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Adorfer Grenzbote (früher: Der GrenzboLe) Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Donnerstag, den 27. Mai 1913. Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage „Der Seitspiegel Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer in Adorf Anzeigen von hier und aus dem Nmtsgcrichts- bezirk Adors werden mit 1 dPfg., von auswärts mit 15 Pfg. die 5 mal gespaltene Grundzeile oder deren Naum berechnet und bis Mittags 11 Llhr für den nächstfolgenden Tag erbeten Neklamsn die Seile 39 Psg: Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Der Grenzbots erscheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undFsisrtagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausdezahl- bar, 1 M. 35 Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, fowis von allen Kaiserlichen Post anstalten und Postboten angenommen Tel.-Adr.: Grenzbotc 80. Iahrg. Fernsprecher Nr. 14 119. Gertliches und Sächsisches. Adorf, 26. Mai 1915. — Tem Vernehmen nach wird der außerordent liche sächsische Landtag für den 22. Juni einberufen. — Herr Bahnassistent Günther von hier, der schon seit dem Herbst vorigen Jahres nach Maubcuge ab- kommandiert ist, wurde durch Verleihung des Albrechts^ kreuzes mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet. — Im Kampfe für unseres Reiches ungeschmälertes Fortbestehen fiel bei einem Sturmangriff in der Gegend um Wern der Gcmeindevorstand von Freiberg, Rein hard Herzog, der als Reserve-Infanterist am Feldzug teilmahm. Er stand Anfangs der 30er Jahre. Mit schwer Gattin betrauert ein sjährigcs Mädchen den Ernährer. Einem Bauchschuß ist er einige Zeit nach seiner Verwundung erlegen. Ebre dein Andenken des toten Helden! — Nostiz über die Presse. Der Landesverband der sächsischen Presse hielt dieser Tage in Dresden seine Hauptversammlung ab. Der Vertreter der Re- giernng, Geh. Rat von Nostiz, vom Ministerium der Auswärtige» Angelegenheiten, hielt dabei folgende Ansprache: „Ich darf zunächst meinen Dank für die Einladung a ussprechen, die den staatlichen Be hörden zugegangen ist, und möchte betonen, daß ihre Vertreter ihr mit Freude gefolgt sind. Zunächst sei auf die große, außerordentliche Bedeutung hingewir- sen, die die Preske stets und in diesen Zeiten be sonders für die öffentlich Meinung für sich in An spruch nehmen darf. Weiter darf ich die Schwicrig- keiten betonen, u nter denen die Presse gegenwärtig arbeitet. Gerade die Behörden, die mit der Presse zu tun haben, wissen diese Schwierigkeit vollständig zu würdigen. Ich darf mich darauf beschränken, dank bar auszusprechen, daß, wenn unser deutsches Volk 'n einer großartigen, einmütigen, va erländischcn Hin gebung jetzt diese schwere Zeit durchlebt, dies gewiß nicht zur geringsten Teile das Verdienst der deutschen Presse ist, die neben der Hingebung und Entschlossen heit, die wir alle nötig haben, auch die 'dritte schwere Tugend, die wir daneben ebenso dringlich brauchen, nämlich die Tugend einer erleuchteten Disziplin zu handhaben weiß, einer Selbstzucht und Disziplin, deren Wurzeln nicht in Gleichgültigkeit und Unterwürfig keit, sondern im weiten, freien Blick und in einer Großmut der Gesinnung beruhen. Fahren Sie fort, ineine sehr geehrten Herren, unser deutsches Volk mit seinem vaterländischen Geist einer einmütigen und äußeren Entschlossenheit zu erfüllen und der Daul des Vaterlandes wird ihnen gewiß nicht fehlen." — Kurtheater Bad Elster. Vielfachen Wünschen der Badegäste entsprechend, werden von jetzt ab die Vor stellungen erst um 8 Uhr beginnen. — Herr Direk tor Oskar Will, so schreibt man aus Breslau, hat für die Sommer-Spielzeit die künstlerische Leitung der vereiniglen Kur- und Natur-Theater der Bäder Ku- dowa und Altheide übernommen. — Bericht über den Schlachtvichmarkt zn Plauen am 25. Mai. Preise für 50 Kilo Schlachtgelvicht. Ochsen (12) 100-120 Mk., Bullen (14) 98 -110 Mk., Kalben (48) 118—122 Mk., Kühe (42) 78 -115 Mk.. Kälber (8) 90—115 Mk., Schafe (90) 135 Mark. Schweine (185) 140—165 Mk. Voigtsberg. Tic Vogtl. Ztg. schreibt: Eine un erwartete Aufklärung sand die Rüpelei, von deren Verübung wir neulich Mitteilung machten: die Zer störung zweier Ruhebänke auf der Schanz. Tie eifrig betriebenen Nachforschungen führten zu dem Ergebnis, daß — drei erwachsene Mädchen als die Frevlerinnen ermittelt und zur wohlverdienten Bestrafung angezeigt wurden. Plauen. Eine große Familie hinterließ die am 18. Mar i m 83. Lebensjahre verstorbene Frau Ehr. Fr. verw. Bär; sie war Mutter von 10 Kindern, von denen acht noch am Leben sind, Großmutter von 74 Enkeln und Urahne von 38 Urenkeln. Von ihren Enkeln stehen neun im Kämpfe für das Vaterland, einer ist aus dem Felde der Ehre gefallen, ein anderer verwundet. Zwickau, 24. Mai. Am Sonnabend nachmittag in der sechsten Stunde wurde im Stadtpark in Weißen born der Koch Kürt Schill vom Hötel Wagner hier beim Spaziergang von zwei jungen Burschen hinter rücks durch -zwei Revolverschüsse schwer verletzt. Tie Täter sind zwei 15jährige Laufburschen von hier. Einer von ihnen konnte noch in der Nähe des Tatortes scst- genommen werden, während der andere am Sonntag in Zwickau verhaftet wurde. Beide hatten geplant, den Schill zu beraube», was aber durch hinzukommcnde Personen noch rechtzeitig verhindert werden konnte. Wie sich bei ihrer Vernehmung herausstellte, hatten die beiden, die in der letzten Zeit arbeitslos waren, nach gemeinsamer Verabredung geplant, einen Men schen zu überfallen und seiner Barschaft zu berauben, um mit dem Gelde dann das Weite zu suchen. Zum Glück ronrnen sie ihr Vorhaben nicht ganz aussühren. Ter schwerverletzte Kurt Schill wurde nach dem städ tischen Krankenhaus gebracht, wo er in bedenklichem Zustande darniederliegt. Die beiden, kaum dem Kna benalter entwachsenen Burschen, sehen der wohlver dienten Strafe ihres rohen Verbrechens entgegen. Zwickau. Reicher Kindersegen. In den letzten Tagen ist in den Familien zweier hiesiger Einwohner durch eingetrofsenen Zuwachs die Zahl ihrer lebenden Kinder in dem einen Fall auf11, in dem anderen auf >3 gestiegen, ergibt zusammen 24 Kinder in zwei Haus haltungen. Davon sind 17 schulpflichtig, der eine Fa milienvater steht jm Felde. Solange solch deutsche Art und Sitte bestehen, wird Deutschland auch nie unter- geheu. Limbach. Am Mittwoch wollte in der hiesigen zweiten Bürgerschule ein junger Schreiber ein Geschoß von einer Schulstube zur anderen tragen, wobei er es fallen ließ, sodaß es explodierte. Tem jungen Mani', wurden eine Hand abgerissen und die Zähne ein- geschlagen. Leipzig. Eine Herabsetzung der Mehlpreise ist demnächst hier zu erwarten. Nachdem die Kriegsgetreide- gesellschast die Mehlpreise für die nach dem 15. Mai 1915 an die Gemeinden erfolgenden Mehlznweisuugcu herabgesetzt hat, wird eine entsprechende Ermäßigung der Mehlpreife seitens der städtischen Mehlvertcilungs- stelle erwartet. Die Gemeinden können jedoch in der Mehrzahl die Mehlpreise augenblicklich noch nicht herab letzen, weil die Kriegsgetreidegesellschaft ihnen noch vor dem 15. Mai weit über ihren Bedarf für die nächste Zeit hinaus Mehl zugewiesen hat. Diese teuer gekauf ten Vorräte müssen zunächst aufgebraucht werden. In Leipzig wird dies voraussichtlich bis in den Juni dauern. Dresden, 25. Mai. Seine Majestät der König hat Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Johann Georg, Herzog zu Sachsen, in besonderer Anerkenn ung seiner Tätigkeit auf dem Gebiete des Rvteu Kreuzks das Großkreuz vom Verdienstorden zu verleihen geruht, das zur bleibenden Erinnerung an diese Wirksamkeit durch bas Abzeichen des Roten Kreuzes besonders ge kennzeichnet ist. - Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem 'Staatsminister, Minister der Justiz Dr. Nagel das Großkreuz des Albrechtsordens mit dem Stern in Gold zn verleihen. Dresden. Absturz zweier Luftschiffer-Soldaten. Am Dienstag vormittag gegen 10 Uhr wurde das Luft schiff „Viktoria Luise", als es zu einem Ppobeslug auf dien' Caditzer Flugplatz fertig war, von einer Wind böe plötzlich emporgeschnellt. Hierbei wurden zrveiMann der Lustschisser-Abteilung etwa 300 Meter hoch an den Tauen nn: empvrgeführt. Der eine von ihnen stürzte noch ini Bereiche des Flugplatzes, der andere in der Nähe der Gvhliser Windmühle in der Richtung Meißen aus etwa 300 Meter Höhe ab und blieben tot liegen. Tas Luftschiff fetz le seine Probefahrt flut. Der Weltkrieg. Hannover, 25. Mai. Seine Majestät der Kam ser hat dem General von'Emmich in Anerkennung seiner Verdienste am dem galizischen Kriegsschauplatz! das Eichenlaub zu dem bei Lüttich erworbenen Orden Pour le merite verliehen. — Ein Protestschreibcn des früheren Reichskvmmis-. sars Dr. Peters. Dr.. Karl Peters, Reichskommissap a. D., der sich augcnbuckcich in Berlin anshält, hat nach der Post an die „Societa asZcana" in Röm folgendes Schreiben gerichtet: Bet der banditen- artigen Haltnng Italiens gegenüber feinen Verbündeten von länger als M Jahren will ich nicht mehr Mitglied Ihrer Gesellschast sein nud lege des halb mein Amt als korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft nieder." An die „.Societa afr'-eana" in Neapel, der Dr- Karl Peters fei' 1890 als Ehren mitglied augehört, ist ein ähnliches Schreiben «-ge schickt worden. — Tie japanische Regierung hat zur Vermeidung des Krieges ein Kompromiß mit China geschlossen; di« Rückgabe Kiautschous. an China ist beschlossene Sache,; Don den westlichen Kriegsschauplätzen. London, 25. Mai. Feldmarschall French be richtet von gestern: Unsere Artillerie brachte hcut? drä deutsche Batterien zum Schweigen. Oestlich Ppern entwickelten die Deutschen frühmorgens Infanterie- an griffe im Schutze giftiger Gaie, iväheend ihre Ar tillerie gleichzeitig mir Stickgasen gefüllte Geschosse abfcncrte. Unsere Trupven waren gezwungen, einen Laufgraben zn räumen. Der Feind drang an ein oder zwei Stellen durch unsere Glieder. Der Kampf dauert noch an. Teile der ursprünglichen Linie wurden zurückerobert. Paris, 25. Mai. Temps berichtet, daß ein deut sches Flugzeug, welches vorgestern Paris überflog, 8 Bomben abwaif. 5 fielen in die Nähe des Erstell urnces^ eine davon mitten in eine Schar spielender Kinder^ glücklicherweise ohne zn Platzen. Es wurde nur sehtz wenig Schaden verursacht. Tas Flugzeug überflog sodann Favcl, warf noch 3 Bomben, wovon eine inj der Rue Chasseloup Laubat niederfiel, ohne großen Schaden anznrichlen. — Die englische Arbeiterpartei gegen die all-, gcmeinc Wehrpflicht. Tos Genfer- „Journal" meldet aus London: Tie am Pfingstsonntag stattgefnndens Delegiertenkonferenz der englischen Arbestenmrtei sprach sich einstimmig gegen die Einführung dir allgtmeinest Wehrpflicht in England aus. —- Fleischmangel in England? In Manchester^ Liverpool und verschiedenen anderen Stadien werden die Fleischerläden nunmehr noch an drei Tagen in der Woche geöffnet fein. (W. T.-B.) — Englische Verluste". „Daily Mail" berechnet in einem Leitartikel, in dem das Blatt Lord Kitchener erneut angreift, daß die Engländer täglich 200 ManN an Toten und Verwundeten verlieren. — Neue Bestellungen von Kriegsmaterial in Amerika Ter Nieuwe Courant meldet aus London: Tic Blätter vernehmen aus Toronto, daß die American Lokomostv Co. von der britischen Regierung einen Auftrag auf Lieferung von Granaten für 65 Millionen Pfund Sterling erhielt. Bei Westinghouse Elec* tric and Manufacturing Co. bestellte Rußland durch -!>e>mttttlung der englischen Regierung sür 27,5 Mil lionen Pfund Sterling Kriegsmaterial. ; Dom südlichen Kriegsschauplatz. — bAnnunzios Loh" für feine .Hetzarbeit. In rö mischen Bankkreifen verlautet, wie eiu deutscher Pro-, fessvr, der bis zum Feste in Rom war. der- „Vosß Ztg" milteiltc, daß siebzig Millionen Franken füv die Kricgsdemvnstralwnen in ganz Italien aus Pari^