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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188408205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840820
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-20
-
Monat
1884-08
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.08.1884
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Chemnitzer Anzeiger «nd Stadtbote. Nr. 1VS. Mittwoch, 20. August 1881. Seite S. so darf man hoffen, daß das von ihm hier ins Leben gerufene Unter nehmen recht bald fröhlich blühen undZgedelhen werde. — Ans Annaberg wird berichtet, daß am vergangenen Sonnabend dem dortigen Obergendarm Enslinger von der Gendarmerie aus der AmtShauptmannschaft Chemnitz ein Theil der Zigeunerbande, welche auch durch Chemnitz gekommen ist, überwiesen wurde. Am darauffolgenden Sonntag Morgen geleitete die Gendarmerie die Bande über die Grenze nach Weipert und von hier aus wurde sie dem Weiperter Gendarmerie. Posten-Kommando zur Weiterbeförderung übergeben. — Ans Plauen i. V. wird berichtet, daß nunmehr auch der am 9. d. M. bei Gelegenheit der Benzin-Explosion im Gott- fried'schen Hause mitverunglückte Markthelfer Schwarzbach aus Rcichenbach an den Folgen der erhaltenen bedeutenden Brandwunden gestorben ist. — Ei» allzu lebhafter Traum brachte dieser Tage einem Weber in Netzschkau den Tod Derselbe saß Abends fidel am Biertisch, wobei von den bei der Feuerwehr im Gebrauche stehenden Rettungs- Sprungtüchern die Rede gewesen war. Nachts träumte er davon, glaubte sich in einem brennenden Hause und sprang zum Fenster hinunter. An den Folgen der erlittenen Verletzungen ist der Mann vor einigen Tagen gestorben. Vermischtes — Die steile Treppe. Amalie Haizinger besaß eine große geistige Schlagfertigkeit und in mancher heitern oder ernsten Situation fand sie das treffende Wort. Eine ihrer drolligsten Be merkungen mag aus Anlaß ihres Todes hier wiedergegeben werden. In der Zeit, da die Tochter der Haizinger, Luise Neumann, jetzige Reichsgräfin Schönfeld, sich in der Blüthe ihrer Schönheit befand, begegnete Frau Haizinger in Wien dem Herzog von Koburg. Der galante Fürst begrüßte die Künstlerin mit großer Herzlichkeit und er kundigte sich dann nach dem Befinden ihrer schönen Tochter Luise. Frau Haizinger erwiederte, daß dieselbe sich sehr wohl und in ihrer nahegelegencn Wohnung befände, worauf der Herzog den Wunsch äußerte, Fräulein Luise Neumann in Begleitung der Mama einen Besuch abzustatten. „Das ischt sehr freundli, Hoheit", versetzte die Haizinger, „aber wir wohnen vier Treppen hoch." Der Herzog ver sicherte, daß er bereit wäre, den Kahlenberg zu ersteigen, wenn es sich daruni handle, eine liebenswürdige Künstlerin zu begrüßen. Da raufhin übernahm Mama Haizinger die Führung und eilte leicht und flott die Treppe hinauf. Der Herzog, welcher sich derzeit einer ziemlichen Wohlbeleibtheit erfreute, folgte der munteren Frau, allein er hatte doch seine Kräfte überschätzt, denn als er den Treppenabsatz zum dritten Stockwerk erklommen, hielt er erschöpft und keuchend inne und wischle sich den Schweiß von der Stirn. Nun machte auch Frau Haizinger, welche ihm vorausgeeilt war, in der Höhe Halt, wendete sich schalkhaft um und rief: „Ja, ja. Hoheit, der Weg zur Tugend ist halt steil!" — Die „Vereinskrankheit." Das Städtchen Bünde in Westfalen weist bei einer Anzahl von 2800 Einwohnern folgende Vereine auf: 2 Turn-, 6 Gesang-, 2 Verschönerungs-, 2 Schützen-, 4 Kegel-, 2 Lescvercine, 2 Vereine gegen Bettelei, Feuerwehr-, Krieger, Bürger-, liberaler, Vogelschutz-, landwirlhschaftlicher, Vorschuß-, Steno- graphenverein, Schach-, dramatischer Verein. Harmonie, Eintracht, Arimnmiü rstützungsverein, Lahrer- und Magdeburger-„Fechlverein", Verein zur Rettung Schiffbrüchiger, Verein für Weihnachtsbescherung armer Kinder, Gustav-Adolph-Verein, Verein für äußere Mission. In Sum na 40 Vereine. Auf Vollständigkeit erhebt diese kleine List durchaus keine» Anspruch. 4 Kirchen, l Synagoge und 4 getrennte Schulsust Me vervollständigen das Bild dieser Stadt. Daß dieselbe bei dieser so stark entwickelten Vereinsmeierei sich besonders glücklicher Zustände erfreue, wird nicht berichtet. Zur Strafversetzung Deecke S. Die Strafversetzung des Direktors De. Wilhelm Dceckc von Straßburg »ach Nuchsweiler, schreibt die „Voss. Ztg.", wird auch i» Berlin vielfach pein lich berühren, denn noch lebt hier eine Reihe seiner Lehrer, welche die eminente »nd stannenswerthe Arbeitskraft des Gemaßregelten kennen. Ist es nicht sonderbar, daß er beim Ordensfest im letztvergangenen Januar und -war ans ausdrücklichen Antrag des Statthalters von Elsaß-Lothringen de» Rothen Adlerordcn erhielt und schon bald darauf wegen eines harmlosen Satzes i» einem öffentlichen Vortrag -u einer Versetzung nach einem Orte verurtheilt wird, an welchem er ans die Fortsetzung seiner so bedeutenden wissenschaftlichen Thätigkoit geradezu verzichten müßte und obendrein moralisch bloßg,stellt wäre? Gkueralfeldmarschall Freiherr von Manteuffel gerirte sich von alten Zeiten her als ein Mäcen der Wissenschaft und Kunst. Seit seinen Jugendjahren, vom Hause seines Vaters her, ist er mit Leopold von Ranke (der auch W. Deecke's Lehrer war), warm befreundet und verehrte, als er ans seiner Stellung in Schleswig schied, jedem Gymnasium der Herzogthümer ein Exemplar von Rank.-'s sämmtlicken Werken. Ebenso trieb er einen wahre» Kultus mit Karl Ritter, wovon komische Geschichten erzählt wurden. Er geizte geradezu nach dem Umgang mit berühmten Gelehrten, zumal mit solchen, die bei Friedrich Wilhelm IV. gut standen. Als Statthalter im Elsaß machte er sein Haus zu einem Sammelpunkte der Straßburger Professoren, keine anderen Be- Lom ließ, während der Doktor das sagte, seinen Blick forschend durch das Zimmer schweifen, und jetzt erst entdeckte er die Reisetasche, die hinter dem Sessel Janins unter dem Schreibtische lag. Er holte sie hervor und legte sie auf den Tisch, dann langte er aus den Taschen des Gefesselten das dicke, schwere Portefeuille, die Börse und die Schlüssel, und Janin mußte in ohnmächtiger Wuth zuschon, wie Tom mit gierigen Händen in den Schätzen wühlte. „Eine schöne Summe!" spottete Tom, während er die Bank noten und Werthpapiere auf dem Tisch ausbreitete, um sich an ihrem Anblick zu weiden. „Wie mancher Fluch mag auf dem Gelbe ruhen I Na, mich trifft das nicht, die Verbrechen habt Ihr allein begangen. So kann man mitunter ernten, was Andere gcsäet haben." „Es kann Dein Ernst nicht sein, daß Du das Geld behalten willst," sagte der Doktor, dessen Stirne sich wieder mit Schweiß bedeckte. „Weshalb nicht?" „Weil ich dann ein armer Mann wäre!" „Pah, als ob mich das rühren könnte!" lachte Tom. „Wenn Du es thätest, dann würde ich Dich von der Polizei verfolgen lassen, ohne Rücksicht darauf, daß Deine Verhaftung auch mich ins Gefängniß bringen könnte." „Daß Ihr dazu fähig wäret, glaube ich gern! Wenn Ihr Eur.:n Mammon verliert, dann hat auch das Leben keinen Werth mehr für Euch; seid ruhig, ich werde sorgen, daß Euch die Last nicht zu schwer drückt." Ein heiseres Lachen begleitete diese Worte; Janin blickte entsetzt seinen Peiniger an, der die Werthpapiere sammt dem Portefeuille in die Reisetasche legte und die letztere zuschloß. „Damit kann ich Allem Trotz bieten," nahm Tom wieder das Wort; ich will jetzt auch einmal den vornehmen Herrn spielen und mich von Anderen bedienen lassen. Es soll, wie ich mir habe sagen lassen, eine angenehme Sache sein." Sein Blick ruhte gedankenvoll auf der Phiole, ein teuflisches Lächeln umzuckte seine Lippen, und man konnte in seinen Zügen lesen, daß er entsetzlichen Gedanken nachhing. „ES war Eure Absicht, die beiden Frohberg ins Jenseits zu schicken," sagte er. „Leugnet das nicht; Ihr habt diese Absicht schon oft geäußert, sie wäre längst ausgesührt worden, wenn ich mich auch dazu als Euer Wertzeug hergegeben hätte. Weshalb wolltet Ihr cs thun?" (Fortsetzung folgt.) amten lud er so häufig zur Tafel, und als das auffällig wurde, rechtfertigte er sich in einem veröffentlichten Briefe, daß er vor den Koryphäen der Wissen schaft den meisten Respekt habe. Mir hat eS", sagte er, „großen Eindruck gemacht, daß Friedrich Wilhelm Iv. den Antrag, Leopold Ranke eine» höheren Rang zu geben, mit den Worten zurückwieS: „so mächtig bin Ich nicht, um einem Leopold Ranke einen Rang zu verleihen!" Seit dem Antritt seiner Statt halterschaft wurden bei jedem Ordensfest mehr Gelehrte aus Straßburg als aus Berlin dekorirt. Der Herr Statthalter ließ eS nie an Anträgen fehlen. Und so begünstigte und beschützte er auch vr. Deecke, welcher den Protestlern und vollends den Ultramontanen tief verhaßt war. Da nun erkühnt sich Deecke in zwei Borträgen, die nnter dem Titel „Plaudereien über Schule und Haus" veröffentlicht wurden, in zahmster Form, wie»saS dem tiefruhigen, besonnenen Manne nicht anders möglich war, einige Bedenken gegen des Statthalter- „Allgemeine Vorschriften für die Höheren Schulen in Elsaß und Lothringen vorzubringen und sofort setzt der General feldmarschall den Helm auf. Zwar bekennt er, die amtliche Wirksamkeit de- aus maßvoll und objektiv gehalten war, seine „amtliche und patriotische Ver pflichtung" bei Seite gesetzt. Nun müssen in Preußen seit dem Herbste 1862 „die Diplomaten cinschwenken, wie die Unteroffiziere". Aber die Kultus minister sind immer toleranter gewesen und, um von Altenstein zu geschweige», selbst Eichhorn. Raumer, Mühler und Puttkam« haben sich Kritiken ihrer amtlichen Verfügungen von ihrem Ressort unterstellten Personen gefallen lassen. Soll ein bewährter Schulmann, wie Deecke, nicht das Recht haben, Aus stellungen an einer so tief in das Leben der Schule eingreifenden Maßregel, wie sie jene „Vorschriften" enthielten, öffentlich zur Diskussion zu bringen, da eine private Kundgebung an die betr. Behörden wirkungslos geblieben sein würde? Versteht ein Deecke wirklich nicht mehr vom höheren Unterrichts« wesen, als der Herr Generalfeldmarschall, und nicht mindestens ebenso viel, wie jedes der Mitglieder von dessen Oberschulrath? Und was geschieht? vr. Deecke, als Pädagog, Philosoph, Aesthetiker, Philolog weitbekannt und als Linguist sogar berühmt, wird in einen Winkel versetzt, in welchem er ver kommen müßte, zur Freude der Protestler und Ultramontanen, und zu seinem Nachfolger wird ein Mann ernannt, der schlechterdings nichts von wissenschaft licher Bewährung geleistet hat, ein Katholik, welcher dem Greisenalter bereits nahe ist, und der nun der Aufgabe eines Direktor» des Lyzeum- in Straß burg, die Deecke so ausgezeichnet erfüllte, genügen soll. ES käme einem geistigen Selbstmord gleich, wollte vr. Deecke die Stellung in Buchsweiler übernehmen Es steht zu hoffen, daß die deutschen Universi täten sich die Gelegenheit nicht werden entgehen lassen, der herrlichen Lehr kraft dieses so bedeutenden und dabei im besten ManneSalter stehenden (er ist I83l geboren) Gelehrten zu neuer Thätigkeit zu verhelfen Welchen Spiel raum hat der Herr Statthalter von Elsaß-Lothringen den Gegnern des Reiches eingeräumt, in der Hoffnung, sie zu gewinnen! ProzeffeS verurtheilt- In diese». Verhandlung hat Kirbach «mSgesagt und be schworen, daß er Seidel gewesen, der in der Nacht zum 1. Mai ».I. den groben Unfug verübt habe. Gegen diese- schöffcngerichtliche Erkenntnis legt« Seidel Berufung ein, Zeugen dafür benennend, daß nicht er, sondern der Färber Wilhelm Albert Lange aus Göppersdorf eS getvesen sei, der sich de» fraglichen groben Unfugs »huldig gemacht hat. Die Berufung-Verhand lung fand am 2l September v. I. vor dem hiesigen Landgericht statt und in derselben wurde Seidel von der wider ihn vorliegenden Anklage steige- sprachen. Die Folge von der nunmehr wesentlich veränderten Lage oer Sache war. daß Kirbach «egen fahrlässigen Falscheids zur Verantwortung gezogen wurde. Die Aussagen des Angeklagten und der beiden Zeugen Seidel und Lange stehen sich diametral entgegen; denn während Elfterer auch heute noch behauptete, daß es Seidel gewesen, den er bei der Verübung de- grobeq Unfugs gesehen, stellte Seidel eidlich jede Schuld In Abrede und Lange depomrte gleichfalls eidlich, daß er eS gewesen, der sich in der Nacht zum l. Mai v I. des Seidel beigemeffenen groben Unfugs schuldig gemacht Hab«. Ferner bestätigte auch der Schneider Ernst Wilhelm Haferkorn, daß er nnd der Barbier Gräfe au» HartmannSdorf in der Nacht zum l. Mai V.A. In Ge meinschaft mit Lange das Gasthaus zum „Deutschen HauS" in Burgstädt verlassen haben und baß Lange alsdann in der Nähe de- fraglichen Wasserreservoirs zurückgeblieben sei. Gestoßen hätten sie Lange nicht. Seidel und Lange haben im Frühjahr v. I. Beide Bollbärte getragen und deshalb mag zwischen ihnen früher eine Aehnlichkeit bestanden haben. Merkwürdig aber ist eS, daß Kirbach sogar bemerk haben will, daß der Mann, den er in der Nacht zum 1. Mai v. I. bei der Verübung deS groben Unfugs gesehen, eine Brille getragen habe, was bei Lange nicht zutrisft, da derselbe keine Brille trägt. Seidel dagegen trägt ununterbrochen eine Brille. Herr Staatsanwalt Liebe stellte nach Lage der Sache die Entscheidung darüber dem Gerichtshof anheim, während Herr R-chtSanwalt Hermann Bauer v von hier als Bertheidiger Sirbach'S die Freisprechung seines Klienten beantragte Der Gerichtshof schloß sich dem Anträge des BertheidigerS an und sprach den Angeklagten kostenlos frei. In den Entscheidungsgründen wurde gesagt, daß Kirbach zu der Zeit, wo er vor dem Amtsgericht zu Burgstädt die inkrimioirte eidliche Aussage erstattet hat, in der festen Ueberzeugung gelebt habe, daß Seidel eS gewesen, der sich des groben Unfugs schuldig gemacht. Eine Fahrlässigkeit liege nicht vor, da Kirbach zur Zeit seine» Verhörs gar nicht mehr in der Lage gewesen sei, sich von der Unrichtigkeit der von ihm behaupteten Thatsache zu überzeugen. Eine Verhandlung gegen den 1873 geborenen, bereit» vorbestraften Schul- knaben Earl Eduard Hübner und dessen Mutter, Anna Äilhelmin« Hübner geb. Schmidt au» NeuölSnitz bei Stollberg, welche d«S Dieb stahls und bez. der Hehlerei angekagt sind, mußte behufs weiterer Beweis erhebungen vertagt werden. Verantwortlicher Redakteur: vr. pdil. Ö. Müller in Lhemnitz. Standesamtsnachrichten. Literarisches. — Die „Allgemeine Zeitschrift für Textil-Jndustrie" (Chemnitz-Leipzig- Wien) enthält in ihrer neuesten Nummer (vom 15. August — Nr. 16): Die mechanischen Handkraststühle vom Standpunkt der Tuch - und Buckskinfabrikation. Muster - Kompositionen. Das Waschen der Tuche mit Walkerde. Neuerungen und Verbesserungen: Fallentrittmaschine. Kettcnstuhl mit verschiebbaren Nadelbarren. Ueberspinnmaschine. Neuerungen an Gassengmaschinen. Breithalter an Zylinder-Appreturmaschinen. Klöppel für Flechtmaschinen. Schneid-Apparat für Plüsch- und Sammet-Doppel- gewcbe. Schußwächterschützen Vorrichtung für Spul-, Doublir- und Zwirn maschinen. Wollwaschkufe mit Wasserspülung. Patentwesen: Anmeldung, Er- theilung, Erlöschung von Patenten in Deutschland. Mittheilungen: Appretur- Schulen. Notiz. Inserate. Handel und Industrie. Börsenbericht der Berliner Wechselbank Hermann Friedländer L Sommerfeldt, Hofbankiers, Berlin A'IV. 45, unter den Linden. Berlin, am 18. August 1834. Die heutige Börse eröffnete in abgeschwächter Haltung und mit theilweise etwas niedrigeren Kursen aus spekulativem Gebiet. Im weiteren Verlaufe entwickelte sich dann dar Geschäft recht ruhig und gewann auch, entgegen den Bewegungen an den letzten Börsentagen, zum Schluß nicht an Lebhastigkeit. Die große Reservirtheit erklärt sich daraus, daß die Kredit-Bilanzen, die über morgen erwartet werden, die Unternehmungslust der Spekulation eindämmen, dann aber, glauben wir, wird die Spekulation zu energischem Handeln sich entschließen und dem Markte damit das monotone Gepräge nehmen. Ma die Einzelheiten anbctrifft, so ist zu erwähne», daß Kredit 2 M. unter gestern einsetzten und mit ganz unbedeutenden Schwankungen ebenso den Verkehr verließen. Aebnlich war das Geschäft in den anderen Banken und österreichi sche Bahnen, die auf eher eine Nüance matter verkehrten. Auf dem russischen Rentenmarkt hat das Geschäft nichts von seiner Lebhaftigkeit eingebüßt, eS scheint, als wenn die Konversion der englischen Konsols immer wieder von Neuen» cinwirkt, da sie hier dauernd starke Käufe wahrnehmen lassen. Deutsche Bahne» behauptet. - Schluß: ruhig — Es notirten: Franzosen 524'/»—524 Lombarden 252'/»-253 Kredit 154'/, Kommandit 202-/»- 203'/« Deutsche Bank 74'/,—74°/-Laura lll»/« Dortmund 111"/« Galizien 70'/,—78 Marien burg 89'/.-SS°/« Ostpreußen 101", Italien 96V.-S6'/. Orient 59-/« 80er Russen 76»!,-76-/« Ungarn 206--/.-207 Ruff. Noten 168,05. Erntezustand im deutschen Reiche. Die Witterung hat die Fort führung der Erntearbeiten so sehr befördert, daß die Einheimsung des Rog gens käst allenthalben schon beendet ist. Borgenommene Probedrusche ergaben, daß die Zahl der in der Aehre enthaltenen Körner eine mittlere ist, daß aber jedes einzelne Korn stark ausgewachsen und überaus mehlhaltig ist, so daß die Qualität das Quantum ergänzt, das Stroh ist lang und kräftig und ge bricht es den Landleuten vielfach an Raum, dasselbe unterzubringen. Hin sichtlich der Noggenernte herrscht daher große und allseitig« Befriedigung. Der Weizen ist meistentheils auch bereits geschnitten und läßt ein ebenso er freuliches Resultat erhoffen. Gerste dürste eine Mittelernte ergeben, doch wird die Qualität eine sehr verschiedene sein, je nachdem Trockenheit oder Nässe vorwiegend gewesen sind. Dasselbe ist vom Hafer zu sagen, hinsichtlich dessen ein zutreffendes Bild sich noch nicht gewinnen läßt. Die Kartoffelpflanze hat letzthin bedauerlicher Weise gelitten und das schwarz gewordene Kraut ver breitet vielfach jenen bekannten, die Krankheit andeutenden Geruch, man darf daher betreffs des Ertrags dieser Knollenfrucht nicht aus allzu Günstiges ge faßt sein. — Die Einnahmen an Wechselst empel st euer im deutschen Reiche be trugen in der Zeit vom 1. April bis Ende Juli d. I. 2,231,St 1 M d. i. 3047 M. weniger als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. Der Dresdner Obcr-Postdirektionsbezirk partipizirt an dieser Einnahme mit 47,434 Mark >349 Mark mehr), der Leipziger mit 148,974 Mark (1875 Mark weniger). Die Juli-Einnahme des Dresdner Bezirks betrug 11,088 Mark, die deS Leip ziger Bezirks 39,810 Mark. Gerichtshalle. —tr. Strafkammer I. vom 18. August. Die HandarbeiterSehesrau Au guste Wilhelmine Müller aus Gablenz hat sich eines im Rücksalle ver übten Diebstahls schuldig gemacht und deshalb wurde sie unter Anrechnung von 1 Monat Untersuchungshaft zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Mühlenbesitzer Wilhelm Julius Müller aus Niederölsdorf bei Penig (I84o geboren und noch unbestraft) war der Hehlerei angeklagt. Er hat im Januar d. I von einem Handarbeiter Löbel einen Treibriemen gekauft, welchen dieser Ende Dezember v. I. dem Mühlenbesitzer Luft in Kaufungen gestohlen hatte. Müller, welcher dem Löbel für den Riemen 4 M. bezahlt hat, gab beute zu seiner Entschuldigung an, daß er nicht gewußt, daß er eS in Löbel mit einem noch dazu bereits rückfälligen Diebe zu thun gehabt habe, anderseits aber habe Löbel ihm über den Erwerb deS Riemens An gaben gemacht, die ihm als glaubwürdig erschienen und geeignet gewesen seien, in ihm den Verdacht gar nicht aufkommen zu lasten, daß Löbel den Riemen aus unehrliche Weise an sich gebracht haben könnte. Auch sei der Preis, den er für een Riemen bezahlt habe, dem Werthe desselben angemessen gewesen. Der Gerichtshof vermochte die Ueberzeugung davon, daß der Angeklagte von dem unredlichen Erwerb des Riemens seitens Löbels Kenntniß gehabt hat, nicht zu gewinnen und deshalb sprach er Müllern von der Anklage der Hehlerei frei. Löbel ist wegen des hier in Frage stehenden Diebstahls bereit» in einer früheren Verhandlung mit 6 Monaten Gefängniß belegt worden. Der Weber und Handschuhsabrikant Karl Bernhard Kirbach aus Burg städt stand unter der Anklage, am 19. Juli 1883 in der Straffache gegen den Pserdeschlächter Friedrich Wilhelm Seidel au» Burgstädt, welcher damals des groben Unfugs angeklagt war, vor dem Amtsgericht zu Äurgstädt in fahr lässiger Weise eine falsche Aussage erstattet und eidlich erhärtet zu haben. Der hier vorliegende Fall ist psychologisch höchst interessant. Am 1. Mai 1883 früh in der fünften Stunde wurde Kirbach durch einen Spektakel aus der Straße au» dem Schlafe geweckt. Er stand auf und trat an das Fenster, von wo aus er drei Männer beobachtete, die anscheinend zu einander gehörten. Der Eine ließ sich in der Nähe deS auf der Straße befind lichen Wasserreservoirs einen groben Unfug zu schulden kommen, den näher zu bezeichnen wir uns hier ersparen wollen, während die Anderen den Erster«» stießen und sich sodann entfernten Kirbach glaubte in dem am Wasserreservoire zurückgebliebenen Manne mit voller Bestimmtheit den Pferde- schlächtcr Friedrich Wilhelm Seidel zu erkennen. Er erstattete gegen Letzteren Anzeige und deshalb wurde Seidel vom Schöffengericht zu Burgstädt wegen groben Unfugs unter Anklage gestellt. Seidel stellte von vornherein jede Schuld in Abrede, er wurde jedoch in der Verhandlung vom 19. Juli v. I. für schuldig befunden und zu 60 Mk. Geldstrafe, sowie in dt« Kosten des Lbemnttz. Uebersicht auf die Woche vom 10. bis mit 16. August 1884. 4. Angemeldete GeburtSsälle 82, als: 40 Knaben und 42 Mädchen. 8. Angemeldete Sterbefälle 73, als: 36 männl. und 37 wetbl. Personen 6. Eheschließungen 17, als: Hausdiener G. E. Eisold, Hartmannftr. 24, evang., mit Jda Clara Wagner, Weststr. 1, evang. — Tapetendrucker E. Unger, Langesir. 59, evang., mit Emma Amalle Helene Hänselmann das., evang. — Eisenbohrer P. R. Ufer, Salzstr. 68, evang-, mit August» Marie Thomas, Schillerst!. 16, evang. — Färber O. B. Kunath, inner« Rochlttzer- str. 6, evang., mit Auguste Helene Theunert, untere Aktienstr- 14, evang. — Fabrikant Ehr. F. W. Heyder zu BeringSwalde, evang., mit Emilie Henriette gesch. Wechsler verw. Blautg geb. Puschmann, Schloßstr. 6, evang. — Feuer mann F. L. Steinert, Rudolphstr. 6, evang., mit Jda Auguste gesch. Rüdiger geb. Gläßer das., evang. — Bäcker C. H. H. Dietrich in Lichtentvalde, evang., mit Bertha Jda Hammer ebendas., evang. — Auktionsgehülfe E. W. K«l, Klosterguergasse 1, evang., mit Selma Stdonie Hausse das., evang- — Agen- tur- und Kommissionsgeschäfts-Inhaber C. G. G. Klauhe, Wemnerplatz 8, evang., mit Henriette Caroline Alwine gesch Reichenbach geb. Hammer das., evang. — Handarbeiter F. O. Krüger, Blankenauerstr. 22, evang, mit Minna Hulda Zwintzscher das., evang. — Fabrikarbeiter A- R. Adler, BiSmarckstr. 8, evang., mit Auguste Pauline Hering das., evang. — Schlosser E- T. Schmidt, Sonnenstr. 2, evang., mit Anna Schimek, Merstr- 28, röm.-kath. — Eisen dreher Ä- E. Röhricht, Palmstr. 2, evang, mit Caroline Anna Sidonie Elbel das., evang. — Töpfer H. L. M. Schulz, Augustusburgerstr. 9, evang, mit Louise Olga Böhme das., evang — Schlosser H. O. Seidel, Sonnenstr. 48, evang-, m,t Ernestine Mathilde Marie Nachtigall das., evang. — Maurer F. W. Poike, Neugaffe 1, evang., mit Dorothea Margarethe Ehrhardt das., evang. — Handarbeiter E. G- Müller, Blankenauerstr. 19, evang., mit Alma Clementine Wetzel das., evang. v. Eheaufgebote 21, alS: Handarbeiter F A. Drechsel, Bnnenstr. 28, mit Ernestine Sophie Kreil das - Schriftsetzer G. A. Möckel, Bernsbachvl. 1, mit Ottilie Selma Stcinbach, Snß. Klosterstr. 34. — Tischler A. Neuber zu Gablenz. mit Anna Clara Brückner, Sonnenstr. 12. — Metalldreher R G. Henker, Elisenstr. 24, mit Jda Minna Ginsel, Königstr. 28. — Maler O- M. Schellenberger, Zimmerst». 17, mit Hilma Üiddi Seltmann, obere Hainstr.39. — Friedensricht. I. H. Schellenberger in OelSnitz b Lichenstein, mit Elise Minna Knorr, Karlsstr. II. Schlosser E. E. Meerstein, Hauboldstr. 12, mit Therese Alma Poller, Brühl 24. — Schuhmacher C. B Winter, Leip- zigerstr. 81, mit Alma Thekla Sraupner das. — Zimmern,. F. M. Müller, tun. Klosterstr. 12, mit Emilie Auguste Huhn das. — Schuhmach. A. Frank, Suß. Rochlitzerstr- 10, mit Wilhelmine Auguste Emilie Penz, alte DreSdner- straße 6. — Fabrikarb. P. T. Riedel, untere Georgstr. 8, mit Selma Minna Ziegenhals, Jakobftr 35. Weber C. L. Daß, Oststr 38, mit Ernestine Emilie verw. Neßler, geb. Fischer das. — Privat«. F.H. Kirsten, Turnstr.4, mit Ernestine Wilhelmtne verw. Müller, geb. Polster das. — Schlaffer F. I. Lange, Bernsbachstr. 27, mit Marie Anna Wetzel. Reitbahnstr. 34. — H«md. arb- T. F. Kluge, Peterstr. 6, mit Christiane Wilhelmine gesch. Breitenfeld, geb. Fischer das. — Müllerei-Werks. C. F. Mehner zu Schönau, mit Emma Henriette verw. Hammer, verw. gewes. Walther, geb. Vogel, Zwickauerstr 88. — Fabrikarb F. O. Seifert, Blankenauerstr. 53, mit Anna Katharina Roth das. — W. M. Melzheimer, Brühl 40, mit Minna Selma Michael, Blanke nauerstr. 18-— Porzellanmal G Hahn, Zöllnerstr. 15. mit Franziska verw. Sadil, geb. Watzke, Nikolaistr. 9. — Schriftsetzer A. H. Schreit«, ZImmerstr. 3, mit Anna Bertha Krübel, Logenstr. 22. Bahnwagenrangirer E. F. Klemm zu Kappel, mit Clara Bertha Kämpfer, Sonnenstr. 48. «lösa. Geboren: Ein Knabe: C. B. Seipt, Strumpfwirk« in Borna. T. B. Hering, Steinmetz in Borna. Ein Mädchen: F H. Teichmann, Gutsbesitzer in Borna. C. R. Müll«, Gartenbesitzer in Borna Gestorben: C. T. Groß'S, Kesselschmieds in Borna Tochter, 2 Mon. W. B. Steikal's, Fabrikarbeiter» in Glösa Tochter, 2 Mon. F. G. Gründler, Maler in Chemnitz 43 Jahre- C. I. Steinert'S, Former» in Borna Tochter, 2 Monate. Aamiliennachrichten. Gestorben. Frau Amalie Friederike Wilhelmine Hösel geb. Arnold, Furth. He« Karl Heilsott. Frau Emilie verw. Brandt geb. Wild«. Ein Mädchen: Herrn Richard Kühling. Frau Christiane Juliane Hofmann geb. Schellenbng«. Frau Amalie Karoline verw. Möckel geb. LeichSner. Ein Mädchen: Herrn Joh. Krüpp. Herrn Oskar Zimmermonn. Herrn Paul Presse Herrn Hermann Kunze- Vergnügungs-Anzeiger. Mellini-Theater. Täglich große brillante Vorstellung. Göth eg arten, Zwickauerstr. Heute Mittwoch Schlachtfest. Früh 10 Uhr Wellfleisch. Haase's Gasthaus. Donnerstag KirmeßschmauS. Nachmittags Unter haltungsmusik. Abends Ball. Eines der ältesten Baumwollenexporthäu ser Alexandriens sucht einen bei den Spinnern gut eingeführten Agenten. Schrift!. Offerten unter Chiffre ^ 8«S an die Annoncenexpedition v. kuäolf ß<I088V. 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