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b eleuchtet, die die deutsche Bevölkerung von der Lage Kat, in der sie sich befindet." Unter den abgedrnckten Briefen befindet sich auch einer aus Rodewisch, der Ende März datiert Nt. Derselbe lautet: „Lier in Rode wisch ist die Lage sehr schlecht; es «ist -fast, als wenn wir den Krieg in unserem eigenen Orte hätten. Aber nur die Armen spüren ihn. Die Verteilung erfolgt nicht so, wie sie es müßte. Die Reichen Haben dieselbe Brot menge, wie die Arinen. Vier Pfund wöchentlich, und oft scheint es -sogar kein Brot zu sein. Die Reichen kaufen das Fleisch sogar dann, wenn es drei Mark kostet; sie können es kaufen, sie kaufen -alles. Die Armen aber können nichts mehr kaufen, bei diesen hohen Preisen." Die vielen andern abgedrucktcn Briefe haben ähnlichen Inhalt. Die Angehörigen der deut schen Kriegsgefangenen können daraus ersehen, wozu ihre brieflichen Angaben ausgeschlachtet werden. Durch ihre Mitteilungen, durch Uebertxeibungen verbreiten sie in Frankreich die Meinung, daß Deutschland am Ende seiner Widcrstandsthaft stehe, und daß cs nur noch einiger letzter Anstrengungen bedürfe, um die Deutschen zu besiegen und auf die Knie zu bringen. Mit der Wirkung auf Frankreich ist es <lber noch nicht genug. Solche Briefe wandern aus der französischen Presse in die englischen und russischen Spalten und richten auch dort ihre Verheerungen an. Sic -ermutigen die Gegner, stärken ihren Müt und veranlassen sic zu doppelten Anstrengungen um das Ziel zu er reichen, das ihnen so nahe Kor Augen schwebt. Die Angehörigen der Kriegsgefangenen tun im gemeinsamen Interesse d aher gut daran, alle Angaben zu unter lassen, aus denen die Gegner auf eine wirtschaftliche Schwächung Deutschlands Schlüsse ziehen können, die ihre militärische Bereitschaft stärken. Es muß de» Angehörigen genug sein, über das persönliche gesund heitliche Wohl und Wehe der Familienmitglieder Aus kunft zu geben. Alle andern allgemeinen Angaben haben zu u nterblciben. Denn jede derartige Mitteilung rückt den Tag, an dem fie ihre Lieben aus Frankreich zurück erwarten können, in weitere Ferne. — Tie das Eiserne Kreuz nicht haben. Das Stell- vertr. Generalkommando des 7. Armeekorps erläßt folgende beherzigenswerte Erklärung: „Eine unbewußte Taktlosigkeit begehen manche an unseren braven Feld grauen, indem fie die fehlende Auszeichnung durch das Eiserne Kreuz im stillen auf einen Mangel an Tapfer keit zurückführen und diese Ansicht sogar offen aus- sprechen, zum' mindesten aber irgendwie durchschim mern lassen. Wie viele tapfere Kämpfer sind schon seit Monaten draußen uitd haben das Kreuz nicht erworben! Sind sie deshalb weniger gute Soldaten? Alle können es dicht haben, das muß sich doch jeder vernünftige Mensch selbst sagen, wenn auch jeder von dem Wunsche beseelt ist, sich das eiserne Ehrenzeichen zu erringhn. Wer die Gelegenheit, eine besondere Tat zu vollbrin gen — eine solche ist ja für die Verleihung des Eisernen Kreuzes erforderlich — bietet sich eben nicht einem feden, und kann sich nicht allen bieten. Schon dieser Grund ist von großer Wichtigkeit für die Beurteilung der ganzen Frage. Wenn demgegenüber ein mit dein Kreuz Geschmückter ausruft: „Ohne Kreuz wäre ich nicht wiedergekommen", oder ein Vater seinem Sohne beim Abschied einprägt: „Daß Du mir nicht ohne Kreuz zurückkehrst", so sind das recht unbedachte Worte, die jedes tatsächlichen Wertes entbehren!, bedauerliche Wdrt« sogar. Und häufig gar Schlimmeres, etwas, das nach krankhaftem Ehrgeiz schmeckt, nach Redseligkeit, nach falschem Stolz. Lat der einzelne etwa stets Gelegen heit, sich hervorzutun? Hat der eine nicht häufig weit mehr Gelegenheit dazu als der andere? Manchen, der tapfer dem Feinde die Stirn bietet, streckt gleich die erste Kugel nieder. Hätte er nicht sonst vielleicht auch das Kreuz verdient? Hier soll unter keinen Umständen vielleicht gar von einer ungleichartigen Verteilung des Ehvcmzcichcns die Rede sein. Jeder, der das Kreuz trägt, hat es redlich verdient. Würde es für treue Pflichterfüllung schlechthin erteilt, so dürfte cs jeder Feldsoldat trage». Tann aber wäre die Auszeichnung wieder verallgemeinert, und ihr Wert würde herab gesetzt sein. Wer Herabwürdigende Urteile über die, die d as Kreuz nicht haben, find große Taktlosigkeit und zeugen von einer völligen Unkenntnis in derartige» Kreisen des Publikums über die Möglichkeiten zur Er werbung und über die Bedeutung des Ehrenzeichens." — Liebesgaben. Durch die Abnahmestellen des 12. Armeekorps in Dresden und des 19. Armeekorps in Leipzig wurden in diesen Tagen sehr reiche Sendungen Liebesgaben für hie den MnahmesteUcn zugeteilten Truppenversorgungsstellen expediert. Die Sendungen wurden in 372 Frachtstücken im Gewichte von 12 850 Kilogramm,» »ach Bendorf und in 392 Frachtstücke» im Gewicht von 12950 Kilogramm nach Duisburg- Ruhrort verladen, um von dort ab in das Etappen gebiet weitcrgeleitet zu werden. Die Mittel zur Be schaffung dieser Liebesgaben im Betrage von circa Mk. 40000 waren in hochherziger Weife vom Bund der Landwirte ii» Königreich Sachsen zur Verfügung gestellt worden, der die Beschaffung der Gaben ganz nach den Wünschen der maßgebenden Herren im Äap- pengebiet freigesteklt hatte. Es nmrden Dauerwürste, Gemüse-, Frucht-, Fischkonserven, Marmeladen, Tabak, Pfeifen, Zigarren, Wein, Seife, Unterhosen, Hand *»»0*^*0 * tücher, Hosenträger usw. in größeren Mengen zum Versand gebracht. Mit Genehmigung des Herrn kaiser lichen Kommissars und stellvertretenden Militärinspek tors wurde diese Liebesgabensendung über die Sammel stationen in das Etappengebiet von zwei Mitgliedern des Bundes der Landwirte im Königreich Sachsen be gleitet. f — In Dresden ist eine „Landesauskunst für Volks ernährung" gebildet worden, die sich die Aufgabe ge stellt hat, in Fragen der Volksernährung während des Krieges die beteiligten Kreise dauernd auszuklären und zu beraten. Dem Beirat gehören eine Reihe hervor ragender Sachverständiger an. Tie Auskunft wird von Herrn Apotheker Pusinelli geleitet. Ihre Geschäftsstelle ist L üttichaustraße 3, Erdgeschoß (Telephon 26 776). Insbesondere wird die Auskunft schriftliche Anfragen von sachverständiger Seite begutachten und beantworten lassen, auf Wunsch geeignete Redner für Versammlungen Nachweisen, die Marktlage dauernd verfolgen, um Rat schläge darüber geben zu könne», welche für die Volks ernährung in Frage kommenden Nahrungsmittel jeder zeit in größeren Mengen angeboten sind, endlich die bei ihn» eingehenden Schriften über Volksernährung da raufhin prüfen, ob sie sich zur weiteren Verbreitung eignen. — Von R. Fritzsches Kursbuch für Sachsen, das übrige Mitteldeutschland, Böhmen und Schlesien usw. usw. ßst die Sommerausgabe vom 1. Mai 1915 er- chienen. Größte Zuverlässigkeit und praktische Anord nung und dem Bedürfnisse des reisenden Publikums an- gepaßtc Bearbeitung des Stoffes sind und bleiben die besonderen Vorzüge dieses Kursbuches, das deshalb auch im Bereiche der sächsischen Staatseisenbahnen diienst- lich Verwendung findet und an deren Fahrkartenschal tern verkauft werden darf. Die neue'Ausgabe enthält die Fahrpläne und sonstigen Nachweise im vorjährigen Umfange und zwei Karten und ist zum alten Preise bei den Fahrkarten- und Gepäckschaltern und in allen Buchhandlungen zu erlangen. — Der Sommersahrplan der Kgl. Sächs. Staats bahnen mit sämtlichen Linien von Thüringen, des Harzes, des Riesengebirges und von Nordböhmen, so wie allen wichtigen Anschlüssen Deutschlands undOester- reichs ist im Verlage von M. u. R. Zocher, Dres den, erschienen. Derselbe enthält auch die Krastwagen- fahrten und elektrischen Bahnen, den Dampfschifsahr- plan, die Postkurse mit Personenbeförderung, den Ge- päcktarif, Angabe» über Fahrkartenprcise und Fahr kartensteuer, Kalender und Einkommensteuertabelle, Marktverßeichnis und Hotcltafel. Zwei schöne klare Eiscnbahnkartcn find dem Fahrplan beigcgcbcn. Ter „Blitz" ist in allen Papier- und Buchhandlungen^ Bahn- hofsbuchhandlungen und bei Kolporteuren für 30 Psg. zu haben. — Feldbestellung durch deutsche Soldaten. Unsere Soldaten bestellen während ihrer freien Zeit das er oberte Gelände in Frankreich, da die meiste» französi schen Bauer» eingezogen sind. Gleichzeitig wird dadurch die Aushungerungspolitik der Feinde zuschanden ge macht. ' — Tie Königliche Amtshauptmannschaft Auerbach macht in der Klingenthaler Zeitung folgendes bekannt: Megen unzuverlässiger Erfüllung der Pflichten, die Bäckern und Konditoren durch die Bundesratsverord nung vom 25. Januar 1915 auserlegt sind, ist die von dem Bäckermeister Richard Glaß in Klingenthal ge leitete Bäckerei zeitweilig geschlossen worden, so, daß in dem Betriebe vom 4. Mai, abends 6 Uhr an bis mit 9. Mai 1915, abends 6 Uhr weder gebacken, noch Back- Ware abgegeben werden darf. Ebenso ist die Entnahme von Backware oder Mehl aus dem genannten Geschäfte innerhalb dieser 5 Tage verboten und strafbar. Auerbachs. V. (Fliegerlandung.) Ter Vorsitzende der hiesigen Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins, Oberdeckosfizier a. T. Klötz, der gegentvärtig der Ma rineflieger-Abteilung auf Flugplatz Johannisthal bei Berlin zugeteilt ist, unternahm am Sonnabend einen Probeflug hierher. Abends V28 Uhr landete er auf dem Sportplatz 'am Bendelstein. Am Sonntag nach mittag Vs5 Uhr trat er im Beisein einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge die Rückfahrt nach Berlin an, wo er glücklich landete. Schönheide. In voriger Woche wurde früh gegen 6 Uhr auf einer zum Bahnhof Wilzschhaus gehörigen Miese, etwa 10 Meter vom Muldenufcr entfernt, von einem Bahnbeamte» ein Unbekannter im bewußtlasen Zustande und fast völlig erstarrt aufgefunden und in ein Zimmer des Bahnhofes gebracht. Tort wurde in ihm! hier 37 Jahre alte Waldarbeiter Richard Rock stroh aus Carlsfeld erkannt. Rockstroh ist dort, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, verstorben. Wie er auf die Wiese gekommen ist, bedarf noch der Auf klärung. Er ist am Tage vorher in Aue zur Land- sturmmusterung gewesen und dabei zur Infanterie ansgehoben worden. Ausgeschlossen ist nicht, daß Rock stroh vom Wege abgekommen und in die Mulde geraten ist, denn seine Kleider waren vollständig durchnäßt. Zwickau. Tas Landgericht verurteilte die 26 Jahre alte Gutsbesitzerswitwe Toska Dix in Seclig- städt wegen Fütterns von Roggen an ihre Kühe zu 300 Mark Geldstrafe oder 30 Tage Gefängnis. Zwickau. Ein seltener Fall beschäftigte das hiesige Schöffengericht. In der hiesigen Marienkirche besteht ein sogenanntes Semmelgcstift. Der Stifter, ein Herr v. Bose, hat vor alten Zeiten der Kirche eine Summe vermacht, von deren Zinsen jeden Sonntag an seinem in der Marienkirche befindlichen Gräbe! an be dürftige Zwickauer Einwohner für 1,50 Mark Brötchen oder Semmeln verteilt werden sollen. Dies ist »im auch seit vielen Jahren geschehen. Die Brötchen wurden bei einer hiesigen Bäckerei-Inhaberin vom Kirchner gekauft und in der vorgeschriebenen Weise verteilt. Dies tat er nun auch nach Einführung der Brotmarken, und die Bäckerei-Inhaberin lieferte die Brötchen ohne Brotmarken. Hiervon erhielt die Behörde Kenntnis und die Semmel-Lieferantin wurde wegen Vergehens gegen die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 25. Januar unter Anklage gestellt und vom Schöffen gericht zu der Mindeststrafe Äon drei Mark verurteilt. Der Stiftsvcrwaltung dürfte nun weiter nichts übrig bleiben, anstatt der Semmeln bares Geld an die Be dürftigen zu verteilen. Oelsnitz i. E. Ein ganzes Warenlager zusammen gestohlen. Große Betrügereien wurden bei einer Ar beiterfamilie im benachbarten Niederwürschnitz entdeckt. Tie Gendarmerie hatte in Erfahrung gemacht, daß ein in Niederwürschnitz wohnender Strumpfwirker, der in Chemnitz seine Arbeitsstätte hat, so oft mit Paketen nach seinem Wohnort fuhr. Uni der Sache auf den Grund zu kommen, wurde am Freitag in seinen Wohnräumen eine Haussuchung vvrqenommen, die große Mengen von Strumpfwaren, Wolle, halbfertigen Strümpfen, Garnen, Spulen usw. zu Tage förderte. Tie Bente war so groß, daß es nicht einmal möglich war, mit einen: Einspänner die gestohlenen Sachen fortzubringen. Tie Verhaftung des Diebes ist erfolgt. Anscheinend komme» aber agich noch Helfershelfer in Betracht. Ver Weltkrieg. — Ueber die Kämpfe in Südafrika wird »ach der „Voss. ,Ztg." folgender offizieller englischer Bericht in Kapstadt hcrausgegeben: General Mackenzie, der »ach dem Aufgeben von Aus mit berittenen Truppen nach Bethany über Berseba nach Gibeon vorrückte, berichtet über seine Operationen: Er erfuhr, daß die deut schen Truppen, die durch das Borrücke» dcS Generals van Deventer von Süden und des Obersten Berrange von Osten zur Aufgabe von Seeheim und Kctmanns- hoop gezwungen wurden, von der Gibeon-Stativn abzu- fahrcn gedachten. Mackenzie entsandte darauf eine Keine Abteilung mit dem Auftrage, die Eisenbahnlinie nörd lich Gibeon zu zerstören. Die 9. berittene Brigade er hielt den Auftrag, den Feind aufzuhaltcn, während ec mit den Hauptkräften zwei Meilen südlich Gibeon-, Station zum Angriff bereit stand. Während der Nacht stieß die 9. berittene Brigade auf den Feind. Es ent wickelte sich ein heftiger Kampf, und die Brigade war nach schweren Verlusten gezwungen, zurückzugehen. Sie ließ 70 Gefangene in den Händen des Feindes. Beim Morgengrauen griff Mackenzie mit der 7. und S.Brigadc und der 12. Bürger-Batterie an. Der Feind wurde zersprengt und ungefähr '12 Meilen verfolgt. Wir befreiten unsere Gefangenen und nahmen die feind lichen Feldgeschütze und Maschinengewehre, außerdem 7 Offiziere und ungefähr 200 Mann gefangen. Die Verluste des Feindes an Toten und Verwundeten sind noch nicht festgestcllt. Der Feind zog sich längs per Straße zurück. Der Bericht fügt hinzu: Hätte die schwierige Beschaffenheit des Bodens eine Umfangsbe- weguilg mfferer Truppen nicht unmöglich gemacht, dann wäre die gesamte Streitmacht des Feindes, ungefähr 800 Mann, gefangengenommen worden. Durch Zer störung der Eisenbahnlinie fiel der Eiscnbahnzug mit einer großen Menge Vieh, aber wenig anderen Nahr ungsmitteln in unsere Hände. Wir verloren 3 Offi ziere, 20 Mann Tote, 8 Offiziere und 472 Mann Ver wundete. W ien. Die neuen gesetzlichen Vorschriften betr. die zeitweilige Erweiterung der Landsturmpflicht ge langen heute (Mittwoch) in beiden Staaten der Monar chie zur Veröffentlichung, für Oesterreich durch eine kaiserliche Verordnung, sowie mit Rücksicht auf das Tirol und Vorarlberg von altersher zustchende Privileg durch ein besonderes kaiserliches Patent sür diese Kvon- länder. Die neuen Bestimmungen enthalten nur für die Dauer des gegenwärtigen Krieges Geltung. Tie Landsturmpflicht wird mit Beginn jenes Jahres an fangen, in dem der Wehrpflichtige das 18. Lebensjahr vollendet, und bis zum'Ende jenes Jahres währen, in dem das 50. Lebensjahr vollendet wird. Das erste Auf gebot umfaßt, die Landsturmpflichtigen bis zum Ende des Jahres der Vollendung des 42. Lebensjahres) das pveite Aufgebot die älteren Landsturmpflichtigen. — Wahlrechtseichen. In Dänemark haben bei der kürzlichen Parlamentswahl zum ersten Mäle auch die Frauen mit abstimmen dürfen. Dänische Frauen wollen nun zum dauernden Andenken an die Einführung des Frauenwahlrechts ein Denkmal bei Himmelberg auf Jütland errichten und ringsherum im Lande „Er- innerungscichen" pflanzen lassen, die cingefriedigt wer den sollen. — Kritische Lage in Italien. In Rom fand gestern ein Ministerrat statt, dessen Beratung außer ordentlich große Bedeutung belgemeflen wird. Auf