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Nr. 96. — 4. Jahrgang. r k ' und Freitag, 25. April 1884. tudlbote. //- Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendors,Bernsdors, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna». Abonnementsbeftellungen, vierteljährl. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen an die Verlagsexpeditwn u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- zeiger nur b. d. Postanstalten—Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. JnsertionSvreis: die schmale (Ispaltige) Korpuszeile oder der« Raum 15 Pfennige. — — Unter Eingesandt pro Zelle 30 Pfennige. — Auf groß« Annoncen und Wiederholung« Rabatt. — Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jede» Wochentag Nachuittag. Verlags-Expedition: -kkexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung- Wegen Beschleußung der Zwickauerstraße wird dieselbe auf die Strecke von der Reichsstraße bis zum Verbindungsweg „Hinter Peter's Bad" vom nächsten Freitag, den 25. dss. Mts. ab, bis auf Weiteres für allen Fähr verkehr gesperrt. Nt Während dieser Zeit haben alle Fuhrwerke durch die Straße „Hinter Peter's Bad" zu fahren. Chemnitz, am 22. April 1884. - Das Polizeiamt. Siebdrat. Btr. Bekanntmachung. Auf dem an der Lerchenstraße gelegenen Grundstück Nr. 1157 des Flur buchs und Fol. 1400 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Chemnitz soll ein Ziegelringofen erbaut werden. Wir bringen dies gesetzlicher Vorschrift gemäß zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaig« Einwendungen gegen jene Anlage bis längstens den 9. Mai lausenden Jahres bei uns anzubringen. Die Frist ist für alle Einwendungen, welche nicht auf Privatrechtstiteln beruhen, ausschließend. Die zur Beurtheilung des Plane- erforderlichen Unterlagen können im Rathhaus, links, 2 Treppen, Zimmer 55, von Jedermann eingesehen werden. Chemnitz» den 2t. April 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andre, Oberbürgermeister. Wilde. Kunath, sämmtlich in Chemnitz, die Firma August Fischer daselbst von der bisherigen Inhaberin Frau Marie Emma verw. Fischer, geb. Deubner, zur Fortführung überlassen erhalten haben. Chemnitz, am 18. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. , Nohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 465 verlautbart, daß die Kausleute Herr Curt August Fischer, Herr Ernst Paul Fischer und Herr Ernst Emil Rudolf Im Auktionssaale des Justizgebäudes sollen Freitag den 25. April Vormittags 9 Uhr Möbel, Kleider, Hemden, Socken, Tücher, Winterrockstoffe, Ladentische, Regale Bettstellen, Uhren, Nähmaschinen. 1 Bierapparat, 1 großer Wagen, 1 Hand wagen, Wagenräder u- v. a. Sachen zur öffentlichen Versteigerung gelmrgen. Aktuar Berger, Gerichtsvollzieher b. d Kgl. Amtsgericht Chemnitz. Tageschronik. 25. April. 1342, Papst Benedikt XII. zu Avignon. 1595. Tarquato Taffo gest. 1599. Cromwell geb. 1744. Celsius (Thermometer) gest. 1792, Erster Gebrauch der Guillotine zu Paris. 1822. Die Türken verwüsten Chios. 1859. Eröffnung des Durchstiches der Landenge von Suez. 1864. Eröffnung der Londoner Konferenz. 1876. Theaterbrand zu Rouen- Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 23. April. Berlin. Die Kommission für den Gesetzentwurf betreffend den Feingehalt von Gold- und Silberwaaren begann die Generaldebatte, die heute noch nicht beendet ist. ES zeigt sich aber schon, daß an ein Zustandekommen des Gesetzes in der vorliegenden Form nicht zu denken ist. Berlin. Der Reichstag überwies heute den Antrag auf Er wirkung einer Pension für alle im Reichsdienste zu Schaden gekommenen Zivilpersonen resp. deren Hinterbliebenen, ohne Rücksicht auf das Dienstalter, ferner denjenigen auf die Gleichberechtigung der polnischen Sprache neben der deutschen vor den Gerichten der polnischen Landes theile, an die Kommissionen. Das Haus nahm ferner den Antrag an, welcher die Gewährung des Pensionsanspruches auch für solche ehemalige Militärpersonen fordert, bei denen die im Dienste erlittenen inneren Beschädigungen erst nach Ablauf des PräclusivterminS für die Pensionsansprüche hervorgetreten sind. Der Krieg-minister v. Bronsart erklärte hierbei, daß die Vorbereitungen zu der gewünschten Maßregel bereits im Gange und dem Abschlüsse nahe seien. Morgen kommen die Pensionsgesetze zur Berathung. Paris. Die wegen Theilnahme an dem revolutionären Meeting vom letzten Sonntag verhafteten Ausländer Hauppe genannt Waldo Preußen und später Deutschlands befindet, also ein von der Klugheit und Pachner (ersterer ein Preuße, letzterer ein Oesterreicher) sind heute ^ " auS Frankreich auSgewiese« worden. London. Nach einem Telegramme deS „Standart" auS Kairo ist die Stadt Berber fast vollständig von den Aufständischen umgeben, welche auch in großen Schaaren den Weg nach Abu Hammed und KoroSko besetzt halten. — In Kairo ist ein KriegSrath abgehalten worden und General Wood betreibt eifrig die Vorbe reitungen zur Absendung von Truppen. Der Mahdi hat einen Ver treter mit einer Streitmacht abgesandt, welche an einem Punkte in der Nähe Shendy'S eine beherrschende Stellung einnimmt und die Verbindung mit Berber vollständig abgeschnitten hat. Der Mahdi hat auch Boten an den Ulema von Berber gesandt und die sofortige Unterwerfung der Stadt verlangt. Konstantinopel. Bei der Verabschiedung des Kronprinzen- Paares vom Sultan, wobei der Kronprinz für die außerordentliche blldung des StaatSrathes noch nicht» Definitive» bekannt ist. Gastfreundschaft warm dankte, drückte der Sultan den Wunsch aus, RegierungSkrisis ist. Auf dem Politischen Gebiete deS Reichs hat der Kampf um die Verlängerung des Sozialistengesetzes und die verstärkte Opposition der jetzt verschmolzenen Fortschrittler und Sezessionisten die parlamentarische Krisis gezeitigt und auf demjenigen Preußens giebt der beabsichtigte Rücktritt des Reichskanzlers von den preußischen Regierungsgeschäften und die Wiederherstellung des StaatSrathes auf veränderten Grundlagen Anlaß zu einer Regierungskrisis, bei welcher es sich allerdings ^weniger um wesentliche Aenderungen im Bestände des Preußischen Ministeriums als vielmehr um eine LoSlösung desselben in seiner Spitze von dem Reichskanzleramt und einer noch im Projekte befindlichen Beeinflussung der Regierungsgeschäfte durch den reaktivirten Staatsrath handeln dürfte. Einzelheiten und Lösungen dieser Krisen sind indessen zur Zeit nur von dem Gebiete der Vermuthungen auS zu beurtheilen. Akut wird die parlamentarische Krisi» erst dann werden, wenn der Reichs tag seine Entscheidung über die Verlängerung des Sozialistengesetzes zu fällen hat, was nächste Woche stattfinden dürfte. Bei der bekannten Stellung der Reichsregierung zu der Verlängerung dieses Gesetzes handelt es sich jetzt um Annahme oder Ablehnung dieses Gesetzent wurfs schlechtweg und uichk-etwa mn eine verschleppende Aenderung des nur auf zwei Jahre zu verlängernden Gesetzes. Innerhalb dieser zwei Jahre will man dann prüfen und de^'niliv entscheiden ob das Sozialistengesetz geändert oder durch einige neue Paragraphen des Strafgesetzbuches ersetzt werden soll. Höchstwahrscheinlich dürfte der Ablehnung des Sozialistengesetzes die Auflösung des Reichstags auf dem Fuße folgen und wir können schon in wenigen Wochen uns mitten in einem heißen politischen Kampfe befinden. Was die sogenannte Kanzlerkrisis und den Rücktritt des Fürsten Bismarck von den preußischen Regierungsgeschäften und die Ein schränkung seiner Thätigkeit auf die Leitung des ReichSkanzleramtcs anlangt, so darf wohl darauf hingewieseu werden, daß Fürst Bismarck sein siebenzigsteS Lebensjahr angetreten hat und sich länger als zwei Jahrzehnte auf dem aufreibenden Posten deS leitenden Ministers von Sollten die Engländer im Nillande und dem Rothen Meer künftig dominiren, so wäre der Handel»- und Seemachtspolitik Frankreichs ein starker Hemmschuh angelegt. Da nun aber erst kürzlich der französische Premierminister erklärt hat, daß sich Frankreich als zweit größte Seemacht fühle und seine überseeischen Interessen zu vertreten wisse, so darf man sehr darauf gespannt sein, welcher Art die Er klärungen sein werden, die der französische Vertreter in der Londoner Konferenz der Großmächte über Egypten abgeben wird. Wird.Frank reich die gemeinschaftliche Oberverwaltung mit England über Egypten wieder verlangen, wird es gar mit Repressalien drohen oder wird e» bei einem papierenen Proteste bleiben? Klug ist es jedenfalls, daß die leitenden Großmächte des Kontinent- mit der allgemeinen Regel ung der egyptischen Frage jetzt nicht» zu schaff« haben wollen, sondem nur im Jntereffe der europäischen Gläubiger Egyptens in die heillos versumpften Finanzen dieses Unglücklande» einige Ordnung zu bringen suchen werden, zumal eS sich dabei darum handelt, Egypten die Mittel zu schaffen, um einige der nothwendigsten Forderungen zu decken. — AuS dem Sudan lauten jetzt die Nachrichten wieder sehr schlimm, die Aufständischen gewinnen Terrain und selbst OSman Digma soll wieder 4000 Mann gesammelt haben. Die Sudanfrage, welcke absolut kein europäisches Interesse hat, wird indessen auf der Konferenz gar nicht zur Sprache gekommen. Da England den Auf ständischen nur eine Lektion ertheilen wollte, Egypten aber nicht die Kraft hat, Sudan zurückzuerobern, wird eS hohe Zeit, daß man diese» Land sich selbst überläßt. die .Miramar" möge auf der Rückfahrt von Brussa einen noch ganz kurzen Aufenthalt im Bosporus nehmen, damit er dem Kronprinzen- paare vor der gänzlichen Abreise desselben noch einen freundlichen Gruß senden könne. Krakau. Heute 2 Uhr Nachmittags schleuderte ein Individuum gegen das Gebäude der hiesigen Polizeidireklion eine mit Dynamit gefüllte Petarde, welche unter heftiger Detonation explodirte. Viele Fensterscheiben wurden zertrümmert. Der Attentäter selbst wurde schwer verletzt, stürzte ohnmächtig zusammen und wurde ins Spital gebrockt. Das Attentat wird Anarchisten zugeschrieben. Der Atten täter rst ein Metallarbeiter, Namen- Boleslaus Moltanowski. Kairo. Zufolge einer Meldung des Bureau Reuter finden zwischen der egyptischen und der englischen Regierung fortgesetzt Ver handlungen wegen eventueller Entsendung zweier Bataillene de» egyp- tiscken Heeres nach Berber statt. Nach einem hier eingegangenen Briefe von Siegler Pascha in KoroSko ist eS 3000 Personen gelungen, Khartum zu verlassen» bevor die Stadt von den Aufständigen voll ständig tingeschloffen wurde. 600 Personen kamen in KoroSko an und wurden nach dem Norden weiterbefördert. — Der Delegirte Egyptens bei der Konferenz wird voraussichtlich Blum Pascha sein London, 24. April. Eine Depesche an den Daily-Telegraph au» Kairo meldet, der Gouverneur von Berber habe unterm 22. tele- graphirt, die einzige Hoffnung zur Rettung der Garnison bestehe in deHUrbergabe. Man erwartet den Rebellenangriff in zwei bi» drei Tagen. Die i««er- KrißS. Keinem Politiker, ob Freund, ob Gegner der Regierung, kann e» entgangen sein, daß das Deutsche Reich und zumal auch der Präfidialstaat desselben, Preußen sich in einer inneren Krisis befinden, Welche für das Reich eine parlamentarische und für Preußen eine Art Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ertheilte am Montag Nach mittag dem "Fürsten Bismarck wiederum eine längere Audienz und kann annehmen, daß es sich hierbei abermals um die mit dem Rück tritt des Fürsten Bismarck aus dem preußischen Staatsministerium zusammenhängenden Fragen gehandelt hat. Daß der Kaiser nunmehr .die Grundzüge für die Konstituirung des Staatsraths genehmigt hat gebotenes Schonen der Kräfte de» Reichskanzler» wohl die natürlichste und zur Zeit mit der Prüfung der di« Details betreffenden Bor- Erklärung für sein« Wunsch ist, von den preußischen Geschäften zurück- schlüge beschäftigt ist, wird von den offiziösen ,B. P. N." bestätigt, zutreten und sich ferner nur noch dem Reichsdienste zu widmen. Die — Mit der am Dienstag erfolgten Wiedevaufnahme der Arbeit« Unterstellungen, daß Fürst Bismarck eS mit seinem Rücktritte vom des Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses sind di« preußischen Ministerium nicht ernst nehme, sind daher wohl nur will- parlamentarischen Verhandlungen wieder zum Mittelpunkte des poli- kürliche Erfindungen. Ein fiebenzigjähriger Minister, der dem Kaiser tischen Interesses geworden. Mit ungewöhnlicher Spannung wurde und dem Vaterland« in schwer« Zeiten und nahezu ein Menschenalter diesmal der Fortsetzung der Arbeit des parlamentarischen Apparate» diente, soll, nachdem ihn in den letzten Jahren mancherlei Krankheits- entgegengesehen, denn der neubegonnene Sesfionsabschnitt soll ja in und Schwächezuständ« geplagt haben, nicht das Bedürfniß fühlen, Reichstag wie Landtag wenigstens eine theilweise Lösung all' jener seine Arbeitslast vereinfacht zu sehen? — Jeder Einsichtige dürfte Räthsel bringen, die sich während der letzt« Zeit in unserer inneren wohl zugeben, daß man mit diesen Wünschen des Fürsten Bismarck Politik gebildet haben. Die ganze parlamentarische Situation wird ernsthast zu rechnen hat. Inwiefern diese Eventualität auch die Ent- aber vorläufig noch durch die Frage nach dem Schicksale der Sozia- wicklung unserer inneren Politik beeinflussen wird, muß freilich noch listengesetz-Vorlage beherrscht, hinsichtlich welcher spätestens die nächst« abgewartet werden, da über die Ministerveränderung und dir Neu- Woche die Entscheidung bringen wird. Am Donnerstag ist die Reichs tags-Kommission zur Vorberathung der Vorlage betr. die Verlängerung des Sozialistengesetze» wieder zusammentreten und wird sich u. A. auch mit den Windthorst'schen Anträgen, die eine theilweise Milderung der Eine Konferenz der Großmächte über Egypten. Die heillosen Zustände in Egypten und die Unfähigkeit englischen Regierung, auf Grund der bestehenden Verträge in meinschaft mit der Regierung des Khedive irgend welche Fortschritte in dem unglückseligen Nillande herbeiführen zu können, haben den englischen Premierminister Gladstone endlich veranlaßt, an die der zur Einengung der sozialdemokratischen Bestrebungen bestehenden Verbote bezwecken, zu beschäftigen haben. Was nun die ersten Sitz ungen des Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses nach der Osterpause anbelangt, so beschäftigte sich der erstere am DienStag mit der zweiten Lesung der Novelle zum HilfSkaffengesetz. Artikel 2» wurde mit dem Zusatz, wonach auf Antrag der Kaffen die höhere Verwaltungsbehörde bei der Zulassung zugleich bescheinigen muß, daß Kabinette der Großmächte anzuklopfen, und unter ihrer Theilnahme das Statut den Vorschriften in 8 75 de» Krankenversicherungsgesetzes und Sanktion irgend welche Neuordnung für Egypten zu erreichen.' genügt, weiter Artikel 8 mit dem Zusatz, wonach dezentralisirte Ver- England selbst will schlauer Weise, auf der betreffenden in London ^ waltungsstellen einzurichten sind, welche die Berechtigung haben, Gelder zusammen zu tretend« Konferenz, nur die egyptischen Finanzver- bis zur halben Höhe des Jahresbeitrages selbständig zu bemalten, hältniffe geordnet sehen, um sich für alle Eventualitäten der Zukunft genehmigt. Die übrigen Artikel bis Artikel 11 wurden nach den die Hand frei zu halten. Thatsächlich haben nun aber auch die! Kommisfionsanträgen angenommen. Bei der namentlichen Abstimmung Mehrzahl der übrigen Großmächte, zumal Deutschland, Rußland und über den ersten Satz des § 33 (Art. 11) stellte sich die Beschluß Unfähigkeit deS Hauses heraus, so daß die weitere Berathung der Vorlage vertagt werden mußte; am Mittwoch war „Schwerinstag". — Das preußische Abgeordnetenhaus genehmigte in der Dienstags sitzung zunächst einige kleinere Gesetzentwürfe in dritter Lesung und verwies hierauf in erster Lesung die Vorlage, betr. die Verstaatlichung der Berlin-Hamburger Bahn, der Bremischen Bahnen» der Tilsit« Insterburg« Bahn und der OelS-Gnesener Bahn an die Eisenbahn- Kommission. Der hierzu gehörige Nachtragsetat wurde der Budget kommission überwies« und die Ucberficht über die Verwaltung der fiskalisch« Bergwerke, Hütten und Salinen pro 1882/83 für erledigt erklärt; zum Schluß wurden noch mehrere kleinere Gegenstände erledigt. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck empfing am Dienstag den Frankfurter Oberbürgermeister v,-. Miquel, wodurch die Gerüchte über d« Antritt vr. Miquel'S in das Preußische Ministerium wieder neue Nahrung erhalten haben. Etwas Nähere» über diesen Besuch Miquel'» beim Reichskanzler ist jedoch noch nicht bekannt. Der bisherige dänische Gesandte in Petersburg» Kammerherr " ' in. ' Oesterreich gar kein Jntereffe daran, eine allgemeine politische Lösung der egyplischen Frage jetzt zu betreiben. eS könnte dadurch leicht eine Verschiebung der gegenwärtig für die Erhaltung deS Weltfrieden» so günstigen Konstellation Europas eintreten. Fürst Bismarck hat da her au» diesem Grunde erklärt, daß Deutschland nur dann an der Konferenz theilnehmen werde, wenn schon vorher unter den Groß mächten vereinbart würde, daß die Konferenz sich nur mit d« egyptischen Finanzliqnidation besäst« werde. Freilich wird diese Vereinbarung trotzdem nicht verhindern können, daß bei den Kon ferenzverhandlungen die ganze Zukunft Egyptens zur Sprache komm« wird und dürfte England zumal von Frankreich bittere Wahrheiten über Egypten zu hören bekommen. Neben England ist bekanntlich Frankreich die einzige Großmacht, welche wegen ihrer afrikanischen Kolonial- und Handelspolitik in Egypten Lebensinteressen zu vertheidigen hat. Lange Jahrzehnte hindurch war ja auch Egypten der Kulturliebling französischer Unter- nehmunge« und England hat sich erst durch List und Gewalt während der letzten Jahre seine bevorzugte Stellung in Egypten geschaffen. v. Bind, ist zum Gesandten in Berlin ernannt worden. Zu seinem