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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 14.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188311141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-11
- Tag 1883-11-14
-
Monat
1883-11
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 14.11.1883
- Autor
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Anzeiger und Ttadtbote. Nr. »8. Mittwoch, 14. November. Seite 2. M Rumänien. In der rumänischen Deputirtenkammer kam am Sonnabend die Reise deS Königs Karl nach Berlin und Wien zur Sprache; auch die Unterredungen des rumänischen Ministerpräsidenten Bratiano wurden mit in den Bereich der Debatte gezogen. Den Anlaß hierzu gab eine Interpellation des Deputaten Nolajan, welcher die von Bratiano erzielten Resultate kennen zu lernen wünschte. Bratiano führte in seiner Erwiderung aus, daß die Reise des Königs und die Conferenzen mit Bismarck und Kalnoky den hauptsächlichen Zweck gehabt hätten, zu beweisen, daß Rumänien keinerlei Agitationen im Orient Borschub leiste und seien Rumäniens erste Interessen unzweifelhaft mit der Erhaltung des europäischen Friedens aufs Engste verknüpft. Die Kammer ging hierauf einstimmig zur Tages ordnnng über. Serbien. Die Nachricht, daß Professor Giaja, der eigentliche Urheber der Revolle in Serbien, standrechtlich erschossen worden sei, hat sich als unwahr herausgestellt. Ebenso werden die Mittheilungen über die Gefangennahme deS Divisionärs und Gerichtspersonen in Alexinatz durch Insurgenten für unrichtig erklärt, da in Alexinatz überhaupt keine aufständische Bewegung stattgefunden habe. Die Truppen haben die Gebiete um Costobrediza und Banja von den Insurgenten ge säubert und gelte der Aufstand nunmehr als bewältigt. Nachrichten au- Chemnitz und Umgegend. —r. Die Lutherfeier in unserer St. Jacobikirche Am Freitag Abend gelangte in dem festlich decorirten Gotteshause das Oratorium „Luther in Worms" zur Aufführung, welches sehr gut besucht war. Am Sonnabend Vormittag 9 Uhr fand ein Schul- actuS von Schülerinnen der ersten Massen der I. und II. Bezirksschule statt. Unter vollem Glockengeläute zog die junge Schaar in die Kirche ein und nach Gesang eines Chorals hielt Herr Schuldirektor Rudolph die Festrede. In begeisterten Worten führte derselbe vor, wie aus dem armen Bergmannssohn der große Reformator hervorgegangen, welcher für das deutsche Volk, sowohl kulturgeschichtlich als kirchlich bahnbrechenden Einfluß geübt hat und legte mit herzlichen Worten den Kindern warm ans Herz, treu im Glauben an das Evangelium zu halten, eingedenk dessen, daß ihnen Luther auf ihrem ferneren Lebenswege als Vorbild voranleuchte. Die ausgezeichnete Rede hat nicht allein auf die Kinder, sondern auch auf die geladenen Gäste, unter denen sich auch Herr Schulrath Eichenberg befand, einen tiefen Eindruck gemacht. Eine schöne Motette, von Schülerinnen der I. Be zirksschule, unter Leitung des Herm Musikdirektor Winkler, vorge- tragen, erhöhte die Festfeier. Um 11 Uhr ebenfalls unter Glocken geläute zogen die Knaben der I. und II. Bezirksschule in die Kirche, und nachdem das schöne Lutherlied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" von den jungen kräftigen Kehlen gesungen, hielt Herr Direktor Gesell die Festrede. Auch dieser schilderte in geistreichen Worten, wie aus dem Augustiner-Mönch der Mann hervorgegangen, welcher für das deutsche Volk unsterblich geworden. Lehrer aus dem Collegium der I. und II. Bezirksschule erhöhten auch hier die Festfeier durch einen vortrefflichen Gesangsvortrag. Am Sonnabend Abend gelangte das erwähnte Oratorium zum zweiten Male zur Aufführung. Sonntag Vormittag hielt beim Hauptfestgottesdienst Herr Oberpfarrer »>-. Graue die Festpredigt, dessen geistvolle Rede einen gewaltigen Eindruck auf die große Zuhörerschaft machte. Der Jugend-Gottesdienst, welcher Nachmittags 3 Uhr stattfand, wo Herr Archidiaconus v. Soden predigte, war auch sehr gut besucht, woran sich die Schuljugend, Jung frauen und Jünglinge zahlreich betheiligt hatte. Abends 5 Uhr, wo Herr Ina vr. Karo die Predigt hielt, war die Kirche sehr gefüllt, und hiermit fand die Lutherfeier in der Jacobikirche ihren Abschluß. — ^K. Der Handwerkerverein hielt am Montag Abend im Vereinshaus als Nachfeier des Lutherfestes einen Familienabend ab, der überaus stark besucht war. An demselben sprach Herr Schul direktor Rudolph über: „Luther's Familienleben", welcher Vortrag allgemein sehr beifällig ausgenommen wurde. Er schilderte in kräftigen Zügen Episoden aus Luthers Familienleben, sowie dessen Charakter eigenschaften, und machte durch Einflechtung von Aussprüchen Luther's seinen Vortrag zu einem höchst interessanten. Der übrige Theil des Abends wurde durch Solo- und Knabenchorgesänge, sowie Pianoforte- Die Nihilisten. Historische Novelle nach JuleS Lavigne von S- With. (Fortsetzung.) Die Kämpfer entledigten sich ihrer Röcke, und auf das gegebene Zeichen legten sie loS. Die den Zeugen Wladimir's vorgelegten Degen wurden angenommen. Wladimir fühlte ein von der Kälte hervorgerufenes Frösteln, instinklmäßig stampfte er mit den Füßen aus die Erde und fiel seinem Gegner in den Stoß. Jener war nicht kalt, eine flammende Gluth erfüllte sein ganzes Wesen. Er schlug sich für seine Ehre, ohne Zweifel, aber mehr noch für die Ehre Stasia's. Wladimir war mittlerer Stärke in Bezug auf Degen, aber seine Geschicklichkeit konnte doch für eine wirkliche Aussicht auf Gewinn angesehen werden, im Vergleich zu der gänzlichen Unkenntniß Serge's im Fechten. Doch seine Art den Degen zu halten, und seine kräftigen Aus fälle veranlaßten seinen Partner, vorsichtig zu sein. Unglücklicherweise dachte Wladimir nur daran, seinem Feind nicht in den Degen zu laufen und soviel Vortheile wie möglich aus seiner Lage zu ziehen. Serge, im Gegentheil, nur von dem Wunsche beseelt, mit Ehren aus der Probe, die er bestand, hervorzugehen, gab sich einer ganzen Fluth von Gedanken hin. Er verthcidigte sich mechanisch; seine Aufmerksamkeit war ganz Physisch: sein Geist war abwesend. Dadurch kam es, daß, als Wladimir auslegte, Serge ungeschickt vorging und indem sein Gegner noch einmal vorging, bot er gleichsam von selbst seine Brust der Degenspitze Die Waffe drang ein und Wladimir würde ohne Zweifel Serge, noch gestern sein Freund, ge- tödtet haten, wenn der Ruf der Zeuqen ihn nicht verhindert hätte. Er zog den Degen zurück, dessen Spitze mit Blut gefärbt war und den blendend weißen Schnee färbte ein Purpurstrom. Der Stoß war weit entfernt, tödtlich zu sein. Er war nur bis zu den Rippen gedrungen. Serge verlor nicht einmal die Besinnung, das Blut floß reich lich und das war eine Wohlthat. Wladimir warf einen ziemlich gleichgültigen Blick auf sein Werk; im Grunde war er froh, sich nicht einen bösen Handel durch einen Mord gemacht zu haben, und auch Äen so zufrieden, Serge für immer los zu sein, er werde nun Herr sein, sich unbelästigt seinen Leidenschaften und Trieben über lasten können. Einer der Zeugen verband Serge augenblicklich und nachdem die Gegner sich gegrüßt, die Zeugen sich mit der Hand gewinkt, stieg man wieder in den Schlitten. Die Rückfahrt war stumm und rasch. Serge fühlte die Kälte LiS in das Innerste dringen; ein wenig Fieber stellte sich ein. Er legte sich bei seiner Heimkunft sogleich zu Bett und ließ Par- lowna rufen. Als Stasia Wladimir zurückkommen sah, war sie floh, ihn ohne Wunden zu sehen. Ueber Serge sagte sie nichts, konnte nichts sagen, fi« verschloß ihre Gedanken in tiefster Seele. pidcen aufs Reichste ausgefüllt und verlief die Feier in einfacher, würdiger Weise zu aller Zufriedenheit. —kk. Der kaufmännische Verein hält morgen Donnerstag wieder einen seiner beliebten Damenabende ab und zwar besteht er diesmal aus einem Concert des Stadtmusikchors unter Leitung seines Direktors Herrn Fritz Scheel; sicher wird auch diesmal der Besuch ein sehr lebhafter sein. Das Concert findet in dem großen Linden saale statt. — Kommenden Sonntag den 18. Nov feiert der Schiller verein seinen II. Gesellschafts-Abend im Saale zu Stadt Mann heim. Nach der Vorführung der Ouvertüre zur Oper „Faust" von Gounod und der Ouvertüre zum „Bettelstudent" wird ein fünf- aktiges Original-Schauspiel: „In der Heimath" aufgeführt werden. —gk. Der allgemeine Consumverein (eingetragene Ge nostenschaft) hat in dem am 30. v. M. beschlossenen Vereinsjahr für 857,045 M. 70 Pfg. Marken Verkauft gegen 826,599 M. im Vorjahre. Der Gesammtwaarenumsatz beträgt ^64,023 M. 6 Pfg. gegen 831,97 t M. 36 Pfg. im v. I Der Bruttogewinn beziffert sich auf 65,730 M. 1 Pfg., wovon 3113 M. 88 Pfg. und zwar 1000 M. für den Hypotheken-Tilgungsfond, 598 M. 32 Pfg. gleich 10"/„ von den Utensilien und I5l5 M. 56 Pfg. gleich 4«/« vom Waarenlager, abgehen; demnach verbleibt ein Reingewinn von 62,616 M. 13 Pfg., von welchem noch 1565 M. 40 Pfg. gleich 2'/<//<» Remuneration für den Verwaltungsrath und 72 M. 92 Pfg. bereits bezahlte Dividende an im Laufe des Jahres ausgeschiedene Mitglieder, im Ganzen also 1638 M. 32 Pfg. abzurechnen sind. Zu den verbleibenden 60,977 M. 81 Pfg. kommen noch 151 M. 50 Pfg. Eintrittsgeld und 2549 M. 63 Pfg. Vortrag vom v. I. Der Vorstand wird der am 20. d. M. stattfindenden Generalver sammlung mit Zustimmung des Verwaltungsrathes folgende Ver- theiluug des Reingewinne- von 63,678 M. 94 Pfg. Vorschlägen: 59,839 M. 85 Pfg. gleich 7»/„ oder 21 Pfg. pro Umsatzthaler Dividende auf 854,855 M. und 3,839 M. 9 Pfg. Vortrag auf's neue Geschäftsjahr. — Dramatischer Verein. Am Sonntag wurde im Saale von „Stadt Mannheim" zur Feier des 4t0. Geburtstages Luther's Klingemann's sechsaktigeTragödie „Martin Luther" aufgeführt und die Vorstellung mit einem schwungvollen, vom Herrn Direktor Kinzel gesprochenen Prologe eingeleitet. Sämmtlichc Be theiligten boten alle Kräfte auf, der Vorstellung ein des Tages würdiges Gepräge zu verleihen. Den Hauptglanzpunkt des Stückes bot der Reichstag zu WormS, welcher mit vieler Pracht in Scene gesetzt war und die beabsichtigte Wirkung erzielte. Die für das Stück neu angefertigten Kostüme waren brillant. Da in Rücksicht auf die Feier Tanzmusik für diesen Abend ausgeschlossen war, so spielte nach Schluß der Vorstellung die Theatcrcapelle noch einige treffliche Musik stücke, deren Klänge die Theilnehmer noch längere Zeit verweilen ließen. — In Altchemnitz wurde die Lutherfeier auf einfache, würdige Weise begangen. Am 10. November fand früh in der Schule Festactus statt und gleichzeitig ward das Fest eingeläutet. Auch am Sonntag Morgen erklang Festgeläute vom Thurme und rief die Leute zum Festgottesdienst, während welchem die neugewählten Kirchenvor standsmitglieder feierlich verpflichtet und eingewiesen wurden. Mittags wurde vom Thurme geblasen. Nachmittags zog die mit Lutherdenk münzen geschmückte Schuljugend von der Schule aus nach dem neuen Friedhofe, wo der Kirchenvorstand unter Ansprache des Herrn Archi diaconus Weicker und Gesang eine Lutherlinde pflanzte. Nach mittags fand Kindergottesdienst statt und Abends waren mehrere Gebäude illuminirt. — II. Altendorf. Eine einfache aber würdige Feier wurde am Sonntag den 11. dss. bei uns abgehalten, indem Abends */z5 Uhr sämmtlichc Vereine, sowie die Gemeindevertreter und Kirchenvorstands mitglieder mit den Lehrern und vielen Einwohnern des Orts einen Lampionszug durch das Dorf veranstalteten und als Ziel den neuen Kirchbauplatz wählten. Hier angekommen, wurde um die neugepflanzte Luthereiche Aufstellung genommen und während vom Gesangvecein „Liedertafel" das Lied „Das ist der Tag des Herrn" gesungen wurde, bestieg Herr DiaconuS Weicker die eigens dazu errichtete Kanzel, um beim Scheine der Laternen in kräftigen zu Herzen gehenden Worten der Luthereiche ihre Weihe zu geben, mit dem Wunsche, es XII. Gräfin Stasia befriedigt eine Laune. Unterdessen ergab sich Wladimir, seinem Vorsatze getreu, mehr denn je seinem angebahnten Leben hin. Er sah Stasia nur selten und die Aussicht auf seine bevorstehende Vaterschaft, weit entfernt ihn zu Hause zu halten, schien ihn fast noch mehr zu vertreiben; jede- moralische Gefühl war gänzlich in ihm erstickt. Er fühlte sich wie im Wahnsinn fortgerissen und jagte wie rasend dem Vergnügen nach. Nicht allein im Theater gab er sich zur Schau, sondern auch öffentlich. Eines Tages trieb er den Skandal so weit, mit seiner Maitreffe in einem der Wagen Stasia's auszufahren. Die Gesell schaft des Newski Prospekts war sichtlich darüber indignirt. Das Gerücht davon drang bis an den Hof. Der Friseur Graeff, dieser überspannte Franzose, dessen Einfluß, sicherlich bedeutender als der mancher Bojaren war. erzählte eines Abends während des Frisirens der Kaiserin den Vorfall. Die erhabene und edle Lebensgefährtin des Kaisers war von all dem Gerede unangenehm berührt; sie liebte Stasia und hatte sie oft in ihrer Nähe gehabt, so lange die Gräfin noch ein junges Mädchen war. Seit ihrer Heirath, die sie nicht gebilligt, hatte sie dieselbe nicht wieder gesehen, Aber nun, da sie unglücklich war, die öffentliche Stimme ihren Mann anklagte, hielt sich die Kaiserin für verpflichtet, einzuschreiten. Graf Schuwaloff ließ den strafwürdigen Wladimir kommen und gab ihm ganz »höflich Ermahnungen. Er kam aber schlecht an. „Ich begreife", sagte Wladimir, „daß ihre Majestät sich als die Mutter ihrer Unterthanen betrachtet und kann nur mit Ehrfurcht und Dankbarkeit die Rüge, die sie mir zukommcn läßt, hinnehmen. Aber, Herr Graf, Alles beruht auf einem Jrrthum. Ich lebe mit meiner Frau in den besten Beziehungen und, um noch mehr zu sagen, ich hoffe bald mich eines Erben zu erfreuen." Graf Schuwaloff wußte nichts weiter zu sagen und stattete höheren Ortes Bericht über seine Sendung ab. Die Kaiserin war überrascht. Sie schickte sogleich eine ihrer Karossen, um Stasia abzuholen. Die kleine Gräfin hatte kaum das kaiserliche Gemach betreten, so kam die Herrscherin ihr huldvoll entgegen und umarmte sie wie eine Tochter; dann forderte sie dieselbe auf, sich zu setzen. „Nun, meine Liebe, was muß ich hören? Man sagt, daß Ihr Gatte nicht freundlich mit Ihnen ist; daß er sie vernachlässigt, ob schon er Ihnen Alles verdankt?" Stasia erklärte, daß Wladimir der beste Ehemann sei; sie thcilte mit, was sie bald zu hoffen habe und die Kaiserin versprach, ihre Pathin sein zu wollen Keine Gunst wird lebhafter gewünscht. Aus Stolz erlaubte sich die Keine Gräfin zu lügen; somit blieben die höheren Ortes eingeleiteten Schritte ohne Wirkung; man hätte es beinahe erwarten können, denn die Güte und Milde übcrwogen bei Stasia die Ueberlegung. Ach! handelt es sich denn auch wohl darum? möge, sobald der Baum anfängt zu grünen, auch der Bau eines Gotteshauses beginnen. Hierauf wurde vom Männergesangverein noch ein Lied und gemeinschaftlich „Ein' feste Burg ist unser Gott" ge sungen. Abends sammelte sich Jung und Alt im festlich dekorirten Saal „zum Deutschen Hof", um einer von Herrn Oberlehrer Körner veranstalteten Abendunterhaltung beizuwohnen. Dieselbe wurde durch Musik und Gesang eröffnet und nun legten die Schulkinder durch den Tag angemessene Deklamationen und Gesänge Zeugniß ab von der vielen Mühe und Aufopferung, welche sich Herr Oberlehrer Körner gegeben hat, um den Abend zu einem erfreulichen und genußreichenzu machen. Ihm am meisten gebührt Dank, sowie dem Männer gesangverein, überhaupt allen Mitwirkenden, daß wir durch diesen schönen Abend zugleich einen Fond von ziemlich 90 Mark zur An schaffung von Glocken erzielt haben. Und so glauben wir, auch den 400. Geburtstag des großen Reformators würdig gefeiert zu haben. — Auch in Gab lenz war die Betheiligung an der Luther feier eine allgemeine. Am Sonnabend Vormittag wurde vor der Centralschule unter entsprechenden Feierlichkeiten eine Lutherlinde gepflanzt und Abends wurde im Saale zur „Krone" ein größerer Schulactus abgehalten. Am Sonntag Morgen durchzogen die Knaben der oberen Schulklassen, das Lutherlied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" singend, die Straßen, und Abends fand eine allgemeine Illu mination statt. Um 8 Uhr begannen im „Gasthaus zu Neugablenz" und in der Krone die Lutherfeiern, die sehr gut besucht waren und in gehobener Stimmung verliefen. — Ein erschütternder Unglücksfall hat sich am Sonn abend in unserem Nachbarorte Niederwiesa ereignet Das 4"/« Jahre alte Töchterchen des Bahnwärters Heinig befand sich mit seiner Mutter in einer Scheune des Erbgerichtes. Plötzlich sah die selbe, wie das Kind in das Getriebe der Dreschmaschine gerathen war. Ein Theil des linken Beines war dem armen Wesen abge trennt, die Wegnahme des anderen TheilS stellte sich als eine bittere Nothwendigkeit heraus. Das Kind überstand die Operation auch glücklich, fragte die Eltern, ob der liebe Gott wohl wieder ein neues Füßchen wachsen lasse, und spielte noch am Sonntag früh mit seiner Puppe. Nachmittag 2 Uhr aber ist eS sanft, jedenfalls an Entkräf tung infolge deS Blutverlustes, eingeschlafen. Die Eltern, welche ein so trauriges Lutherfest haben sollten, werden allgemein beklagt. Sächsisches. — Die diamantene Hochzeit begeht heute in Zschopau mit seiner Gattin der Webermeister F. V. Ul brich. Das Jubelpaar ist verhältnißmäßig noch sehr rüstig. —6. Einen unerwarteten Tod fand am Sonnabend der Korbmacher Christian Lahr aus Schlunzig bei Glauchau. Der selbe unternahm einen Spaziergang nach dem Thurm und wurde daselbst vom Gehirnschlag getroffen. — Von öfteren Brandschäden wird das Dorf Wege- farth hei Freiberg heimgesucht. Nachdem es im Laufe dieses Jahres bereits vier mal daselbst gebrannt, wurden die Bewohner am Sonn abend Abend gegen '^9 Uhr abermals durch Feuerlärm zusammen gerufen. In der Scheune des Beigutes vom Gutsbesitzer Hubricht war Feuer ausgebrochen, welches mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß binnen Kurzem nicht nur der ganze Gebäudecomplex des Beigutes, sondern auch das benachbarte Wohnhaus des Wirthschafts- besitzers Schmidt in Hellen Flammen stand. Von hier aus wurde durch Flugfeuer auch noch das ca. 100 Schritt entfernt stehende Gut des Gutsbesitzers Wüstner entzündet und brannte dieses gleich wie die anderen beiden Brandobjekte vollständig nieder. Wenn nicht die neuerbaute, massive Scheune des Gutsbesitzers Schmidt dem Feuer Einhalt gethan hätte, so wäre leicht der ganze untere Theil des Dorfes ein Raub der Flammen geworden, da der Wind eine nach dem Dorfe zu streichende Richtung hatte. Außer Schmidt, welcher fast Alles gerettet hat, hatten die Calamitosen wenigstens theilweise versichert und ist dadurch der Schaden in etwas verringert worden. Da Brandstiftung vorlicgt, so war Gendarmerie am Platze, doch ist bis jetzt der Brandstifter noch nicht ermittelt. Zu bemerken ist noch, Wladimir war heiter, sorglos, glücklich, Alles schien dazu bei zutragen, ihm die Freude und gute Gesundheit zu erhalten; noch nie hatte er so brillant, so strahlend ausgesehenI Aber der Andere, der edle Serge, der Verwundete, was wurde aus ihm? In dem Verhältniß, wie Stasia für Serge lebhafter und mit mehr Besorgniß fühlte, um so weniger erkundigte sie sich nach ihm. Parlowna war eS, die ihr über ihn berichtete. Jin Ganzen ging es gut; es war keine Verschlimmerung zu befürchten; nach einem leichten Fieber hatte sich die Wunde an der Seite geschloffen. Serge erfreute sich eines ruhigen Schlafes, ein Vorbote baldiger Heilung. Ein Wunsch, den sie nicht auszusprechen wagte, quälte Stasia; sie hätte mögen den Kranken besuchen und je mehr sie sich bewußt war, daß dies ein krankhafter Wunsch sei, daß ihr Besuch ein un überlegter Streich wäre, je mehr drängte es sie dazu, um so heftiger verlangte sie danach. Sie vertraute sich Parlowna an; diese lachte. „Nein, meine Süße, nein, das wäre ein Wahnsinn, wir wollen nicht mehr daran denken. Vergessen Sie nicht, wie aufgebracht Sie an jenem Abend in dem Alexander-Theater waren . . ." „Welchen Vergleich bist Du im Begriffe zu machen? In wie fern gleicht die Schuld Wladimir's meinem Vorhaben?" „Ganz richtig. Aber wissen Sie auch, daß die Welt nicht viel braucht?" „Wohin zielst Du?,, „Dahin: Nehmen Sie an, Wladimir überraschte Sie, im Begriff die Treppe, die, nebenbei gesagt, sehr hoch ist, die zu dem Zimmer von Serge führt, hinaufzustcigen?" „Das ist lächerlich, das will Alles nicht- bedeuten." „Doch, das bedeutet sehr viel." „Wie sieht es bei ihm aus?" „Bei Serge?" „Nun ja, bei Serge, mache mich nicht ungeduldig." „Mein Gott, nicht sehr luxuriös. Nun Wohl, wollen Sie, meine Süße, meine Ansicht hören. Sie haben großes Verlangen zu gehen,, um selbst nachzusehen, ob Serge sich besser befindet, also werden Sie gehen." „Du bist also einverstanden?" „Nein, gar nicht. Aber ich weiß, daß wenn ich Sie nicht dahin führe, Sie allein gehen werden. So ist eS besser, ich komme Ihnen entgegen. Wir werden Serge besuchen, wenn es Ihnen gefällig ist." „Ganz gewiß nicht! Er würde sich Ihrem Vorhaben entgegen- stcllen. Er weiß zu Wohl, welchen Gefahren man sich aussetzt, wenn man der Schicklichkeit Trotz bietet." „Wirklich, Parlowna, man muß gestehen, daß die Welt schlecht eingerichtet ist. Es findet sich ein Mann, der mich sogar gegen meinen Gemahl vertheidigt, er ist schwer verwundet, leidend, ich empfinde Freundschaft für ihn, bin beunruhigt. DaS ist Alles recht gut; aber ich verlange ihn zu sehen, und das ist ein Verbrechen." „Wann gehen wir zu ihm?" (Fortsetzung folgt.)
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