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Ne 117. — 4. Jahrgang. «Mr t r DienKag, 2». Mal 1884. lnSlbote. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau. Abonnementsbestellunge», vicrtcljährl. 12, Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen an dieVerlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann derAn- zeiger nur b. d. Postanstalten — Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1050 — vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. Jnsertionspreis: die schmale (Ispaltige) Korpuszeile oder deren Raum 15 Pfennige. — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen - Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Vnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung. Am 12. dss. Mts. ist in der Flur Neustadt ein dem Apotheker Götze in Schönau gehörig gewesener Hund — ein sogenannter Hühnerhund, männlichen Geschlechts, weiß mit bräunlichem Kopf, roth getigert, ca. 2 bis 3 Jahre alt — erschossen worden, welcher, wie sich bei der bezirksthierärztlichen Zerlegung des Kadavers ergeben hat, mit der Tollwnth behaftet gewesen ist. Indem Solches andurch zur öffentlichen Kenntnib gebracht wird, wird zugleich für die Orte Neustadt, Schönau, Kappel, Bernsdorf, Altchemnitz, Markersdorf, Stelzendorf, Helbersdorf, Mittelbach, Neukirchen, Grüna, Reichenbrand, Siegmar, Oberrabenstein, Niederrabenstein, Rottluff und Alten dorf, sowie für das fiskalische Forstrevier Chemnitz die Festlegung — An kettung oder Einsperrung — aller in den vorgedachten Ortschaften vorhandenen Hunde für die Dauer von 3 Monate», und zwar bis z»m 18. August 1881 hiermit angeordnet. Der Festlegung gleich zu achten ist das Führen der mit einem sicheren Maulkorbe versehenen Hunde an der Leine, jedoch dürfen die Hunde ohne polizeiliche Erlaubniß aus den betreffende^ Ortschaften nicht ansgesührt werde». Die Benutzung der Hunde zum Ziehen ist unter der Bedingung gestattet, dass dieselben fest angeschirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauchs festgelegt werden. Die Verwendung von Hirtcnhunden zur Begleitung der Heerde, von Fleischerhunden zum Treiben von Vieh und Jagdhunden bei der Jagd kann unter der Bedingung gestattet werden, daß die Hunde außer der Zeit des Gebrauchs (außerhalb des Jagdreviers) festgelegt oder niit einem sicheren Maulkorbe versehe», an der Leine geführt werde». Hunde, welche den vorstehend crtheilten Anordnungen zuwider inner halb der obengedachten Ortschaften frei umher laufend betroffen werde», sind sofort zu tödten. Die Herren Gemeindevorstände der vorgedachten Ortschaften und bez. Gutsvorsteher werden hiermit angewiesen, die vorstehends getroffenen An ordnungen sofort aus ortsübliche Weile zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, auch zur gehörigen Kontrole darüber, daß denselben nicht entgegen gehandelt werde, innerhalb ihres Bezirks öftere Umgänge des Kavillers anznordnen. . Chemnitz, den 16. Mai 1884. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Schwedler. Feldmann. Bekanntmachung, die staatliche Einkommensteuer betreffend. Nachdem die Austragung der Anfertigungen, mittels deren den Beitrags pflichtige» zur staatlichen Einkommensteuer das Ergebniß ihrer diesjährigen Einschätzung bekannt gegeben worden, beendet ist, so wird unter Bezugnahme ans unsere wiederholte Bekanntmachung vom 5. dieses Monats hiermit daraus hingewiesen, daß es denjenigen Personen, welchen eine Zufertigung obenbe- zeichneter Art nicht hat behändigt werden können, überlassen bleibt, sich wegen Mittheilung des Einschätzungsergebnisses bei der StadtsteuereinNahme, innere Johannisstraße 1 (Adlerapotheke) 1 Treppe, Zimmer Nr. 2, zu melden. Zugleich wird daraus aufmerksam gemacht, daß sich die gesetzliche Rekla mationsfrist von drei Wochen für jene Steuerpflichtigen, denen der Steucr- zettel nicht hat behändigt werde» können, vom heutigen Tage ab berechnet. Chemnitz, de» 16. Mai 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andr», Oberbürgermeister. Eberhard. Haus verkauf. Erbtheilungshalber soll das zum Nachlasse Carl Heinrich Eckardt's in Lenkersdorf gehörige, ortsgerichtlich auf 2530 M. gewürderte Haus mit Garten Nr. 77 des Brand-Katasters, Fol. 71 des Grund- und Hypothenbnchcs für Leukersdorf, den 27. Mai 1884 Mittags 12 Uhr an Ort und Stelle im Wege gerichtlicher freiwilliger Snbhastation veräußert werden. Beschreibung des Grundstücks und Kanfsbedingnngen sind ans dem An schläge im Richter'schen Gasthofe zu ersehen. Königl. Amtsgericht Chemnitz, Abthcilung L, de» 25. April 1884. Beyer, O.-A--R. Gutsverkaus. Erbtheilungshalber soll das zum Nachlasse des Gutsbesitzers Johann Gotthilf Kunze in Kleinolbersdorf gehörige Banergut, Nr. 43 des Brd -Kat., Fol. 39 des Grund- und Hypothckenbuchs daselbst, 25 Hekt., 9,, Ar oder 45 Acker 101 ^Ruthen groß, mit 745,„ Steuer-Einheiten belegt, ortsgericht lich auf 33,90o Mk. geschätzt, Freitag, den 6. Juni 1884, Mittags 12 Uhr an Gcrichtsstelle im Wege freiwilliger Subhastation veräußert, das todte und lebende Inventar soll von Mittwoch, den 1l. Juni 1884, Vormittags 9 Uhr an veranktionirt werden, wobei mit Verauklionirnng des Viehes begonnen werden soll. Die Beschreibung des Gutes, sowie die Kanfbedingungen hängen im Gasthose zu Kleinolbersdorf aus. Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abth. L., den 15. Mai 1884. Beyer. Brand-Cat-, Fol. 63 des Grund- und Hypothckenbuches daselbst, welches ans 27,600 Mark gewürdert worden, soll Donnerstag, den 5. Juni 1884, Mittags 1 Uhr an Ort und Stelle ans Antrag der Erben im Wege öffentlicher freiwilliger Snbhastation versteigert werden. Die Beschreibung des Grundstückes und die Kanfbedingungen sind an dern Anschläge in den» Sasthofe zu Siegmar zu ersehen. Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abth. L., den 5. Mai 1884. Beyer, O.-A.-R. Dank. Dem Hospital St. Georg hier sind von einer verstorbenen Freundin des selben 150 Mark vermacht worden, welcher Betrag dnrch Herrn Gerichts vollzieher Aktuar Lange hier zur Einzahlung gekommen ist. ES wird Solches unter dem AuSdrncke des Dankes hiermit zur öffent liche» Kenntnib gebracht. Chemnitz, am 10. Mai 1884. Die Inspektion milder Stiftungen. Die Königliche Superintendent»!. Der Rath der Stadt Chemnitz. 8. Michael. Andr«, Oberbürgermstr. Grundstücksverkau f. Auf Antrag der Erben des verstorbenen Gutsbesitzers Herrn Samuel Friedrich Clan» in Lenkersdorf sollen die zu dessen Nachlaß gehörigen Grundstücke Fol. 176, Fichtenhochwald und Steinbruck), 24 Acker 107 ^Ruthen oder 13 Hkt. 48,o Ar groß, Fol. 135 und Fol. 188, Wiese und Feld, 15 Acker I8sü Ruthen oder 8 Hkt. 33„ Ar groß, und zwar die aus Fol. 176 eingetragenen Flnrstücke zusammen, die ans Fol. 135 und 188 eingetragene» in dreizehn Parzellen, im Wege öffentlicher, frei williger Subhastation veräußert werden. Als Subhastationstermi» ist Dienstag, der 3. Juni 1884, angesetzt worden und wollen sich Kausliebhaber gedachten Tages. Nachmittags 2 Uhr im Weidauer'schen Gasthofe in Leukersdorf einstellen. Die Beschreibung der Grundstücke und die Kausbcdurgnngen können aus dem Anschläge im Weidauer'schen Gasthofe ersehen werden. Königliches Amtsgericht Chemnitz, Abtheilnng lö., den 2. Mai 1884. Beyer, O.-A.-R. E r ledigt hat sich der unterm 18. Mai 1883 erlassene, unterm 16. Oktober 1883 er neuerte Steckbrief hinter dem Laufburschen Ernst Hermann Thiele ans Reichen- hain dnrch Festnahme Thiele s. Chemnitz, de» 17. Mai >884. Königliche Staatsanwaltschaft. I. V.: >1r. Friedrich, Ass. Erneuert wird hiermit der unterm 24. März a. hinter dem Agenten Karl Ludwig Seidel ans Nicderschlema erlassene Steckbrief. Chemnitz, den 16. Mai 1884. Königliche Staatsanwaltschaft. I)r. Schmidt. Bekanntmachung. Wegen Schleußenbanes wird die Wicsenstraßc zwischen der Logen- nnd Kaserncnstraße vom nächsten Montag den 19. d. M. ab für den Fährverkehr bis ans Weiteres gesperrt. Chemnitz, am 15. Mai 1884. D as Polizei amt. Siebdrat- Hausverkauf. Das zum Nachlasse des verstorbenen Ortsrichters und Gemeindevorstandes Herrn Carl Heinrich Grumt in Siegmar gehörige Hansgrundstück, Nr. 9 des Bekanntmachung. Die Maler- und Anstreicherarbeiten für das neue Schulgebäude an der änßcren Rochlitzerstraüe sollen durch Submission vergeben werden- Blankette nebst Ansführnngsbedingnngen könne» gegen Erstattung der Schreibgebühren bei der Unterzeichneten Verwaltung entnommen werden, wo selbst auch die Angebote bis zum 26. d. M. einznreichen sind. Chemnitz, den 17. Mai 1884. Die Stadtbanverwaltnng. Hechler, Stadtbanrath. T- Beste mid billigste Bezugsquelle iu stWP- Alusd«;»,und Itunk«,»stir das Alter von S—IS Jahren. Bestellungen nach In d-, m..-»-» MB.st- S, Atzan» Nachf., W. Striem, Chemnitz, Markt 7. k'ubrik für IVllsolioaanxvin — Kontor- uuck 4,n<1en-li1lnritittun»eli * Dnmpktlllvlllsrvl Otta Niippert, ^nlvirnuöl'llte. * Küolisn- und WirtlisoliaCtsmöbol — Kinckeimöbel — Zoliulbünks. Tageschronik. 2«. Mat. 1471. Albrecht Dürer gestorben- 1506. Kolumbus gestorben. 1795. Jakobiner Ausstand in Paris. 1806. John Stuart Mill geb. 1813. Schlacht bei Bautzen. 1820. Sand hingerichtet. 1871. Stiftung der deutschen Kricgsdenkmünze. 1875. Internationaler Vertrag über das Metermaaß. Telegramme -e» Chemnitzer -tnzeigerS. Vom 18. Mai. Paris Dem „Temps" zufolge theilte Lesseps den Botschaftern und anderen europäischen Notabilitäten einen Auszug des Berichts vom 15. Mai 1860 mit, um am Vorabende der Konferenz an den universellen Charakter des Suezkanals zu erinnern. — Der Entwurf der Versossungsrcvision geht hauptsächlich dahin, aus der Verfassung das Senatswahlgesetz zu entfernen, um sodann das Gesetz durch eine einfache legislative Maßregel modifiziren zu können. Die „Debats" versichern, die Verfassung werde auch derartig modifizirt, daß eine Revision künftig nicht mehr auf die Negicrungsform sich erstrecken kann. London. Die „Saint James Gazette" meldet, das Kabinet habe nach wiederholten Berathungen beschlossen, zu einer Expedition »ach Khartum Vorbereitungen zu treffen und alles Erforderliche sofort in Angriff nehmen zu lassen. Die Truppen sollen, sobald die Ge wässer des Nils das Passiren kleiner Dampfer gestatten, also schon gegen Ende Juli, abgcsandt werden. Petersburg. Prinz Wilhelm von Preußen mit Gefolge ist wohlbehalten hier angelangt. Er wurde am Bahnhofe empfangen von den Großfürsten, den Spitzen der Behörden und dem Personal der deutschen Botschaft. Die Begrüßung war sehr herzlich. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenkompagnie des Ssemeonow'schen Leibgarde- Grenadierregiments nebst Fahne und Musik aufgestellt. Die Straßen, welche der Prinz passirte, hatten geflaggt, das Publikum grüßte auf das Sympathischste. Der deutsche Botschafter v. Schweinitz war dem Prinzen entgegengereist. Petersburg. Prinz Wilhelm wurde im Winterpalais vom Kaiser empfangen, herzlichst begrüßt, in die Appartements geleitet, wo der Prinz den Besuch sämmtlicher anwesenden Großfürsten empfing. Bald darauf begab sich der Prinz zur Familientafel ins Anilschkow- palais, wo die Kaiserin und die Großfürstinnen versammelt waren. Berlin, 19. Mai, Vormittags. Der national-liberale Partei tag, zu dem etwa 500 Mitglieder erschienen waren, wurde gestern Mittag um 12/, Uhr eröffnet und konstituirte sich unter dem Vorsitz des Abgeordneten Hobrecht-Berlin als erste», des Abg. Kiefcr-Freiburg in Baden als zweiten und des Abg. Oberstleutnant von Wolsf-Stutt- gart als dritten Vorsitzenden. Nachdem Abg. Hobrecht die Versamm lung begrüßt und die politische Thäligkeit, Ziele und Aufgaben der Partei entwickelt, verlas Abg. von Benda die nachfolgende Erklärung: Die nationalliberale Partei hält an der Grundlage des Programmes vom 20. Mai 1881 fest; sie steht in unverbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich, sowie zu der ungeschmälerten Ansrechterhaltung der durch die Reichs- Verfassung verbürgten Rechte der Volksvertretung. Sie wahrt ihre volle Selbständigkeit und Unabhängigkeit »ach allen Richtungen hi»; die Ver schmelzung mit anderen Parteien ist bei der gegenwärtige» Lage der Verhält nisse ausgeschlossen. Sic begrüßt mit lebhafter Befriedigung die auf dem Boden des Progranimes stehende Heidelberger Kundgebung süddeutscher Partei genosse» vom 23. März d. I. Sic erblickt in derselbe» und in dem A»- klange, welchen die Erklärung in den weitesten Kreise» gefunden, den erfreu lichen Beweis für das in der Partei mit neuer Kraft erwachte politische Leben und für die Entschiedenheit und Energie, mit welcher die Parteigenossen i» die Bewegung für die bevorstehenden Rcichstagswahle» einzutretcn entschlösse» sind. Mit de» nationallibcralen Landesparteien Sllddeuischlands theilt die Partei die lieber,;eugung, daß die Aufrechterhaltung des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie zur Zeit noch eine Nothwendigkeit war. Um so mehr erachtet sie cs aber für geboten, die Rcichsregierung in ihren aus die Verbesserung der sozialen Lage der arbei tenden Klasse» gerichtete» Bestrebungen, vorbehaltlich einer sorgfältigen Prüfung der einzelnen Maßregeln, mit allen Kräften zu unterstützen. Sie wird vor Allem dasür cintreten, daß das Unsallversicherungsgesetz noch im Laufe dieser Session zu Stande kommt. Sie erwartet seitens der Gesinnungs genossen in allen Thcilen Deutschlands die gleiche Entschiedenheit und jene, den Gegensatz örtlicher Interessen überwindende Einigkeit, welche den Erfolg verbürgt. Sie fordert aller Orten die Parteigenossen auf, sich zu sammeln und bei den bevorstehenden Wahle» mit voller Hingebung ihre politische Pflicht zu erfüllen. In der darauf folgenden Diskussion sind Bennigsen und Miguel als die Hauptredner zu bezeichnen, außer denselben ergriffen noch Kiefer (Baden), v. Wolfs (Würtemberg), Aub (Bayern), Fries (Weimar- und Gensel (Leipzig) das Wort. Die Erklärung wurde alsdann ein stimmig angenommen. Mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser schloß die Versammlung gegen 4 Uhr. Leipzig, 19. Mai Mittags. Heute 12 Uhr 35 Min. wurde das Urlheil im Prozeß Kraszewski verkündet. Kraszewski erhielt Jahr Festung, Henlsch 9 Jahr Zuchthaus. 44713 45621 469!5 51615 55854 55918 573(9 58721 62358 64549 66727 66950 73121 74598 75374 81270 88248 89140 89513 91903 92041 92219 92257 93222 95704 96770 97255 98461 99565. S. Klasse der 10S. Königl. Tächs. Landes-Lotterle. 14. Ziehungstag: Montag, den 19. Mai 1884. 1000«« Mk. auf Nr.: 42703. 1S0V« Mk. auf Nr.: 98694. S««0 Mk. auf Nr.: 16895 «5373 73035 95976. »««« Mk. auf Nr.: 101 2808 3233 5344 7192 11758 14374 15424 16740 20048 23560 23602 15351 2 062 3-659 34199 38762 4:122 15892 48730 49231 49636 53375 53552 54597 56232 56277 57273 <0337 61453 62458 ,4225 «8:08 70656 73^.04 74 562 7705 4 7-930 79073 79677 83815 870^8 8749!» 89932 92'. 58. I««« Mk. auf Nr.: 4413 4872 5790 6075 11374 13332 14812 17234 18884 222l2 25947 26438 !9316 30461 38,29 Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Verzichtleistung des Kaisers auf seine diesjährige Wiesbadener Reise hat zu beunruhigenden Gerüchten übir den Gesundheitszustand des hohen Herrn Anlaß gegeben. Es ist indessen erfreulicherweise zu konstatircn, daß sich der Kaiser durch aus frisch und gesund befindet, wie dies auch bei den Truppen- besichtigungen, denen er letzthin beiwohnte, zu bemerken war. In den l.tzten Tagen konferirte der Kaiser wiederholt mit dem Reichs kanzler Fürsten Bismarck und bringt man diese Konferenzen znm Thcil mit der Staatsrathsfrage in Verbindung. Die Nachricht, daß Fürst Bismarck die Genehmigung seines kaiserlichen Herrn zum Rück tritt aus dem Preußischen Staatsministerium — welche Angelegenheit mit der Reaktivirung de- Staatsraths mehr oder minder im Zu sammenhänge steht — erhalten habe, wird als verfrüht bezeichnet, wenigstens soll die endgiltige Entscheidung des Kaisers in beiden Fragen noch ausstehen. — Der Erlaß des Kaisers, den er als König von Preußen an das Staatsministerium gerichtet hat, wird in parlamentarischen Kreisen und in der Presse noch lebhaft erörtert Bekanntlich kehrt sich der Erlaß gegen den Beschluß des preußischen Abgeordnetenhauses, die Negierung aufzuforder», Beamte, welche sich einer lleberschrcitung ihrer Amtsbefugnisse haben zu Schulden kommen lassen, zur Ver antwortung zu ziehen und erblickt jn diesem Beschluß einen Eingriff in die Kronrechte. Selbstverständlich wird es hierbei im Abgeord- netenhause Niemand eingefallen sein, in die Rechte und Exekutive der Krone einzugreifen und an und für sich hat ja das Parlament das Recht, eine derartige Aufforderung an die Regierung zu richten. Mißlich bleibt es unter allen Umständen, eine scharf abgegrenzte Scheidelinie zwischen Legislative und Exekutive zu ziehen und dies trifft auch auf den vorliegenden Fall zu. ES hieß, die deutsche frei sinnige Partei werde die Angelegenheit noch vor Schluß der Session im preußischen Abgeordnetenhause zur Sprache bringen, indessen wäre cs besser, wenn dies unterbliebe; denn praktischen Werth und Praktische Konsequenzen können verartige Erörterungen zunächst wohl nicht habe». — König Karl von Würtemberg ist von seinem lang» onatlichen Aufenthalt i» der Riviera, den er hier ans Gesundheitsrücksichten genommen, am Freitag wieder in Stuttgart cingetroffen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist am Sonnabend in Begleitung des Grafen Wilhelm Bismarck nach Friedrichsruhe ab gereist, um hier die in den parlamentarischen Arbeiten eingetretene Ruhepause zu verbringen. — Das preußische Abgeordnetenhaus lehnte am Sonnabend die Windlhorst'sche» Anträge auf organische Revision der kirchen-