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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 30.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188401304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-30
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 30.01.1884
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— Der Statthalter in Elsaß-Lothringen, General-Feld- marschall Frhr. v. Manteuffel, hat gestern Vormittag Berlin ver laßen und sich über Frankfurt, woselbst er zu übernachten gedachte, nach Straßburg zurückbegeben. — Heute beginnen im preußischen Abgeordnetenhause die Debatten über den Kullusetat und diese Gelegenheit benutzt der „Moniteur de Rome", um sich über die jüngste Rede des Ministers v. Goßler auszusprcchen Das genannte Blatt zeigte sich ziemlich enttäuscht infolge der von der preußischen Regierung abgegebenen Er klärung, daß die Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze nur ein seitig durch den Staat erfolgen könne. Am Schluß des fraglichen Artikels heißt eS: „Wir wollen den Beschlüssen des heiligen Stuhles nicht vorgreifen, aber eS ist gestattet, sich zu fragen, ob das Papst thum diese Lage acceptirt, ob es sich mit dieser Rolle begnügt. Die Kirche hat unzweifelhaft das Recht, bestimmtere und bedeutendere Garantien zu fordern. Wird sie es thun? Und wenn sie es thut, und wenn die Regierung sich hinter ihr Prinzip verschanzt — welche von beiden Mächten kann länger auf die Lösung warten? ... Die letzte Abstimmung des Abgeordnetenhauses hat genügend gezeigt, daß dH Regierung ohne das Centrum keine Mehrheit für eine Spezial gesetzgebung hat. Falls die Kirche erklärte, das Prinzip des Herrn v. Goßler nicht annehmen zu können — in welche Sackgaffe hätte die Regierung sich dann begeben! — Das Begräbniß La skers ist gestern, Montag, in würdiger und eindrucksvoller Weise verlaufen. Dasselbe gestaltete sich zu einer gewaltigen Kundgebung, wie solche Berlin seit langer Zeit nicht ge sehen hat. Trotz des Unwetters, das bis über die Mittagsstunde hinaus wüthete und den Aufenthalt im Freien fast unmöglich machte, harrte die herbeigeströmte Menge stundenlang aus, um dem Ver storbenen das letzte Geleit zu geben. In der Leidtragenden-Ver- sammlung waren alle Parteien vertreten. Die früheren Minister Hobrecht, Delbrück, Camphausen und v. Bernuth waren erschienen. Den Reichstag vertrat der Präsident desselben, Herr v. Levetzow, der Vizepräsident v. Ackermann und eine Anzahl Ab geordnete. DaS Präsidium des Abgeordnetenhauses war durch seine Vizepräsidenten Freiherrn von Heeremann und Herrn von Benda vertreten. Für die Stadt Berlin war der Oberbürgermeister von Forckenbeck, der Bürgermeister Duncker und der Stadtverordneten- Vvrsteher vr. Straßmann, sowie der gesammte Magistrat erschienen, i Die Partei, welcher v>. Eduard Lasker angehörte, zeigte zahlreiche Mitglieder, darunter Rickert und Wehrenpfcnnig. Von der Fort schrittspartei sah man Ludwig Löwe, Eugen Richter, Professor vr. Hänel und vr. Virchow, vom Centrum Windthorst, v>. Lieber; von den Freikonservativen Professor I)i-. Beseler, von den Konser vativen Herrn von Behr-Schmoldow, von der Gelehrtenwelt Mommsen, Gneist und Lazarus, aus der evangelischen Geistlichkeit die Prediger vr. Thomas, vr. Lisco, Neßler und Richter-Mariendorf; ferner erblickte man den Geh. Ober-Justizrath vr. Meyer, den griechischen Gesandten Rhangabö, den Geh. Rath, Präsident Michaelis, den Präsidenten des Landgerichts Bardelebcn, den Geh. Justizrath vr. Starke, den Geh. Regierungsrath vr. Bonitz, v,. Werner Siemens. — Das Meiningen'sche Ministerium beraumt die Er satzwahl im dortigen 2. Wahlkreis, welchen Lasker vertrat, nachdem der Reichskanzler dieselbe verordnet, auf den 17. März an. — Das „B. T." läßt sich aus München über die gestrige Kammersitzung Folgendes telegraphiren: Die Regierung legte einen Gesetzentwurf vor, der sich auf die Kriegskosten von 1870/71 bezieht. Auf Bayern ist nach der nunmehr beendigten Revisionsarbeit ein über die bewilligte Summe hinauSgehendcr Mehraufwand von 740,746 Mark entfallen. Da aber aus der Kriegskostenentschädigung noch Mittel vorhanden sind, so bedarf es nicht der Bewilligung neuer Mittel, sondem nur der Zustimmung der Kammer, daß die noch vor handenen Ueberschüsse zur Deckung jener Summe Verwendung finden sollen. — Hiernach ging die Kammer zur Berathung der Petitionen gegen den Offizierskonsumverein über. Es lagen ihrer im Ganzen nicht weniger als 79 vor. Nachdem verschiedene Redner gegen die Gestattung des Vereins in der bayrischen Armee Protestirt haben, er klärte der Kpegsminister von Maillinger, daß die Gewerbe nach wie vor vollen Schutz bei der Regierung finden würden. Die Angelegen heit habe, wie dies natürlich sei, auch die Aufmerksamkeit des Königs auf sich gezogen. Er, der Minister, könne nur mit aller Bestimmtheit sein schon früher abgegebenes Gutachten wiederholen, daß er niemals zu einer Regierungshandlung Mitwirken werde, in welcher eine Ver letzung der Gesetze liege. — In gleichem Sinne sprach sich der Minister des Innern v. Feilitzsch aus. Die Regierung werde den bayrischen Gewerbestand wie bisher, so auch künftig, soweit nur irgend thunlich, in allen seinen Interessen berücksichtigen. — Hierauf wurde der Antrag des Abgeordneten Ruppert (ultramontan), die An gelegenheit, den Petitionen entsprechend, der Regierung zu übergeben, angenommen Sämmtliche Minister waren anwesend. Frankreich. In der Deputirten-Kammer ist die Debatte über den Nothstand der Arbeiter und insbesondere der Pariser Arbeiter noch nicht zu Ende geführt. Zahlreiche Redner Preisen alle möglichen Systeme zur Beseitigung der wnthschaftlichen Krisis an Tiner der Abgeordneten, Brialon, verlangte, daß zuerst und vor allem dem fran zösischen Arbeiter geholfen und diesem Arbeit und Verdienst geschafft werde. Er verlangte, daß- in allen vom Staate unternommenen öffent lichen Bauten, in allen dem Staate gehörenden Werkstätten ausschließ lich Franzosen als Arbeiter Verwendung finden sollen; er verlangte ferner, daß die Negierung allen Unternehmern und Fabrikanten, mit denen sie Lieferungsverträge abschließt, die Bedingung stellen soll, höchstens 10 Prozent fremder Arbeiter zu beschäftigen. Hierbei be nutzte der genannte Abgeordnete gewisse Ziffern, um die Konkurrenz der fremden Arbeiter fühlbar zu machen, welche jedoch Wohl kaum Anspruch auf Genauigkeit machen können. Bekanntlich hat in voriger Woche die Fraktion der äußersten Linken angebliche Delegirte der Arbeiter empfangen, um mit denselben die Nothlage zu erörtern. Die Behauptung eines dieser Delegirlen lautete dahin, daß sich in Paris 15 (.00 Maler und Glaser befinden, von denen 12000, schreibe zwölf- tousend Ausländer seien, und diese Behauptung verwerthete Herr Brialon als eine feststehende Thatsache. Die Regierung wird jeden falls nicht umhin können, auch diese brennende Frage der fremden Konkurrenz in das richtige Licht zu stellen. Italien. Gelegentlich einer Versammlung, welche die Mit glieder der italienischen Deputirtenmajorität am 25. d. M. in Rom abhielten und welcher auch der Ministerpräsident Depretis beiwohnte, ersuchte dieser die Kammer um rasche Erledigung der Geschäfte, da noch ein Kommunal-, Provinzialgeseh, ein Sicherheitsgesetz, Maß nahmen für die Handelsmarine, ein Eisenbahngesetz und soziale Gesetze zu berathen seien. — Inzwischen macht das Journal „Fan- fulla" bereits eingehende Mittheilungen über den Inhalt der Eisen bahnverträge, welche die italienische Regierung mit verschiedenen Ge sellschaften abgeschlossen hat. Spanien. In den Kortes hatte seiner Zeit Castelar in einer Rede über die Reise des Königs Alfons nach Deutschland auch des Königs von Serbien, und zwar in einer für diesen Monarchen wenig verbindlichen Weise gedacht Wie jetzt aus Madrid gemeldet wird, hat die Angelegenheit nun insofern nock ein Nachspiel gehabt, als der serbische Oberst Becker wegen Beleidigung des Königs von Serbien Genugthuung von Castelar gefordert habe. Die verlangte Genugthuung hat Castelar gegeben; denn es wird unterm 28. Januar telegraphirt: Oberst Becker hat von Castelar bereits Genugthuung erlangt. Castelar erklärt öffentlich, daß er die Stelle seiner Rede, worin er den König Milan als König einer Nation von Barbaren bezeichnet, also berich tige: „König einer gestern noch barbarischen, heute aber civilisirten Nation." — Bekanntlich ist seitens der spanischen Regierung die Erhebung der spanischen Gesandtschaft in Berlin zur Botschaft geplant. Die Erhebung kann nunmehr erst nach der Bewilligung des verlangten Kredits durch die Kortes erfolgen. Egypten. Laut telegraphischer Mittheilung ist General Kor don nach Khartum cOgereist. Mit dem Erscheinen Gordon's geht eine neue finanzielle Kraftanstrengung der egyptischen Regierung Hand in Hand. Seitens der Regierung sind dem General 100,(00 Pfd. Sterl. zur Verfügung gestellt, wovon derselbe zur Mitnahme sofort 40,000 baar ausbezahlt erhalten hat, während die Auszahlung des Restes erst später erfolgen soll- Nach einem Telegramm des „Reu- ter'schen BureauS" hat die egyptische Regierung mit dem Bankhause Rothschild ein Uebereinkommen wegen eines Vorschusses von 950.0-.0 Pfd. Sterl. getroffen, der einschließlich aller Spesen mit 6 Prozent und binnen 6 Monaten rückzahlbar sein soll. — Ueber die Lage in Khartum bringt die „Pol .vorr." briefliche Nachrichten, welche wenig zuversichtlich lauten. So heißt es in einer Korrespondenz aus Kairo; „Ein recht beunruhigendes Symptom dafür, wie weit die Absichten des Mahdi reichen mögen, liegt in der Thatsache, daß ein Spion desselben in Kairo festgenommen worden ist. Das scheint darauf hinzudeuten, daß der falsche Prophet auch Egypten in den Kreis seiner Aspirationen einbezieht. Mit Absichten, aus der Verlegenheit des Khedive eine Gelegenheit für sich zu machen, trägt sich entschieden auch König Johann von Abyssinien, den es nach dem Gebiete von Mafsaua und diesem Punkt selbst gelüsten soll. Es heißt, daß die egyptische Regierung nicht abgeneigt wäre, dem König Johann die Abtretung des Keinen Hafens von Zula im Südosten von Massaua zu konzediren, falls man sich damit von dieser Seite her Ruhe zu schassen vermag. . . In der That ist eine kritischere Situation, als die augenblickliche, schwer denkbar und ohne feste Entschließungen und kräftiges Beharren bei denselben eine Katastrophe kaum zu vermeiden." Weitere Meldungen über die jüngsten Vorgänge in der Umgebung von Khartum besagen, daß der Versuch der von dort ausgesandten Dampfer, die Pontonbrücke über den blauen Nil zu zerstören, des seichten Wasserstandes wegen mißlungen sei, daß die Aufständischen Der Kausmarder. Nach einer französischen Quelle von Anton Ohorn. (Schluß.) Das hatte ihn schon nach wenigen Tagen der schönen jungen Wittwe recht nahe gebracht und das heiße französische Blut des Edelmannes ließ ihn trotz seiner trüben Lage in warmer Liebe für dieselbe entbrennen. Noch wagte er kein Wort zu sprechen, welches rin solches Gefühl verrathen hätte, aber seine Augen und sein Händedruck waren so beredt, daß sie nicht ein Weib hätte sein müssen, wenn sie ihn nicht verstanden hätte. Sein Prozeß dagegen wollte keine günstige Wendung nehmen. Seine Gegner verfügten über sehr reiche Mittel und waren im Stande, trotzdem er im Rechte war, die Sache mindestens so lange hinaus zuziehen bis das letzte und einzige Gütchen, das er besaß, überschuldet und er unfähig war, den Rechtsstreit zu Ende zu bringen. Das machte ihn traurig und gedrückt, umsomehr als er bei solchen Aussichten wohl auch auf die stillgcnährte Hoffnung, Gabrielen zu erwerben, verzichten zu müssen glaubte. Die schöne Frau bemerkte indes seine trübe Stimmung und bat ihn so herzlich, ihr wie einem guten Freunde mitzutheilen, was ihn quäle, daß er ihr seines Kum mers Ursache klagte. Mit dem Ausdruck innigster Theilnahme machte sie ihm Vorwürfe, daß er bisher geschwiegen; sie sei reich und gern bereit, ihm ihr ganzes Vermögen zu Diensten zu stellen; er müsse ja seinen Prozeß gewinnen und dann solle er ihr das Geliehene zurück zahlen Die Gerechtigkeit müsse einmal mit Gold erkauft werden, das sehe er auch daran, daß er nichts von dem geraubten Gelde zurück erhalten habe und daß man, wie es scheine, sich um die ganze Sache nicht mehr kümmere, weil er nicht durch klingende Münze nach helfen könne. Ohne daß weiter über die Angelegenheit gesprochen wurde, fand der Marquis von Zeit zu Zeit jetzt ansehnliche Summen in seinem Sekretär und er nahm sie an, weil er die liebenswürdige Frau nicht beleidigen wollte und weil er so das einzige Mittel sah, seinen Pro zeß und die Geliebte zu gewinnen. Sein Rechtsstreit nahm nun in der That eine andere Wendung und nach kurzer Frist war er für ihn entschieden: Der Marquis war unbestrittener Erbe der reichsten Güter. Mit dieser glücklichen Kunde eilte er zuerst zu Frau von Lagorde. Er sank ihr zu Füßen, küßte ihre weißen Hände und rief voll innigster Bewegung: „Gabriele, Ihnen danke ich Alles — ohne Sie aber hat es für mich keinen Werth. Arm, wie ich bisher war, durfte ich Ihnen nicht sagen, wie unendlich ich Sie liebe, heute darf ich's: Gabriele, sei mein Weib, und ich will Dich auf den Händen durch das Dasein tragen!" Da fluthete eine heiße Röthe über die Wangen der schönen Frau, sie beugte sich zu ihm nieder, schlang ihre Arme fest um seinen Nacken und küßte ihn statt der Antwort in heißer Gluth auf Mund und Augen. „Ich Hab Dich ja geliebt, seit ich Dich gesehen habe und hätte Dir Alles, Alles freudig geopfert - selbst mein Leben!" Nun miethete der Marquis eine andere Wohnung und traf die schleunigsten Vorbereitungen zu seiner Vermählung. Da geschah es eines Tages, daß ihn in seinem Hotel ein Fremder besuchte, welcher sich als ein höherer Polizeibeamter legitimirte. „Sie verzeihen mir, Herr Marquis, daß ich Sie belästigen muß," sagte er. „Gewiß," entgcgnete dieser: „Sie kommen ja wohl, wenn ich nicht irre, in Angelegenheit des Raubes, den man an mir verübte." „Auch das hängt ^ mit meinem Kommen zusammen. Aber zunächst führt mich ein anderes her. Sie stehen im Begriff, sich zu vermählen?" „Ja wohl mit Frau Gabriele von Lagorde." „Ganz recht, unlrr diesem Namen hat ein Weib sich falsche Papiere «„fertigen lasten, das wir lange schon beobachten und das uns unter dem Namen „der Hausmarder" aus den Polizei listen bekannt ist." „Mein Herr, was soll das heißen?" rief der Marquis entsetzt. „Das heißt", erwiderte kühl der Beamte, „daß Sie in die Schlingen einer überaus schlauen Betrügerin gefallen sind. Lasten Sie mich ausredcn," fuhr er fort, da er sah, wie der Marquis auf- fahren wollte. „Sie haben uns die Entdeckung Ihrer Räuber selbst außerordentlich erschwert und uns, ohne es zu wissen und zu wollen, entgegen gearbeitet. Wir hatten eine gewisse Spur, daß Ihr ermordeter Diener nicht gefallen ist, ohne einen der Räuber zu verwund.n, aber wir vermochten den Verwundeten nicht zu entdecken, da derselbe starb und da Sie selbst für sein Begräbniß Sorge getragen haben." „Wie? - Ich?" - die Dampfer angegriffen hätten, aber nach heftigem Kampfe mit- starken Verlusten zurückgeschlagen worden wären. Tine andere De pesche aus Kairo besagt: Nach einer telegraphischen Mittheilung aus Khartum meldete der Gouverneur von Dongola aus Berber, gestern seien 4 Abgesandte des mächtigen Stammes der Bicharieh in Berber erschienen, hätten ihre Unterwerfung angeboren und um die Erlaubnis > gebeten, zur Vornahme von Einkäufen die Stadt Berber betreten zu dürfen. Zugleich hätten sich dieselben verpflichtet, für die Händler von den Karavanen auf ihrem ganzen Gebiete freien und ungehin derten Verkehr zu gestatten und zu erhalten. Der Gouverneur fügt- hinzu, die Unterwerfung der Bicharieh's habe den Muth der Be völkerung wieder gehoben, er hoffe, daß noch andere Stämme dem Beispiele der Bicharieh's folgen würden. Ost-Asien. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Auf der chinesischen Insel Hainan, welche von den französischen Expeditionstruppen event. als Pfand für eine Kriegskostenentschädigung okkupirt werden soll, herrscht, wie von englischer Seite gemeldet wird, große Auflegung. Nach der telegraphischen Mittheilung des „Reuter'schen Bureaus" sind daselbst Plakate angeschlagen, in welchen gegen die Ausländer aufge reizt wird, wie denn auch angeblich in Hoitow bereits ein Ausländer vor dem Pöbel in das britische Konsulat flüchten mußte. Diese Nach richt in Verbindung mit auswärtigen Meldungen der englischen Prefie beweist, daß die vor einiger Zeit als möglich angekündigte Besetzung der Inseln Hainan und Formosa, sowie der Tschusan-Jnselgruppe (gegenüber Ningpho) in England sehr verstimmt hat. Die Okkupation der letzteren Inselgruppe soll sogar den « nsu« belli für England be deuten, da in dem 1846 abgeschlossenen Vertrage zwischen China und England ausdrücklich stipulirt sei, daß im Falle der Räumung der Tschusan-Jnselgruppe durch die Engländer, letztere an keine andere fremde Macht abgetreten werden soll. Zugleich hat Großbritannien im Artikel 4 desselben Vertrages die Verpflichtung übernommen, Tschusan gegen jede Invasion zu schützen und wieder in den Besitz- Chinas zu bringen. Letzteres soll nach dem Vertrage nicht einmal verpflichtet sein, für diese Rückerstattung Subsidien in Geld zu leisten. Die chinesische Regierung ist denn a»ch nach telegraphischer Mittheilung, entschlossen, auf der Erfüllung dieser Stipulation zu bestehen. WaS die Insel Formosa betrifft, so gilt es als sehr unwahrscheinlich, daß dieselbe okkupirt werden könnte, da hier englische und deutsche Inter essen, wie in der „Times" hervorgehoben wird, wesentlich in Betracht kommen „Die Besetzung von Hainan", heißt cs in dem erwähnten Telegramme weiter, „würde Frankreich einen Waffenplatz geben uni» die Beherrschung von Süd-China." Man begreift daher, daß von englischer Seite aus die Okkupation dieser Insel besonders gefürchtet wird ; eine Besorgniß, die sich in den jüngsten Nachrichten aus Hainan wiederspiegelt Inzwischen setzt Admiral Courbet die militärischen Vorbereitungen in Tonkin fort, damit sogleich nach dem Eintreffen der Verstärkungen die Operationen gegen Bacninh beginnen können. Freilich werden dann die klimatischen Verhältnisse den Franzosen große Schwierigkeiten bereiten, so daß die Einnahme des erwähnten festen Punktes allem Anscheine nach noch geraume Zeit auf sich warten kaffen wird. Ueber die jüngsten Vorgänge in Tonkin liegt folgende telegraphische Meldung vor: Paris, 25. Januar. Depeschen, welche der Marineminister aus Hanoi vom 19. d. M. empfangen hat, bestätigen, daß eine be deutende Rekognoszirung auf Bacninh stattgesunden habe und daß letzteres sehr stark besetzt sei. Das Land um Sontay und die west lichen Gegenden seien ruhig. Die Blokadcn der Küsten Tonkins werde fortgesetzt und sei nolhwendig, um die Einfuhr von Kriegs- k ntrebande zu verhindern; durch die großen, dem Handel gewährten Erleichterungen sei die Blokade freilich beschränkt. Nachrichten aus Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, den 29. Januar 1884. — Die Betheiligung an der neuen Kirchenvorstandswahl in der St. Petriparochie wird diesmal anscheinend eine regere werden, als an der kassirten. Angemeldet haben sich zu der jetzigen Wahl 1374 Gemeindemitglieder, während bei der vorigen 1011 An meldungen erfolgt waren. —ä. Der Vorstand der Chemnitzer Lehrer-Wittwen- und W aifenkas se besteht für das Jahr 18-4 aus folgenden Herren: Bezirksschuldirektor Julius Neumeister, Vorsitzender; Bezirksschullehrer Robert Lindner, Schriftführer, und Bezirksschullehrer Hermann Hau- bold, Kassirer. — Die Deutsche Reichsfechtschule, selbständiger Verband Chemnitz, hält morgen Mittwoch Abend den 30. dsS. Mts. wiederum einen großen Fechtabend und zwar ihren dritten ab. Das Konzertprogramm ist auch diesmal ein gut gewähltes und reich haltiges, und verspricht den Festtheilnehmem einen genußreichen Abend. Für Tanzlustige, an denen es in der deutschen Reichsfechtschule auch nicht fehlt, ist wie bei den früheren Fechtabenden, ein Ball arrangirt, der sie alle bis zum frühen Morgen floh vereint. „So ist's. Der Bruder der angeblichen Frau von Lagorde war der Bettler, der das Pulver streute und der mit einem Genossen Sie ausraubte. Er starb an den Folgen des Schusses, den Ihr Diener auf ihn abgefcuert und die Ausgrabung der Leiche des Ver brechers gab uns die nöthige Gewißheit im Verein mit den sonstigen Thatsache». Der Schurke aber wurde in den Polizeilisten unter dem Namen „das Wiesel" angeführt und lebte mit der angeblichen Frau von Lagorde zusammen, die mit ihrem eigentlichen Namen Adele Mournon heißt und eine der abgefeimtesten Gaunerinnen von Paris ist. Das Gold, mit welchem sie den Fortgang Ihres Prozesses decken half, war Ihr Eigenthum. In diesem Augenblicks ist Adele Mournon bereits verhaftet." Der Marquis war entsetzt auf einen Sessel niedergesunken und schlug die Hände vor das todtbleiche Gesicht. „O das kann nicht sein — das kann nicht sein!" stöhnte er — dann raffte er sich auf, ergriff seinen Hut und eilte hinaus. Er mußte sie nsch einmal sehen, aus ihrem eigenen Munde hören, ob das Entsetzliche Wahrheit sei, denn er konnte, er wollte es nicht glauben, da er das Weib liebte mit aller Gluth, deren seine Seele nur fähig war. Er eilte die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung und riß die Thür auf, die zu dem Gemach der Geliebten führte. Ein Polizei kommissar trat ihm entgegen. „Wer sind Sie, mein Herr?" fragte er. „Der Marquis von Brenouil!" Der Beamte trat zurück und sagte kalt: „Sie ist todtl" — So war es ; sie hatte ein raschwirkendes Gift genommen und lag bleich und schön wie ein Marmorbild auf ihrem Lager. Der Marquis stürzte bei ihr nieder, er Preßte die schlanke, kalte Hand an seine Lippen und beugte tief das Haupt. Auf dxm Tische lag ein Couvert mit der Aufschrift: „Dem Herrn Marquis von Brenouil!" Es enthielt den Brillantring, welchen man an jenem Abend ihm geraubt hatte und einen Zettel mit den Worlen: „Ich habe Dich über Alles geliebt, echt und wahr und ich sterbe gern — weil ich Dich nicht besitzen kann!" — — — — — — Herr von Brenouil verkaufte in der Folge all' seine Güter und- schloß sich einer Reisecxpedition nach Asien an. Er ist nie wieder nach Frankreich zurückgekchrt und Matrosen erzählten, er sei auf dem Schiffe gestorben und sein Leib ruhe in dem weiten Grabe des Oceans. Vde« nitzer Anzeiger und Stadtdole. dtr. 25. Mittwoch, de» 30. Januar. Seit« 2.
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