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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188405209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-05
- Tag 1884-05-20
-
Monat
1884-05
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.05.1884
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Chemnitzer Anzeiger nnd Stadtbote Nr. 11V. Dienstag, den 20. Mai 1884. Seite 3. —x. An einem Zaune der äußeren DreSdnerstraßelehntc gestern Abend ein total betrunkener Man», welcher sich augenscheinlich nicht weiterbewegen konnte. Da es zu regnen begann, so hatten einige Vorübergehende Mitleid mit ihm und »ersuchten ihn mit fvrt- zunehmen. Anfangs hatte dies seine großen Schwierigkeiten, doch ganz Plötzlich erhob sich die regungslos dastehende Gestalt und titnlirte die vermeintlichen Peiniger mit de» ordinärsten Schimpfworte», in folgedessen diese letzteren den Betreffenden, der in der That den Sonntag i» „würdiger Weise" verbracht zn haben schien, seinem Schicksale überließe». N—. Ein Beamter einer hiesigen größeren Strunipfwaarcnfabrik brach am Sonnabend gegen Abend auf dem Wallgraben vom Schlage getroffen zusammen und mußte leider todt vom Platze weg- getragen werden. t!.-- Ans dem Wege von der Blankenau erst raße nach dem Wilhelms platze wurden am Freitag zwei Passanten durch Stein- Würfe aus der Ferne getroffen. Obgleich nun den beiden Knaben Welche sich diesen unerlaubten Spaß machten, ihr Gebühren strengstens verwiesen wurde, so sah man doch am daransfolgendcn Tage wieder um dieselbe Zeit drei erwachsene Personen dieselben Jungen eilends verfolgen, weil diese abermals mit Steinen geworfen hatten. Wäre den unvorsichtigen Burschen die Flucht nicht gelungen, so hätte» dieselbe» ohne Zweifel eine wohlverdiente, derbe Züchtigung erhalten, da die Getroffenen äußerst aufgebracht waren. Es dürste wohl die Pflicht eines jeden Erwachsenen sein, alle derartigen Unfug verübende Knaben auf das Ungebührliche und mitunter auch Gefährliche ihres Thuns nachdrücklichst aufmerksam zu machen. —n. Gestern fanden Spaziergänger in einem kleinen Gehölz zwischen Draisdorf und Wittgensdorf einen Erhängten, der als ein Einwohner von WittgeNsdorf rckognoszirt wnrdc. Derselbe wurde abgcschnitten, doch waren alle angestellten Wiederlebungsvcrsuchc ohne Erfolg. Durch Trunksucht zerrüttete Verhältnisse sollen den Mann zu dem Schritte bewogen habe». — «ächfifch-S. ^ "" — Ihre Majestäten der König und die Königin haben am gestrigen Sonntag ihre Reise nach Ems angetretcn. Als Wohnung dort ist das bekannte Hotel zu den „vier Thürmen" in Aussicht ge nommen. Während Se Majestät der König nur eine dreiwöchentliche Trinkkur absolvirt, beabsichtigt die Königin unmitlelbar nach dem Pfingstfcste sich nach Brennerbad in Tyrol zu begeben, wohin ihr ihr hoher Gemahl am 9. Juni folgt. Am ^0. Juni trifft Se. Majestät wieder in Dresden ein, um sich sofort nach Pillnitz zu begeben, wo am selben Tage das kgl. Sommerhoflager eröffnet wird. Die Rückkehr der Königin erfolgt über Wien resp. Morawetz erst Ende Juni. — Während des Gewitters am Mittwoch Abend wurde in Sebnitz ein intensives Elmsfeuer beobachtet. Die Gewitterwolke befand sich fast direkt über der Hube, doch vielleicht erst alle 5—8 Minuten leuchtete ein Blitz auf, dagegen fand ein lebhafter Elektri- zitätsaustausch zwischen den Wolken und der Erde statt und eine Anzahl kleiner Flämmchen erschienen ans kürzere oder längere Zeit am Bergabhange. Auch die Lichtstärke der einzelnen wechselte und erreichte i» einige» Fällen diejenigen einer Kerze; zum Ocfteren ver schwand nach einem Blitze aus ein paar Minuten die Erscheinung überhaupt; sie nahm ein Ende, als die Gewitterwolke sich über Hertigswalde weitcrbewegte und der erste große Regenschauer hier in der Stadt zu fallen begann. —tu. Der Kreis verein deutscherHandlungsgehilfcn hat in seiner am vergangenen Freitag abgehaltcncn Versammlung beschlossen, am 22 Juni eine Exkursion nach Glauchau zu unter nehmen und hierzu auch die Brudervcrcine zu Neichenbach i. V und Alten bürg cinzuladen. Vereinzclte Verbandsmitglieder anderer Orte werden selbstverständlich gleichfalls willkommen sein. Als Vcr- einigungslokal ist Reichardt's Konditorei in Glauchau gewählt worden. Bei dieser Gelegenheit sollen auch verschiedene Verbands angelegenheitcn zur Besprechung gelangen. —II. Wie nachthcilig manche Beschäftigung auf die Gesundheit einzuwirkcn vermag, dürste den Lesern dieses Blattes schon zum größten Thcile bekannt sein. So sind einem jetzt in Chemnitz wohnhaften Arbeiter nnd beste» Ehefrau, die früher i» der Olbernhaucr Zündholzfabrik beschäftigt waren und dort hauptsächlich mit Phosphor und Schwefel zn thun hatten, nach und »ach sämmtliche Zähne ausgefallen, obwohl sie stets Mund und Nase verbunden ge halten haben. — Ein lebender Chronometer! Aus Hartenstein berichtet man über einen dortigen Weber und Musikus, welcher zu jeder Tageszeit im Stande ist, die richtige Zeit auf die Minute nu- zugebcn. Derselbe ist keineswegs im Besitze einer Taschenuhr, hat dieselbe auch nicht nöthig, wie man überhaupt in Gesellschaft niit ihm jederzeit eine solche entbehren kann, und was das Eigcuthümlichstc ist, selbst wenn der Betreffende aus dem Schlafe geweckt wird, giebt er sofort, jedoch hierbei bis aus 5 Minuten Differenz vorbehaltlich, die Zeit an. — In voriger Woche wurde der Kirchenbchörde in Plauen Anzeige darüber erstattet, daß ein Denkmal auf dem Grabe einer vor nicht allznlangcr Zeit verstorbenen Ehefrau eine unpassende Inschrift trage, deren Inhalt Schmähung der Religion involvire. Von Seilen genannter Behörde ist hierauf an den Vorstand der Polizcivcrwallimg Antrag auf Beseitigung gedachten Denkmals aus dem Friedhose ge stellt und zugleich Strafantrag gegen de» Besteller des Denkmals er hoben worden. Diesem Anträge zufolge ist das fragliche Denkmal aus dem Friedhöfe wieder entfernt worden. —t«>. Heute, Montag, früh 1 Uhr brach in dem Stallgcbäude eines Baucrngutes dicht neben der Haltestelle zu Waldkirchen Feuer aus. Die Zschopauer Feuerwehr war noch gegen 6 Uhr mit Löschen beschäftigt Glücklicherweise sind durch das vereinte that- krästigc Eingreifen der Löschmannschaften die anderen Gebäude vom Brande verschont geblieben. — tu. Bei dem gestern im oberen Erzgebirge stattgc- habten Gewitter sind einem Zimmcrmeistcr in Zschopau die! Kühe im Stalle erschlagen worden. — In Großolbersdorf schlug der Blitz i» die Gicbclscite eines Hauses ein und zündete sofort. Die Hausbewohner löschten jedoch alsbald den Brand wieder. — Ferner wurde i» Hohendorf ei» neben einer Scheune stehend« r Birnbaum vom Blitzstrahl getroffen. Das Gewitter war von tüchtige»« Graupel und Schloßcnwetter begleitet. »ermischtes. — Eine originelle Dynamitgcschichte ereignete sich in den letzte» Tagen in Berlin, welche als Beweis dafür gelten kann, wie aufgeregt die Phantasie mancher Leute augenblicklich ist, wo so viel von Attentaten durch Dynamit und sozialistischen Umtrieben ge sprochen wird. Die Thatsache ist folgende: Herr de P., einer un serer bekanntesten Weinhändler hicrselbst sandte, wie dies seine Ge- schäslspraxis ist, einem Herrn ein höchst elegant ausgestattetes Kästchen, in dem sich Weinprvben befanden, mit dem höflichen Anschrciben zn. von den Sorten zu kosten, sich dadurch aber keineswegs zu einer Be stellnng verpflichtet zu glauben u. s. w. Der Empfänger hat aber den Brief nicht gelesen; denn die »»erwartete Sendung wie der Brief selbst kamen ihm höchst verdächtig vor. Ei» Blick durch eine zufällig bemerkte Ritze im Kistchc» bestärkte de» Verdacht; denn man konnte deutlich eine gelbe Schnur sehe», die um eine» Gegenstand — natiir- Ich den Reibe- und Entzündungsapparat — gewickelt war. Der Hrief war sicher ebenfalls gefälscht, ei» Attcntatsversnch lag offenbar vor. Rasch wurde die Behörde von der Thatsache in Kenntniß ge setzt. Zwei Schutzmänner brachten das verdächtige Kästchen mit denkbar größter Vorsicht und in nicht geringer Beklemmung aufs Polizei-Bureau und nun wurde die Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet. Zunächst wurde beim Wcinhändler angefragt, ob er das Kästchen gesandt habe. Natürlich bejahte er die Frage, worauf die Untersuchung auch auf den Inhalt des Kästchens ausgedehnt wurde. Unter solchen Umständen löste sich die Altentatsgeschichte in allgemeine Heiterkeit auf, zu der die Proben auch das Ihrige beitrugen. Der Mnth der Schutzmänner, welche das Kästchen tranSportirten, bleibt aber immerhin ein ancrkennenswerther. — Opcrngcsang und Landwirthschaft scheint sich recht gut zu vertrage». Neue Details zn diesem Kapitel finden wir in einem süddeutschen Blatte. Eine besondere Vorliebe für die Land- wirthschast hegt nämlich der Münchener Tenor Heinrich Vogl, und sein Stolz ist es, derzeit — dreißig der schönsten Mastochsen auf seinem musterhaft verwalteten Gute am Starnberger See z» haben. Bei einer der landwirthschaftlichen Ausstellungen i» Baicrn wurde die auf dem Voglschen Gute produzirtc Butter mit einem Preise gekrönt! Die Einnahme», welche Herr Vogl und seine gleichfalls an der Münchener Hofbühne engagirte Gattin beziehe», erlauben ihm, Etwas auf dieses Gut zu verwenden: Ihre gemeinschaftliche Jahresgage be trägt die Kleinigkeit von 44,000 Mark, außerdem soll Herr Vogl noch die Spiclgelvcr nnd fünf Monate Urlaub haben. In diesem Urlaub singt er sich auch ein hübsches Sümmchen zusammen und er hält für jede Gastrolle seine runden 1000 Mark. So lange er in München ist, schwankt sein Leben zwischen bäuerlicher nnd künstleri scher Beschäftigung, und darauf hat ein bajuvarischer Witzbold den äußerst groben, aber bezeichnenden landwirthschaftlich-artistischen Kcrn- vers gemacht: «Heute singt er Tristan; Morgen fährt er — Mist an!" — Der sogenannte „geborene Dieb" ist in der Kri minalistik durchaus keine neue und abnorme Erscheinung. Dennoch dürfte dieselbe in der nachstehende» Qualifizirung, die sie bei einer nenlichen Berliner Gerichtsverhandlung erfuhr, den Reiz »»streitbarer Neuheit gewönne» haben. Richter: Erst vor vier Wochen aus dem Gefängnis; entlassen, wo Sie wegen Diebstahls gewesen, sind Sie nun heute wieder hier. Können Sie denn das Stehlen gar nicht lassen? — Angekl.: Nee, Herr Richter! — Richter: Sapperment! Es ist Ihnen doch nicht angeboren? — Angekl.: Leider Gottes doch, Herr Richter! Ich versichere Ihnen, ich hatte ein Paar richtige Raben-Eltern. — Amerikanische Reklame. In letzter Zeit waren die Mauern von New-Uork mit großen Anschlagzetteln beklebt, auf welchen schon aus der Ferne mit riesigen Buchstaben zu lesen war: „Der Präsident Arthur todt, ermordet." Wenn man jedoch näher trat, so entdeckte man dazwischen noch andere Worte in kleiner Schrift, so daß das Ganze lautete: „Der Präsident Arthur wäre schon längst todt, ermordet von der Kälte und Feuchtigkeit, wenn er nicht seit zwei Jahre» die Flanell-Leibchen von Julius W. trüge." — Ein selbstbewußter Schauspieler wurde gebeten, das Wort „Egoist" zu erklären. — „Egoist," antwortete der Künstler nachdenklich, „ist ein Mensch, der sich nicht mit mir beschäftigt." lichkeiten des Ortswechsel- noch die Schwierigkeit, sich in den Besitz der zins- tragend angelegten Ersparnisse zu setzen, weil die Sparkasse de- zu verlassenden Orte- vielleicht nur einen oder zwei Tage in der Woche ein paar Stunden offen sei, oder habe der Sparer abrcise» müssen, ohne sein Sparbüchlein vor her versilbern zu können, so daß er nun auf brieflichen, Wege mit Koste», Mühe und Zeitverlust sein Guthaben einzuziehen habe, — so verleide das Manchem die Lust am Zurücklegen ganz. Dazu kommt, daß die nothwendige Erhebung des Guthabens beim Umzug, der soviel Gelegenheiten zu Ausgaben schafft, einen gefährliche» Reiz mehr zur Verwendung zurückgelegter Erspar nisse auSübt. Für die minder charaktervollen Sparer ist daher zu wünschen, daß das Sparbuch nicht nvthwendig versilbert zu werden braucht bei einem Umzug. Die Rücksicht aus die Sparer würde indessen bei der Mehrzahl der Spar- kasscnvcrwaltungen kaum durchschlagen, wenn die Post nicht vermeintlich oder wirklich ihrer sich anzunehmen drohte, und dadurch die vornehm gewordene Trägheit dieser meist zu Banken emporgeschossenen Kassen für die Ersparnisse des gemeinen Mannes in Bewegung brachte. Herr Craemer meinte, die Post-Sparkassen würden wohl auch in Deutschland über kurz oder lang ein- gesührt; denn in den übrigen Ländern, wo dies bereits geschehen, hätten sie sich allgemeiner Beliebtheit zn erfreuen. Er verkannte auch nicht ihren ethischen Werth; aber er nahm diesen mit Recht ebenso für die bestehenden lokalen Sparkassen in Anspruch „Auch wir", sagte er Namens derselbe», „wollen den Sparsinn fördern, die kleinen Leute in die Lage bringen, einmal Kapitalisten zu werden, und so einen bescheidenen Ausgleich zwischen dem vierte» Stande und den übrigen herbeiführe»." Die Hauptgefahr der bevorstehenden Konkurrenz der Post-Sparkassen fand er in der an Vollkommenheit grenzenden Organisation derselben. Sie seien sozusagen eine einzige Kasse: man könne bei >eder Postanstalt cinzahlen (und wieder erheben, versteht sich). Die Begiiemlichkeit und Einfachheit, welche in dem Organismus der Ersparnisse annehmenden und verzinsenden Post liege, könne die Gesammtheit der bestehenden Sparkassen so vollkommen nicht erreichen, aber es müsse ihr Bestreben sein, so viel wie möglich sich davon anzueigne». Deswegen die Einführung der Uebertragbarkeit von Spareinlagen! Habe Belgien diese nicht bloS iin seinen eigenen Grenzen durchgesührt, sonder» durch Verträge mit seine» Nachbarländern Holland nnd Frankreich sogar über die Staatsgrenze hinweg verwirklicht, wieviel dringen der, selbstverständlicher sei dann ihre Verwirklichung innerhalb der deutschen Grenzen! Die Reform kann in Preuße» erfolgen mittels eines höheren Orts ge billigten oder foruiulirten Nachtrags zum Sparkassenstatut, welchen die Düsseldorfer Versammlung guthieß. Aus Grund desselben läßt sich der An trag aus Uebertragung sowohl bei der Sparkasse des aufgegebenen Wohnorts wie bei der Sparkasse des neubezogenen Wohnorts stellen. Die Verzinsung wird durch erfolgende Uebertragung nicht unterbrochen. Die entstehenden Kosten trägt bis zum Belauf von 50 Pfennig die Sparkasse des neuen Wohn orts, darüber hinaus der Sparer. Da diese Regelung der Sache zwar im Ganzen, aber doch nicht in jeder Einzelheit übereinstimmt mit den im Königreich Sachsen und in Oberschlesien getroffenen Vereinbarungen unter Sparkassen, so bleibt der Verhandlung in Weimar »och etwas mehr, als blos das gegebene Beispiel weiterhin wirksam zu machen -Die deutschen Sparkassen-Berwaltungen sollten in der Einrichtung des alljährlich wiederkehrcnden und sich an den wohlangeschriebenen Deutschen Armenpflegertag anlehnenden Sparkaffentags überhaupt ihren Bortheil er kennen, theis zur Verständigung über zeitentsprechendc Reformen, theils zum Schutze gegen etwa drohende nachtheilige Behandlung bei dem Hervorlreten der Post. Verantwortlicher Redakteur: vr. xdil. O. Müller in Ehemnitz. Thalia - Theater. Sonntag, den 18. Mai 8. Vorstellung: Moser» balliger Schwank „R eis-Rcislingen". Derselbe ist schon öfters hier zur Aufführung ge langt, zuletzt vor einigen Monaten im Stadtthcater. Der Titelheld des Schwankes ist bekanntlich jener „stilvolle" Leutnant Neif-Reiflingcn ans G. von Maserus Lustspiel „Krieg im Frieden", welches die Runde über alle Bühnen Deutschlands gemacht »nd überall mit vielem Beifall anfacnomnieii wurde. Zn diesem Erfolge trug die bekanntlich mit glücklicher Hand ge wählte und sehr gut gezeichnete Partie des gntmüthig-junkerliche» Leutnants Reis mit seiiiem Schlagwort „unter Kameraden ist das ganz egal" Vieles bei Kein Wunder daher, daß sich der Verfasser veranlaßt fühlte, die typisch gewordene Figur des „Reif-Reislingen" noch weiter zu vcrwerthen »nd ge« wisscrmabcii eine Fortsetzung zu „Krieg im Frieden" zu schaffe». Dieser Idee hat obcngcuannter Schwank seine Entstehung zu verdanke». Ob dies zu weiterer Popularisirnng oder im Gegensatz hierzu zur Abschwächung des Charakterbildes dieses Leutnants geschehen, darüber sind die Stimme» ge checkt. Nur so viel steht fest, daß der Reif-Reiflingen des neue» Stückes zwar wiederum ei» cigcnartig-komisch-wirksames dem Urbild eingehend solgendcs Gepräge trägt, daß die übrige» ans „Krieg im Frieden" hcrüber- genomuiencn Figuren ;edoch dadurch von ihrem ursprünglichen Kolorit ent schiede» Manches verloren haben, wie denn auch das Stück selbst so wenig inneren Werth enthält, daß cs sich über den Begriff „Schwank" durchaus nicht zu erheben vermag. Die Titelrolle hatte in Herrn Carlscn einen recht geeignete» Vertreter gesunde». Dieser Reiflingen bewegte sich ganz in de» Formen des so ori ginell gezeichnete» Offiziers, wie man sich ihn im bequemen Zivilkleid „ans Urlaub" recht wohl vorstellen mag. Der glücklichen Darstellung dieses Charakters, welcher sich als der eigentliche Lebensnerv des kaleidoskopartig zusammengestellte» Stückes erweist, war cs hauptsächlich zuzuschrcibe», daß dasselbe einen ziemliche» Ersolg errang. Die Vertreter aller übrigen Partieen Ware» bestens bemüht, daS Ihrige zu diesem Erfolge beizntragen. Fra» 'lka wurde von Frl Jenny Grahl, ihr Gatte Kurt von Folgen von errn Nhil befriedigend dargestellt. Die „Priska" des Frl. Scholz, welche in der äußeren Erscheinung allerdings nicht die feurige Magyari» erkennen ließ, nahm dafür in ihrem Spiel recht glückliche Anläufe zum Ausdruck eines kecken, leidcnschastlicheu Naturells und ähnelte so de» einstigen Eigenschaften ihrer Schwester Jlka. Das Sensa'schc Ehepaar (Herr Otto — Frl. Stefan) bietet seinen Trägern wenig Gelegenheit, Hervorragendes zu leisten. Dafür war cs Frl. Dcukhauscn auch diesmal vergönnt, als Sybilia Elmar das so drastisch wirkende Element ihrer komische» Darstellnngsweiie zu »msasscndcr Geltung zu bringe». Ganz in dem ihr zusagenden und wohlbckommcndeu Fahrwasser der de» Pantoffel schwingende» Gattinnen zeigte sich Frl. Deckmann auch als Frau Apotheker Hoffmeister, während deren Gatte Herr Schindler sich in dieser wenig bcncidenswcrthcn Rolle nicht ganz wohl zn fühlen schien. Im Uebrigen verstand auch er cs, sich Beifall zn erringen. Recht angemesseu war die Darstellung dcS Provisor Blum durch Herr» Töpfer, während Frl. Graiche» der Förstere- tochter Bertha ein recht natürlichsrisches Gepräge zn geben wußte He r Fischbach entfaltete als „Baron Bernhard" selbstverständlich wieder ein köstliches Gattungsbildchcn. Der Förster Hartman» des Herr» Mnnkwitz war passabel. Die gänzlich überflüssige Figur des „Fcdor Below" fand in Herrn Schreiner einen entsprechende» Vertreter. Franziskus. Der deutsche Spurknssentag wird sich voraussichtlich wieder an den deutschen Armenpflcgcrtag knüpfet,, der auf de» 3. und 4. Oktober nach Weimar cinberufen werde» soll, »nd am 2. Oktober Nachmittags dort stattfindcn. Wie der deutsche Verein für Armen pflege nnd Wohlthätigkeit ist auch der Sparkasscntag gastfreie» Entgegen kommens der Stadtverwaltung versichert worden. Für die Tagesordnung sind in Aussicht genommen die Uebertragbarkeit der Einlagen »nd der höchste zu lässige Betrag der Einlage». Jene Frage wird Oberbürgermeister Hache ans Essen cinlcitcn, der Vorsitzende des westdeutschen Svarkassen-Verbands; diese, Rcgicruugsrath Dr. Roscher aus Dresden. Während die Begrenzung der Einlage» »ach oben hi» eigentlich über den Charakter der Anstalt entscheidet, die eigentliche Sparkasse sondert von der Depositenbank, ist die Ucbertragbar- kcit der Einlage» von der einen Sparkasse aus .die andere wichtig als Mittel zur Abwehr wo nicht der Konkurrenz der Post überhaupt, so doch ihres allzu uachthciligen Einflusses auf die Kundschast der Sparkassen. Diese Frage beschäftigte am 26. März de» „Verband der Sparkaffen in Westdeutschland" auf einem außerordentlichen Tage i» Düsseldorf. Der Düsseldorfer Beigeordnete Craemer sungirte als Referent. Er desinirte die gemeinte Uebertragbarkeit als „Entziehen von Spareinlage» sllr zuziehende Sparer a»S anderen Sparkassen »nd Ucberwcisinig von Spareinlagen bei der Kasse des bisherigen Sparorts an die Kasse des »cucu Aufenthaltsorts". Als Gründe zur Einführung der so entstandenen Uebertragbarkeit der Ersparnisse bezeichnctc er zwei: die außerordcinlichc Beweglichkeit der Arbeiter- mnsscu infolge der Freizügigkeit u s. f., »nd die Gekahr der Einführung von Post-Sparkassen, welche mit jedem Tage näher rücke. Die jeweilige Lage der Industrie in ihre» hänsigc» und raschen Veränderungen ziehe hier Arbeiter an. stoße dort sie ab, und nicht allein gewöhnliche Arbeiter, auch indnstricllc Beamte aller Art. Komme »n» zu den sonstige» Weiterungen und Unannchm- Bericht des Schlacht- nnd MehhofS zn Chemnitz. Vom IS. Mai. Auftrieb: N4 Rinder, 307 Landschweine, 22 Bakonier, 281 Schafe, 95 Kälber. Der heutige Rindermarkt brachte einen sehr schwachen Austrieb, darunter jedoch ansgezeichncte und seltene Waarc. Nachfrage und Bedarf waren ge ringfügig und verlief daher der Rindennarkt schleppend. Schwcinemarkt. In Schweinen ist zur Zeit, wegen der heißen Witterung, der Bedarf sehr gering. Der Geschäftsverkehr war matt und blieben größere Posten unverkaust. Es trat eine kleine Abschwächung der Preise ein. Schaf- und Kälbermarkt. Ebenso flau gestaltete sich das Hammelfleisch. Für bessere Waare konnten die vorwöchentlichen Preise nicht erzielt werden. Kälber dagegen waren gesucht und der Markt frühzeitig geräumt. Preise: Rinder: I. Qual. 58-62 Mk. Ausnahmen höher, II. Oual. 50-56 Mk. Hl. Qual. 40-50 Mk. ans 106 Psd. Fleischgewichts. Schweine: Landschw. 47— 48Mk, Bak. 50 52 Mk. auf 100 Psd. lebend Gewicht, frei 40 Psd. Tara per Stück. Schafe: Landschafe 31-32 Mk-, Engl. Lämmer 33 -34 Mk. für 100 Psd. lebend Gewicht. Kälber: 100 Psd. lebend Gewicht dergl. 36-38 Mk. Der nächste Kleinviehmarkt wird Mittwoch, den 21. d. Mts. tm hics. Schlacht- und Biehhos abgehalten. Abfahrt und Ankunft der Eisenbahnznge. Gültig vom 20. Mai 1884 an. Abfahrt nach: Ankunft von: Annaberg: 6,5 Anschl n. Weipert — 8,52 — 2,23 Anschl. ». Komotau — 6,28 — 9,15 — 11,45 nur Sonn- n»d Festtags «. nur bis Flöha. Ane-Adorf: 4,40 - 9,15 - 2,14 - 7 nur bis Aue. Berlin viaRöderau: 4,10—abRödcrau Schnellz. — 12,38 — 6 ab Röderau Schnellzug. Berlin via Elsterwcrda: 4,10. Berlin via Dresden: 7,59 Schnellzug — 11,27 — 4,25. Dresden via Frciberg: 4,S5 — 7,59 Kouricrz. — 8.42 — 11,27 — 1,15 — 4,25 - 7,39 - 7,53 Schnellz Egcr via Planen i/B: 4,20 — 6,59 Schnellz. b. Rcichenbach 9,10 — 12,lO — 3,4 6,32 Konrierzug bis Rcichenbach — 11,43 Kouricrz. ab Rcichenbach mit I. III. Kl. Gera: 4,20 — 6,59 Schnellzug bis Glauchau — 9.10 — 12,10 — 3,4 — 6,82 oder 6,40 — 10,20 nur Sonn- und Festtags »nd nur bis Gößnitz. Hof: 4,20 — 6,59 Schnellzug — 9,10 — 12,10 - 3.4 - 6,32 Kouricrz. — 6,40 — 10,10 nur bis Zwickau — 11,43 Kouricrz. ab Rcichenbach. Johanngeorgenstadt via Aue: 4,40 — 2,14. Leipzig via Borna: 7 — 9,20 — 12,5 — 3.10 — 8,53. Leipzig via Gößnitz: 4,20-6,59 Schnell zug bis Glauchau — 9,10 — 12,10 — 3,4 — 6,32 Kouricrz. b. Glauchau oder 6,40 — 10,20 nur Sonn- und Festtags, ab Gößnitz Konrierzug. Leipzig via Döbcln-Lcißnig: 4,10 — 8,31 - 12,38 - 6 - 9,12 nur bis Lcisiiig. Limbach: 7,55 — 10,30 — 1,25 — 5.24 — 10,45. Ncitzenhain-Olbernhau: 6,5 Anschluß nach Komata» — 11,27 — 4,55 Anschluß »ach Komotau — 9,15 nur Sonn- und Festtags. Riesa: 4,10 — 8,31 — «,38 — 6 — 9,12. Noßwein via Hainichen: 6,12 „nr Sonn- u»d Festtags n. nur bis Hainichen 8,52 — 2,30 — 6,10 — 9,40 nur bis Hainichen. Noßwein via Döbeln: 4,10 — 8,31 — 12,38 — 6 — 9,12. Slollberg via Lugau: 7,5 — 11,45 — 7,1». Slollberg viaStEgidicn: 6,59Schnell zug bis St. Egidicn - 9,10 - >2,10 nur bis Oclsttitz — 6,40. Annabcrg: 8,25 - 11,24 Anschluß von Komotau — 5,6 Anschluß von Weipert — 8,41 — 11,38 (Sonn- und Festtags 11,28) Anschluß von Komotau. Aue-Adors: 7,44 nur v- Aue — 11,12 — 1,49 — 7,19 — 9,7 nur Sonn- u. Festtags u. nur von Thalhcim. Berlin via Röderau: 2,4 — 6,6 — 12,18 bis Röderau Schnellzug. Berlin via Elsterwcrda: 2,4. Berlin via Dresden: 2,54 bis Dres den Schnellzug — 10,10. Dresden via Frciberg: 6,56 Schnellz. — 8,59 — 11,39 2.54 — 5,48 — 6.28 Konricrzug — 10,10 - 11,38. Egcr via Planen i/B.: 4.30 Kourierzng bis Reichenbach — 12.33 — 4,13 — 7,26 7,50 Schnellzug ab Neichen bach — 10,38. Gera: 4,30 nur »ach Sonn- »nd Fest tagen und nur von Gößnitz — 7,56 Kourierzng ab Glauchau oder 8,21 — 10,23 — 12,33 — 4,13 — 7,26 — 10,38. Hof: 4,30 Kourierzng bis Reichenbach — 7,56 Konrierzug —8,21 — 10,23 nur von Zwickau — 12,33 — 4,13 — 7,2S - 7.50 Schnellz. - 10.38. Johainigcorgenstadt via Aue: 11,12 — 1,49 - 7,1». Leipzig via Borna: 8,24 — 11,9 — 2,7 — 5,50, — 11,12. Leipzig via Gößnitz: 4,30 nur nach Sonn u. Festtagen — 7,56 Konrier zug ab Glauchau oder 8,21 — 10,23 Schnellzug bis Gößnitz — 12,33 — 4,13 - 7,26 — 10,38. Leipzig via Döbcln-Leisnig: 7,30 nur von Lcisnig — 11,14 — 6,6 — 12,18. Limbach: 7,27 - 1» — 12,32 - 3,51 — 9,20. Rcitzenhain-Olbernhau: 8,25 Anschl. von Komotau — 2,9 — 8,41 — Anschluß von Komotau — 11,28 nur Sonn- und Festtags. Riesa: 7,30 - >1,14 - 2.4 - 6.6 — 10,56 nur Sonn- und Festtags, und »nr von Miltweida - 12,18. Roßwci» via Hainichen 5,26 n. Soun- nnd Festtags »nd nur v. Hainichen — 8,25 nur von Hainichen—l 1,58 — 4,54 — 8,7. Noßwein via Döbel» 7,30 — 11,14 — 6.6 - 12,18. Slollberg vi» Lugau: 7,38 — 11,55 — 6,48 Slollberg via St. Egidien: 8,21 -- — 12,33 — 4,13 »nr von OelSnitz — 7,26. Nilolai-Vorstadt halten alle Züge mit Ausnahme der Schnell- und Koiilierzüg- und des 11,-t» Nacht- abgehcndc» Personeuzuges
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