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Präsident Wilson wurde heftig angegriffen, weil er keinen Kongreß der neutralen Nationen einberufen hätte, um die Lieferung von Waffen, Munition und Lebensmittel an die kriegführenden Völker zu ver hindern. London, 18. April. Nach der Times beabsichtigt die Regierung folgende Maßnahmen in Aer Alkohvl - frage zu treffen: I.) Ein Staatsmonopol ist nicht ge plant, wohl aber eine besondere Kontrolle der Schank wirtschaften in den hauptsächlich in Betracht kommenden Gegenden; 2.) soll der Verkauf von Branntwein, be sonders von Wisky teilweise verboten werden, Brandy soll auf ärztliche Verordnung abgegeben werden dür fen; 3.) soll der Vertrieb leichterer Biere gefördert werden. — „Morningpost" schreibt in einem Leitartikel: Die italienischen Zeitungen enthalten Einzelheiten über die englischen Operationen in den Dardanellen, von denen die englische Öffentlichkeit nichts erfahren darf, denn wir haben diese Berichte übersetzt und dem Zensor vor gelegt, der ihre Veröffentlichung verboten hat. Pflicht des Zensors ist, Nachrichten zu verhindern, die dem Feinde nützlich sein können. Da es nun einen deutschen Botschafter und d eutsche Zeitungskorrespondentcn inRom gibt und auch die italienischen Zeitungen nach Deutsch land kommen, kann dem Zensor doch nur darum zu tun sein, die Nachrichten nicht dem Feinde, sondern den Engländern vorzuentbalten. Tic betreffende Nachricht in dem italienischen Blatte ist trauriger Art. Warum sagt man uns nicht, ob sie wahr ist? Und wenn sie wahr ist, warum müssen wir die Wahrheit aus Italien hören? Wo bleibt das bei Aus'brüch des Krieges ge gebene Versprechen, uns niemals etwas zu verheim lichen? — England bettelt. Vielleicht kommt es von dem Rufe des Reichtums, in dem England steht, daß es so unentwegt betteln kann. Sogar Kitchener hat in Ame rika (!) um Socken sür seine Soldaten betteln lassen. Für seine nicht gerade sehr zahlreiche Armee hätte er doch die Socken in England geschenkt erhalten müssen! Welche Unmasse von Strümpfen brauchen wir dagegen in unserer deutschen Armee, und wie schnell hatten wir die Strümpfe beisammen! Eine einflußreiche Ge sellschaft „angelsächsischer" Amerikaner, an deren Spitze unter anderen Mrs. Morgan und Mrs. Moses Tavlor stehen, veranstaltet die Sammlung, die aber durch den bekannten Publizisten Frank Harris scharf gegeißelt worden ist. In seinem sonst gerechten Zorn läßt sich Harris sogar Hinreißen, Kitchener aufzufordern, von der Million, die er seinerzeit für die Vernichtung harmloser Derwische, bekam, doch selbst beizusteuern. Uber er sollte doch wissen, daß ein Millionär zu einer guten Sache niemals etwas anderes als seinen Namen beisteuert. Mehr zu erwarten, wäre unenglisch. — Der Temps berichtet, der französische Kriegs- Minister habe vier Pariser Kinematographenfabriken er mächtigt, an der Front Films auszunehmen. Die Films sind für die Archive des Kriegsministeriums bestimmt. Athen, 17. April. Prinz Georg von Griechen land hat gestern abend an Bord des Torpedobootszer- stbrers Jerax eine Reise nach Paris über Brindisi angetreten. i— Eien japanische Marincbasis in Mexiko. Die Londoner Morningpost meldet ans Washington: Zei tungsberichten aus Los Angeles in Kalifornien zufolge hätten die Japaner in Turtle Bai, 400 Meilen südlich von Santiago, eine Basis für seine Kriegsschiffe ge gründet. Im Dezember letzten Jahres lief der japa nische Kreuzer „Asama" beim Hascneingang ans Strand, und seit der Zeit versuchen die Japaner, ihn 'flott zu «machen In diesem Zivecke haben sie vier weitere Ker uz er nach Turtle Bai geschickt, dort ein Lager Mit Funkenstatton aufgeschlagen und jetzt den Hafen miniert unter dem Vorwand, sie befürchteten einen Angriff deutscher Kriegsschiffe. Washingtoner Staats- und Marinebchörden haben von den Behörden der Westküste nähere Nachrichten cingesordert. Turtle Bai ist der Westhafen nördlich, von Magdalena Bai, Ivo Lie Japaner seit Jahren trachteten, eine Basis zu gründen, ein Versuch, der vor drei Jahren im ameriramichen Senat zu einer Resolution führte, wonach Japan in Mexiko niemals eine Marinebasis besitzen dürfe. Konstantinopel, 18. April. Das hier erschei nende persische Blatt Hover veröffentlicht einen Brief aus Teheran, welcher besagt, daß die Erbitterung gegen England und Rußland beständig zunehme. Täglich lie ßen sich Freiwillige in die Listen der Freischaren ein- ßchreiben Die Teheraner Presse veröffentlicht fort gesetzt Artikel, um die öffentliche Meinung gegen den Dreiverband aufzuwiegeln. Während bisher nur Tele gramme des Reuterschen Büros und der Petersburger Telegraphen-Agentur erschienen, veröffentlichen nun mehr die Blätter die Berichte der türkischen Botschaft, sowie der österreichisch-ungarischen und der deutschen Gesandtschaft und unterrichteten auf diese Weise die Be völkerung von den beständigen Niederlagen Rußlands und Englands. In demselben Briefe wird von der Er mordung des russischen Konsuls in Kermanschah und den in Jspahan und Schiras verbreiteten Ausrufen gegen die von den Engländern und Russen verübten Grausam keiten Mitteilung gemacht. London, 18. April. Für die Tienstagsitzung des Unterhauses find nicht weniger als 16 Anfragen an Sir Edward Grey über die Forderungen Japans an China angemeldet, die meisten von den Abgeordneten aus Lancashire, daß an dem Handel mrt dem fernen Osten besonders interessiert ist. —Nach einer Meldung der Times aus Sidney hat das australische Parlament gestern weitere 3 130 000 Pfund Sterling (63 Millionen Mark) für die Kriegsäusgaben bis zum 30. Juni bewil ligt. Vo« den westlichen Kriegsschauplätze«. Straßburg i. E., 17. April. Ein feindliches Luftschiff hat heute um 1 Uhr 30 Minuten vormittags etwa 12 Bomben auf Straßburg geworfen und ist im Lichts der Scheinwerfer und im Feuer der Abwehr geschütze in nördlicher Richtung verschwunden. 2 Per sonen wurden leicht verletzt. Sonst ist bislang nur Materialschaden gemeldet worden. — Der Luftschiffangriff auf Straßburg. Zu dem Luftschiffangriff aus Straßburg in der Nacht zum Sonn abend Mrd noch gemeldet: Das Luftschiff warf ins gesamt acht Bomben schweren Kalibers über Straßburg ab, wodurch sieben Personen verletzt wurden, darunter drei schwer. Irgendwelcher Erfolg von militärischer Bedeutung wurde durch die Bombenwürfe nicht erzielt. Tie erste Bombe fiel auf den hcllerlcuchteten Bahu- wfsplatz, wobei eine Lokomotivführer leicht verletzt wurde, eine zweite bohrte sich gleichfalls auf dem Bahn- hofsplatz ein, und zwar unweit des Postgebäudes. Sprengstücke hatten einen Postwagen wie ein Sieb durch löchert. Eine weitere Bombe fiel in die Kronburger Straße, wühlte das Straßenpflaster auf und zerriß das Straßenbahngeleisc. Schwere Pflastersteine wur den weit herumgestreut. Eine andere Bombe platzte auf dem Kleberplatz vor dem Denkmal des Generals Kle ber und zertrümmerte fast alle Fensterscheiben des Hotels „Zum roten Haus". Einem Reisenden aus Nürnberg, der sich in seinem Zimmer des Hotels be fand, wurde durch Bombensplitter ein Arm zerschmettert, auch der Pförtner des Hotels erlitt Verletzungen. Eine weitere Bombe flog in die Wohnung eines Packers in der Thomannsgasse. Hier schliefen in drei Betten sechs Menschen im Alter von 18 bis vier Jahren. An den jüngsten Kindern ging die Bombe haarscharf vorbei, aber keines der Kinder 'wurde verletzt, während die Wohnung der armen Leute übel zugerichtet worden ist. London, 18. April. (Der Untersee-Krieg.) Ter Dampfer Eglantine, 1312 Tonnen groß, ist bei dem Versuch, einem Untersee bot zu entkommen, bei Filey aus Strand gelaufen. Man hält das Schiff sür verloren. — Ter schwedische Dampfer Folke, mit Holz von Stavanger nach London bestimmt, ist am 14. April abends, 20 Meilen von Peterhead gesunken. Ter Kapi tän hat ausgesagt, daß nach einer heftigen Explosion das Schiff nach 2 Stunden gesunken sei. Der Kapitän glaubt, daß das Schiff von einem Torpedo getroffen sei. (Anmerkung des W. T.-B. Rach einer gestrigen Mel dung hat der Kapitän an seine "Reederei telegraphiert, daß das Schiff auf keine Mine gelaufen sei.) — Tas hol ländische Marineministerium in Haag hat Bericht er halten, daß der griechische Dampfer Hellefpontos, der gestern von Umuiden nach Montevideo abgegangen ist, in der Nordsee von einem Torpedo getroffen worden sei. Die Besatzung von 21 Mann und der niederländische Lotse hätten sich auf das Feuerschiff Noordhinder ge rettet. London, 17, April. Die Admiralität gibt be kannt: In der Woche, die am 14. April endete, kamen ein und fuhren aus 1432 Ueberseeschiffe. Zwei britische Schiffe von zusammen 6086 Tonnen wurden von Unter seebooten versenkt. Ein Schiss wurde torpediert und erreichte den Hasen. Seit dem 18. Februar find 38 britische Schiffe und 6 Fischerfahrzeuge versenkt oder beschlagnahmt worden. — Die Urheber des Fliegerangriffs gegen Hallingen äbgeschojsen. Ans dem Rückzüge über das Obcrlesaß wurden die stündlichen Flieger, die durch Bomben würfe auf den Bahnhof Hallingen an der Linie Frei burg—Basel einigen Schaden verursacht hatten und zunächst entkommen waren, zwischen Burgfelden und Hegenheim heruntergeschosseu. Nach einer Meldung der „Bws. Nat-Ztg." soll der eine der Insassen tot sein, der andere wurde gefangengenommen. London, 18. April. Nach der Times ist der nor wegische Dampfer Soerland nach Hartlepool aufge bracht worden, die Ladung wird dort gelöscht. London, 17. April. Drei gekaperte deutscheSchiffe wurden gestern versteigert. Das Segelschiff Odessa er zielte 8700 Pfund Sterling, die Bark Ulrich 10 630 Pfund Sterling, d ie Bark Ponage 14 550 Pfund Ster ling. Do« den östlichen Kriegsschauplätzen. — Der Sohn des russischen Gesandten in Christiania gefangen. Der jüngste Sohn des russischen Gesandten in Christiania, ist in deutsche Gefangenschaft geraten. — Tie russischen Offiziersverluste. Die ersten zehn russischen Verlustlisten von Offizieren in der Kar pathenschlacht umfassen laut amtlichen Angaben 2722 Namen, darunter 3l Regimentsführer. — Russische Ueberläufer. Der, Kriegsberichterstatter des Berl. Tgbl." melde taus Eperjes: Die Front in der Duklasenke ist noch immer ereignislos. Das Geschütz- feuer ist auch schon verstummt. Ein zu beachtender Umstand ist, daß die Russen in kleineren Gruppen zu uns herüberflüchten. Sie klagen über Hunger und be finden s ich in sehr heruntergekommenem Zustande. Peter sburg, 17. Avril. In den Ka-epathen! haben die Regimenter mehrerer Kavalleriedivisionen ihre Pferde der Artillerie abgetreten und sich in Jn- fanterieabteilungen verwandelt. Die ehemaligen Reiter haben keine Bajonette, 'was eine empfindliche Beein trächtigung ist, da es bei st en meisten 'Kämpfen zum Handgemenge kommr. Die Regengüsse der letzten Tage haben in den Karpathen den Schnee zum Schmelzen gebracht. Der Oberlauf des DnjSstr ist um vier Meter der gewöhnlichen Höhe gestiegen. Auch die Berg- Wässer haben sich in Sturzbäche ohne Uebergang verwan delt. Tie Tätigkeit der feindlichen Flugzeuge ist sehr lebhaft geworden. In der Gegend von Ostvolenka und Nowogrod kamen die feindlichen Flieger in ;Ge- schwadcrn von 12 bis 15 Apvuratcn, die miteinander fliegen, und werfen bis zu 180 Bomben auf die Städte und Dörfer, welche sie angreijon. Sie richten aber nur unbedeutenden Schaden an. Es gibt fast niemals Opfer an Menschenleben. Unsere Flieger erwidern den Deutschen mit wenigen, aber starken Bomben. Petersburg, 17. April. Der Generalstab des obersten Befehlshabers teilt mit: In den Karpathen kamen unsere Truppen lautlos an die Drahtverhaue des Feindes zwischen den Dörfern Telepoca und Zniella heran, durchbrachen sie und nahmen nach kurzem Ba jonettkampf zwei Höhen in Besitz. Sie machten zahl reiche Gefangene. Der Feind schickte dorthin Reserven vor, um einen Gegenangriff zu eröffnen. Der Kampf dauert noch pn. In der Richtung auf Rostoki eröffnete der Feind fruchtlose Angriffe bei dem Dors Oroszpatak gegen die von uns besetzten Höhen. Hartnäckige An griffe des Feindes in der Richtung auf Stryj wurden erfolgreich zurückgeschlagen. Berichte von verschiedenen Abschnitten der Karpathenfront besagen, daß wegen des Taüwetters die Straßen überall in schlechtem Zu stande und die Flüsse im Steigen sind. An der übrigen Front keine Veränderung. Im Schwarzen Meer zer störten unsere Torpedoboote an der Anatol ischen Küste vier Dampfer, von denen zwei mit Kohlen beladen waren, sowie mehrere Segelschiffe und hatten ein Ar- nlleriegcfecht mit den Batterien von Zungulkal. Konstantinopel, 17. April. Am 14. April nachmittags beschoß das englische Linienschiff Majestic die Landstellungen bei Gabatepe (Saros-Bucht). Das Feuer wurde erwidert und die Majestic nach wenigen Schüssen gezwungen, sich zurückzuziehen. Als Maje stic am Nachmittag des 15. April wieder einige vor geschobene Batterien angriff, wurde sie von den kur- Kschen Forts unter Feuer genommen und erhielt drei Treffer, und zwar zwei hinter oer Kommandobrücke und einen zwischen den Schornsteinen. Das Schiff drehte alb und wurde durch das Linienschiff Swtftsure er setzt, das die Beschießung der Batterien ohne Erfvlgsfort- setzte. In den Nächten vom 14. zum 15. April ver suchten feindliche Torpedoboote, in die Dardanellen ein zudringen, wurden aber leicht a'bgewiesen. Ein deutscher Flieger warf bei TenedoS auf feindliche Kohlcndam- pfer zwei Bomben ab, welche trafen und explodierten. Konstantinopel, 17. April. Das Hauptauar- tier teilt mit: Gestern Nachmittag wurde ein feind liches Wasserflugzeug beim Fluge über den Golf von Saros von unserem Feuer beschädigt und fiel vor Sozliliman ins Wasser. Ein zweites Wasserflugzeug, welches sich auf das Meer niederlicß, um das erste zu bergen, wurde durch unser Feuer zum Sinken gebracht. Das englische Panzerschiff Lord Nelson, das ein Wasser flugzeug schleppte, zog sich gleichfalls zurück. Das eng lische Unterseeboot E 15 wurde in der Meerenge der Dardanellen, östlich von Äaranlikliman, zum Sin ken gebracht. Von der aus 31 Manu bestehenden Besatzung wurden 3 Offiziere und 21 Soldaten gerettet und zu Gefangenen gemacht; unter ihnen befindet sich der frühere englische Vizekonsul in den Dardanellen. — Gencralseldmarschall von der Gold wurde zum Kommandeur der türkischen ersten Armee ernannt. Konstantinopel, 17. Avril. Russische Gefangene aus den letzten Kämpfen bei Olty sind gestern in Er- zerum eingetroffen. Einer derselben erzählte: Unser Regiment war von den Deutschen vor Warschau ver nichtet wordcu. Nur einige Mann, im ganzen etwa 30, entkamen, alle berwundet. Nachdem wir im Spi tal von Rostow wiederhergestellt worden waren, sind wir in der letzten Woche an die kaukasische Frout ge schickt worden. Dort hatten wir in einer Truppen- abtcilung, die aus 1 Bataillon Infanterie, 200 Kosaken, 1 Kanone und 1 Maschinengewehr bestand, in der Um gebung von Olty ein Gefecht mrt den Türken. Tas Feuer der türkischen Maschinengewehre war schrecklich und richtete beträchtliche Verheerungen in unserem Ba taillon an. Nachdem unser Kommandant getötet wor den war, ergriffen wir die Flucht. Der Gesaugene, der verwundet war, äußerte sich voll Befriedigung über die ihm zuteil gewordene Behandlung.