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W MMWWWWW ' X Dienstag. U. Mit», 1884. Air//'/ IMbste. unil Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdors, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, SchSnan. Abonnement: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutrage« 40 Pf.), sowie monatlich 42 Pf. (Zutragen 15 Pf.) nehmen entgegen die BerlagSexpedition und die Ausgabestellen de- Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und obige« Vororten, sowie sämmtliche Postanstalte«. (Postzeitung»-Preisv-rzeichniß für 1884 Nr. 1059. Jnfertionspreis: die schmale (IspMge) Korpuszeile oder deren Raum 15 Pf. — (Lokal-Anzeigen 10 Pf.) — Unter Eingesandt pro Zelle 30 Pf. — Auf groß« Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annonce«-Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Berlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung. Zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers haben die städtischen Kollegien beschlossen. Sonnabend den 22. März dieses Jahres Abends 7 Uhr im Saale der Kasinogesellschaft ein Festessen zu veranstalten. Im Einverständmß mit dem Stadtverordneten-Kollegium laden wir zur Theilnahme hierdurch ein. Besondere Einladungen an Behörden oder Privat personen werden nicht ergehen- Chemnitz, am 6. März 1884. De!r Rath der Stadt Chemnitz. Vetters, Bürgermeister. Sch. Bemerkungen. Der Preis für 1 Gedeck einschließlich der Nebenkosten beträgt 4 Mark. Anmeldungen werden von Herrn Buchhändler Focke, Langestraße 39, bis Donnerstag den 20. März dieses Jahres Mittags 12 Uhr entgeaengenommen. , Bei der Anmeldung werden gegen Erlegung des Preises Karten auSge- geben. Nur der Inhaber einer solchen Karte ist zu einem Sitze im Saale berechtigt. Bermiethung. Die in einem Theile des Parterres im alten Rathhause vorhandenen, sich besonders zu Niederlagen eignenden. theilweise aber auch als Berkaufs- lokal passenden Räume sollen getheilt oder im Ganzen an den Meistbietenden, jedoch unter Vorbehalt der Wahl, vermiethet werden. Wer die Räume besichtigen will, hat sich aus dem neuen Rathhause, Zimmer Nr 43, zu melden, woselbst auch etwaige Offerten bis zum IS. März o- niederzulegen sind. Chemnitz, am 6. März 1864. Der Rath der Stadt Chemnitz. Vetters, Bürgermeister. Wtzschl. DaS Konkursverfahren. ^ , zren über das Vermögen Emil Anton Steins, gewes. der Firma Anton Stein in Altendors, wird nach erfolgter Ab haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. >emnitz, den 8. März 1884. Königliches Amtsgericht. Nohr. Gutsverkauf. , Erbtheilungshalber soll das zum Nachlasse Carl Friedrich Stopps in Oberhermersdors gcbörige Bauergut, Nr. 32 des Brand-Katasters, Fol. 12 des Grund- und Hypothekenbuchs daselbst, welches aus 38,000 M. gewürdert worden ist, 20 Hect. SO Ar oder 37 Acker 12 Quadrat-Ruthen hält, mit 013.94 Steuereinheiten belegt ist, Freitags, den 2l. März 1884, Mittags 12 Uhr an Gerichtsstelle versteigert, das tobte und lebende Inventar Donners tags, den i-7. März 1884, von Vormittags 9 Uhr an, im Nachlaßgute ver- auctionirt werden. -, Beschreibung und Kausbedingungen hängen im Gasthofe zu Oberhermers- dorf aus. Königl. Amtsgericht Chemnitz, Abtheilung lö„ den 25. Febr. 1884. I A.: Graupner, Ass. In der Forstmann'schen Restauration zu Siegmar sollen Dienstag, den 11. März von Nachmittags 2 Uhr ab daselbst eingestellt- Pfandstücke, namentlich 2 doppelte, 80zoll. Drehkettenstühle s. Zubeh., 1 Spülmaschine s. Zübeh, 1 Nähmaschine, 1 Spulrad, 1 Waage, Gewichte, Regale, Musterkarten, Jacken-, Strumpf- und Sockenformen, 1 Partie Schärpen, Spitzen, Band und Gummiränder, Pfeifen, Lampen, Setztreppen, 1 Schiebebock, ca- 13 Ztr- rohe Pappen, ca. 6 Ztr. Halbweiße dergl.. Steinkohlen, Holz u V- m- zur öffentlichen Versteigerung gelangen. Der Gerichtsvollzieher bei dem Königl. Amtsg-ericht Chemnitz. Mtuar Berger. , Subhastation. Das zum Nachlasse des verstorbenen Hausbesitzers Carl Gottlob Därt in Klaffenbach gehörige, aus 3300 Mk. gewürderte Haus, Nr. 20 des Brand-Kat-, ol. 25 des Grund- und Hypoth -Buchs von Klaffenbach, soll ErbtheilungS- alber Donnerstag, den 20. März 1884, Mittags 12 Uhr an hiesiger Gerichtsstelle im Wege freiwilliger Subhastation veräußert werde». Beschreibung und Kausbedingungen sind aus dem Anschläge im HLnel- schen Gasthofe zu Klaffenbach zu ersehen. , Königl. Amtsgericht Chemnitz, Abtheilung L., 18. Februar 1884. Beyer. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des unterzeichnet«» Amtsgericht» wurde heute aus Folium 1001 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Johann Gottfried Wolf in Chemnitz in die Firma Emst Petzow daselbst als Mit inhaber eingetreten ist, sowie, daß sich die Herrn Fritz Wolf für die genannte Firma ertheilte Prokura erledigt hat. Chemnitz, am 0. März 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. Nohr. Tr. Im Handelsregister für den Landbezirk deS Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute aus Folium 331 die am 25. Februar 1884 errichtete Firma Gebr. Goldberg in Neustadt eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Handelsleute Herr Friedrich August Goldberg und Herr August Adolf Melder, enannt Goldberg, daselbst, Besitzer eines StrumpfwaarenhandelSgeschäft», Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 0. März 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. Nohr. Tr. ge Zs Tagescbroni?. 11. März. 1544. Torquato Taff» geb. 1810. Napoleon I. vermählte sich durch Prokuration' mit Erzherzogin Marie Louise. 1873. Erdstöße in Darmstadt. 1870. Ueberschwemmungen im Gebiete der Nordsee und in den Niederlanden. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 9. März. Neustettin. Infolge der Freisprechung im Synagogenbrand- Prozeß entstanden Exzesse. Heidemann und die Zeugen Mesner und Freundlich wurden thätlich angegriffen, Lesheim'S Wohnung demolirt, einige Läden jüdischer Zeugen eingeschlagen. Wien. Der Polizeibehörde in Pest wurde eine höchst wichtige Anzeige erstattet. Dieselbe betrifft ein Unternehmen, das von Anarchisten geplant und wozu die erforderlichen Mittel per Post ge sandt und schon im Pester Polizeiamte eingetroffen waren. Im Interesse der Untersuchung darf nichts Näheres veröffentlicht werden. Paris. Telegramme aus Lyon melden, daß gestern in dem Bureau der Messagerie ein an den Grafen von Paris adresfirtes Packet abgegeben wurde. Die Beamten schöpften Verdacht, das Packet wurde nach dem Arsenal geschafft und dasselbe enthielt eine explodirbare Bombe, welche beim Oeffnen explodiren mußte. — In der Zoll wächterkaserne in Lyon explodirte gestern eine Dynamit-Patrone, wo durch ein Unteroffizier tödtlich verwundet wurde. Neustettin, 10. März, Mittag. Die Nachrichten über die hiesigen antisemitischen Ruhestörungen am Sonnabend und Sonntag werden kompetenterseits als übertrieben bezeichnet. Gleichzeitig wird mitgetheilt, daß am Sonnabend die im Synagogenprozeß Freige sprochenen bei ihrer Rückkehr von Jungen insultirt wurden. Vorher sollen aus einem jüdischen Hause auf die Volksmenge Steine geworfen worden sein, wa» sich gestern wiederholte. Keinerlei schwere Verletzung ist jedoch vorgekommen. Auch die Nachrichten über das Flüchten von Juden ist unrichtig. Gestern wurden mehrfach Fenster eiugeworfen und jüdische Einwohner insultirt. Gendarmerie stellte die Ruhe Abends mit blanken Waffen wieder her. Vom sächfifche« Landtage Am Sonnabend erledigte die erste Kammer den Etat des Kultusministeriums. Se. Hoheit Prinz Georg wohnte seit dem betrübenden Trauerfalle in seinem Hause zum ersten Male wieder dieser Sitzung bei. — Oberhosprediger vr. Kohlschütter erklärte bei dem Kapitel «Evangelisch-lutherische- Landeskonsistorium *, nicht auf Das eingehen zu können, was bei der hierauf bezüglichen Verhand lung in der zweiten Kammer vom Abg. Schreck dem LandeSkonsi- storium zum Borwurfe gemacht worden sei; denn er habe der von dem Konsistorium bereits abgegebenen Erklärung nichts hinzuzufügen. Bei dem Kapitel «Universität Leipzig- richtete sich Graf v. Hohen- thal gegen die Angriffe des Abg. Liebknecht aus die gesammte deutsche ftudirende Jugend und speziell die der Universität Leipzig und verbreitete sich dann des Weitere« über die Existenzberechtigung der sogenannten Mensuren. Auch Prof. vr. Fricke sprach sich gegen die Ansichten des Abg. Liebknecht auS und wieS dabei gleichzeitig aus die hervorragende Stellung hin, welche die Universität Leipzig in der Reihe der deutschen Universitäten einnehme. Im weiteren Verlaufe betonte er die Nothwendigkeit eines Neubaues für die Uni versitätsbibliothek. Kultusminister v. Gerber erklärte, in dieser Hin sicht weitere Mittheilungen vorläufig nicht machen zu können, da hierauf bezügliche Verhandlungen mit dem Rathe von Leipzig einen Abschluß zur Zeit noch nicht gefunden hätten. Hinsichtlich der Lob rede des Grasen v. Hohenthal auf das Korpsleben und da» Mensurwesen, halte er es für seine Pflicht auszusprechen, daß das Ministerium in wesentlichen Punkten auf einem anderen Standpunkt stehe. — Bei dem Kapitel «Polytechnikum- machte Abg. Seiler aus den Rückgang der Frequenz des Dresdner Polytechnikums auf merksam. Die Gründe hierzu seien die Ueberfüllung der technischen Branche, ferner der Umstand, daß für die Immatrikulation das Maturitätszeugniß erforderlich sei. Er wünscht demnach, daß die Regierung erwägen möge, ob eine Immatrikulation nicht ohne Maturi- tätszeugniß zu ermöglichen sei. Demgegenüber weisen Ref. von Trützschler und v>-. von Gerber darauf hin, daß dadurch das Poly technikum auf eine tiefere Stufe herabsinken und apS der Reihe der deutschen Hochschulen auSscheiden würde, denn mit der Immatrikulation von Jmmaturen rnüßte anch der gesammte Lehrplau geändert Wörden. Ein Beschluß der zweite« Kammer, der Regierung zsr Erwägung anheimzugeben, ob es angezeigt erscheint, den StUdirenden der Pharmacie neben der Universität Leipzig auch das . Polytechnikum zu Dresden für ihre Studien zu eröffnen, wird von der Kammer abgelehnt. Ferner beschließ» dieselbe, die Petitionen der städtischen Kollegien zu Freiberg und Borna um Erhöhung der Staatsbeihilfe zu den dortigen Realschulen 1. Ordnung auf 18,OM Mk. auf sich beruhen zu lassen, nachdem ein vom Abg. Clauß, Bürgermeister von Freiberg, gestellter und vom Abg. Heinrich, Bürgermeister von Borna, warm befürworteter Antrag abgelehnt wurde. Weiter werden für den Um- eventuell Neubau der Landesschule Grimma als erste Rate 250,OM Mark bewilligt. Im Uebrigen wurden sämmtliche Positionen des Etats gemäß der Beschlüsse der zweiten Kammer bewilligt. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Thronrede, mit welcher am Donners, tag der Reichstag eröffnet worden ist, ist zwar im Allgemeinen kurz und geschäftsmäßig gehalten» sie enthält aber doch eine hochbedeutsame Stelle, nämlich jenen Passus über die auswärtigen Beziehungen des deutschen Reiches zum Auslande. Besonders hebt die Thronrede das freundschaftliche Berhältniß Deutschlands zu Oesterreich und Rußland hervor und betont weiter, daß nach menschlicher Voraussicht die Er haltung des Friedens auch fernerhin gesichert sei. Man weiß, daß diese Worte keine leeren Phrasen sind, sondern daß sie den ernsten Willen des deutschen Kaisers und seiner Berather bekunden, die Seg nungen des Friedens den Völkern Europas zu erhalten und darum haben sie nicht nur in Deutschland selbst, sondern auch im AuSlande einen tiefen und nachhaltigen Eindruck gemacht, wie aus den Kom mentaren der auswärtigen Blätter über die Thronrede hervorgeht. Bedeutungsvoll in letzterer ist auch die Erwähnung der herzlichen Aufnahme, welche Kronprinz Friedrich Wilhelm in Spanien und Italien gefunden, es geht hieraus hervor, welche Wcrthschätzung man deutscherseits auch auf die neugeknüpsten Freundschastsbeziehungen zn diesen Ländern legt und eS ist kein Zweifel, daß man diese Thatsache auch in Madrid und Rom in ihrem vollen Werthe zu würdigen weiß. — Mit der Eröffnung der Reichstagssessio« ist ein immerhin bemerkenswerthes Ereigniß in unserem Parteileben zusammengefallen: Die Verschmelzung der Fortschrittspartei und der Eezessionisten zu einer Fraktion, welche den Namen „Deutsche freisinnige Partei- führt. In liberalen Kreisen legt man begreiflicherweise dieser Fusion eine große Bedeutung bei, es wird indessen doch abzuwarteu bleiben, ob die neue Partei wirklich einen so großen Einfluß auf die fernere Gestaltung unseres Parteiweseus und parlamentarischen Lebens ge winnen wird, wie ihre Begründer anzunehmen scheinen; jedenfalls werden erst die nächsten Reichstagswahlen den richtigen Prüfstein für die Macht «nd Bedeutung der «Deutschen freisinnigen Partei- ab geben. Was die Nationalliberalen anbelangt, so erklärt die «Nat.- Lib. Korresp.-, daß von einem Beitritt derselben zu der neuen Frak tion nicht die Rede sein könne und darf man gespannt sein, welches Berhältniß sich zwischen letzterer und den Nationalliberalen entwickeln wird. Führer der 110 Mitglieder zählenden «deutschen freisinnigen Partei- ist Abg. Freiherr von Stauffenberg. Frankreich. In Frankreich sieht man mit Spannung der unmittelbar bevorstehenden Entscheidung auf dem ostasiatischen Kriegs schauplätze entgegen. Am 6. März hat sich General Millot an der Spitze seine» 15,000 Mann starken Expeditionskorps von Hanoi aus, dem bisherigen Stützpunkt der französischen Operationen, gegen Bacninh in Bewegung gesetzt. Von Hanoi nach Bacninh beträgt die Entfernung 37 Kilometer und hofft man in den militärischen Pariser Kreisen, daß General Millot spätestens am Dienstag vor diesem Platze ein- treffen wird. England. Im Ostsndan steht ein nochmaliger Waffentanz zwischen den Truppen General Grahams und den Aufständischen bevor. Osman Digma. hat alle ihm von englischer Seite angebotenen Arrangements abgelehnt und wird daher das nach Suakin zurück gekehrte englische Korps unter General Graham abermals den Vor marsch gegen den Rebellenführer in diesen Tagen aufnehmen. Für die-Fortsetzung Vkr Englischen VMatiouen an den Küsten des Rotheu Meeres hat der KrirgSminister Hartington im Unterhaufe einen weiteren Kredit im Betrage von 370,000 Pfund Sterling verlangt und hierbei zugleich die Erklärung abgegeben, nach der Zerstreuung der Schaaren Osman Digma's werde England die Truppen auS dieser Gegend zurückberufen und nur eine kleine ständige Garnison in ' Suakin belassen. Bezüglich des Mahdi äußerte der Kriegsminister, daß derselbe den Maßregeln des Generals Gordou zur Räumung des Sudan keinerlei Hindernisse in den Weg lege. UebrigrnS find in den letzten Tagen Nachrichten aus Khartum eingetroffen, denen zufolge sowohl ein vom Mahdi gegen Darfor abgesandtes Expeditions korps von dem egyptischen Obersten Slatin Bey zurückgeschlagen worden ist, als auch der Mahdi Achmet Mohammed selbst durch den Stamm der Kabbabisch nördlich von El Obeid eine Niederlage erlitten hat. Eine Bestätigung dieser Nachrichten liegt indessen noch nicht vor. Rußland. Von russischer Seite und zwar von der «Moskauer Zeitung- wird anläßlich des neuesten Auftretens der Anarchisten der bemerkenswerthe Vorschlag zu gemeinsamem Handeln der Regierungen gegen die Bestrebungen der rothen Internationale gemacht. Die «Moskauer Zeitung- bezeichnet den jetzigen Moment als den günstigsten zu einer gemeinsamen Aktion gegen die anarchistische „Pestbeule- «nd weist dabei auf England, diese bisherige Freistätte der Revolutionäre aller Länder, hin, wo politische Verbrechen und Dynamitattentate an der Tagesordnung seien, weshalb jetzt England selbst an die Beihilfe anderer Staaten appellire. Dieser Vorschlag der «Moskauer Ztg.-, zu einer Zeit, in welcher wehr als je sich die anarchistischen Zuckungen an den verschiedensten Stellen Europas bemerkbar machen, erschänt gewiß einer ernsten Beachtung seitens der Regierungen werth. Italien. Die Propaganda für Ausbreitung des katholischen Glaubens (vovgregatio äe propaganä» Läe) will ihren VerwaltungS- sitz von Rom verlegen. Sie will diese ihre Absicht in einem Zirkular schreiben an den Episkopat kundgebe« ; der neue Ort der Verwaltung soll außerhalb Italiens gewählt werden. Türkei. Nach längerem Zögern hat endlich die türkische Regierung die abgelaufenen Vollmachten für den bisherigen Gouver neur vo« Kreta, Photiades Bey, erneuert. Sie hätte allerdings gern ihre Absicht verwirklicht, für Kreta einen muselmännischen Gouverneur zu ernennen, indessen haben die Vorstellungen der fremden Bot schafter und besonders der Hinweis auf die erregte Stimmung der Kretenser die Pforte veranlaßt, von diesem bedenklichen Vorhaben wieder abzustehen. Russisch-Asien. Der bisherige Gouverneur von Turkestan, der aus den serbisch-türkischen Kämpfen her bekannte General Tscher- najew, ist vor einiger Zeit von seinem Posten abberufen worden. Als Hauptgrund der Abbemfung führt man jetzt an, daß die Verwaltung Turkestau's unter der Tschernajew'schen Satrapenwirthschaft vollständig verwahrlost und der Wohlstand des Landes gänzlich zerrüttet worden ist. Die Schtrmrgerichttver-ar»-ln«g in ckonttz. (Schluß.) Der 7. März war der Entscheidungstag. Die Erregung, welche sich des Publikums und aller Betheiligten bemächtigt hatte, war größer als an den vorhergegangenen Tagen, der Saal noch über füllter, die Stimmung noch erwartungsvoller und feierlicher. Nach dem noch Buch Holz bei der Konfrontation mit dem Fleischermeister Kestner behauptet hatte, nie mit einer Zündschnur Steine gesprengt zu haben, erklärte der Präsident die Beweisaufnahme für geschloffen und es erfolgte nunmehr die Fragestellung, welche sich im Wesent lichen den in Köslin gestellten Fragen anschloß. — Der Präsident formulirte nun die den Geschworenen vorzulegenden Fragen. Dieselben lauteten: 1. Bezüglich der beiden Heidemann: Sind die Angeklagte« schuldig, im Febmar 1881 zu Neustettin ein zu gottesdienstliche« -4