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MW M „WW 6MMN" Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer 'm Adorf. M 89 Dienstag, den 20. April 1915. 80. Iahrg. entstand. Das Schiff fuhr sofort in der Richtung auf Der Weltkrieg. Berlin, 16. April. Wie wir aus zuverlässiger Duelle erfahren, sollen demnächst, uni dem teilweise wucherischen Treiben im Bcnzolhandcl zu steuern, Höchstpreise für Benzol festgesetzt werden. Ta der gewissenhafte Handel mit Preisen zwischen 30 und 40 Mark für 100 Kilogramm handelt, dürfte die die sestzusctzende Höchstgrenze kaum namhaft hierüber hin ausgehen. — Widerspruch in den deutschen und französischen Schlachiberichten. In einer Erörterung über die Kämpfe zwischen Maas und Mosel weist die „Neue Züricher Zeitung" darauf hin, daß die französischen Gewinnangaben den deutschen Hauptquartiersbcrichten fast diametral gegenüber stehen. Diese Verschieden heit in den Meinungen ist kaum anders zu erklären, als daß, es den .Franzosen wohl gelungen ist, 'sich einzelner deutscher Vorstellungen zu bemächtigen, wo gegen das Eindringen in die Hauptstellungen nur an einigen wenigen Punkten glückte. Sobald die fran zösischen allgemeinen Angriffe begannen, wurde von deutscher Seite Befehl an die Vorposten gegeben, sich aus die Hauptstellung zurückzuziehen, so besonders um Pont-o-Mousson. Auch heißt es in den deutschen Meldungen ausdrücklich, daß, die Franzosen nicht über die Linie Regnieville-Fey-en-Haye hinauskamcn. Diese Ortschaften blieben also im Besitz der Franzosen, eben weil dort vorher nur deutsche Vorposten standen. Das Gleiche gilt von Frcmezy und Gussainville. London, 16. April. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Einzelheiten über die Luftreise nach Maldon fehlen noch. Die Einwohner von Lowestoft wurden um 1 Uhr früh von der Ankunft der Zeppeline unter richtet. Man vernahm bald drei Explosionen und sah ein Holzlager in Flammen. Eine Frau ist leicht ver letzt. Drei Pferde im Stall wurden getötet, lieber Southbold wurden 6 Bomben abgeworfen. Die Luft schiffe kehrten seewärts zurück. — Der „U."-Kvieg. Der Dampfer „City of Cam bridge" der Ellerman-Linie, der von Alexandrien nach Liverpool unterwegs war. ist am 28. März bei Bishop- Rock auf 250 Dards Entfernung von einem Untersee boot angegriffen worden. Dys Unterseeboot, das auf Stcuerbordseite auftauchtc, gab Feuer. Der Dampfer veränderte den Kurs, gab Volldampf und vermochte, obwohl er nur 13 Knoten fuhr, bis zum Eintritt der Dunkelheit der Torpedierung zu entgehen. Acht Schüsse trafen und richteten beträchtlichen Schaden an. Sie beeinträchtigen aber nicht die Seetüchtigkeit des Schiffes. Ms die Dunkelheit einsetzte, gab das Unterseeboot die Jagd auf. Der Dampfer „Karanja" von Glasgow nach Havre unterwegs, wurde ebenfalls von einem Unterseeboote angegriffen. Der Dainpfer schützte sich gegen eine Abfeuerung des Torpedos, indem er dem Unterseeboote immer den Stern zuwandte. Tie „Ka ranja," die sich in der Nähe von Langships befand, als sic angegriffen wurde, flüchtete geradenwegs nach der Küste, wo sich mehrere Fischdampfcr befänden, die das Unterseeboot offenbar für englische Patrouillen-- schiffe hielt, weil es die Verfolgung aufgab. (W. T.-B.) Amsterdam, 16. April. (Zum Untergang des holländischen Dampfers „Katwyk".) Die Blätter Ver öffentlichen den amtlichen Bericht über den Unter gang des Dampfers „Katwyk". Das Schiff kam von der englischen Küste und hatte den Rat erhalten, nur bei Tage zu fahren. Er warf daher um 7 Uhr 30 Mi nuten abends Anker 7 Meilen westlich des Leuchtschiffes Nordländer. Das Schiff war durch die an den Rumpf Mfgemalten holländischen Farben, den Namen des Schisses nnd des Heimathafens, sowie durch die Flagge kenntlich. Plötzlich gab es einen heftigen Stoß, ein großes Leck war geschlagen. Man ließ die Boote 'herab. 8 Plötzlich sah man dicht neben dem Schiff ein Unter seeboot aus dem Wasser emporsteigen, Nummer und Name waren nicht erkennbar. Man rief das Untersee boot an, das 15 Meter Abstand hatte, erhielt aber keine Antwort, auch nicht auf die Aufforderung, die Boote nach Nordhinder zu schleppen. Kätwyk sank in 20 Minuten. Rotterdamsche Courant sagt: Das Ver senken der Katwyk geschah gegen die Seekriegsgcbräuche und gegen die Regeln des Völkerrechts. Die Nieder ländische Regierung wird nichts unversucht lassen, die Nationalität des Unterseebootes sestHustellen. Das Blatt spricht das Vertrauen aus, daß die Regier ung, der das Unterseeboot gehört, sich nicht verstecken, sondern c ffen die Verpflichtung zur Vergütung des moralischen und materiellen Schadens anerkennen werde. Die Regierung werde zweifellos energisch, für die Rechte der Neutralen eintreten. — Der militärische Mitarbeiter des „Nieuwe Rotter- damschen Cpurant" stellt die vielfache Torpedierung englischer Schiffe bei Beachy Head, bei der Insel Wight, bei den Scilli-Znseln usw. fest und schreibt im An schluß daran über den Unterseebootkrieg: Offenbar hat die deutsche Marine an verschiedenen Punkten der englischen Küste, wo viele Schiffe vorbeikommen, Unterseebvotwachtposten ausgestellt, was in gewissem Sinne eine Blockade bedeutet. Nun ist eS sehr aus fallend, daß die englische Marine offenbar kein Mittel besitzt, um die lästigen Störer der englischen Seefahrt von ihrem Posten zu vertreiben. Wochenlang hinter einander werden englische Schiffe nahezu auf den glei chen Stellung torpediert, wo die Unterseeboote geradezu in Stellung liegen. Der Mitarbeiter kommt zu dem Schluß, daß England kein Mittel besitzt, alleinfahrende Handelsschiffe! gegen die Unterseeboote zu schützen. Er glaubt jedoch, daß die Unterseeboote große englische Truppentransporte nach dem Festlande nicht verhindern können, weil diese vermutlich von einer sehr großen Anzahl von Schlachtschiffen, Kreuzern und namentlich Torpedobooten geleitet werden, und die Anzahl der Begleitschiffe wahrscheinlich so groß ist, daß die Unterseeboote dazwischen nicht auftauchen können. London, 16. April. In Edinburg sind aus Kirk wall 8 deutsche Kriegsgefangene cingebracht worden, die in einer norwegischen Bark festgenommcn wurden, wel- che sie von Südamerika nach Hamburg bringen sollte. Berlin, 16. April. Ter „Lokal-Anzeiger" ver öffentlicht eine Meldung seines im östcrreichischenKriegs- pressequartier anwesenden Sonderbericht-Erstatters. In dieser Meldung heißt es: Es mögen sich in den Kar pathen 2 Millionen Streiter gegenüber gestanden haben, eine Zahl, die alle bisherigen Streiteraufgebote weil übertrifft. Tie Völkerschlacht von Leipzig, sowie die großen und als neuzeitliche Schlachten angesehenen Enlscheidungskämpse in Ostasien schrumpfen im Ver gleich zu der Völkerbrandung in den Karpathen zu klei nen Gefechten zusammen. Die Gesamtverluste in diesen einzelnen Schlachten reichen kaum an die blutige Arbeit eines einzigen Tages der Karpathen-Schlacht heran. Tort, wo stoch vor wenigen.Wochen unsere Flieger, wenn sie von ihren Erknndigungsslügen zurückkehrten, nichts anderes zu berichten wußten, als daß alle durch Ga lizien nach dein Süden führenden Straßen mit unüber sehbaren schwarzen Massen, den vorbeimarschicrenden Truppen, übersät seien, dort ist heute der russischen Kriegsleitung grüßte Sorge die Versorgung und der Abschub von Hunderttausenden von Tapferen, die für den Zar und für Rußland Tag und Nacht gegen unsere Fronten angestürmt sind. Bis zu 600 Züge mit Ver wundeten sollen an manchen Tagen nach dem Innern Rußlands abgeschoben worden sein, ohne daß die Masse der Hilfsbedürftigen auch nur eine wesentliche Ver minderung erfahren hätte. Aus einigen in unsere Hände gefallenen Berichten geht hervor, daß die Verfassung der russischen Truppen an manchen Stellen der Schlacht- sront trostlos ist. „Wir erkannten", so erzählt ein ge fangener russischer Offizier, „das Hoffnungslose un serer Anstürme. Aber jede Vorstellung blieb vergebens. Unsere Führer kannten unsere eigenen Stellungen nur von der Karte her. Wer Berichte einsandte, die den fürchterlichen Tatsachen entsprachen, wurde sogleich sei nes Kommandos enthoben, denn dem Armeekommandc galt kein Preis zuviel, um die ihm anbefohleue Auf gabe .durchzusetzen." — Tie frühere „Goeben" im Schwarzen Meer. Der Beherrscher des Schwarzen Meeres. An der Nordküste des Schwarzen Meeres ist nach Berichten aus Genf plötzlich das von der Türkei angekaufte, früher unter dem Namen „Goeben" der deutschen Marine angehörende Schlachtschiff aufgetaucht und segt die Gewässer rein. Damit ist den Russen die Möglichkeit genommen, ihre angeblich in Odessa befindlichen Truppen zu trans portieren. Tie „Goeben" beherrscht das Schwarze Meer und ist wegen ihrer Schnelligkeit nicht anzugreffien. Unter diesen Umständen wird auch die Tatsache nicht viel nützen, daß nach Pariser Meldungen aus Odessa neun russische Schiffe als Hilfskreuzer umgewandelt worden und zur Verstärkung der Schwarzmeerflotte abgcgangcn sind. Alle für die Ausrüstung dieser Schiffe verwendeten Kanonen wurden von den Vereinigten Staaten geliefert. Konstantinope l, 16. April. Wie aus den Dar danellen berichtet wird, versuchten in der Nacht zum 15. April einige feindliche Torpedoboote, sich unter dem Schutze der Dunkelheit dem Eingang in die Meerenge zu nähern. Sie entfernten sich jedoch, sobald die tür kischen Batterien das Feuer eröffneten. Konstantinopel, 16. April. Aus dem Haupt quartier wird mitgeteilt: Gestern Nachmittag beschoß ein feindlicher Panzerkreuzer iu größeren Zeitabständen und .ochne Erfolg die Befestigungen der Dardanellen von der Einfahrt aus. Vier Granaten aus unseren Bat terien trafen den Panzerkreuzer, auf dem ein Brand Tcnedos ab. Die russische Flotte beschoß, gestern Bregli und Zunugldak und dampfte hierauf in nördlicher Richtung ab. Ihr ganzer Erfolg war die Versenkung einiger Segelschiffe. Auf den anderen Kriegsschauplätzen keine Veränderung. Wir finden die zeitweilige, zweck- und erfolglose Beschießung von Ortschaften durch Schiffe, die beständig an der syrischen Küste kreuzen, nicht wert, als Kriegsereignisse verzeichnet zu werden. London, 16. April. Der Staatssekretär von Indien teilt über die jüngsten Kämpfe in Mesopotamien nnt, daß nach Eintreffen beträchtlicher Verstärkungen die türkischen Truppen die Offensive gegen die britischen Stellungen aufnahmen. Der Angriff auf Kurna begann am '1l. April nachmittags und be schränkte sich auf Artilleriefeuer auf weite Entfernung, das wirkungslos blieb. Die Beschießung wurde am 12. April mit ebensowenig Erfolg wieder ausgenommen. Der Angriff auf Ahwaz beschränkte sich ebenfalls aus Artilleriefeuer. Ernstere Formen nahm die Aktion gegen Shaiba an. Am 12. April früh griff der Feind unter dem Schutze seiner Artillerie die britischen Stellungen an, erneuerte drei Stunden lang seine Angriffe und verschanzte sich dann in Laufgräben. In der folgenden Nacht fuhr der Feind fort, die britischen Stellungen zu beschießen. Am 13. April früh stellte einer Kavallerie patrouille fest, daß die Türken einige Häuser und Erd wellen ungefähr eine Meile nördlich von den britischen Stellungen besetzt hatten. Später wandte sich das Ge fecht gegen 'Westen, wo der Feind ebenfalls zum Weichen gebracht wnrde. Die Verfolgung wurde um N/z Uhr nachmittags eingestellt. Vermischtes. — Eine nüchterne englische Betrachtung. Ter Eng länder Robert Crozier Long, der die ganze russische Front abgereist hat, geht in einem langen „Brief aus Warschau" in der April-Nummer her „Fortnightly Review" auch aus die Kriegspsychose seiner Landsleute ein: „Wer als beobachtender Laie an der Front richtig sehen will, muß zuvor sein Gehirn von der ursprüng lichen Psychose des Optimismus geheilt und aufgehört haben ,— wie das vernünftige Menschen schon vor eineni halben Jahre getan >—, seine heimatlichen Zei tungen zu lesen. Nichtkämpfer, die an der „Marsch-auf- Berlin"-Psychose litten, sind an der russischen Front ge täuscht worden. Erst nachdem sie wochenlang sich dort ausgehalten, erkennen sie die strategischen, tvirlschaft- lichen, Menschlichen Tatsachen, welche gegen schipelle befriedigende Entscheidungen sprechen. Sie sehen und hören, wie bestbesähigte, russische Offiziere Zeugnis ab legen von der guten Führung, dem unübertroffenen Mut, dem unverminderten Glauben des Feindes. Tas erzeugt, wenn man: d en russischen Widerstand ein schätzt, einen höheren Optimismus, als es der englischen Presse ist, welche in schreienden Buchstaben druckt, daß die Deutschen keine Stiefel haben und sich zu ergeben wünschen, mib m irgendeiner dunkel verborgenen Ecke hinzufügt, daß die Deutscheu die 10. russische Armee aus Ostpreußen vertrieben haben und vertrauensvoll an die Tore Warschaus hämmern. Ein russischer Einfall in Teutschland ist unmöglich, bis die ostpreußische und Karpathenslanke endgültig klargemacht worden sind (von späteren Widerständen sage ich nichts); aber mit dem gegenwärtigen Stärkeverhültnis kann ein Erfolg in den Flankierungsopcrationen nicht erreicht werden, es sei denn, daß der Feind ermüdet oder eine sehr mäch tige Ablenkung vom Westen kommt. Vor, dem Kriege waren selbst dem Laien die einer schnellen russischen Offensive im Wege stehenden Hindernisse klar. Wenn die Oessentlichkeit in England mißvergnügt ist über den gegenwärtigen Rückschlag in Ostpreußen, so hat sie nicht Rußland, sondern sich selbst zu tadeln. Tas Ausposau nen des Marsches auf Berlin zeigte einen bedauerlichen Mangel an politischer und militärischer Schulung in unserer Oeffentlickkeit und Presse; ein Fehler, der nm so weniger verzeihlich ist, wenn man ihm düe Zurückhaltung der Russen gegenüberstellt, die ihrer seits ebenso berechtigt sind, einen Marsch auf Berlin von Westen her zu fordern. Tie gesunde Haltung gegen über strategischen Möglichkeiten, Zeitpunkten und Oert- lichkeiten, wie ich sie hier (in Warschau) und Galizien gesehen habe, ist auch für England unumgänglich, wenn der Krieg erfolgreich betrieben werden soll. Wird der unbegründete Optimismus des vergangenen Halb jahres fortgesetzt, so wird er in Nur zu gut begründetem Pessimismus enden." Tas ist ein beachtenswertes Stück chen englischer Selbsterkenntnis. Vielleicht dämmert's auch noch einmal den Engländern, daß die Einkreisung Deutschlands und was daraus folgte, einen „bedauer lichen Mangel an politischer und militärischer Schul ung" gezeigt hat. — An den Pranger! Ter Bürgermeister von Kan«