Volltext Seite (XML)
Nr. 25. — 4. Jahrgang. Mittwoch, 30. Januar 1884. und Stadtbotk. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnih, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna« Abonnement: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zuträger, 40 Pf.), sowie monatlich 42 Pf. (Zutragen 1u Pf.)! AnfertionspreiS: die schmale (Ispaltige) Corpuszeile oder deren Raum 15 Pf. — (Local-Auzeig« »ehmeu entgegen die Berlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und ! 10 Pf.) — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pf. — Auf groß« Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — obigen Bororten, sowie sämmtliche Postanstalteu. (PostzeitungS-Pceisv-rzeichniß für 1884 Nr. 1059. > Annoncen-Annahme für die nächst« Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buckdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). Belanntmachung, die Schulgelderhebung bei der Realschule und bei dm Bürserschulen betreff. Das aus die Monate Januar» Februar und März dieses Jahres zu zahlende Schulgeld wird in der Realschule am 4. Februar, in der höheren Mädchenschule an der Annenstraße am 5. Februar, in der höheren Knabenschule am 7. Februar, in der höheren Mädchenschule an der Brückenstraße am 8. Februar erhoben, und zwar in der Realschule und höheren Knabenschule Vormittags von 8—12, in den beiden Mädchenschulen von 10-12, Nachmittags in allen genannten Schulen von 2—4 Uhr. Wer zu den vorgenannten Tagen nicht Zahlung leistet, hat das Schul geld in der Zeit vom 9.—16. Februar in der Schulgeldeinnahme auf dem Rathhause, Poststraße Nr. 51, Zimmer Nr. 48, zu bezahlen. Die genaue Angabe der betreffenden Schulanstalt und Schulklaffe ist im letzteren Zahlungs falle erforderlich. Nach Ablauf dieser Zahlungsfrist wird gegen etwaige Restanten das Verfahren der zwangsweisen Beitreibung ohne nochmalige Erinnerung ringe- leitet werden. Die Schulgeldeinnahme auf dem Rathhause ist am 4., 5., 7. und 8. Februar geschlossen. Chemnitz, am 26. Januar 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Vetters, Bürgermeister.Kl. Aufgebots verfahren. Behufs I. Todeserklärung 1. des am 1. Dezeuiber 1842 in Schönau bei Chemnitz geborenen Ernst Arno Löhncrt, welcher sich auf dem seit dem 20. August 1861 verschollenen Schiffe „Adcline L Estella" als Schiffsjunge befunden hat, 2. des im Jahre 1837 geborenen Strumpfwirkers Friedrich Edmund Jäger aus Siegmar, welcher seit 26 Jahren verschollen ist, II. Löschung der auf dem, das Einhalbhufengut Karl Gottlob Haase's in Altenhain betreffenden Folium 14 des Grund- und Hypothekenbuchs für Altcnhain Rubr. II11/1 unterm 10. Januar 1846 eingetragenen alten Hypothek: Dreißig fl. — oder Sechs und Zwanzig Thaler 6 Ngr. — in Münze vor dem 20 Guldensuße sammt Zinsen zu 5 v. H. Darlehn des Pfarrers Christian Friedrich Facilides zu Erdmannsdors, ist auf Antrag zu l. 1. Louis Hermann LVHnert's zu Schönau bei Chemnitz, Bruders des verschollenen Löhnert, zul-2. Anna Sidonien verehel. Straube, vorher verw. Dostmann, geb. Jäger in Ernstthak, Schwester des verschollenen Jäget, zu II. Karl Gottlob Haase's in Altenhain vom Unterzeichneten Amtsgericht das Aufgebotsverfahren zu eröffne» be schloffen worden. Es werden daher zu I. 1. Ernst Arno Löhnert und zu I. 2. Friedrich Edmund Jäger, zu II- aber alle Diejenigen, welche an die bezeichnetc Hypothek aus irgend einem Grunde Ansprüche zu haben glauben, andurch geladen, in dem zu I. 1. aus den 17. September 1884 Vormittags 9 Uhr, zu >. 2. aus den 18. September >884 Vormittags 10 Uhr, zu II auf den 20- September 1884 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Amtsgerichte anberaumten Ausgebotstermine sich bez. ihre Ansprüche anzumelden, widrigenfalls auf weiteren Antrag zu I. die unter 1. und 2. genannten Verschollenen für todt werden er klärt werden und nach Befinden ihre hier deponirte Verlassenschast, welche zu I. 1. in99«1 M. 44 Pf. exkl?eines unsicheren Bermögens- objektes von ca. 700 M., zu I. 2. in 128 M. 44 Pf exkl. Zinsen besteht, ihren sich legitimirenden Erben ausgehändigt, zu II. die Löschung der verzeichneten alten Hypothek unter Ausschluß der Ansprüche der etwa Berechtigten verfügt werden wird. Königl. Amtsgericht Chemnitz, Abtheilung S. 18. Januar 1884. Rohr. Psch- Aufgebot. Die Handlungsstrma Weidowsky L Müller in Hamburg hat das Auf gebot wegen eines von ihr am 14. Juli 1883 allsgestellten, aus die Firma August Pleske in Chemnitz gezogenen, von dieser akzeptirten, Mitte Oktober 1883 an die Ordre der Ausstellerin zahlbare» Wechsels, über 484 Mk. 31 Pf., welcher anzeiglich verloren gegangen ist, beantragt. Der Inhaber der Ur kunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 16. September 1884 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulcge», widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Chemnitz, den 23. Januar 1884. Königlicher Amtsgericht. Nohr. - Psch. bei uns schriftlich oder mündlich anzumelden. Die näheren Bedingungen sind auf unserer Registratur zu erfragen. Chemnitz, am 26. Januar 1834. Der Rath der Stadt Chemnitz. Stadler. Gl. Grundstücksversteigerung. Bon dem Unterzeichneten Königl. Amtsgericht soll den 6. Februar 1t 84 das dem Kaufmann Georg Friedrich Ernst Keller in Chemnitz zugehörig«, daselbst an der äußeren Rochlitzerstraße gelegene, zum Bleichereibetriebe ein gerichtete Grundstück Nr. 238 L IV. Abth deS Katasters, Nr. 58 I» des Flur buchs, Fol. 2340 des Grund- und HypothekenbnchS für Chemnitz, welches Grundstück am 9. November 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 95,000 Mark gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden An« hierdurch bekannt gemacht wird, hemnitz, am 15. November >883. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Sch. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Handelsfrau Clara Flora verw. Lösch in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung deS Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Bermögensstücke der Schlußtermin auf den 22. Februar 1884, Vormittags 9 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 26. Januar 1884. Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. Der Stadtrath hat beschlossen, auch in diesem Jahre einer Anzahl von Personen unentgeltlich Unterricht in Anlegung von Nothverbänden vom 1. März laufendst» Jahre« ab zu ertheilen. ^ Wir fordern daher die Inhaber hiesiger Gewerbsanlagen hiermit auf, geeignete Arbeiter behufs Theilnahme am gedachten Unterrichte bis zum >5. Februar dieses Jahres Erledigt hat sich die unter'm 3. November 1883 erlassene Vorladung des Schornstein fegers Ernst Theodor Jttner aus Mittelsrohna. Chemnitz, den 26. Januar 1884. Der Königliche Staatsanwalt. Liebe. R. Im Auktionslokale der städtischen Leihanstalt hier sollen Mittwoch dm 30. Januar ». o. Nachmittags 2 Uhr verschiedene daselbst untergebrachte Pfandsachen, darunter 1 Kommode, ver schiedene Kleidungsstücke, Goldsachen rc. öffentlich versteigert werden. Der Rathsvollzieher der Stadt Chemnitz. Heymann. Bestellungen auf den „Chemnitzer Anzeiger" für die Monate Februar und Marz zum Preise von 84 Pf. (Zutragen 3« Pf.) werden von allen Poftanftalten, Ausgabestelle», sowie von der Verlags- Expedition, Chemnitz, Theaterstraße 48, entgegen genommen. Am 1. Februar beginnen wir mit der spannenden Erzählung Brandstifter s Dore. Eine hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel. Tageschronik. 3». Januar. 1829. Haug, Dichter gest. 1853. Napoleon III. vermählt mit Eugenie Montijo. 1860. E. Moritz Arndt gest. 1871. Uebergabe der Pariser Forts. Siegreiches Gefecht bei Pontarlier- Telegramme -es Chemnitzer Anzeigers. Vom 28. Januar. Berlin. Der verschobene Hosball ist auf den 4. Februar ver legt, damit der Kaiser demselben sicher beiwohnen kann. Wien. Nach Hausner's Rede wurde die Sprachendebatte for mell geschlossen. Dieser Beschluß wurde mit 171 gegen 169 Stimmen gefaßt. Wien. Gerüchtweise verlautet, der Mörder von Blöch heiße Karl Schuster und sei Sattlergeselle aus Chemnitz in Sachsen; doch konnte dies bisher nicht konstatirt werden. Der Mörder, von dem 3000 Photographien überallhin versendet wurden, verweigert noch immer jede Auskunft; er sagte heute: „Hängen könnt Jbr mich, aber meinen Namen werdet Ihr nie erfahren." Für die Familie Blöch und den Tagelöhner Melonn laufen zahlreiche Spenden ein. Die meisten Blätter sprechen sich gegen die Einführung von Ausnahme maßregeln aus. — Aus Frankfurt langte ein Brief ein, worin ein Arbeiter angiebt, nach der Beschreibung den Mörder vlöch's zu kennen und sich anbietet, nach Wien zur Agnoscirung zu kommen. Die Statthalterei verfügte, daß alle Gasthäuser in Florisdorf um 11 Uhr Nachts geschloffen werden müssen. Ein muthmaßlicher Komplice des Mörder Blöch's, der Pappendeckelmacher Brüllmayer, wurde gestern auf dem Südbahnhofe verhaftet. Derselbe wurde, als der Mord geschah, am Thatort gesehen. Bei seiner polizeilichen Ver nehmung wegen der Mitwissenschast ;um die Ermordung des Polizei beamten Blöch stellte sich, wie verlautet, alsbald seine Schuldlosigkeit heraus. Dresden, 29. Januar Mittags. Der Zustand der am Ner venfieber schwer erkrankten Prinzessin Georg ist dem heutigem Bulletin zufolge ein sehr ernster. ^ London, 29. Januar, Mittags Während des Sturmes am Sonnabend scheiterte in der Nähe der Mündung deS Mersey da- eiserne Segelschiff „Juno", welches von Liverpool nach Calcutta unterwegs war. Bon der Mannschaft sind 25 Personen umgekommen. Vom sächfische« Landtage. Am Montag gelangte in derZweiten Kammer der Schreck- sche Antrag zur Verhandlung, welcher dahin geht: die Regierung um die Vorlegung eines Gesetzes zu ersuchen, auf Grund dessen solche Personen, welche mit Absicht oder durch ungeordneten Lebenswandel u. dergl. sich in die Lage versetzt haben, öffentliche Abgaben nicht be zahlen zu können, .einem Schank- und Tanzstätten-Verbvte unierworsen werden können. Der Antragsteller führt an, man köpne sich vielleicht wundern, daß der Antrag von den liberalen Parteien ausginge, da es sich doch hier um eine Beschränkung der persönlichen Freiheit handle. Aber die Ansichten jüber die Anwendung der bereits bestehenden ge setzlichen Bestimmungen gingen so auseinander, daß eine gesetzlii e Regelung unerläßlich sei. In dem dem Anträge beigefügten Gesetz entwürfe habe man besonders darauf hingestrebt, feste Grenzen zu ziehen, um zu verhüten, daß man zu weit gehende Maßregeln an wende und für Strafen ein festes Maß und Ziel zu fixiren. Ferner sollten sich die Maßregeln nur auf böswillige Steuerrestanten erstrecken. Abg. Bebel wendet sich in einstündiger Rede gegen den Antrag. Wenn nur die böswilligen Steuerrestanten durch denselben getroffen würden, würde er gern dem Anträge zustimmen. Dies sei jedoch in der Praxis nicht möglich. Insofern sei aber der Antrag zu begrüßen, als er anerkenne, daß alles, was bisher in der Sache geschehen, nicht das Richtige gewesen sei. Vielmehr werde durch ihn erst der Rechts boden für jene Maßregeln getroffen. Redner wendet sich sodann gegen die vor einiger Zeit an die Kammer eingelaufenen Eingaben der Stadträthe von Mittweida und Meerane, in denen mehrere bei Ge legenheit der von den Sozialdemokraten eingebrachten Interpellation über Schank- und Tanzstätten-Verbote gethane Aeußerungen des Abg. Bebel widerlegt wurden. Da wir seiner Zeit auf den Inhalt dieser Schreiben nicht näher eingegangen sind, so genügt es, hier zu konsta- tiren, daß der Abgeordnete Bebel seine damals ausgesprochenen Be hauptungen aufrecht zu erhalten suchte. Er habe 11 von den Pro- skribirten Personen persönlich vernommen und sich nach ihren Familien- verhältniffen erkundigt. Alle seien ordentliche, brave Menschen gewesen, die von Wenigem eine große Familie zu ernähren hätten und deshalb mit ihren Steuern in Rückstand geblieben wären, so z. B. ein braver Dachdecker, der -trotz redlichen Bemühens nicht mehr als 9 Mark wöchentlich verdienen konnte. Daß die Kommunalbehörden sich in einer schlimmen Lage befänden, gesteht Redner zu, in Glauchau z. B. hätte die Hälfte der Steuerzahler nur ein Einkommen unter 500 Mk. aufzuweisen, es würde aber ein bedeutender Ausfall im Budget entstehen, wenn inan diese von jeder Steuer befreien wollte. Als eine Ungerechtigkeit rügt er es, daß z B. in Mittweida für die Be suche der Volksschule nur 30 M., für die der Realschulen aber 182 M. pro Kopf aus städtischen Gelder» verwendet würden, dies hieße den Reichen noch einen Zuschuß aus öffentlichen Mitteln geben. Falls der Antrag Schreck von der Regierung acceptirt würde, werde er noch in dieser Session auf Grund dieser Thatsache eincnGesetzentwurf einbringen, welcher das Schulgeld aufhebtund dasselbe auf demSteuerwege erheben läßt. Das Ansehen Sachsens habe nicht dadurch gewonnen, daß man den Antrag in alle Welt hinausposaunt habe, denn es habe dadurch den Anschein gewonnen, als hätten wir eS in Sachsen mit einer ganz besonders lüderlichen Einwohnerschaft zu thun. Wenn es aber irgend wo eine mäßige und bescheidene Bevölkerung gebe, so wäre es die sächsische, und ihr gegenüber sei der Antrag nicht am Platze. Redner glaube sich ins Mittelalter zurückversetzt, wenn man die Eß- und Trinkordnung lese, die, wenn der Wirthshausbesuch nicht ganz zu untersagen sei, im Entwürfe vorgesehen wäre. Das Versammlungs recht sei durch dieses Gesetz illusorisch gemacht (Widerspruch). Ferner sei der Wirth gar nicht im Stande, alle Leute, gegen die jene Schank- stättcnverbote erlaffen seien, zu kennen, die Polizei müßte denn den Listen gleich ein Photographie-Album mit beifügen Sie sind es ja, schließt Redner, die stete Zufriedenheit erwecken wollen, durch dm Antrag aber wird Unzufriedenheit in die weitesten Kreise gesäet. Präsident vr. Haberkorn konstatirt, daß den Ausführungen Bebel'S die den öffentlichen Glauben verdienenden Schreiben des Stadtraths zu Mittweida und Meerane entgegenständen. Abg. Stark« hat sich über die Vorgänge in Meerane ebenfalls informirt und bestätigt, daß die Angaben des Stadtrathcs vollständig richtig seien. iHört!) Der von Bebel als Märtyrer angeführte brave Ziegeldecker habe allerdings eine große Familie, sei aber eins der arbeitsscheuesten Subjekte. Er selbst habe ihm wegen seiner Säumigkeit und Unverschämtheit die Arbeit entzogen. Derselbe habe statt zu arbeiten sich wesentlich mit sozialdemokratischen Ideen beschäftigt. So wären alle Beispiele be schaffen, die diese Herren — die Sozialdemokraten — mit Emphase in die Welt hinausschrieen. Um den Stand der Fortschrittspartei der Sozialdemokratie gegenüber zu klären, erklärt er, die sächsische Fortschrittspartei stehe auch heute noch zu denselben Grundsätzen wie die im Reiche, treu und fest halte sie zu ihren Idealen. Sie ver kenne nicht, daß der größte Theil ihrer Wünsche von der entgegen kommenden Regierung bereits erfüllt sei, deshalb habe sie auch keinen Grund zu einer prinzipiellen Opposition. Wenn sich seine Partei eine gewisse Reserve auflege, so geschehe dies nur, um dem Treiben der Sozialdemokratie mit Erfolg entgegentreten zu können. Hierin würden sie die Regierung stets unterstützen, möge man sie auch als Reaktionäre verschreien, in den Augen der verständigen Bürger würden sie doch gerechtfertigt dastehen. (BravoI) Abg. Käuffer erklärt, dab auch die konservative Partei den Antrag mit unterschrieben haben würde, falls man sie dazu aufgefordert hätte, denn es handle sich hier um die Hebung der Sittlichkeit im Volke. Er stellt den Antrag auf Schlußberathung. Abg. Schreck: Man habe ihm schon vor längerer Zeit mitgetheilt, daß heute das Feuer der sozialdemokratischen Mi- lrailleusen gegen ihn gerichtet sein würde. Bis jetzt befinde er sich aber ganz wohl, sei es nun, daß sein Panzer zu dick sei, oder daß Bebel heute mit schlechtem Pulver schieße. - Er bedauert, daß der Abg. Bebel es nicht einmal für nöthig gehalten habe, seinen Antrag zu lesen, von Vorschriften über Speisen und Trinken stände nichts darin. Es wäre gut, wenn sich die Herren Sozialdemokraten über legten, daß auch noch andere Leute als sie sich Besonnenheit vindi- cirten. Wenn man in 20 bis 80 Jahren fragen würde: Lebt denn der alte Bebel noch? (stürmische Heiterkeit) würde es heißen: Ja, er sitzt hinterm Ofen in der Hölle! (erneute Heiterkeit) Bis dahin würde sich Vieles geändert haben, und Bebel selbst würde da ganz anders sprechen als heute. Nachdem ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen, verweist die Kammer den Antrag zur Schluß berathung. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Befinden des Kaisers ist nunmehr ...»v --»v- -- wieder vollständig zufriedenstellend. Die Heiserkeit ist fast gänzlich kritisirt nun eine Anzahl Bestimmungen des Gesetzentwurfes. Man j geschwunden.