer Kreise wert. Je mehr der Gedanke der Spülwasscrverwertung an Boden gewinnt, desto mehr werden auch chemische und indu strielle Uuternehmuugcn angeregt werden, die Gewinn ung der Abfallsette immer mehr zu verbessern mrd zu verbilligen. - Tie Klagebriese ins Feld nehmen kein Ende! Schon ost ist auf die kleinmütige Art hingewiesen wor den, in der viele der Daheimgebliebenen ihren Män nern, Brüdern und Söhnen draußen das Herz schwer machen durch verzagte Briefe, durch kleinliche Klagen und Entstellung der wirklichen Verhältnisse iu der Heimat. Leider ist aber bis jetzt von einer besseren Ein sicht solcher Brieffchreiber nicht viel zu spüren. Was kürzlich schon als eine fast unglaubliche Tatsache ver zeichnet werden mußte, daß in Briesen an in Ge fangenschaft geratene deutsche Soldaten völlig unwahre. Angaben über drohende Hungersgesahr gemacht wur den, wiederholt sich auch in den Briefen ins Feld. Wenn man das hört und dem die tatsächlich vollkommen ausreichenden Ernährungsmöglichkeiten im Lande gegcn- überstellt, so kann man den Schreibern solcher Unwahr heiten höchstens zu Gute halten, daß sie die Verhältnisse nicht zu überblicken vermögen, denn sonst muß man fix als Verleumder ansehen, deren Treiben unserem Vaterlande nur schweren Schaden bringen kann. Wo ist in Deutschland etwas von Hungersnot zu spüren? Freilich sind viele Preise gestiegen. Aber in Kriegszeiten muß sich ein jeder einige Entbehrungen auferlegen. Aber- ist das ein ausreichender Grund zu solch schwächlichen Klagen? Und dann auch welch ein Unrecht gegenüber den Braven an der Front! Sie, die Tag und Nacht im schwersten Kämpfe stehen, sehnen sich da nach, irr den Briefen von Hause ein liebes, freudiges, erhebendes Wort zu vernehmen. Statt dessen lesen sie Klagelitaneien, die mit Uebertreibungen und Unwahr heitengespickt sind, und ihnen die Stimmung verdüstern. Tie kleinmütigen, undeutschen Briefschreiber aber muß man fragen: Schämt Ihr Euch picht vor den Helden im Felde, die tausend Strapazen lautlos und kraftvoll ertragen? Und für wen ertragen? Für Euch!' Spende an die Hinterbliebenen gefallener Ver- sichener. Tie Landesversicherungsanstalt Königreich Sachsen gmuihrt den Hinterbliebenen von Versicherten, die nu gegenwärtigen Kriege gefallen oder an den er littenen Verwundungen, Verletzungen oder Krankheiten vor Ablauf von sechs Monaten nach dem Friedens schlüsse verstorben sind, in ehrendem dankbaren Ge denken an den vom Verstorbenen dem Vatcrlande ge leisteten Kriegsdienst Spenden und zwar der Witwe im Betrage von 75 Mark, jeder Waise im Betrage von 30 Mark. Tie Speichen werden aber nur an Hinter bliebene in bedürftiger Lage und an die hinterlassenen Kinder unter 15 Jahren gewährt. Anträge sind bei den Gemeindebehörden zu stellen. — Abermalige Preissteigerung für Zeitungsdruck papier. Der „Zeitungsverlag" schreibt: Der Verband Deutscher Druclpapierfabrikanten verbreitet ein Rund schreiben, mittels welchem er einen lOprozentigen Preis- ausjchlag abermals erforderlich und als berechtigt an- kündial. — Tie Preissteigerungen aller für die Her stellung der Zeitungen benötigten Materialien, die iwch immer keilt Ende nehmen, gefährden direkt den Zei- tungsstaud. Weit über 1000 Zeitungen haben schon das Erscheinen eingestellt, da es unmöglich erschien, die Ver luste, die auch durch höhere Bezugspreise nicht ein gebracht werden können, zu tragen. Der entfernt Sieb ende ahnt eben nicht, welche beträchtlichen Summen der Mehrausgaben durch die allgemeine Teuerung auf gewendet werden müssem — Tas Bier wird knapper! Rach Mitteilung des Verbandes der Brauereien Hofs und Umgegend ver langt die Armeeverwaltung im Gebiete des 3. Bayer. Armeekorps eine wöchentliche Lieferung von 100 Lad ungen Bier für die Truppen. Taran sind auch die Brauereien von Hof und Umgegend beteiligt und deshalb soivie wegen der gesetzlichen Pwduklionscinschränkungen an sich sind sie gezwungen, vom 1. Juli an die cstsamte Flaschenbier-Lieserung cinzustellen und weiter eine Kürz ung der Lieferungen an die Wirte nur 40 Prozent des Durchschnittsbedarfes aus den gleichen Monaten des Jahres 1012 und 1913 vorzunehmen. Wo bleiben die Stadtverwaltungen? Tie Fleisch preise haben überall in den Städten eine bedenkliche Hohe erreicht. Tiefe Ursache ist der Mangel an Futter mitteln, der es dem Lande unmöglich macht, die Vieh- mast in größerem Umfange zu betreiben. Infolgedessen stehen Angebot von Schlachtvieh rind Rachsrage nach Fleisch im Mißverhältnis. Tem hohen Preisstande kann ente,cgeugewjrkt werden, wenn der Fleischverzehr eine Einschränkung erfährt. Tas hat aber natürlich eine gewisse Grenze. Es muß deshalb mit allen Mitteln dahin gestrebt werden, die Erzeugung von Schlachtvieh wieder aus eine breitere Grundlage zu stellen. Dazu ge hören vor allenc ausreichende Mengen von Futtermit teln. Werden hier alle Quellen ausgenutzt? Leider ist das nicht lwr Fall. In zahlreichen Städten wandern immer noch viele Küchenabfälle nicht in die ViehstMe, ivo sie eigentlich hingehörten und wo sic gerade jetzt recht großen 00,Yen stiften könnten. Es wird die höch ste Zeit, daß sich die Stadtverwaltungen, die es noch